Fabelverzeichnis

zurück
 

Wer sich nicht raten läßt, dem . .
Das Schoßhündchen und der Esel
Eine Fabel
Wer zu hoch steigt, fällt tief
Zweite Fabel
Dritte Fabel
Vierte Fabel
Fünfte Fabel
Sechste Fabel
Eine andere Fabel
Der getäuschte Wolf
Der Gold- und der Roßkäfer
Die zwei Kornähren
Die Schwalbe und die Schwäne
Der treulose Wolf
So geht es auch unter den Menschen
Die Spinne und das Podagra
Der Pfau und die Nachtigall


Wer sich nicht raten läßt, dem ist nicht zu helfen

Die Schwalbe, welche sich gleich andern Vögeln in den Wäldern, und auf dem Felde
aufgehalten hatte, nahm wahr, daß man einen großen Acker mit Hanfsamen besäte,
und riet sogleich den übrigen Vögeln, alles aufzubieten, diesen ihnen schädlichen Samen
wegzubringen: es könnte ja, sagte sie, leicht ein jeder Vogel ein oder zwei Körnchen mit
dem Schnabel wegtragen.
Die Vögel lachten die Schwalbe als einen einfältigen Vogel aus; einige hielten sie sogar
für eine unnütze Schwätzerin, die den ganzen Tag mit Plaudern zubringe, und sogleich
nicht wenig Lügen einmischt. Die gute Schwalbe mußte die Beleidigung ertragen; sie sah
ein, daß es unter den Vögeln viele gäbe, die über einen guten Rat sich lustig machten,
und diesen mit Undank belohnen; sie beschloß daher, um dem ferneren Übel
vorzubeugen, die Gesellschaft der Vögel ganz zu meiden, und ihr Nest nicht mehr in
Hecken und Gesträuche, sondern bei den Häusern zu machen. Mittlerweile ist der Hanf
fast Mannshoch aufgewachsen, und zur völligen Reife gekommen, so zwar, daß er nach
vielen Zubereitungen zuletzt zu Fäden wurde, aus denen man ein großes Garn strickte,
mit dem viele tausend Vögel gefangen wurden. In dieser traurigen Lage nahmen die
übriggebliebenen Vögel ihre Zuflucht zu der Schwalbe, und fragten sie, was sie zu tun
hätten, um fernerer Gefahr und Nachstellung vorzubeugen. Jetzt ist es zu spät,
antwortete sie ihnen, warum habt ihr meinen Rat nicht eher befolgt, und den Hanfsamen
aus dem Wege geräumt!


Das Schoßhündchen und der Esel

Ein Esel hatte seit langer Zeit bemerkt, daß sein Herr einem Schoßhündchen sehr
schmeichle; und daß dieses die Freiheit habe, seine Pfötchen auf seinen Herrn zu legen,
überhaupt auf ihn zu springen, und allerlen lustige- Gebärden zu machen. In der Meinung
nun, daß dem Herrn die Lustigkeit des Esels auch nicht mißfallen würde, war der letztere
tölpisch genug mit seinen Vorderfüßen auf seinen Herrn zu springen, und sie sogar auf
die Achsel zu legen; allein zu seinem größten Nachteile; denn eine Tracht Schläge war
die Belohnung der tölpelhaften Lustigkeit.

Wenn ein Dummkopf oder ein Unwissender durch Wahl und Stimmen unvorsichtig genug
zu einer Würde erhoben wird; so wird er gewiß alles aufbieten, es anderen nach zu tun.
Er kleidet sich, wie die übrigen seines Ranges, tut es diesen oft auch zuvor; geht anders,
spricht anders, aber leider, nie wie ein vernünftiger Mensch, sondern wie ein dummer
Sonderling. Indessen nimmt man leicht wahr, weß Geistes Kind er sei, wenn er nur den
Mund öffnet, so ist man gleich überzeugt, daß der Palmtag sein vornehmstes Fest sei.
Freilich verliert er die Achtung bei seinen Untergebenen, und muß sie verlieren; allein
erfordert sie dessen ungeachtet doch mit Ungestüm, und wird ausgelacht; mancher
Schalk hintergeht ihn. — Er wird das Märchen der Stadt, und selbst der Pöbel macht sich
über ihn lustig.


Eine Fabel

Der Löwe, als König der Tiere, entschloß sich der immerwährenden Zwietracht und des
beständigen Mißverständnisses wegen, den Vögeln förmlich den Krieg anzukündigen. Der
Bär, als Kriegs-Rat, fragte seine Majestät den Löwen, was er dem Hasen und Esel für
eine Charge geben wollte? Ich will den Hasen, antwortete der König der Tiere zum
Feldkurier und den Esel, seiner Stimme wegen zum Trompeter machen. Er hätte beiden
eine ungleich höhere Stelle anweisen können. — — —


Wer zu hoch steigt, fällt tief

Ein junger Fuchs hatte öfter wahrgenommen, daß die Vögel in der Luft hin und her
fliegen, sagte daher zum alten Fuchs: Vater! ich will auch fliegen. Du junger Tor,
antwortete der Alte: was fällt dir ein? Ich will fliegen, wiederholte der junge Narr;
um die Flügel kümmere dich nicht, Vater! Er macht sich jetzt Flügel von Hennenfedern,
steigt auf einen hohen Turm, und springt zum Fenster hinaus, aber zu seinem größten
Unglücke; er stürzt tot zu Boden. — Als ihn sein Vater im Blute liegen sah, rief er ihm zu:
Nun Bürschchen, wie behagt dir das Fliegen?

Wie viele junge Leute machen hohe Gedankenflüge, und denken nicht, wie tief sie oft
sinken müssen.

Zweite Fabel

Ein Hund trug ein Stück Fleisch, und sah, indem er über einen Steg lief, den Schatten
seines Fleisches. In der Meinung, er sehe ein anderes Stück, hascht er nach demselben,
und verliert das, was er im Maule hat.


Dritte Fabel

Die Vögel hielten einen Reichstag, bei der alle gefiederten Bewohner der Luft erscheinen
mußten. Die Krähe, welche mit ihren schwarz-grauen Federn nicht zufrieden war, und
geschmückter erscheinen wollte, raffte allerlei Federn von Pfauen, Distelfinken, Zeisigen
und Hahnen zusammen, um sich recht aufzustutzen, allein kaum erschien sie in diesem
erborgten Schmucke, als ihr die übrigen Vögel die fremden Federn ausrupften und sie
nackend der Schande und dem Spotte preis gaben.

Wie viele glänzen mit solchen fremden Federn. Sogar gähnende Projektanten gibt es, die
Schriftsteller affektieren, und von andern sich ihre Sudeleien verbessern lassen, die sie
obendrein noch täuschen und betrügen.


Vierte Fabel

Ein Paar Frösche lebten lange Zeit in friedlicher Eintracht in einer Pfütze, waren aber
zuletzt gezwungen ihren Wohnort zu verlassen, weil ein heißer Sommer die Pfütze ganz
austrocknete. Bei ihrer Wanderung, die ihnen jetzt das Schicksal gebot, stießen sie auf
einen schönen Brunnen. Das Weibchen, natürlicher Weise vorwitziger als das Männchen,
sieht in den Brunnen hinab, und ruft dem Letzteren zu: Was wollen wir uns bemühen
weiter zu gehen; steigen wir hinab! Ich zweifle nicht, daß es uns hier wohl gehen wird.
Das glaubst du, erwiderte das Männchen; allein wie sehr täuschest du dich. Unten sind
wir bald, aber wie kommen wir wieder herauf, wenn einst das Wasser versiegt.— Er sagts
und das Weibchen folgt dem vernünftigeren Männchen, und zieht mit diesem weiter.


Fünfte Fabel

Die Luft nahm es sehr übel, daß sie dem Vater Zeus einen Brautführer abgegeben müsse,
und warf dem Erdboden vor, daß er ein schlechter und verwerflicher Kerl sei, weil ihn
Menschen und Vieh mit Füßen treten, und weil er keine andere Speise als Kot und Unrat
erhalte. Ich bin, erwiderte die Erde, mit meinem niedrigen Stande zufrieden, und
versehe Menschen und Vieh mit der nötigen Nahrung. Du bist freilich eines höhern
Standes, allein tausend Ungemächlichkeiten unterworfen.

Der König Alfonso von Arragonien pflegte zu sagen, daß die Esel viel glücklicher als die
Könige wären; denn diesen werde die Last zuweilen abgenommen, den Königen aber nie.


Sechste Fabel

Der Sturm hatte eine Eiche so übel zugerichtet, daß ihr Äste brachen, und sie fast ganz
entblättert da stand. Darüber ergrimmt, schalt sie den Sturm aus, nannte ihn einen
Straßenräuber und ungerechtes Wesen, weil er einer nahe stehenden Haselstaude
schonte. Du erbärmliche Baumgestalt erwiderte jetzt der Sturm, wozu dienst du?
Höchstens zu einem Steckenpferd für Knaben, oder zu einer Gerte für den Eseltreiber.
Die Haselstaude trägt wohlschmeckende Nüsse, und bleibt von mir unversehrt, weil sie
sich meiner Macht nicht widersetzt.


Eine andere Fabel

Einst stritt ein Löwe und ein Esel um den Vorzug, und man kam überein, daß eines von
diesen zwei Tieren von einer Mühle, das andere von einem Berge Wettlaufen sollte;
welches nun von beiden am geschwindesten laufen würde, sollte über das andere
herrschen. Der Wettlauf begann, und der Löwe ließ den Esel weit hinter sich. Als er aber
den Berg hinunter kam, sah er einen andern Esel, den er für seinen echten Gegner hielt;
verlangte daher von diesem, daß der Wettlauf erneuert werde. Nun sah der Löwe über
dem Berge noch ein Mal einen Esel weiden, glaubte überwunden zu sein, und erkannte
das Langohr auch wirklich als seinen Beherrscher.


Der getäuschte Wolf

Ein Wolf konnte auf einer dürren Heide keine Nahrung finden, näherte sich daher den hin
und her zerstreuten ländlichen Hütten. In einer derselben hörte er ein Kind weinen, und
schlich sich hinein, weil er von einem alten Weibe folgende Worte vernahm: Schweig,
Fränzchen, oder du wirst von dem Wolfe gefressen. Herrlich, dachte sich der Wolf, da
wird's besser, als auf der Heide gehen, wo die Hirten zu wachsam sind, und die groben
Schäferhunde, welche die Vorratskammern bewachen, mich nichts wegstibitzen lassen.
Der Wolf harrte versteckt bis auf den Abend in der Hütte mit der größten Geduld; konnte
aber nichts erharren. Die alte Wärterin hatte das Kind aus der Wiege genommen, und
diesem, mit folgenden Worten geschmeichelt: Jetzt hast du von dem bösen Wolfe nichts
mehr zu befürchten, weil du Lämmchen so fromm bist. Wenn er mir erscheint, der böse
Gast; so schlage ich ihm die Lenden lahm. Hole dich der Satan, du alte Hexe, rief jetzt
der erschrockene Wolf. Ich will mit zweizüngigen Leuten nichts zu tun haben. — Er sagte
es, und schlich sich aus der Hütte.


Der Gold- und der Roßkäfer

Ein Gold- und Roßkäfer begegneten sich einander. Willkommen, lieber Bruder, rief jetzt
der Letztere dem Ersteren zu. Bruder? antwortete der Goldkäfer — Wie kann ich das sein,
da wir uns nicht gleichen. Du mußt wissen, fuhr der Roßkäfer fort, daß mein Weib
gestorben ist, und daß ich deswegen ein Trauerkleid anzog. Hat die Trauer ein Ende, so
erscheine ich, wie du wieder in Goldstoff. Der Roßkäfer lud jetzt den vergoldeten Bruder
zum Mittagmahle ein, welches der Letztere, der Höflichkeit wegen, nicht ausschlagen
konnte. Der Gast erschien, und merkte bald, daß man ihm nichts als Unrat auftische,
sagte daher zu dem Roßkäfer: Nun sehe ich wohl, daß du nicht mein lieber Bruder bist,
und kroch, so schnell er konnte weg, um sich an seinen Blumen schadlos zu halten.


Die zwei Kornähren

Eine Kornähre spottete der andern, daß sie so den Kopf hängen lasse, wie ein altes Weib
aus dem Krankenhause. Es scheint, sagt die Gegnerin, daß du keines redlichen Gemütes
bist, weil du immer zur Erde blickst. Betrachte mich, ich sehe so munter in die Höhe.
Ein Sperling, der gegenwärtig war, wollte die Sache erläutern, flog daher auf die
niedergebeugte Ähre, pickt ein Körnchen heraus, und zeigt mit Gebärden, als wollte er
diese Ähre loben, dann setzt er sich auf die, welche sich mit ihrer Munterkeit brüstete,
schaukelte sie hin und wieder; findet sie aber leer, und läßt seinen Unrat auf sie fallen,
indem er spricht: Dies gehört dem stinkenden Stolze.


Die Schwalbe und die Schwäne

Die Schwalben warfen einst den Schwänen vor, daß sie, entfernt von Menschen im
Wasser und an stillen Orten sich aufhielten, indes sie, (die Schwalben) sich unter den
Leuten in den Städten, Schlössern, Flecken und Dörfern befänden, dort Nester bauten,
und Menschen mit ihrem lieblichen Gesang erfreuten. O ihr armseligen Vögel, wie eitel
und nichtswürdig seid ihr, daß ihr auf eueren Gesang pocht. Wir singen nur selten, aber
desto lieblicher. Euer Geschwätz ist allen Menschen lästig.


Der treulose Wolf

Ein Schafhirt ertappte einst einen Wolf im Stalle, und wollte ihn auf der Stelle töten;
allein der Erstere bat und beschwor den Hirten, er möchte ihm doch das Leben schenken,
er verspräche, daß er gar nicht mehr stehlen wolle. Meine Wölfin liegt zu Hause krank
und verlassen, ruft er! – Sollte mich ja der Hunger plagen, so will ich zum Mittagmahle
nur so viel verzehren, was sieben Heller ausmacht. Auf dieses Versprechen läßt ihn der
Hirt los. Allein nicht lange blieb er seinen Worten getreu; denn kaum sah er einen
Widder, so fraß er ihn, und meinte er wäre nicht mehr als drei Heller wert. Das nämliche
Los traf den folgenden Tag eine Kuh mit ihrem Kalbe; der Kuh gab er einen Wert von vier
und dem Kalbe einen von drei Heller.


So geht es auch unter den Menschen

Eine trächtige Hündin, die keinen Ort hatte, wo sie sich ihrer Bürde entladen konnte,
kam zu einem Haushunde, der einen großen Stall hatte, und bat ihn inständig, er möchte
ihr doch in seiner Hütte ein Plätzchen gönnen, um ihre Jungen ruhig ausschütten zu
können. Der Haushund erfüllte nach vielen Bitten ihr Begehren, räumte ihr seinen Stall
ein, und suchte sich irgendwo anders im Hause unterbringen. Nach einer geraumen Zelt
trat der Hund in seine Hütte, und sagte der Hündin, daß er sich lange genug geduldet
hätte; sie sollte sich doch ein Mal wegpacken, sonst wollte er ihr die Zähne weisen. Doch
die Hündin spottete nur seiner, weil ihre Jungen schon ziemlich erwachsen waren, und
biß den alten Hausinhaber dergestalt in sein ledernes Camisol, daß er die Flucht nehmen,
und die Hütte der Hündin und ihren Jungen überlassen mußte.


Die Spinne und das Podagra

Die Spinne und das Podagra begegneten sich einst. Meine liebe Freundin, sagte das
Podagra zu ihr, wo gehst du hin? — Ich gehe, erwiderte die Spinne, mir eine Herberge
zu suchen. Ich auch, sprach das Podagra. Wo werden wir aber diese finden? —
Ich, äußerte sich die Spinne, gehe in den nächsten Palast eines großen Herrn; denn ich
kann gar eine zierliche Arbeit, mein Gewebe nämlich, welches zugleich den Fliegen eine
Schlinge ist, und so glaube ich gar freundschaftlich aufgenommen zu werden.
Ich, versetzte das Podagra, bin unglückseliger als du, da man sogar meinen Namen nicht
leiden mag. Bald heißt man mich den Krampf in den Füßen, bald das Hühneraugenweh,
bald die kalte Gicht, bald das Rotlauf; kein Mensch will das Podagra haben und daher will
ich zum nächsten, besten Bauern einkehren, vielleicht wird der die Einkehr mir doch nicht
versagen. Hierauf schied die Spinne vom Podagra.
Erstere macht sich in eines schönen Herrn Zimmer, das Podagra in eine arme Bauerhütte.
Als aber die Dame das Spinnengewebe in ihrem Zimmer erblickte, ließ sie sogleich
dasselbe durch ihr Stubenmädchen zerstören, so, daß die arme Spinne mit größter
Lebensgefahr davon kam. Wie aber ging es dem Podagra in der Bauernhütte? —
Der Bauer saß rauschig bei dem Tische, als er auf ein Mal schmerzendes Kitzeln in
seinem Fuße wahrnimmt. Au weh Urschel; sagt er zu seiner Frau, wie tut mir der Fuß so
wehe. Jetzt spricht das Weib: Mein Lenzel, es wird sicher das saubere Podagra sein; gehe
auf den Acker bewege dich, arbeite und laß mir diese fatale Krankheit nicht einwurzeln.
Holla, gedachte das Podagra, hier ist kein Ort für mich; ich will lieber mit der Spinne tauschen.
Der Tausch wird gemacht bei der nächsten zweiten Zusammenkunft, und die Spinne
begibt sich zum Bauern, das Podagra aber in den Palast. Alle beide waren recht
willkommen. Der Bauer ließ die Spinne ungestört in seinem Zimmer, das Podagra aber
machte seine Einkehr in den Füßen des Großen und lachte alle Ärzte aus.


Der Pfau und die Nachtigall

Ein Pfau machte sich über die Gestalt und das Aussehen einer Nachtigall, die vor seines
Herrn Fenster hing, lustig, indem er zu ihr sprach: Ich begreife ganz und gar nicht, wofür
mein Herr dich pflegt und nährt, da du doch ein so häßliches Ding bist. Stolz schlug er
nun mit seinem Schweife ein buntes Rad, um hierdurch seinen Worten noch mehr
Nachdruck zu geben.— Bescheiden schwieg die kleine Nachtigall. Doch der Lenz erschien,
mit ihm kehrte in ihr die Lust der Lieder zurück. Kaum fing es an zu dämmern, als ihre
Kehle jedes Ohr in Entzückung versetzte. Die Vorübergehenden konnten den Gesang der
kleinen Nachtigall nicht genug loben; denn wen entzückt nicht das Lied einer Nachtigall?
— Kränkend war dem stolzen Pfau dieser Beifall, er wollte auch im Gesange, wie in seiner
Kleidung die Nachtigall übertreffen und aus vollem Halse begann er sein durchdringendes
Geschrei. — Aber was war sein Lohn? — Er hörte Verwünschungen, Spott und Tadel der
Vorbeigehenden, und hielt es daher klüger, sich künftighin nicht mehr mit der
unansehnlichen Nachtigall zu messen.

Wer sieht nicht in dieser Fabel die geputzten und gezierten Dummköpfe, und die
bescheidnen, einfachen Gebildeten, die immer mehr sind, als sie scheinen, da bei den
Ersten immer der entgegengesetzte Fall statt findet.