Vorwort
(Eine Zusammenfassung.)
Mit den Worten: "Neun von zehn meiner Reden sind
allegorisch, ich stütze mich auf
Bilder aus meiner Umwelt, wenn ich meine Anschauungen
darlege," prägte der
chinesische Philosoph Zhuangzi* hier erstmalig den
Ausdruck yuyan, - "allegorische
Rede,"- der heute Fabel oder Parabel bedeutet.
Mit diesem Ausspruch markiert er die Geburt der chinesischen
Fabel und charakterisiert
zugleich die Gepflogenheit vieler bedeutender chinesischer
Philosophen und Politiker des
Altertums, die Fabel, deren streitbare und erzieherische
Wirksamkeit sie recht wohl
erkannt hatten, bewußt in den Dienst des politischen
Tageskampfes und der Verbreitung
ihrer philosophischen Lehrmeinungen zu stellen.
Fabel und Parabel, - die der Chinese als literarische
Gattungen nicht unterscheidet -
gelangten im 4. und 3. Jh. v.u.Z. zu einer Blüte, die nicht
nur in China sondern auch in
der übrigen Welt ihresgleichen sucht.
Die meist hochgebildeten Verfasser der Fabeln und Parabeln
schöpften aus dem reichen
Schatz der Mythologie und Geschichte.
Die Fabeln wurden geschaffen oder aus dem Volksmund
übernommen und gesammelt,
von Männern die in Opposition zur Regierung standen.
Ein Grund für die häufige Verwendung der Fabel war, daß die
Fürsten lieber dem Vortrag
der damals wie heute in China sehr beliebten
Geschichtenerzähler lauschten als den
trockenen und schwerverdaulichen Reden der Gelehrten, die
vor allem mit Sätzen aus
dem klassischen Buch der Lieder argumentierten, wie
es Konfuzius gefordert hatte.
Besondere Bedeutung verdient Feng Menglong, ein großer
Liebhaber der Volksdichtung,
dessen Sammlungen von Erzählungen und Witzen der Nachwelt
unschätzbare Perlen der
Literatur beschert haben.
*Wer war dieser Zhuangzi?
Zhuangzi (chin.
莊子
/
庄子,
ca. 365 - 290 v. Chr.) bedeutet "Meister Zhuang."
Sein persönlicher Name war Zhuang Zhou (莊周
/
庄周).
Er war ein Philosoph und Dichter.
In der deutschen Transkription ist er auch als Dschuang Dsi
bekannt.
Wie bei fast allen seinen Zeitgenossen sind die
biografischen Daten Zhuangzis nur
bruchstückhaft und nicht gesichert. Die wesentlichen Angaben
stammen von Sima Qian
(ca. 145–90 v. Chr.). Seinem Werk Shiji (Kap. 63) zufolge
hatte Zhuangzi eine Zeit lang
ein Amt in dem Ort Qiyuan (漆園)
inne, der zu Meng (蒙)
im Staat Song gehörte.
Quelle: ©Eva Müller/Berlin, August 1962
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Bei den Fabeln taucht des öfteren der Begriff vom
Streitenden Reiche auf. Dazu folgende
Erläuterungen:
Die Zeit zwischen 475 v. Chr. und 221 v. Chr. wird in der
chinesischen Geschichte als die
Zeit der streitenden Reiche (Zhanguo Shidai chin.
戰國時代
/
战国时代,
Zhànguó Shídài)
bezeichnet.
In seinem Shi Ji (Historischen Aufzeichnungen)
bezeichnet Sima Qian das Jahr 475 v.u.Z.
das 1. Regierungsjahr des Königs Yuan der Östlichen
Zhou-Dynastie, als Beginn der
Periode der Streitenden Reiche, die bis zur Vereinigung
Chinas durch Shi Huang Di im
Jahr 221 v.u.Z. währte.
Interessant ist auch, dass
in dieser Zeit in der Medizin die Anwendung der Akupunktur
zum ersten Mal festgehalten wurde.
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