Minnesänger

Das Mittelalter
 

Das Mittelalter bezeichnet eine Epoche in der europäischen Geschichte zwischen der Antike und der Neuzeit, die christliche,
antike und germanische (auch slawisch-keltische) Entwicklungen zusammenführt.

Grundzüge des Mittelalters sind die nach Ständen geordnete Gesellschaft, die gläubig christliche Geisteshaltung in Literatur,
Kunst und Wissenschaft, Latein oder Griechisch als gemeinsame Kultur- und Bildungssprache, die Idee der Einheit der christlichen
Kirche (die aber faktisch nach dem großen Schisma mit der Ostkirche nicht mehr bestand) und ein recht einheitliches Weltbild.


Der Begriff Mittelalter

Der Begriff Mittelalter, erstmals Ende des 16. Jahrhunderts benutzt, hatte schon von Beginn an eine negative Bedeutung.
Der Begriff selbst wurde von den Humanisten im 16. Jahrhundert geprägt, weil sie das Mittelalter als "dunkle" Epoche zwischen
der Antike und ihrer Zeit ansahen,
in der antike Traditionen wiedergeboren wurden (im Englischen spricht man für den Zeitraum nach
Ende der römischen Besatzung bis etwa zur Zeit König Alfreds von Wessex, also für die Zeit der Einwanderung der Angeln,

Sachsen und Jüten, aufgrund der mangelhaften schriftlichen Quellen von "The Dark Ages").

Noch heute bezeichnen wir eine Denkweise als "mittelalterlich", wenn wir sie als starr und veraltet kritisieren wollen.
Auch die umgangssprachliche Wendung "Rückkehr ins Mittelalter" ist negativ besetzt.
In der Romantik wurde das Mittelalter allerdings auch wieder positiver gesehen, teilweise auch systematisch verklärt.


Zeitliche Festlegung

Im Groben ordnet man das Mittelalter in die Zeit von 500 n.Chr. bis 1500 n.Chr. ein.
Wesentlich genauer sind jedoch folgende Merkmale: das Mittelalter erstreckt sich ungefähr vom Ende der Völkerwanderung
(375-568) bzw. vom Untergang des weströmischen Kaisertums 476 bis zum Zeitalter der Renaissance seit der Mitte des 15. Jhd.
Die Datierungen sind nicht immer einheitlich, es kommt oft darauf an, welche Aspekte der Entwicklung bevorzugt werden und von welchem
Land man ausgeht.

Stellt man zum Beispiel den Einfluss des Islam in den Vordergrund, kann man Mohammeds Hedschra (622) oder den Beginn der arabischen
Expansion ab 632 als Beginn sehen.

Ebenso gibt es unterschiedliche Datierungsmöglichkeiten für das Ende des Mittelalters, beispielsweise die Erfindung des Buchdrucks
(um 1450) oder auch die Reformation (1517).

Legt man den Fokus auf einzelne Länder, kann man auch zu verschiedenen Eckdaten kommen.
So endete die Antike am Rhein oder in Britannien sicher früher als etwa in Syrien. Und so war zum Beispiel um 1420 in Italien bereits
das Zeitalter der Renaissance angebrochen, während man zur gleichen Zeit in England mit gutem Grund noch vom Mittelalter spricht.


Mittelalter bezieht sich in erster Linie auf die Geschichte des christlichen Abendlandes vor der Reformation - der Begriff wird kaum im
Zusammenhang mit außereuropäischen Kulturen verwendet.


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Die Einteilung in Früh-, Hoch- und Spätmittelalter
Man kann das Mittelalter grob in 3 Phasen gliedern:


Frühmittelalter (375/500 bis Anfang 11. Jahrhundert)
Hochmittelalter (Anfang 11. bis ca. 1250)
Spätmittelalter (ca. 1250 bis ca. 1500)


Frühmittelalter

In das Frühmittelalter fällt unter anderem die Zeit der Völkerwanderung, wobei die Forschung mittlerweile dazu tendiert,
diese aus dem Mittelalter herauszunehmen und sie als Bindeglied zwischen Antike und Mittelalter zu sehen.
Weitere einschneidende Entwicklungen sind die weitgehende Christianisierung Europas, der Aufstieg des fränkischen Reiches,
der Einfall der Wikinger, der Beginn des heiligen römischen Reiches deutscher Nation und die Kämpfe zwischen Kaisertum und Papsttum.

Außerdem wirkt der Aufstieg des Islam und sein schnelles Ausgreifen bis nach Europa prägend.

Wirtschaftlich stellt das Frühmittelalter eine Zeit der Naturalwirtschaft dar, wobei besonders das System der Grundherrschaft
herauszustellen ist.
Wesentliche Kulturträger sind das Byzantinische Reich, die Klöster, insbesondere die des Benediktinerordens, sowie die Gelehrten
des arabisch-muslimischen Kulturkreises.


Hochmittelalter

Das Hochmittelalter ist die Blütezeit des Rittertums und des römisch-deutschen Kaiserreichs, des Lehnswesens und des Minnesangs.
Es ist auch die Epoche der Auseinandersetzung zwischen weltlicher und geistlicher Macht im Investiturstreit,
welcher die Einsetzung mehrerer Gegenpäpste zur Folge hatte.

Innerhalb der Scholastik wird Aristoteles zur wichtigsten nicht-christlichen Autorität.
Der Einfluss der Kirche zeigt sich vor allem an den Kreuzzügen gegen den Islam, denen auch Juden zum Opfer fallen.
Im Zuge der Kreuzzüge entwickelt sich ein Fernhandel mit der Levante, von dem insbesondere die italienischen Stadtstaaten profitieren.
Die Geldwirtschaft gewinnt gegenüber der Naturalwirtschaft immer stärker an Bedeutung.

Die wichtigsten Orden des Hochmittelalters sind neben den Zisterziensern die Bettelorden der Franziskaner und Dominikaner.

Im Hochmittelalter entsteht das Zunftwesen, das die sozialen und wirtschaftlichen Vorgänge in den Städten stark prägt.


Spätmittelalter

Das Spätmittelalter ist die Zeit des aufsteigenden Bürgertums der Städte und der Geldwirtschaft.
In dieser Zeit steigt die Hanse zur Handelsmacht auf. Seit etwa 1280 bis einige Jahrzehnte nach der "Großen Pest", (Schwarzer Tod)
um 1350 macht die europäische Geschichte einige krisenhafte Entwicklungen durch, die zu einem starken Bevölkerungsrückgang
(Wüstung, Pest) führten, aber auch zu starken Veränderungen der Gesellschaftstruktur, die allmählich zur Neuzeit überleiten


Als wesentlich für den Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit betrachtet man im allgemeinen die Zeit der Renaissance
(je nach Land spätes 14. Jahrhundert bis 16. Jahrhundert), die Entdeckung insbesondere der "Neuen Welt" durch Christoph Kolumbus 1492,
die Erfindung des Buchdrucks 1450 und die damit beschleunigte Verschriftlichung des Wissens, den Verlust des Einflusses
der institutionalisierten katholischen Kirche und den Beginn der Reformation.
Diese Ereignisse sind alle in etwa an der Schwelle vom 15. zum 16. Jahrhundert anzusiedeln.


Auch die Eroberung Konstantinopels durch die Türken (1453) wird als ein Ereignis genannt, das das Ende des Mittelalters markiert.
Dies ist nicht nur eine zeitlich passende Vereinfachung, sondern hat einige Berechtigung, weil mit dem Untergang von Byzanz
das letzte lebendige Überbleibsel der Antike unterging.

Des weiteren war der dadurch ausgelöste Strom byzantinischer Flüchtlinge und Gelehrter nach Italien hauptverantwortlich für den
Beginn der Renaissance.
Darüber hinaus wurden die Handelsrouten nach Asien durch die Ausbreitung des Osmanischen Reiches blockiert,
so dass westeuropäische Seefahrer neue Wege erkundeten. Dabei wurde unter anderem Amerika entdeckt - zumindest war es das erste Mal,
dass die Existenz Amerikas innerhalb weniger Jahre in ganz Europa bekannt wurde.

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Begriffe in der Literatur des Mittelalters

Dörperliche Dichtung

Nach mittelhochdeutsch "dörper" ("Dörfler, Tölpel"). Zweig der spätmittelalterlichen Lyrik.
Die Formkunst des Minnesangs wird auf grotesk-satirisch gesehene bäuerlichen Themen, vornehmlich Tanzszenen, übertragen.


Frauenlieder

Sie gehören zu den ältesten poetischen Zeugnissen, welche in die schriftliche Überlieferung der volkssprachlichen Dichtung
im Mittelalter eingegangen sind. Es sind Lieder, deren lyrisches Subjekt eine Frau ist.


Kreuzlied

Das ist eine Lyrik die mittelbar oder unmittelbar propagandistisch zum Kreuzzug aufruft. Meistens verbunden mit dem Minnelied,
da er an seine Geliebte denkt, die er sehr vermisst. Und es wird ihm bewusst, dass er zwischen der Minnepflicht und der
Kreuzzugspflicht in einen nicht unerheblichen Konflikt gerät.


Leich
[althochdeutsch leih "gespielte Weise"]


Der Leich ist eine Form mittelhochdeutscher Lyrik und geht zurück auf die lateinischen Sequenzen des Kirchengesanges.
Er gehört neben dem Minnesang und der Sangspruchdichtung zu den drei Haupttypen der Lieddichtung des Mittelalters und stellt die
Groß- und Prunkgattung der mittelhochdeutschen Lyrik dar.
Am häufigsten ist er aus der frühen höfischen Literatur zwischen 1150 bis um 1190 überliefert.
Vom Inhalt her unterscheidet man religiöse- Minne- und Tanz-Leich.


Bei den religiösen Leichs, handelt es sich um Loblieder an die Trinität, Christus oder Maria.
Meistens sind alle drei Themen miteinander verwoben.
Daneben existieren noch die Kreuz- oder Kreuzzugsleichs, die zur Teilnahme am Kreuzzug aufrufen, um Gott und später auch
der Minneherrin zu dienen.

Die weltlichen Leichs, die auch Minneleichs genannt werden, behandeln die Themen Minne, wobei die Frauen im allgemeinen
(Frauenpreis) oder eine einzelne Frau in meist besonders kunstvoller Darstellung gelobt wird und Minneklage, in der über die
Nicht-Erhörung durch die Frau geklagt wird.

Tagelied oder Wächterlied

Diese Gattung des europäischen mittelalterlichen Minnesangs schildert zumeist in Wechselrede das Scheiden der heimlich Liebenden
am Morgen, der in der typischen Form des Liedes durch den warnenden Wächter vom Turm verkündet wird.
Durch seine unverhohlene Darstellung der erfüllten Liebe nimmt das Tagelied eine Sonderstellung innnerhalb des klassischen Minnesangs ein.


Minnesang

Die mit der ritterlich-höfischen Kultur in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts sich entwickelnde Liebeslyrik, deren Höhepunkt in die Jahre von etwa 1180 bis 1220 fällt und deren Nachwirkungen bis ins 14. Jahrhundert zu spüren sind.

Ihre Träger, die Minnesänger, waren Angehörige des Fürstenstandes, des Adels und der Ministerialen, später auch bürgerliche Dichter.

Ihre wichtigsten Pflegestätten waren z.B. die Höfe kunstsinniger Fürsten wie der, der Babenberger in Wien, Hermanns von Thüringen auf der Wartburg, Dietrichs von Meißen, Heinrichs Vll. in Schwaben.


Die 4 Phasen der Minne

1. Phase: früher (donauländischer) Minnesang 1150-1170

Lieder weithin geprägt durch eine natürliche und ungekünstelte Auffassung von Liebe.
Formales Kennzeichen: die der epischen Dichtung angenäherte Langzeile.

Bekannte Vertreter:

Der Kürenberger (Der von Kürenberg)
Mitte des 12. Jahrhunderts.
Dietmar von Aist 1139-1171

2. Phase: frühhöfischer Minnesang 1170-1190

Übernahme provenzalischer Vorbilder in formaler und inhaltlicher Hinsicht: sittliche Erhöhung des Mannes durch den Minnedienst.
Zentralbegriffe: triuwe (Treue) und mâze (maßvolles Bescheiden).

Bekannte Vertreter:

Heinrich von Veldeke
*vor 1150 † zwischen 1190 und 1200
Friedrich von Hausen ca. 1150 – 1190
Walther von der Vogelweide ca. 1170 – 1230

3. Phase: hochhöfischer Minnesang (1190-1230)

Festgelegtes Ritual der hohen Minne: Der ritterliche Liebhaber stellt sich bedingungslos und ohne auf Erfüllung hoffen zu können in den Dienst der hoch über ihm stehenden, unerreichbaren, verheirateten und adligen Dame, die sich ihm versagen muss.
Ihre vollkommene äußere und innere Schönheit gibt Anlass, sie zu preisen und um sie zu werben, während ihre Unnahbarkeit und abweisende
Haltung Trauer und Klage des Werbenden hervorrufen.
Äußerer Lohn ist dem Sänger die Huld der frouwe, innerer die soziale und sittliche Erhöhung durch den Frauendienst und das aus ihr resultierende freudige Lebensgefühl des höfischen Menschen. Die Dame gibt dem Ritter, der fragt, worin sein Lohn bestehe, zur Antwort:
daz ir deste werder sît und dâbî hôchgemuot.

Bekannte Vertreter:

Hartmann von Aue
Albrecht von Johansdorf
Heinrich von Morungen
Reinmar der Alte (von Hagenau)

4. Phase: späthöfischer Minnesang (1210-1320)

Abkehr vom Ideal der hohen Minne bzw. epigonenhafte Variation ihrer Form- und Themenmuster.

Bekannte Vertreter:

Neidhart von Reuental ca. 1180 - 1240
Ulrich von Lichtenstein ca. 1200 1275
Der Tannhäuser
*um ca.1205 †um ca.1267
Heinrich von Meißen (Frauenlob) *
zwischen 1250 und 1260 †1318


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