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Ich prüeve
in mîme sinne
daz lûterlîchiu minne
der werlte ist worden wilde.
dar umb sô sulen bilde
ritter unde frouwen
an diesem mære schouwen,
wand ez von ganzer liebe seit.
des bringet uns gewisheit
von Strâzburc meister Gotfrit:
swer ûf der wâren minne trit
wil eben setzen sînen fuoz,
daz er benamen hœren muoz
sagen unde singen
von herzeclichen dingen,
diu ê wâren den geschehen
die sich dâ hæten undersehen
mit minneclichen ougen.
diu rede ist âne lougen:
er minnet iemer deste baz
swer von minnen etewaz
hœret singen oder lesen.
dar umbe wil ich flîzec wesen
daz ich diz schœne mære
mit rede alsô bewære
daz man dar ane kiesen müge
ein bilde daz der minne tüge,
diu lûter unde reine
sol sîn vor allem meine.
Ein ritter unde ein frouwe guot
diu hæten leben unde muot
in einander sô verweben,
daz beide ir muot unde ir leben
ein dinc was worden alsô gar:
swaz der frouwen arges war,
daz war ouch deme ritter;
dâ von ze jungest bitter
wart ir ende leider;
diu minne was ir beider
worden sô gewaltec,
daz si vil manicvaltec
machte in herzesmerzen.
grôz smerze wart ir herzen
von der süezen minne kunt.
si hæte si biz an den grunt
mit ir fiure enzündet
und alsô gar durgründet
mit minneclicher trûtschaft,
daz niemer möhte ir liebe kraft
mit rede werden zende brâht.
ir lûterlichen andâht
niemen künde vollesagen.
nie ganzer triuwe wart getragen
von manne noch von wîbe,
danne ouch in ir lîbe
si zwei zesamne truogen.
doch kunden sie mit fuogen
zuo einander komen niht
alsô daz si zer minne pfliht
ir gernden willen möhten hân.
daz süeze wîp vil wol getân
het einen werden man zer ê,
des wart ir herzen dicke wê:
wande ir schœne was behuot
sô vaste daz der herre guot
nie mohte an ir gestillen
sîns wunden herzen willen,
daz nâch ir minne lac versniten.
des wart diu nôt von in geliten
diu strenge was und engestlich,
nâch ir lîbe minneclich
begunde er alsô vaste queln
daz er sînen pîn verheln
niht mohte vor ir manne
zuo der schœnen danne
reit er swenne ez mohte sîn,
und tet ir dô mit clage schîn
sînes herzen ungemach;
dâ von ze jungest im geschach
ein leit daz in beswârte.
der frouwen man der vârte
mit starker huote ir beider
sô lange unz er leider
an ir gebærden wart gewar
daz si diu süeze minne gar
het in ir stric verworren,
daz si muosten dorren
nâch einander beide.
dar umbe wart vil leide
disem guoten herren dô.
er dâhte wider sich alsô:
>enhüete ich mînes wîbes niht,
mîn ouge lîhte an ir gesiht
daz mich hernâch geriuwet,
wan sie mir schaden briuwet
mit disem werden edeln man.
deiswâr ob ichz gefüegen kan,
ich bringes ûzer sîner wer.
über daz vil wilde mer
wil ich zwâre mit ir varn,
dur daz ich künne si bewarn
vor im unz daz er gar von ir
gewende sînes herzen gir
und si den muot von im geneme.
ich hôrte sagen ie daz deme
sîn liep vil sanfte würde leit
daz mit langer stætekeit
von im gescheiden würde gar.
dar umbe ich gerne mit ir var
zuo dem frônen gotes grabe,
unz daz si gar vergezzen habe
der hôhen minne die si treit
dem werden ritter vil gemeit."
Alsus kam er des überein
daz er den gelieben zwein
ir trûtschaft wolde leiden,
diu niemer doch gescheiden
mohte werden under in.
er kêrte dar ûf sînen sin
daz er mit der frouwen
benamen wolte schouwen
Jerusalem daz reine lant.
und dô der ritter daz bevant,
der nâch ir süezen minne bran,
dô wart der muotsieche man
vil schiere des ze râte
daz er nâch ir drâte
wolte ouch varen über mer.
in dûhte daz er âne wer
dâ heime tôt gelæge,
ob er sich des verwæge
daz er wendic würde.
der strengen minne bürde
twanc sô vaste sînen lîp
daz er durch daz schœne wîp
wær in den grimmen tôt gevarn;
dar umbe er doch niht langer sparn
wolte nâch ir sîne vart.
und dô des an im innen wart
diu süeze tugende rîche,
do besande in tougenlîche
daz vil keiserlîche wîp.
»friunt, herre«, sprach si, »lieber lîp,
mîn man ist an den willen komen,
als dû wol selbe hâst vernomen,
daz er mich flœhen wil von dir.
nû volge, trûtgeselle, mir
durch dîner hôhen sælden art
unde erwende diese vart,
die sîn lîp hât ûf geleit
über daz wilde mere breit:
var alters eine drüber ê,
dar umbe daz er hie bestê.
wan swenne er hât von dir vernomen
daz dû bist vor im über komen,
sô belîbet er zehant,
und wirt der arcwân erwant
den sîn lîp hât ûfe mich,
wand er gedenket wider sich:
>wære an diesen dingen iht
der mîn herze sich versiht
an mînem schœnen wîbe guot,
der werde ritter hôchgemuot
wære niht von lande komen.<
sus wirt der zwîvel im benomen
den wider mich sîn herze treit.
ouch sol dir niht wesen leit
ob dû bist eine wîle dort,
unz man verredet hie daz wort
daz von uns fliuget über lant.
sô dich her wider hât gesant
der vil süeze reine Crist,
sô hâstu sam mir alle frist
dînen willen deste baz,
ob man gar verredet daz
daz man ûf uns ze mære saget.
dem edeln gote sîz geclaget
daz du nâch dem willen dîn
niht iemer maht bî mir gesîn
und ich bî dir nâch mîner ger.
nu genc, vil lieber herre, her,
enpfâch von mir diz vingerlîn:
dâ bî soltû der swære mîn
gedenken under stunden,
dâ mite ich bin gebunden,
sô dich mîn ouge niht ensiht:
wan zwâre swaz sô mir geschiht,
ich muoz an dich gedenken,
dîn vart diu kan mir senken
jâmer in mîns herzen grunt.
gip mir her an mînen munt
einen süezen friundes kus
und tuo dur mînen willen sus
als ich hân gesaget dir.«
»gerne, frouwe«, sprach er zir
ûz trüebes herzen sinne,
»swaz ich daran gewinne,
ich tuon mit willen swaz ir went.
ich hân sô gar an iuch versent
herze, muot und ouch den sin,
daz ich iu von rehte bin
eigenlichen undertân.
nu lânt mich iuwern urloup hân,
ûzerwelte frouwe guot,
und wizzent daz mîn sender muot
nâch iu muoz grôzen kumber doln.
ich bin sô gar an iuch verquoln
mit herzen und mit lîbe,
liebest aller wîbe,
daz ich des michel angest habe,
man trage tôten mich ze grabe,
ê daz diu sælde mir geschehe
daz ich iuch iemer mê gesehe.«
Hie mite was diu rede hin
die si dâ triben under in
von ir herzeleide.
diu zwei gelieben beide
schieden sich mit marter,
und twungen sich dô harter
ze herzen an der stunde
danne ich mit dem munde
iu bescheiden künne.
an werltlicher wünne
lag ir beider herze tôt:
ir liehten münde rôsenrôt
vil senfter küsse pflâgen,
dar nâch si sich verwâgen
aller fröuden under in.
der werde ritter kêrte hin
mit jâmer an daz mer zehant;
den êrsten kiel den er dâ vant,
darinne wart er über brâht.
er hæte sich des wol bedâht
daz er ûf der erden
niemer wolte werden
fröudehaft noch rehte frô,
got gefuoctez danne alsô
daz er ze lande quæme
und etewaz vernæme
von der lieben frouwen sîn.
des wart sîn herzeclîcher pîn
vil strenge und ouch vil bitter:
der tugenthafte ritter
begunde nâch ir trûren
und in sîn herze mûren
vil jâmerlîche riuwe.
sîn altiu sorge niuwe
nâch ir süezen minne wart.
der reinen turteltûben art
tet er offenlîche schîn,
wande er nâch dem liebe sîn
vermeit der grüenen fröuden zwî
und wonte stæteclîche bî
der dürren sorgen aste.
er sente nâch ir vaste,
und wart sîn leit sô rehte starc
daz im der jâmer durch daz marc
dranc unz an der sêle grunt;
er wart vil tiefer sorgen wunt
und inneclicher swære.
der sende marterære
sprach ze maneger stunde
mit siufzendem munde:
'gêret sî daz reine wîp,
der leben und der süezer lîp
mir gît sô herzeclichen pîn.
jâ si liebiu frouwe mîn,
wie kan ir süeziu meisterschaft
sô bitterlicher nœte craft
senden mir ze herzen!
wie mac sô grôzen smerzen
ir vil sælic lîp gegeben!
sol si trœsten niht mîn leben,
sô bin ich endelîche tôt.'
In dirre clagenden herzenôt
was er mit jâmer alle tage,
und treip sô lange dise clage
biz er ze jungest wart geleit
in alsô sende siecheit
daz er niht langer mohte leben.
im wart sô grimmiu nôt gegeben
daz man wol ûzen an im sach
den tougenlichen ungemach
den innerhalp sîn herze truoc.
und dô der werde ritter cluoc
der leiden mære sich versach
daz im ze sterbenne geschach,
dô sprach er zuo dem cnehte sîn:
»vernim mich, trûtgeselle mîn;
ich bevinde leider wol
daz ich benamen sterben sol
dur liebe mîner frouwen,
wan si mich hât verhouwen
biz ûf den tôt mit sender clage.
dar umbe tuo daz ich dir sage:
swenne ich sî verdorben
unde ich lige erstorben
durch daz keiserlîche wîp,
sô heiz mir snîden ûf den lîp
und nim dar ûz mîn herze gar,
bluotic unde riuwevar;
daz soltu denne salben
mit balsam allenthalben,
durch daz ez lange frisch bestê.
vernim waz ich dir sage mê:
frum eine lade cleine
von golde und von gesteine,
dar în mîn tôtez herze tuo,
und lege daz vingerlîn dar zuo
daz mir gab diu frouwe mîn:
sô diu zwei bî einander sîn
verslozzen und versigelet,
sô bring alsô verrigelet
si beidiu mîner frouwen,
durch daz si müge schouwen
waz ich von ir habe erliten,
und wie mîn herze sî versniten
nâch ir vil süezen minne.
si hât sô reine sinne
und alsô ganze triuwe
daz ir mîn jâmer niuwe
lît iemer an ir herzen,
bevindet si den smerzen
den ich durch si lîden sol.
dar umbe tuo sô rehte wol
unde erfülle mîn gebot.
der reine und der vil süeze got,
der kein edel herze nie
mit der helfe sîn verlie,
der ruoche sich erbarmen
über mich vil armen,
und müeze der vil lieben geben
fröud unde ein wünneclichez leben,
von der ich hie muoz ligen tôt.«
Mit dirre clagenden herzenôt
der ritter nam sîn ende.
dar umbe sîne hende
der cneht vil jâmerlîche want;
er hiez in snîden ûf zehant
unde erfulte im sîne bete.
swaz er in ê gebeten hete
daz tet er unde kêrte dan
als ein fröudelôser man
mit dem herzen alsô tôt.
er fuorte ez, als er im gebôt,
zuo der selben veste
dâ er si ûfe weste
durch die der liebe herre sîn
leit des grimmen tôdes pîn.
Dô er zuo der veste quam
dâ diu frouwe tugentsam
was inne bî der selben zît,
dô reit im ûf dem velde wît
ir man engegen von geschiht
und wolte, als uns daz mære giht,
dâ lîhte hân gebeizet.
des wart der cneht gereizet
ûf clegelichez ungemach;
wan dô der ritter in gesach,
dô gedâhte er alzehant:
>zwâre, dirre ist her gesant
umb anders niht wan umbe daz
daz er mæres etewaz
bringe mînem wîbe
von sînes herren lîbe
der nâch ir minne jâmer treit.<
hie mite er zuo dem cnehte reit
und wolte in mære frâgen sâ.
dô gesach er schiere dâ
die lade von gezierde cluoc,
darinnen er daz herze truoc
und der frouwen vingerlîn.
er hætes an den gürtel sîn
gehenket beidiu von geschiht
als ob ez wære anders iht.
Dô der ritter daz ersach,
den cnappen gruozte er unde sprach,
waz er dar inne trüege.
dô sprach der vil gefüege
und der getriuwe jungelinc:
»herr, ez ist einer hande dinc
daz verre bî mir ist gesant.«
»lâ sehen«, sprach er alzehant,
»waz drinne sî verborgen!«
dô sprach der cneht mit sorgen:
»zwâre des entuon ich niht,
kein mensche ez niemer gesiht
wan der ez sol von rehte sehen.«
»nein, alsô mag ez niht geschehen«,
sprach der ritter aber zime,
»wand ich dirz mit gewalte nime
und schouwe ez sunder dînen danc.«
Dar nâch was vil harte unlanc
biz daz er im daz ledelîn
brach von deme gürtel sîn.
daz tet er ûf mit sîner hant:
daz herze sach er unde vant
dâ bî der frouwen vingerlîn.
an den zwein wart ime schîn
daz der ritter læge tôt
und disiu beidiu sîner nôt
ein urkünde wæren
ze der vil sældenbæren.
Der ritter sprach dem cnehte zuo:
»ich sage dir, cnappe, waz du tuo:
var dîne strâze, wellest dû,
ich wil daz cleinœte nû
mir selben hân, daz sage ich dir.«
Sus reit er heim nâch sîner gir
und sprach ze sînem koche sâ,
daz er im ûz dem herzen dâ
ein cleine sundertrahte
mit hôhem flîze mahte.
daz tet der koch mit willen gar:
er nam zuo im daz herze dar
und mahte ez alsô rehte wol
daz man enbîzen niemer sol
dekeiner slahte spîse,
diu alsô wol nâch prîse
mit edeln würzen sî gemaht
als daz herze vil geslaht.
Als ez wart gar bereitet,
dô wart niht mê gebeitet;
der wirt gienc ezzen über tisch
und hiez tragen alsô frisch
die trahte sînem wîbe dar.
»frouwe«, sprach er suoze gar,
»diz ist ein spîse cleine,
die solt du ezzen eine,
wan dû ir niht geteilen maht.«
sus nam diu frouwe vil geslaht
und az ir friundes herze gar,
alsô daz si niht wart gewar
welher slahte ez möhte sîn.
daz jâmerlîche trehtelîn
sô süeze dûhte ir werden munt
daz si dâ vor ze keiner stunt
nie dekeiner spîse gaz
der smac ir ie geviele baz.
Dô diu frouwe stæte
daz herze gezzen hæte,
dô sprach der ritter alzehant:
»frouwe, nû tuo mir bekant,
wie disiu trahte dir behage.
ich wæne daz du dîne tage
enbizzest keiner spîse nie
süezer, frouwe, denne die.«
»Lieber herre«, sprach si dô,
»niemer werde ich rehte frô,
ob ich ie spîse gæze
diu sô zuckermæze
mich dûhte und alsô reine
sô disiu trahte cleine
der ich iezuo hân bekort.
aller spîse ein überhort
muoz si mir benamen sîn.
sprechent, lieber herre mîn,
ist diz ezzen lobesam
gewesen wilde oder zam?«
»Frouwe«, sprach er aber zir,
»vernim vil rehte waz ich dir
mit worten hie bescheide:
zam und wilde beide
was disiu trahte, sam mir got!
den fröuden wilde sunder spot,
den sorgen zam ân underlâz:
du hâst des ritters herze gâz
daz er in sîme lîbe truoc,
der nâch dir hât erliten gnuoc
jâmers alle sîne tage.
geloube mir waz ich dir sage.
er ist von sender herzenôt
nâch dîner süezen minne tôt,
und hât dir daz herze sîn
und daz guote vingerlîn
zeim urkünde her gesant
bî sînem cnehte in ditze lant.«
Von disem leiden mære
wart diu sældenbære
als ein tôtez wîp gestalt,
ir wart in deme lîbe kalt
daz herze, daz geloubent mir.
ir blanken hende enphielen ir
beide fürsich in die schôz,
daz bluot ir ûz dem munde dôz,
als ir diu wâre schult gebôt.
»jâ«, sprach si dô mit maneger nôt,
»hân ich sîn herze denne gâz
der mit hât ân underlâz
von grunde ie holden muot getragen,
sô wil ich iu benamen sagen,
daz ich nâch dirre spîse hêr
dekeiner trahte niemer mêr
mich fürbaz wil genieten.
got sol mir verbieten
durch sînen tugentlichen muot,
daz nâch sô werder spîse guot
in mich kein swachiu trahte gê.
enbîzen sol ich niemer mê
dekeiner slahte dinges,
wan des ungelinges
daz geheizen ist der tôt.
ich sol mit sender herzenôt
verswenden hie mîn armez leben
umb in der durch mich hât gegeben
beidiu leben unde lîp.
ich wære ein triuwelôsez wîp,
ob ich gedæhte niht daran
daz er vil tugenthafter man
sante mir sîn herze tôt.
wê daz mir ie nâch sîner nôt
wart einen tac daz leben schîn!
zwâr ez enmac niht langer sîn
daz ich âne in eine lebe,
und er in deme tôde swebe
der vor mir triuwe nie verbarc.«
sus wart ir nôt sô rehte starc
daz si von herzenleide
ir blanken hende beide
mit grimme zuo einander vielt.
daz herze ir in dem lîbe spielt
von sender jâmerunge.
Hie mite gap diu junge
ein ende ir süezen lebene
und widerwac vil ebene
mit eime swæren lôte
swaz ir dâ vor genôte
ir friunt geborget hæte.
si galt mit ganzer stæte
und ouch mit hôhen triuwen ime.
Got welle, swaz ich dinges nime,
daz ich wider geben daz
müeze sanfter unde baz
dann ir vil reinez herze tete.
ich wæne daz an keiner stete
wart nie vergolten alsô gar
noch niemer wirt: des nim ich war
an den liuten die nu sint;
wand in froun Minnen underbint
lît niht sô strengeclichen an
daz beidiu frouwen unde man
zesamene gebunden sîn,
daz si des grimen tôdes pîn
nu durch einander lîden.
man slîzet ab der wîden
ein bast vil sterker mit der hant,
dann iezuo sî der minne bant
dâ nu liep bî liebe lît.
âne grimmes tôdes strît
werdent si gescheiden wol
die nu kumberlîche dol
durch einander wellent tragen.
frou Minne gît bî disen tagen
in selten alsô guoten kouf.
wîlen dô sie niender slouf
ze tugentlôser diete
umb alsô swache miete,
dô dûhte ir süezekeit sô guot
daz durch si manic edel muot
biz ûf den tôt versêret wart.
nu hât verkêret sich ir art
und ist sô cranc ir orden,
daz sie wol veile ist worden
den argen umbe ein cleinez guot.
dar umbe lützel iemen tuot
durch si nû dem lîbe wê.
man wil dar ûf niht ahten mê,
und tiuret daz vil cleine
daz sich algemeine
den liuten hât gemachet,
daz ist dâ von geswachet.
als ist ez umb die minne:
gewünne si die sinne
daz si noch tiurre würde,
ez wære jâmers bürde
nie geleget vaster an
dann iezuo frouwen unde man:
ez würde nâch ir sô gestriten
und für einander sô geliten
daz man ez gerne möhte sehen.
Niht anders kan ich iu verjehen,
von Wirzeburc ich Cuonrât.
swer alsô reine sinne hât
daz er daz beste gerne tuot,
der sol diz mære in sînen muot
dar umbe setzen gerne,
daz er dâ bî gelerne
die minne lûterlichen tragen.
kein edel herze sol verzagen!
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Wenn ich
es recht bedenke, muß ich feststellen,
daß reine Minne
der Welt fremd geworden ist.
Deshalb sollen
Ritter und edle Damen
ein Vorbild in dieser Geschichte erkennen,
denn sie erzählt von echter Liebe.
Dafür verbürgt sich kein Geringerer als
Meister Gottfried von Straßburg, daß
jeder, der sich recht auf die Spur
der wahren Minne begeben will,
fürwahr
singen und sagen hören muß
von Herzensabenteuern,
wie sie die einst erlebten,
die sich voll Liebe in die
Augen gesehen haben.
Denn es ist tatsächlich wahr:
Alle verstehen sich wirklich besser auf die Liebe,
wenn sie etwas von der Minne
aus Lied oder Buch hören.
Darum will ich mich bemühen,
diese schöne Geschichte
so wahrhaftig zu erzählen,
daß man dadurch ein Beispiel
gewinnt, das der Minne dient,
die rein und frei
von jeglichem Makel sein soll.
Ein
Ritter und eine edle Dame,
waren einander mit Leib und Seele
so sehr verbunden,
daß beide innerlich wie äußerlich
ganz und gar eins geworden waren:
Alles was die Frau betrübte,
das schmerzte den Ritter gleichermaßen.
Daraus sollte ihnen schließlich
ein bitteres Ende erwachsen.
Die Minne hatte über beide
solche Gewalt gewonnen,
daß sie ihren Herzen
tausendfache Schmerzen bereitete.
Ja, tiefen Schmerz mußte ihr beider Herz
durch die süße Minne kennen lernen.
Denn sie hatte sie bis auf den Grund ihrer Seele
mit ihrer Glut entzündet
und sie so völlig durchdrungen
mit inniger Zuneigung,
daß niemals die Stärke ihrer Liebe mit
Worten wirklich wiedergegeben werden könnte.
Ihre reine Zuneigung
kann niemand zureichend darstellen.
Größere Treue wurde
von keinem Menschen bewahrt,
als diese beiden in ihrem Leben
einander bewahrten.
Doch konnten sie auf schickliche Weise
nicht zusammenkommen,
um ihrer Leidenschaft
den Minnesold zu gewähren.
Die liebliche, wohlgestalte Frau nämlich
hatte einen angesehenen Gemahl:
Daraus entstand ihrem Herzen oft großer Kummer;
denn ihre Schönheit wurde so sehr bewacht,
daß der vornehme Ritter
niemals bei ihr das
Verlangen seines wunden Herzens stillen konnte,
das die Liebe zu ihr verletzt hatte.
Deshalb litten sie große Pein,
die hart und schrecklich war;
nach ihrem lieblichen Leib
ergriff in solche Sehnsucht;
daß er seine Qual nicht
vor ihrem Gatten verbergen konnte:
Er ritt jederzeit zu der Schönen,
wenn es nur möglich war,
um ihr unter Klagen
den Kummer seines Herzens zu gestehen.
Durch dieses Verhalten sollte ihn schließlich
ein schweres Leid treffen.
Der Ehemann spürte
ihnen beiden sehr genau nach,
so lange, bis er zu ihrem Unglück
an ihrem Verhalten bemerkte,
daß die liebliche Minne sie ganz und gar
in Fesseln geschlagen hatte,
so daß sie beide
vor Sehnsucht nacheinander vergingen.
Daraus erwuchs
dem ehrsamen Mann viel Leid.
Er dachte bei sich:
>Achte ich nicht auf meine Gemahlin, so muß
ich vielleicht an ihr einmal etwas erkennen,
was mich nachher schmerzt,
weil sie mir dann Schaden
mit diesem angesehenen Edelmann bereitet.
Fürwahr, wenn es mir gelingt,
befreie ich sie von seinem Einfluß.
Über das gefährliche Meer
werde ich mit ihr fahren – das ist gewiß, -
um sie vor ihn zu schützen,
bis er völlig von ihr
das Verlangen seines Herzens abgewandt
und sie ihren Sinn von ihm abgekehrt hat.
Ich habe immer gehört, daß dem Menschen
selbst sein Liebstes unmerklich verleidet wird,
wenn man es für längere Zeit
von ihm gänzlich fernhält.
Deshalb werde ich mit ihr
zum Heiligen Grab unseres Gottes fahren,
bis die heftige Minne,
die sie für den angesehenen,
stattlichen Ritter hegt, ganz vergißt.<
So
beschloß er bei sich,
den beiden Liebenden
ihr Liebesglück zu zerstören,
das ihnen jedoch nie
geraubt werden konnte.
Er beabsichtigte fest,
mit seiner Gemahlin
wirklich Jerusalem, die Heilige Stadt,
zu besuchen.
Als der Ritter das erfuhr,
der sich nach ihrer süßen Minne brennend sehnte,
da kam der liebeskranke Mann
sehr schnell zu dem Entschluß,
ihr eilig nachzufahren,
ebenfalls übers Meer.
Er glaubte nämlich, daß er unweigerlich
in der Heimat sterben müsse,
wenn er sich dazu entschlösse,
seine Absicht zu ändern.
Die Gewalt der unerbittlichen Minne
bedrängte ihn so stark,
daß er wegen der schönen Frau
selbst in den bitteren Tod gegangen wäre.
So wollte er seine Fahrt
ihr nach nicht länger verzögern.
Als die Liebliche, Untadelige
seine Absicht erkannte,
da ließ die herrliche Frau
ihn heimlich zu sich rufen.
»Freund, Herr«, begann sie, »Geliebtester,
mein Gemahl hat den Beschluß gefaßt -
wie du gewiß selbst gehört hast -,
mich dir durch die Flucht zu entziehen.
Nun höre auf mich, Geliebter:
bei deiner edlen Güte bitte ich dich,
verhindere diese Fahrt
über das gefährliche, weite Meer,
die er geplant hat:
Fahr du allein zuvor hinüber,
damit er hier bleibt.
Denn wenn er erst einmal von dir gehört hat,
daß du vor ihm über das Meer gelangt bist,
dann bleibt er ohne weiteres hier,
und zugleich wird sein Argwohn beseitigt,
den er gegen mich hegt;
denn er wird bei sich denken:
>Wäre etwas von den Befürchtungen wahr,
die mein Herz
wegen meiner schönen, ehrenhaften Gemahlin hegt,
dann hätte der edelgesinnte Ritter
nicht das Land verlassen.<
Auf diese Weise wird ihm der Verdacht genommen,
den sein Herz gegen mich gefaßt hat.
Auch für dich wird es gut sein,
wenn du eine Zeitlang dort bist,
bis hier das Gerede verstummt,
das sich über uns im Land verbreitet hat.
Wenn dich der heilige,
gütige Gottessohn wieder zurücksendet,
dann kommen wir beide für alle Zeit
um so eher ans Ziel unserer Wünsche -
wenn nämlich das Gerücht erst völlig
verstummt sein wird, das man uns nachredet.
Dem
großen Gott sei es geklagt:
daß du nicht, wie du willst,
immer bei mir sein kannst
und ich nicht bei dir nach meinem Wunsch.
Nun komm her, Geliebtester,
nimm von mir diesen Ring;
er soll dich in der Zwischenzeit
an meinen Schmerz erinnern,
durch den ich dir verbunden bin,
wenn dich auch mein Auge nicht sieht.
Denn wahrlich, was mir auch geschieht,
ich werde immer an dich denken;
deine Fahrt wird mir den Kummer
bis tief in des Herzens Grund senken.
Gib mir auf den Mund
einen zärtlichen Kuß,
und handle um meinetwillen so,
wie ich dir gesagt habe!«
»Ja, ich will es, Herrin«, sagte er zu ihr
betrübten Herzens,
»was mir auch dabei geschieht,
gern erfülle ich alles, was Ihr wollt.
Ich habe so völlig an Euch verloren meine Seele,
mein Herz und sogar meinen Verstand,
daß ich Euch wahrhaftig
wie ein Leibeigener untertan bin.
Nun laßt mich Abschied von Euch nehmen,
auserwählte, edle Frau,
und seid gewiß, daß mein sehnsuchtsvolles Gemüt
um Euch großen Kummer wird erdulden müssen.
Ich
sehne mich so in Liebesqual nach Euch
mit Leib und Seele,
liebste aller Frauen,
daß mich deshalb große Furcht befällt,
ich könnte zu Grabe getragen werden,
bevor mir das Glück zuteil wird,
Euch noch einmal wieder zu sehen.«
Hiermit endete das Gespräch,
das sie miteinander
über das Leid ihres Herzens führten.
Die beiden Liebenden
trennten sich mit Schmerzen
und preßten in dieser Abschiedsstunde
ihre Herzen noch fester zusammen,
als ich es euch mit Worten
wiedergeben könnte.
Weltliche Freuden
war ihr beider Herz fortan abgestorben.
Ihre rosenroten Lippen
tauschten viele zärtliche Küsse,
und dann verzichteten sie
auf alle Freuden miteinander.
Der vornehme Ritter reiste
sogleich traurig zum Meer.
Mit dem ersten Schiff, das er dort fand,
ließ er sich übersetzen.
Er war völlig darauf gefaßt,
auf dieser Welt
nie mehr
froh und glücklich zu werden,
es sei denn, Gott fügte es,
daß er wieder in die Heimat zurückkäme
und etwas
von seiner geliebten Herrin erführe.
Daraus entstand ihm
harte und bittere Herzensqual.
Der edle Ritter
sehnte sich trauernd nach ihr
und vermauerte dieses qualvolle Leid
in sein Herz.
Seine alte Sehnsucht nach ihrer
zärtlichen Minne wurde immer wieder neu.
Wie die unschuldige Turteltaube
verhielt er sich offenkundig;
denn in Gedanken an seine Geliebte
mied er den Zweig der grünenden Freude
und verharrte ständig
auf dem Ast der dürren Trübsal.
Er sehnte sich unendlich nach ihr,
und sein Schmerz wurde so übermächtig,
daß ihm das Leid durch das Mark
bis in den tiefsten Grund seiner Seele drang.
Er wurde krank vor großem Gram
und innerlichem Schmerz.
Der sehnsuchtskranke Märtyrer
redete oft
mit seufzender Stimme:
'Gepriesen sei die edle Frau,
deren Leben und lieblicher Leib
mir solche Herzensqual bereiten.
Ach, sie meine geliebte Herrin -
wie kann ihre zarte Herrschaft
eine solche Menge bitterer Schmerzen
meinem Herzen zufügen!
Wie kann so großen Schmerz
diese Holdselige verleihen!
Wenn sie mir nicht Trost und Zuversicht gibt,
so werde ich bald tot sein.'
In dieser tiefen Herzensqual
trauerte er alle Tage
und klagte so lange
bis er zuletzt
so liebeskrank wurde,
daß er nicht länger zu leben vermochte.
Ihm wurde ein so großer Schmerz zugefügt,
daß man ihm schon äußerlich ansah,
welch heimliche Trübsal
er in seinem Herzen trug.
Und als es dem edlen, stattlichen Ritter
zur traurigen Gewißheit geworden war,
daß sein Tod bevorstand,
da sagte er zu seinem Knappen:
»Höre mich an, mein Freund,
ich spüre leider zu genau,
daß ich unweigerlich sterben muß,
und zwar aus Liebe zu meiner Herrin;
denn sie hat mich mit Sehnsuchtsschmerz
zu Tode verwundet.
Darum tu, was ich dir auftrage:
Wenn ich gestorben bin
und tot daliege
wegen dieser herrlichen Frau,
dann laß mir den Leib aufschneiden,
und nimm mein Herz gänzlich heraus,
blutend und trauerfarben, wie es ist.
Das sollst du dann
völlig einbalsamieren,
damit es lange erhalten bleibt.
Höre, was ich dir noch auftrage:
Richte ein zierliches Kästchen her
aus Gold und Edelsteinen;
dorthinein bette mein totes Herz,
und lege den Ring dazu,
den mir meine Herrin gegeben hat.
Wenn Herz und Ring zusammen
eingeschlossen und versiegelt sind,
dann bringe beide so verwahrt
meiner Herrin,
damit sie daraus ersehen kann,
was ich ihretwegen erlitten habe
und wie mein Herz in Sehnsucht
nach ihrer zärtlichen Minne gebrochen ist.
Sie hat eine so reine Gesinnung
und eine ebenso vollkommene Treue,
daß ihr mein Kummer ständig
und immer am Herzen liegen wird,
wenn sie den Schmerz erfährt,
den ich ihretwegen erleiden muß.
Darum halte dich genau daran
und erfülle meinen Auftrag.
Der vollkommene und unendlich heilige Gott,
der noch kein edles Herz
mit seiner Hilfe im Stich gelassen hat,
der erbarme sich
über mich Elenden
und gebe der Liebsten
Freude und ein glückliches Leben,
ihr, um derentwillen ich hier sterben muß.«
In
solcher tiefen Seelenqual
verschied der Ritter.
Da rang der Knappe
voll Jammer die Hände.
Er ließ ihn sogleich aufschneiden
und erfüllte ihm seine Bitte.
Alles, um was er ihn vor seinem Tod gebeten hatte,
führte er aus, um dann
als freudloser Mensch
mit dem toten Herzen heimzukehren.
Er brachte es, wie ihm aufgetragen worden war,
zu eben der Burg,
auf der er die Dame wußte,
derentwegen sein geliebter Herr
den bitteren Todesschmerz hatte erdulden müssen.
Als er zu der Burg kam,
in der die Edle
sich damals aufhielt,
da ritt ihm auf dem freien Feld
zufällig ihr Ehemann entgegen
und wollte, wie uns die Geschichte erzählt,
dort wohl der Falkenjagd nachgehen.
Diese Begegnung versetzte den Knappen in Unruhe,
denn er fürchtete ein beklagenswertes Unglück.
Als der Ritter ihn nämlich erkannt hatte,
dachte er gleich bei sich:
>Gewiß ist der Knappe
zu keinem andern Zweck hierher gesandt,
als um meiner Frau irgendeine Nachricht
zu überbringen,
und zwar von seinem Herrn,
der sich klagend nach ihrer Minne sehnt.<
Mit
diesen Gedanken ritt er zu dem Knappen
und wollte ihn sogleich wegen der Nachricht
befragen. Als er angekommen war, gewahrte er
bald das kunstvoll verzierte Kästchen,
worin der Knappe das Herz trug
und den Ring der Herrin.
Er hatte es an seinen Gürtel
wie zufällig gehängt,
als handle es sich um etwas Gleichgültiges.
Als aber der Ritter das sah,
grüßte er den Knappen und fragte,
was er darin trüge.
Da sagte der gehorsame
und treue Bursche:
»Herr, das ist etwas, was jemand
aus der Ferne durch mich hergesandt hat.«
»Laß sehen«, erwiderte der Ritter sogleich,
»was darin verborgen ist!«
Besorgt antwortete der Knappe:
»Das tu ich beileibe nicht;
kein Mensch wird es je sehen
außer dem, der es rechtens sehen darf.«
»Nein, das wird nicht geschehen«,
erwiderte der Ritter ihm,
»denn ich nehme es dir mit Gewalt
und sehe es mir eben ohne deine Zustimmung an.«
Im selben Augenblick
riß er ihm das Kästchen
vom Gürtel ab und
öffnete es mit der Hand.
Da
sah er das Herz und fand
dabei den Ring seiner Gemahlin;
daran erkannte er,
daß der Ritter gestorben war
und daß diese beiden
ein Zeugnis seiner Qual
um die beglückende Geliebte waren.
Der Ritter wandte sich zu dem Knappen:
»Ich will dir sagen, Knappe, was du zu tun hast:
Zieh gefälligst deines Wegs;
ich werde jetzt diesen Schatz für mich behalten,
das laß dir gesagt sein.«
Darauf trieb es ihn heimzureiten.
Seinem Koch befahl er sofort,
ihm aus dem Herzen
eine feine, besonders köstliche Mahlzeit
mit größter Sorgfalt zu bereiten.
Das tat der Koch sehr gern.
Er nahm das Herz entgegen
und richtete es so köstlich an,
daß man wohl niemals mehr
ein Gericht wird essen können,
das ebenso vorzüglich
mit edlen Gewürzen bereitet ist
wie dieses hochedle Herz.
Als
es fertig angerichtet war,
da wartete man nicht länger.
Der Hausherr setzte sich zur Tafel
und ließ das Gericht frisch
seiner Gemahlin auftragen.
»Herrin«, sagte er honigsüß,
»dies ist ein köstliches Gericht,
das sollst du ganz allein essen;
teilen kannst du es nicht.«
So nahm die edle Frau das Gericht
und verspeiste das Herz ihres Freundes,
ohne zu merken,
was sie da aß.
Die beklagenswerte kleine Mahlzeit
schmeckte der Edlen so köstlich,
daß sie nie zuvor
eine Speise gegessen hatte,
die ihr besser gemundet hätte.
Als die getreue Dame
das Herz gegessen hatte,
sagte ihr Gemahl sogleich:
»Herrin, nun erzähle mir,
wie dieses Gericht dir gefallen hat.
Ich meine, du dürftest bisher
noch nie eine Speise gegessen haben,
Herrin, die köstlicher gewesen wäre als diese.«
»Lieber Herr«, antwortete sie,
»ich will nie mehr richtig froh sein,
wenn ich je eine Speise gegessen habe,
die so delikat
und so vollkommen schmeckte
wie diese köstliche Mahlzeit
die ich eben gekostet habe.
Als die allerbeste Speise
muß ich sie wirklich anerkennen.
Sagt mir, lieber Herr:
ist dieses wunderbare Gericht
von wilden oder von zahmen Tieren gewesen?«
»Herrin«, antwortete er ihr,
»hör genau zu, was ich dir
hier auseinandersetze:
Zahm und wild zugleich
war diese Speise - bei Gott!
Diesem Fleisch war wahrhaftig alle Freude fremd
geworden, aller Kummer aber ständig vertraut.
Du hast das Herz des Ritters gegessen,
das er in seinem Leib trug;
er hat deinetwegen sein Leben lang
Kummer übergenug erlitten.
Glaube mir, was ich dir sage.
Er ist vor quälender Herzenssehnsucht
nach deiner zärtlichen Minne gestorben
und hat dir sein Herz
und den kostbaren Ring
zum Beweis
durch seinen Knappen hierher gesandt.«
Bei
dieser leidvollen Erzählung
nahm die Beglückende
das Aussehen einer Toten an;
das Herz erkaltete ihr im Leib,
das glaubt mir.
Ihre makellosen Hände sanken ihr
leblos in den Schoß,
Blut stürzte aus ihrem Mund -
das bewirkte ihr hartes Schicksal.
»Ja«, sagte sie dann unter vielen Qualen,
»habe ich also dessen Herz gegessen,
der mir stets
aus ganzer Seele hold gewesen ist,
so will ich Euch ein für allemal sagen,
daß ich nach solch edler Speise
ferner keine Mahlzeit mehr
genießen will.
Gott bewahre mich
in seiner Güte, daß ich nach einer
so auserwählten und einzigartigen Speise
jemals wieder gewöhnliche Nahrung zu mir nähme!
Nie mehr will ich irgend etwas genießen,
es sei, was es wolle:
einzig und allein nur das Leid,
das Tod genannt wird.
Ich
will mit quälender Herzenssehnsucht
mein elendes Leben fortan hingeben
für ihn, der um meinetwillen
Leib und Leben verloren hat
Ich wäre eine treulose Frau,
wenn ich nicht stets daran dächte,
daß er, der edle Mann,
mir sein totes Herz gesandt hat.
Weh, daß mir nach seiner Todesqual das Leben
auch nur einen einzigen Tag gefristet wurde.
Wahrlich, es ist unmöglich,
daß ich ohne ihn allein lebe,
während er tot liegt,
der mir immer seine Treue bewiesen hat.«
Da wurde ihr Schmerz so übergroß,
daß sie vor Herzensjammer
ihre makellosen Hände
schmerzlich ineinander krampfte.
Das Herz brach ihr im Leibe
vor Sehnsuchtsschmerz.
So gab die junge Frau
ihrem Leben ein Ende
und wog all das genau
mit schwerem Gewicht auf,
was ihr zuvor ohne Zögern
ihr Freund alles gegeben hatte.
Sie vergalt es ihm mit unbeirrbarer
und großer Treue.
Gott gebe, daß ich alles, was ich je borge,
weniger schmerzlich und auf leichtere Art
zurückzugeben vermöchte,
als es ihr reines Herz getan hat.
Denn ich glaube, daß noch nirgendwo
etwas so vollständig vergolten wurde,
noch je vergolten wird. Das sehe ich
an den Menschen, die jetzt leben;
denn für sie ist die Bindung durch die Frau Minne
nicht mehr so fest,
daß Mann und Frau
derart miteinander verbunden sind,
daß sie den bitteren Todesschmerz
auch heute noch umeinander erleiden würden.
Man schleißt selbst von einer Weide
mit der Hand ein weit stärkeres Bastseil,
als heutzutage das Band der Liebe ist,
wenn Geliebte beisammen sind.
Ohne harten Todeskampf
lassen sich heute die trennen,
die ein beschwerliches Los
umeinander tragen sollten.
Frau Minne gibt ihnen heutzutage
nie einen derartigen Gewinn.
Aber damals fand sie sich auch nie
bei gewöhnlichen Leuten
zu einem so geringen Preis ein;
damals galt die Minne noch so viel,
daß um ihretwillen viele edle Gemüter
auf den Tod verwundet wurden.
Nun
aber hat sich ihr Wesen gewandelt,
und ihr Stand ist so schwach,
daß sie schlechten Menschen käuflich wurde
für eine Kleinigkeit.
Darum empfindet auch niemand mehr
um ihretwillen körperlichen Schmerz.
Man achtet sie nicht mehr;
denn man schätzt das gar nicht,
was sich den Leuten
gemein gemacht hat.
Davon wird es wahrlich geschwächt.
So steht es auch um die Minne:
Wenn sie die Seelen gewinnen könnte,
so daß sie wieder geschätzt würde,
dann wäre die Last des Kummers
niemandem stärker auferlegt
als den heute lebenden Frauen und Männern:
Denn dann würde wieder um sie so gekämpft
und füreinander so gelitten,
daß man es mit Freude sehen könnte.
Nichts anderes kann ich euch erzählen,
ich Konrad von Würzburg.
Jeder, der so guter Gesinnung ist,
daß er das Beste bereitwillig tut,
der soll diese Geschichte
willig in seinem Sinn behalten,
um daraus zu lernen,
die Minne rein zu bewahren.
Kein edles Herz darf die Zuversicht verlieren!
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