Fabelverzeichnis
zurück


weiter
Alterslieder
 

Mädchenlieder
ab 1205

 

Under der linden
("Lindenlied". Frauenlied)

Als Gattung Frauenlied, Frauenmonolog, die Beschwörung einer glückhaften Liebesbegegnung im Freien. Das "Lindenlied"
wurde einer der am häufigsten rezipierten Texte Walthers.

 

1.
"Únder der linden
án der heide,
dâ únser zwéier bette was,
dâ múgent ir vinden
schône beide
gebrochen bluomen unde gras.
vor dem walde in einem tal,
tándáradéi,
schône sanc diu nahtegal.

2.
Ich kam gegangen
zuo der ouwe,
dô wás mîn friedel komen ê.
dâ wárt ich enpfangen,
- hêre frouwe! -
daz ich bin sælic iemer mê.
er kuste mich wol tûsent stunt,
tándáradéi,
seht wie rôt mir ist der munt.

3.
Dô hât er gemachet
alsô rîche
von bluomen eine bette stat.
des wirt noch gelachet
inneclîche,
kumt iémen an daz selbe pfat.
bî den rôsen er wol mac,
tándáradéi,
merken wâ mirz houbet lac.


4.
Daz ér bî mir læge,
wessez iemen,
(nû enwelle got!) sô schamt ich mich.
wes er mit mir pflæge,
niemer niemen
bevinde daz wan er und ich
und ein kleinez vogellîn,
tándáradéi,
daz mac wol getriuwe sîn."

 

1.
"Unter der Linde
auf der Heide,
wo unser beider Bett war,
da könnt Ihr finden
sorgfältig beides
niedergedrückt: Blumen und Gras.
Vor dem Wald in einem Tal,
tandaradei
sang schön die Nachtigall.

2.
Ich kam gegangen
zu der Aue,
dahin war mein Freund schon gekommen.
Dort wurde ich empfangen
- Heilige (Jung-)Frau! -
so daß ich immerzu glücklich bin
Er küßte mich wohl tausendmal,
tandaradei!
seht wie rot mein Mund ist.

3.
Dann hat er gemacht
so prächtig
aus Blumen ein Lager.
Darüber wird noch gelacht,
inniglich,
wenn jemand eben dieses Weges kommt.
An den Rosen kann er wohl,
tandaradei
erkennen wo mein Haupt lag.

4.
Daß er bei mir lag -
wüßte es jemand -
(das nun wollte Gott nicht!) dann schämte ich mich.
Was er mit mir machte -
niemals möge jemand
das erfahren, nur er und ich
und ein kleines Vöglein,
tandaradei,
das wird wohl verschwiegen sein."

 

                  Herzeliebez frouwelîn
              (Minnelied und Minnereflexion)
 

1.
Herzeliebez frouwelîn,
got gebe dir hiute und iemer guot!
kund ich baz gedenken dîn,
des het ich willeclîchen muot.
waz mac ich nû sagen mê,
wan daz dir nieman holder ist.
owê, dâ von ist mir vil wê!

2.
Si verkêrent mir daz ich
sô nidere wende mînen sanc.
daz si niht versinnent sich,
waz minne sî, des haben undanc!
die getraf diu liebe nie,
die nâch dem guote und nâch der schœne minnent.
wê wie minnent die!

3.
Ich vertrage als ich vertruoc
und iemer mêre wil vertragen.
dû bist schœne und hâst genuoc,
waz mugen si mir dâ von gesagen!
swaz si redent, - ich bin dir holt
und neme dîn glesîn vingerlîn
für einer küneginne golt.


4.
Bî der schœne ist dicke haz,
ze der schœne nieman sî ze gâch.
liebe tuot dem herzen baz,
diu schœne gât der liebe nâch.
liebe machet schœne wîp.
des enmac diu schœne niht getuon,
si machet niemer lieben lîp.

5.
Hâst dû triuwe und stætekeit,
sô bin ich des ân angest gar,
daz mir iemer herzeleit
von dînen schulden wider var.
hâst aber dû der zweier niht,
sône müezest dû mir niemer werden.
owê danne, ob daz geschiht!

 

1.
Herzliebe kleine Herrin,
Gott schenke Dir heute und allzeit Gutes!
Könnte ich noch inniger an dich denken,
dazu wäre ich gerne bereit.
Was kann ich nun mehr sagen,
als daß dir niemand mehr zugetan ist.
Ach, dadurch ist mir sehr weh ums Herz!

2.
Sie verübeln mir, daß ich
mein Lied so >nieder< adressiere.
Daß sie nicht begreifen,
was Minne ist dafür sollen sie verwünscht sein!
Die hat Liebesglück nie getroffen,
die mit Blick auf Besitz und Schönheit minnen.
Ach, wie minnen die!

3.
Ich ertrage es, wie ich es immer ertragen habe
und weiterhin ertragen will.
Du bist schön und hast genug,
was können sie mir darüber auch sagen!
Was sie auch reden – ich bin dir gut
und nehme dein gläsernes Ringlein
wie das Gold einer Königin.

4.
Bei der Schönheit ist oft Mißgunst,
nach der Schönheit sollte niemand zu sehr streben.
Liebe ist dem Herzen wohltuender,
die Schönheit ist der Liebe nachgeordnet.
Liebe macht die Frauen schön,
das kann die Schönheit nicht bewirken,
sie macht niemals liebenswert.

5.
Hast du Treue und Beständigkeit,
so bin ich darüber ohne Angst,
daß mir jemals Herzeleid
durch Dich willentlich zugefügt wird.
Hast Du aber beides nicht,
dann kannst Du niemals mein werden.
Ach, was dann, wenn das geschehe!

 

                             Nemt, frouwe, disen kranz
                    ("Kranz-Tanz-Lied")

                               Gilt als eines der schönsten, anmutigsten Lieder Walthers, ein Erzähllied.
                        Das Thema: Werbung während eines Tanzes.

                         

1.
"Nemt, frouwe, disen kranz",
alsô sprach ich zeiner wol getânen maget,
"sô zieret ir den tanz
mit den schœnen bluomen als irs ûfe traget.
het ich vil edele gesteine,
daz müest ûf iuwer houbet,
ob ir mirs geloubet.
seht mîne triuwe, daz ich ez meine.

2.
Ir sît sô wol getân,
daz ich iu mîn schapel gerne geben wil,
daz beste, daz ich hân.
wîzer unde rôter bluomen weiz ich vil,
die stênt sô verre in jener heide,
dâ si schône entspringent
und die kleinen vogele singent,
dâ suln wir si brechen beide."

3.
Si nam daz ich ir bôt,
einem kinde vil gelîch, daz êre hât.
ir wangen wurden rôt
sam diu rôse, dâ si bî den lilien stât.
des erschamten sich ir liehten ougen.
dô neic si mir vil schône.
daz wart mir ze lône.
wirt mirs iht mêr, daz trage ich tougen.


4.
Mir ist von ir geschehen,
daz ich disen sumer allen meiden muoz
vaste under diu ougen sehen:
lîhte wirt mir einiu, sô ist mir sorgen buoz.
waz, ob si gêt an disem tanze?
"frouwe, dur iuwer güete,
rucket ûf die hüete!"
owê, gesæhe ichs under kranze!

5.
Mich dûhte daz mir nie
lieber wurde, danne mir ze muote was.
die bluomen vielen ie
von dem boume bî uns nider an daz gras.
seht, dô muoste ich von fröiden lachen,
dô ich sô wünneclîche
was in troume rîche.
dô taget ez und muoz ich wachen!

 

1.
"Nehmt Herrin, diesen Kranz",
so sprach ich zu einem wohlgestalten Mädchen,
"dann schmückt Ihr den Tanz
mit den schönen Blumen, wie Ihr sie (dann auf dem Haupte) tragt.
Hätte ich viel edles Gestein,
das sollte auf Euer Haupt,
wenn Ihr mir's glauben wollt.
Seht meine Treue, daß ich es ehrlich meine.

2.
Ihr seid so wohlgeschaffen,
daß ich Euch meinen Blumenkranz gerne geben will,
den schönsten, den ich habe.
Weiße und rote Blumen weiß ich viele,
die stehen da fern auf jener Heide,
wo sie herrlich aufsprießen
und die kleinen Vögel singen,
dort wollen wir beide sie pflücken."

3.
Sie nahm was ich ihr anbot,
ganz wie ein junges Mädchen von höfischem Anstand.
Ihre Wangen wurden rot
gleich der Rose, wo sie bei den Lilien steht.
Darüber wurden ihre strahlenden Augen voll Scham.
Dabei verneigte sie sich vor mir sehr anmutig.
Das ward mir zum Lohn.
Wird mir etwas mehr zuteil werden, das halte ich geheim.

4.
Mir ist durch sie etwas widerfahren,
so daß ich diesen Sommer allen Mädchen
tief in die Augen sehen muß:
Vielleicht begegnet mir die eine, dann ist meinem Kummer abgeholfen.
Wie, wenn sie in diesem Tanze schreitet?
"Herrinnen, seid so gütig,
rückt die Hüte höher!"
Weh mir, sähe ich sie mit einem Kranz!


5.
Mir dünkte, daß ich noch nie
in meinem Herzen glücklicher war als damals.
Die Blüten fielen immerzu
von dem Baume zu uns nieder ins Gras.
Seht, da mußte ich vor Freude lachen,
als ich, so beglückt,
im Träume reich war.
Da tagt es - und ich muß erwachen!

 

In einem zwîvellîchen wân
("Halmorakel")

              Dieses Lied wurde – da es im Freien zu denken sei – gelegentlich zu den sog. Mädchenliedern Walthers gestellt.

 

1.
In einem zwîvellîchen wân
was ich gesezzen und gedâhte,
ich wolte von ir dienste gân,
wan daz ein trôst mich wider brâhte.
trôst mag ez niht geheizen, owê des!
ez ist vil kûme ein trœstelîn, sô kleine,
swenne ichz iuch gesage, ir spottet mîn.
doch fröwet sich lützel ieman, er enwizze wes.

2.
Mich hât ein halm gemachet frô,
er giht, ich süle gnâde finden.
ich maz daz selbe kleine strô,
als ich hie vor gesach bî den kinden.
hœret unde merket, ob siz denne tuo:
"si tuot, si entuot, si tuot, si entuot."
swie dicke ich alsô maz, sô was ie daz ende guot.
daz trœstet mich, dâ hœret ouch geloube zuo.

3.
Swie liep si mir von herzen sî,
sô mac ich doch wol erlîden,
daz ich ie sî den besten bî.
ich darf ir werben dâ niht nîden.
ich enmac, als ich erkenne, des gelouben niht,
daz ez iemen sanfte in zwîvel bringen müge.
mir ist liep, daz die getrogenen wizzen, waz si trüge,
und alze lanc, daz si iemer rüemic man gesiht.

 

1.
In zweifelndem Hoffen
saß ich da und dachte daran,
daß ich aus ihrem Dienste scheiden wolle,
wenn nicht ein Trost mich wieder davon abgebracht hätte.
>Trost< kann es nicht heißen, ach, leider!
Es ist wirklich kaum ein ganz kleiner Trost,
so klein, daß, wenn ich es Euch verrate, Ihr mich verspottet.
Doch freut sich selten jemand, wenn er nicht weiß weshalb.

2.
Mich hat ein Halm froh gemacht!,
er sagt, ich werde Gnade finden.
Ich maß eben diesen kleinen Strohhalm ab,
wie ich vordem bei den Kindern gesehen habe.
Hört und merkt auf, ob sie es denn tun wird:
"sie tut's, sie tut's nicht, sie tut's, sie tut's nicht".
Wie oft ich auf diese Weise maß, so war immer das Ende gut.
Das tröstet mich, da gehört auch Glaube dazu.

3.
Wie von Herzen lieb sie mir auch sein mag,
so kann ich doch gut ertragen,
daß ich immer bei den Besten bin.
Ich brauche deren Werben dort bei ihr nicht mißgünstig betrachten.
Ich kann, wie ich es einschätze, das nicht glauben,
daß dies jemanden leicht unsicher zu machen vermag.
Mir ist lieb, daß die Getäuschten wissen, was sie täuscht, aber zu
 langandauernd, daß sie stets prahlerische Männer um sich sieht.

 

Si wunder wol gemachet wîp
(Frauenpreis)

Erste rein sensualistisch – d.h. die Sinne betreffend – angelegte Beschreibung der Frauenschönheit in der
mhd. Lyrik, nicht wie sonst im Minnesang.
Auch die Detailliertheit der Beschreibung findet sich hier erstmals in der mhd. Lyrik.

 
1.
Si wunder wol gemachet wîp,
daz mir noch werde ir habedanc!
ich setze ir minneclîchen lîp
vil hôhe in mînen werden sanc.
gerne ich allen dienen sol,
doch hân ich mir dise ûz erkorn.
ein ander weiz die sînen wol,
die lob er âne mînen zorn.
hab im wîse unde wort
mit mir gemeine: lob ich hie, sô lob er dort!

2.
Ir houbet ist sô wunnen rîch,
als ez mîn himel welle sîn.
wem möhte ez anders sîn gelîch?
ez hât ouch himeleschen schîn.
dâ liuhtent zwêne sternen abe,
dâ müeze ich mich noch inne ersehen,
daz si mirs alsô nâhe habe!
sô mac ein wunder wol geschehen:
ich junge, und tuot si daz,
und wirt mir gernden siechen seneder sühte baz.


3.
Ir kel, ir hende, ietweder fuoz,
daz ist ze wunsche wol getân.
ob ich da enzwischen loben muoz,
ich wæne, ich mê beschouwet hân.
ich hete ungerne "decke blôz!"
geruofet, do ich si nackent sach.
si sach mich niht, swie si mich schôz,
daz mich noch stichet als ez stach,
swanne ich der lieben stat
gedenke, dâ si reine ûz einem bade trat.

4.
Got hât ir wengel hôhen flîz,
er streich sô tiure varwe dar,
sô reine rôt, sô reine wîz,
dâ rœseloht, dâ lilienvar.
ob ichz getar von sünden sagen:
ich sæhe si iemer gerner an
dan himel oder himelwagen.
owê, waz lob ich tumber man?
mache ich mir si ze hêr, vil lîhte
wirt mîns mundes lop mîns herzen sêr.

5.
Sie hât ein küssen, daz ist rôt.
gewünne ich daz für mînen munt,
sô stüende ich ûf von dirre nôt
unt wær ouch iemer mê gesunt.
swâ si daz an ir wengel leget,
dâ wær ich gerne nâhe bî.
ez smecket, sô manz iender reget,
als ez volles balsmen sî.
daz sol diu guote lîhen mir:
swie dicke siz hin wider wil, sô gibe ichz ir.
 
1.
Diese wunderschön geschaffene Frau -
daß mir noch ihr > Dankeschön< zuteil werde!
Ich setze ihre liebreizende Person
an sehr hohe Stelle in meinem höfischen Lied.
Gerne würde ich allen dienen,
doch habe ich mir diese auserwählt.
Ein anderer kennt die Seine gut,
die möge er ohne meinen Unwillen loben.
Möge er auch Weise und Worte
mit mir gemein haben: lobe ich hier, so lobe er dort!

2.
Ihr Haupt ist so wonnevoll,
als ob es mein Himmel sein wolle.
Wem sonst könnte es gleichen?
Es hat auch himmlischen Glanz.
Da leuchten zwei Sterne herab,
darin könnte ich mich noch gespiegelt sehen,-
daß ich sie sie mir doch so nahe brächte!
Dann kann wohl ein Wunder geschehen:
Ich werde wieder jung, wenn sie dies tut, und mir
nach Liebe verlangenden Kranken wird die Sehnsucht gelindert.

3.
Ihr Hals, ihre Hände, jeder Fuß,
das alles ist vollkommen wohlbeschaffen.
Wenn ich dazwischen etwas loben soll,-
ich glaube, daß ich mehr erblickt habe.
Ich hätte ungern "bedecke die Blöße!"
gerufen, als ich sie nackt sah.
Sie sah mich nicht, wiewohl sie mich anschoß,
daß es mich noch heute sticht - wie es damals stach, -
wann immer ich an die liebe Stätte denke,
wo sie rein aus einem Bade trat.

4.
Gott hat auf ihre Wänglein Sorgfalt verwendet,
er strich so kostbare Farbe darauf,
so reines Rot, so reines Weiß,
da rosenrot, da lilienfarben.
Wenn ich es, bei Gefahr mich zu versündigen, zu sagen wage:
Ich würde sie allzeit lieber ansehen
als den Himmel oder Himmelswagen.
Ach, was lobe ich, törichter Mensch?
Mache ich sie mir zu erhaben, gar leicht wird
dann das Lob meines Mundes zum Schmerz meines Herzens.

5.
Sie hat ein Kissen, das ist rot,
bekäme ich das für meinen Mund,
dann erhöbe ich mich aus dieser Not
und wäre auch für immer gesund.
Dort, wo sie das an ihre Wänglein legt,
da wäre ich gerne nahe dabei.
Es duftet, wenn man es irgend berührt,
als ob es voll Balsam sei.
Das soll die Liebe mir leihen:
Sooft sie es wieder zurück will, so gebe ich es ihr.

 
Bin ich dir unmære
(Minnelied)


Eines der Lieder, in denen Walther seine Auffassung wahrer Minne, einer Minne auf Gegenseitigkeit,
und deren Voraussetzungen formuliert.
 
1.
Bin ich dir unmære,
des enweiz ich niht: ich minne dich.
einez ist mir swære:
dû sihest bî mir hin und über mich.
daz solt dû vermîden,
ine mac niht erlîden
selhe liebe ân grôzen schaden.
hilf mir tragen, ich bin ze vil geladen!

2.
Sol daz sîn dîn huote,
daz dîn ouge mich sô selten siht?
tuost dû daz ze guote,
sône wîze ich dir dar umbe niht.
sô mît mir daz houbet,
daz sî dir erloubet
und sich nider an mînen fuoz,
sô dû baz enmügest: daz sî dîn gruoz.

3.
Swanne ichs alle schouwe,
die mir suln von schulden wol behagen,
sô bist duz mîn frouwe,
daz mac ich wol âne rüemen sagen.
edele unde rîche
sint si sumelîche,
dar zuo tragent si hôhen muot.
lîhte sint si bezzer, dû bist guot!


4.
Frouwe, dû versinne
dich, ob ich dir zihte mære sî.
eines friundes minne,
diu ist niht guot, da ensî ein ander bî.
minne entouc niht eine,
si sol sîn gemeine,
sô gemeine daz si gê
durch zwei herze und durch dekeinez mê.

 
1.
Bin ich Dir gleichgültig,
das weiß ich nicht: Ich liebe Dich.
Eines ist mir schmerzlich:
Du siehst zu mir hin und über mich hinweg.
Das sollst Du nicht tun,
ich kann nicht ertragen
ein solches Liebesgefühl ohne großen Schaden.
Hilf mir tragen, ich bin zu sehr beladen!

2.
Soll das Dein Schutz sein,
daß Dein Auge mich so selten ansieht?
Tust Du das in guter Absicht,
dann mache ich Dir daraus keinen Vorwurf.
Also vermeide mein Haupt
- das sei Dir erlaubt -
und sieh hinab auf meinen Fuß,
wenn Du mehr nicht tun kannst: Das sei dein Gruß.

3.
Wenn immer ich sie alle anschaue,
die mir mit Recht gut gefallen müssen,
so bist Du doch meine Herrin,
das kann ich wohl ohne mich zu rühmen sagen.
Edel und vornehm
sind zum großen Teil,
überdies sind sie hochgestimmt.
vielleicht sind sie besser, Du bist gut!

4.
Herrin, denke darüber nach,
ob ich Dir etwas bedeuten könnte.
Die Liebe eines Liebenden,
die ist nicht gut, wenn nicht eine andere hinzukommt.
Minne ist nichts wert, ist sie einseitig;
sie muß beidseitig sein,
so beidseitig, daß sie dringt
durch zwei Herzen und durch keines sonst.