Vom Wesen der Fabel
Mit der Liebe zur Fabel begann es. Im Internet finden sich immer
dieselben Fabeln, und da auch nur "Krümel".
Da wurde
die Idee einer Änderung geboren
(vielleicht mag ja noch jemand die Fabeln.)
Dann kam noch das Mittelalter dazu, und daraus entstand im Laufe
der Zeit eine doch recht ansehnliche Seite.
Zuerst
grundsätzliches über die Fabel:
Die Fabel wird im Mittelalter bîspel oder bîschaft genannt.
Bîspel oder auch Bîschaft
(von mittelhochdeutsch bîspil, was im Neuhochdeutschen so
viel bedeutet, wie Bei-Erzählung bzw. das
dazu-Erzählte)
sind kurze beispielhafte Erzählungen, die
Bild und Sinn gleichnishaft nebeneinander stellen. Es handelt
sich um eine Textform des hohen Mittelalters,
die in den Werken
vieler Autoren Eingang fand. Beispielsweise auch in den
lehrhaften Schriften des Strickers. Er hat das Bîspel Mitte des
13. Jahrhunderts zu einem eigenständigen literarischen Genre
erhoben.
Beide Benennungen machen deutlich, dass es sich um eine
belehrende Erzählung
handelt. Das Wort bîspel weist außerdem auf den Zusammenhang
zwischen Fabel, Gleichnis
und Sprichwort hin.
Beides, dass die Fabel belehren will und mit dem Sprichwort
verwandt ist, wird deutlich in der berühmten Fabelsammlung "Der
Edelstein" von Ulrich Boner.
Fabeln hat es schon immer gegeben und gehören somit zum
volkstümlichen Erzählgut.
Es gibt verschiedene Fabelsammlungen:
Als Stammvater der europäischen Fabel gilt Äsop
— er lebte um 600 v. Chr.— Sein Werk fand über Phaedrus,
Babrios und Avianus Eingang in das mittelalterliche
Europa. Seine "Söhne" haben sich in weiterer Folge
reichlich seiner Fabeln bedient.
Bekannt ist auch die altindische Fabelsammlung Panchatantra,
sowie die Fabeln des Arabers Lokman.
Bleiben wir in Europa und beginnen wir mit Mittelalter
und Humanismus:
Als ältester deutscher Fabeldichter kann ein
mittelhochdeutscher Dichter, genannt
"Der Stricker"
gelten, dessen Werke ab Mitte des 13. Jahrhunderts
definiert werden.
Die älteste Fabelsammlung ist dem schweizer Predigermönch
Ulrich Boner
zuzuschreiben. Seine Fabelsammlung
"Der Edelstein" erschien etwa
um 1324.
Im Zeitalter des Humanismus etabliert sich die
Fabelliteratur durch
Martin Luther.
Nach seiner eigenen Aussage benutzt er die Fabel um im "lustigen
Lügenkostüm" Wahrheiten zu verbreiten, die die Menschen
normalerweise nicht hören wollen.
Kommen wir nun zur Neuzeit:
Gotthold Ephraim
Lessing bildet den Abschluss der klassischen deutschen
Fabeltradition. Er benutzt die Fabel im
Sinne der
Aufklärung,
er ändert den Inhalt der Fabeln geringfügig und gelangt dadurch zu neuen
Nutzanwendungen.
Wichtige Fabeldichter sind unter anderem Hans
Sachs,
Christian Fürchtegott
Gellert und Magnus G. Lichtwer.
Frankreich ist durch
La Fontaine
vertreten, dieser ersetzt die allzu belehrenden Fabeln
und die damit verloren
gegangene Einfalt und Natürlichkeit durch
geistigen Witz und spielerische Anmut.
Aus der Schweiz kommt ein großartiger Vertreter dieses
Genre:
Pestalozzi Johann Heinrich.
Er war
ein Pädagoge, Schul- und Sozialreformer und verwendete
seine Fabeln zur Erziehung der Schüler. Er erfand eigene Fabeln
und änderte nur sehr wenige von Äsop ab.
Auch Asien ist mit einem Fabeldichter vertreten. In
Rußland ist
Iwan Krylow der bedeutendste Fabeldichter.
Und nicht zu vergessen China. Mit den Worten: "Neun von zehn meiner Reden sind allegorisch, ich stütze
mich auf
Bilder aus
meiner Umwelt, wenn ich meine Anschauungen darlege,"
prägte der
chinesische Philosoph
Zhuangzi (ca. 365 - 290 v. Chr.) hier erstmalig den Ausdruck yuyan, - "allegorische
Rede," - der
heute Fabel oder Parabel bedeutet. Mit diesem Ausspruch markiert er die
Geburt der
chinesischen Fabel.
Es werden dir einige Fabeln von anderen Autoren bekannt
vorkommen. Äsop sei's gedankt ;-)
Lass dich also
überraschen, was die "Söhne" aus seinen Fabeln
gemacht haben.
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