Fab.1
Der Mann und der Löwe
Äsop: Der Mensch und der Löwe auf der Wanderschaft
Fußtritte gab ein Mann dem Löwen, der aus Stein. Spricht einer zu
dem Löwen:
"Erkennst du seine Stärke?" Darauf der Leu: "Wenn wir, die Leuen,
Bildhauerkunst
beherrschen, dann würdest viele Menschen du versteinert sehen."
Fab.2
Der gefangene Storch
Äsop: Der Vogelfänger und der Storch
Die Kraniche zu fangen, stellt ein Bauer eine Falle. Mit jenen fing
er einen Storch, der
klagte laut. Darauf der Bauer: "Daß ein Freund du bist, bestreite
ich nicht. Jedoch die
Falle, die dich fing, hält fest dich mit den Bösen."
Fab.3
Der Wolf und der Hund
Äsop: Der Wolf und der Hund
Der Wolf erblickte einen fetten Hund mit einem Halsband. "Wer hat
denn den", so
fragt er, "fett gemacht und so gekettet?" Die Antwort war: "Der
Jäger." —"Nun kein
Wolf könnte das ertragen; denn lieber ist der Hunger mir als eines
Bandes Last."
Fab.4
Der schreckhafte Löwe
Äsop: Der Löwe in Furcht vor der Maus
Der Löwe schlief, da lief die Maus ihm über den Hals. Flugs sprang
der Löwe auf.
Da lacht der Fuchs, jedoch der Leu erwidert: "Ich fürchte nicht die
Maus, den Weg nur
ändere ich."
Fab.5
Der Löwe und der Eber
Äsop: Der Löwe und der Eber
Der Löwe kämpfte mit dem Eber um die Tränke. Die Geier sahen den
Streit der wilden
Tiere, ob nicht der Unterlegene ihre Beute werden könnte. Sie Freund
zu sehen hätte
ihre Hoffnungen enttäuscht.
Fab.6
Die Grille und die Ameise
Kalt war's, da bat die Grille die Ameise um Speise.
Die fragt die Grille: "Warum hast du nichts?"
"Als Sommer war", entgegnete jene, "hatte ich viel zu singen."
"So sollst du jetzt im Winter", war die Antwort, "tanzen, nicht nach
Speise gieren."
Fab.7
Der Bock und der Weinstock
Zum Bock der Weinstock sprach: "Du tust mir Schaden, indem du meine
Blätter frißt;
gibt's denn kein frisches Grün? Wie sehr du mir auch schaden tust,
ich werde Wege
finden, bei deiner Opferung den Göttern Wein zu spenden."
Fab.8
Die Maus in der Schmiede
Die Maus trug eine andere, die verhungert war. Das sahen die
Schmiede und verbargen
nicht ihr Lachen. Jedoch die Maus, die lebte, sagte unter Tränen:
"Nicht einmal ein
Mäuslein, ach! vermögt ihr zu ernähren!"
Fab.9
Der gierige Hund
Äsop: Die Hündin mit dem Fleisch
Ein Hund trug Fleisch ganz nahe bei einem Bache; als er sich beugte,
sah im Wasser
er einen zweiten Hund. So öffnet er das Maul, damit er noch das
andere Fleisch
bekomme; dabei verlor er auch das erste Stück, das er besessen.
Fab.10
Kypris und die Dienerin
Die Liebe eines Mannes lenkte Kypris auf die eigene Dienerin. Und
die erbot der Göttin
Ehre jeden Tag, bis sie im Traum ihr sagte: "Mich verehre nicht! Der
Mann, der tut mir
leid; dich aber mag ich nicht!"
Fab.11
Der Löwe und die drei Rinder
Äsop: Die Stiere und der Löwe
Einträchtig gingen einst drei Rinder auf die Weide, und auch der
wilde Löwe konnte
ihnen nicht zu schaffen machen. Da aber brachte er durch seine Reden
sie in
Feindschaft und in Widerstreit und fraß zu ihrem Unglück eines nach
dem anderen auf.
Fab.12
Die Frösche und das Hochzeitsfest des Helios
Äsop: Die Frösche und die Sonne
An Helios' Hochzeitsfest erfreuten sich die Frösche. Doch einer
wandte sich an sie:
"Was seid ihr dumm! Denn da wir zittern müssen vor des einen Helios'
Strahlen, wer wird
dann wenn er einen Sohn zeugt, den ertragen?"
Fab.13
Das törichte Kamel
Äsop: Das Kamel das Hörner haben wollte
Um Hörner flehentlich bat das Kamel den Gott, der es darum der
Torheit zeiht.
Doch krümmt er ihm die Ohren und den Kopf, daß allen das Kamel zum
Abscheu wird.
Fab.14
Der eitle Hirsch
Äsop: Der Hirsch an der Quelle
Ein Hirsch, der in dem Quell sein Spiegelbild erblickte, schalt
seine dünnen Läufe
und freute sich an dem Geweih. Doch als er vor dem Löwen aus des
Waldes Dickicht
floh, da mußte sterben er durch das Geweih, worüber er vergeblich
sich gefreut.
Fab.15
Der Fuchs und der Rabe
Äsop: Der Rabe und der Fuchs
In einen Käse biß der Rabe, und der Fuchs betrog ihn darum: "Wenn
Stimme du
besäßest, wärst du Jovis großer Vogel." Der Dummkopf krächzte, und
der Fuchs erhielt
den Käse. "Ja, alles hast du Rabe", sprach er, "und Verstand schaffe
dir noch an!"
Fab.16
Die kranke Henne und die Katze
Äsop: Die Katze als Ärztin und die Hühner
Die Henne, die erkrankt war, kam der Katze vor die Augen. "Wie geht
es dir in deiner
Krankheit?" fragte die. Darauf das Huhn mit Zittern: "Wenn du dich
entferntest, dann
hätte ich ein Leben, besser als die Rehe."
Fab.17
Der Bauer und die Schlange
Äsop: Der Bauer und die Schlange 1
Ein Bauer wärmte eine Schlange unter seinem Rock zur kalten
Jahreszeit. Doch als sie
dann die Wärme spürte, da biß sie den zu Tode, der sie warm gemacht.
Also verfahren die Bösen gegen die, die ihnen Gutes tun.
Fab.18
Der Junge und der Skorpion
Äsop: Der Junge und der Skorpion
Ein Junge, der Heuschrecken fing, streckte seine Hand nach einem
Skorpion. Der sagte
nur: "Faß mich nicht an! Denn wenn du mich berührst, wirst stöhnen
du aus tiefer Brust
und auch die echten Heuschrecken verlieren."
Fab.19
Der Esel in der Löwenhaut
Äsop: Als ein Esel sich ein Löwenfell überzog
Ein Esel, der ein Löwenfell um seine Schultern trug, vermeinte nun,
ein Leu zu sein,
weil er die Hirten scheuchte. Doch als man ohne Löwenhaut ihn fand,
erinnerte das
Mühlenhaus ihn seiner Ungebührlichkeit.
Fab.20
Der Löwe im Kampf mit dem Bogenschützen
Äsop: Der Schütze und der Löwe
Der Löwe ließ sich in einen Kampf mit einem Bogenschützen ein.
Jedoch getroffen vom
Geschoß, sprach er im Kreis der Tiere: "Wenn jener viele solcher
Boten senden kann,
wie muß es dann erst sein, wenn in Person er auftritt?"
Fab.21
Der Wolf und der Esel
Äsop: Der Wolf als Arzt
Der Wolf mit seinen Zähnen zog dem Esel einen Dorn heraus. Doch als
den Lohn er
fordert, schlägt ihm jener mit dem Fuße ins Gesicht. Da spricht der
Wolf: "Wie konnte
ich, Schlächter von Beruf, so dumm ins ärztliche Metier
hinübergehen?"
Fab.22
Der gefangene Strauß
Es war ein Kampf der Vögel mit dem Landgetier. Da nahm gefangen man
den Strauß;
er täuschte nämlich vor, er sei ein Vogel, doch zugleich ein
Landtier auch: den Vögeln
zeigte er den Kopf, den anderen seine Füße.
Fab.23
Der Fuchs und die Trauben
Äsop: Der Fuchs und die Weintrauben
Ein Fuchs, der an dem großen Weinstock Trauben sah, sprang in die
Höhe, und als er
vielmals sich bemüht, gab den Versuch er auf und sprach zu sich zum
Trost: "Laß ab!
Die Trauben sind zu sauer."
Fab.24
Der Reiter und der Bauersmann
Äsop: Jäger und Reiter
Um einen Hasen bat ein Reiter einen Bauersmann und fragte nach dem
Preis, als er ihn
in den Händen hielt. Gleichzeitig trieb sein Pferd er an. Der Bauer
sprach: "Beeile dich
nicht! Ich gebe ihn dir umsonst."
Fab.25
Der getroffene Adler
Äsop: Der Adler
Getroffen an der Brust war einst ein Adler, und voller Tränen saß er
da, beklagend seinen
Schmerz. Als nun den Federpfeil er sah, da sprach er: "O weh! Die
Feder bringt ihrem
Träger, mir, den Tod."
Fab.26
Der feige Jägersmann
Äsop: Der furchtsame Jäger und der Holzhauer
Es sprach der feige Jägersmann zu einem Hirten: "Wenn irgendwo des
Löwen Spur du
siehst, dann sage es mir!" — "Ich kann ihn selbst dir", war die
Antwort, "wenn du willst,
von nahem zeigen." — "Ich suche bloß die Fährte", sprach der Jäger,
"und nicht mehr."
Fab.27
Der gefräßige Fuchs
Äsop: Wie ein Fuchs seinen Bauch übermäßig gefüllt hatte
Ein Fuchs drang in die tiefe Höhlung eines Eichenbaumes ein, wo er
das Frühstück eines
Hirten fand. Das fraß er auf, so daß vor Fett er nicht sich strecken
konnte. Sagte einer:
"Du willst heraus? Dann werde so, wie du hineingegangen bist!"
Fab.28
Der speiende Knabe
Ein Knabe, der beim Fest des Rindes Innereien verschlang, erbrach
sich und rief laut:
"Die Eingeweide, Mutter, spei ich aus!" Die aber sagte lachend:
"Keine Furcht, mein
Sohn; denn das ist nicht von dir, nur Fremdes speist du aus!"
Fab.29
Die Dohle mit den fremden Federn
Äsop: Die Krähe und andere Vögel
Mit fremden Federn ausgestattet, rühmte sich die Dohle ihrer
Überlegenheit vor anderen
Vögeln. Als erste pflückt die Schwalbe ihre angemaßte Gabe, darauf
die anderen alle;
schließlich stand die Dohle nackend da.
Fab.30
Der Wolf und der Kranich
Äsop: Der Wolf und der Reiher
Ein Knochen war im Schlund des Wolfes steckengeblieben. Der Kranich,
der heraus ihn
zog, verlangte Lohn für seinen Dienst. Darauf der Wolf: "Ganz
unversehrt kam jetzt dein
Hals aus meinem Schlund. Auf einen anderen Lohn als diesen rechne
nicht!"
Fab.31
Das Schaf auf dem Turm und der Wolf
Äsop: Die junge Ziege, die neben einem Haus stand, und der Wolf
Von einem Turm herunterschauend, schalt ein Schaf den Wolf als
häßlich und sehr bös,
als voller Mißgunst. Hinauf sah da der Wolf und sprach: "Nicht du
bist's, der mich
schmäht; der Turm ist's, der dich erst zu solcher Kühnheit wappnet."
Fab.32
Der vertriebene Stier
Äsop: Der Stier und die wilden Ziegen
Von seinem Lager trieb den Stier ein Bock, der vor dem wilden Löwen
floh. Und seufzend
sprach der Stier: "Wenn nicht die Furcht vorm Löwen mich in
Schrecken setzte, du
würdest bald erkennen, was ein Stier und was ein Bock vermag."
Fab.33
Der Wolf und das Lamm
Äsop: Der Wolf und das Lamm
Es spricht ein Wolf zum Lamm: "Hast neulich du mir nicht getrübt das
Wasser?" —
"Damals war ich doch noch gar nicht auf der Welt. Wie ich das Wasser
hätte trüben
können, weiß ich nicht." — "Und selbst wenn du die Wahrheit sagst,
so bist du doch
ganz schlecht."
Fab.34
Der Krebs und seine Mutter
Äsop: Zwei Krebse
"Gehe aufrecht", sagte zum Krebse seine Mutter, "und weiche nicht
schräg vom Wege
ab!" — "Gehe Mutter du voran, und führe dein Kind! Ich will dann
sehen und deinen
Spuren folgen."
Fab.35
Das zerschlagene Ziegenhorn
Äsop: Die Ziege und der Ziegenhirt
Mit seinem Stab zerschlug der Hirt ein Ziegenhorn. Da fiel er
nieder, bat mit lautem
Wehgeschrei: "Ach sag, ich bitte dich, nichts davon dem Herrn!"
Darauf die Ziege:
"Um so lauter wird das Horn sich nur vernehmen lassen!"
Fab.36
Der eingebildete Esel und das Götterbild
Äsop: Als ein Esel ein Götterbild auf den Rücken trug
Auf seinen Schultern trug ein Esel Phoibos' silbern Bild, vor dem
ein jeder, anzubeten,
auf die Erde fiel. Erfaßt vom Dünkel, wollte da der Esel nicht mehr
Esel sein; doch
mußte er hören: "Kein Gott bist du, du trägst nur einen Gott."
Fab.37
Das Huhn mit den Goldeiern
Äsop: Die Gans mit den goldenen Eiern
Es war ein Huhn, das pflegte Goldeier zu legen. Von Gier nach Gold
ließ sich sein Herr
verblenden und schlachtete das Huhn, auf mehr an Gold noch rechnend.
Die Gier nach
mehr doch machte das Glücksgeschenk zunichte.
Fab.38
Der wahnsinnige Löwe
Den Löwen einst erblickte der Hirsch im Wahn. "O großes Unheil für
uns Tiere!" rief er
da. "Wenn bei Gesundheit schon der Löwe schwer erträglich ist, wie
sollte er, wenn er
rast, Leidbringendes vermeiden?"
Fab.39
Die Katze als Braut
Äsop: Das Wiesel und die Göttin Aphrodite
Ein Mann führte eine Katze als Gemahlin in sein Haus, und Kypris
selber nahm am
Hochzeitsfeste teil. Doch als die Braut bei Tische eine Maus
erblickte, war sie gleich
hinterher; ihr Wesen konnte sie nicht ändern.
Fab.40
Die Schildkröte und der Adler
Äsop: Der Adler und die Schildkröte
Die träge Schildkröte hatte mit den Vögeln wollen gehen. Da packte
sie der Adler, trug
sie in die Höhe und ließ sie fallen auf den Felsen, daß sie barst.
Da sprach das Tier:
"Mehr nützen mein Gewicht mir als der Flügel Schnelle!"
Fab.41
Der Beuteanteil des Löwen
Äsop: Der Löwe mit anderen Tieren auf der Jagd
Die Beute teilte der Löwe mit dem Esel und dem Fuchs. "Das erste
Stück", sprach er,
"gebührt mir als dem Teiler. Das zweite muß ich haben, weil ich
König bin. Und wer
das dritte anrührt, soll mich kennenlernen!"
Fab.42
Die Mutter des zertrampelten Frosches
Vom Huf des Ochsen ward der kleine Frosch zertrampelt. Da sprach im
Zorn die Mutter:
"War er, aufgebläht, so groß?" Ein anderes Junges ihr erwiderte:
"Selbst wenn du birst,
ihm wirst du, Mutter, trotzdem niemals ähnlich sein."
Fab.43
Der Vater und die Schlange
Äsop: Der Bauer und die Schlange
Ein Mann, der für den Tod des Kindes an der Schlange Rache nahm,
beschädigte ihren
Felsen und begehrte dann Freundschaft. Jedoch die Schlange sprach:
"Wie könnte es
einen Ausgleich geben, solange du des Kindes Grab und ich den Felsen
sehen muß?"
Fab.44
Die mutlosen Hasen
Äsop: Die Hasen und die Frösche
Zu sterben nahmen sich die Hasen vor, statt fortzuleben, weil
schwach sie seien und
nichts nütze. Und als nun in den Teich sie sich schon stürzen
wollten, erfaßte sie neuer
Mut, als dort die Frösche Reißaus nahmen.
Fab.45
Der Eichbaum, das Rohr und die Weiden
Äsop: Die Eiche und das Schilfrohr
Den Eichbaum, der vom Sturm geschlagen, führte die Flut davon. Da
fragte er die
Weiden und das Rohr, wodurch sie aufrecht stünden. "Nun, wir beugen
uns den Winden.
Wo sie dich brechen, stehen wir fest."
Fab.46
Der Schützenwettstreit zwischen Apoll und Zeus
Äsop: Zeus und Apollon
Zum Schützenwettstreit forderte Apoll den Vater und richtete vom
Osten bis zum Westen
sein Geschoß. Doch Zeus kam ihm mit einem großen Schritt zuvor und
wandte sich um:
"Mein Sohn, so sage, wohin soll ich nun schießen?"
Fab.47
Der Nordwind und der Sonnengott
Äsop: Der Wind und die Sonne
Der Nordwind stritt sich, als es kalt war, mit dem Sonnengott, wer
einen Mann zuerst
wohl zum Entkleiden brächte. Der Nordwind blies, und fester knüpfte
nur der Arme
seine Lumpen; doch als erwärmt er war, gab er der Sonne, was er
trug.
Fab.48
Der Löwe, der Esel und der Fuchs
Äsop: Der Löwe, der Esel und der Fuchs
Der Löwe, der Esel und der Fuchs, die gingen auf die Jagd, und als
der Esel dann die
Beute in drei Stücke teilte, zerfleischte ihn der Löwe. Der Fuchs
gab ihm darauf das
größte Stück; des Esels Schicksal hatte ihn belehrt.
Fab.49
Der Fuchs und der Strauch
Äsop: Der Fuchs und der Dornbusch
Der Fuchs, der einen Pferch wohl übersteigen wollte, glitt dabei aus
und hielt an einem
Strauch sich fest. Des Fußes Sohle ward verletzt, darum schalt der
Fuchs den Strauch:
"Dich selber", sprach der, "und nicht meine Eigenart hast du zu
schelten!"
Fab.50
Die Mücke und der Stier
Äsop: Die Mücke und der Stier
Die Mücke saß einst auf dem Horn des Stieres; er müßte nur sagen,
meinte sie, wenn
fort sie fliegen solle. Doch sie vernahm: "Da ich es nicht gemerkt,
als du dich
niedersetztest, so werde ich auch kein Empfinden haben, wenn du weg
dich machst."
Fab.51
Der Hirsch und das Weingebüsch
Äsop: Der Hirsch und der Weinstock
Den Hirsch, der sich im dichten Weingebüsch verborgen hielt,
verfolgten seine Jäger.
Weil er den Stöcken ihre Blätter abgenagt, ward er zu Recht zur
Beute für die Jäger.
Fab.52
Der Astronom im Brunnen
Äsop: Der Astrologe
Ein Astronom, der nach den Sternen Ausschau hält, in einen Brunnen
unversehens fällt.
Und einer, der vorüberkam und ihn so stöhnen hörte, spricht: "Weil
du, mein Freund,
den Sinn nach oben richtest, siehst du nicht, was unten auf der Erde
ist."
Fab.53
Das Pferd im Streit mit dem Wildschwein
Äsop: Das Pferd und der Hirsch
Im Streite lag das Pferd mit einem bösen Wildschwein, und weil es
seinen Angriff zu
begegnen außerstande war, so lieferte es sich aus und suchte die
Freundschaft eines
Mannes mit viel Erfahrung, um die Bestie zu töten.
Fab.54
Der Mann mit den zwei Geliebten
Äsop: Der Mann in den mittleren Jahren und seine beiden Freundinnen
Ein Mann, dessen Haare schwarz und weiß gesprenkelt waren, hatte
zwei Geliebte.
Mit der Zeit auf alle Art trug die die schwarzen, jene ihm die
weißen Haare davon.
So ward er kahl und allen zum Gespött.
Fab.55
Die größenwahnsinnige Krähe
Äsop: Der Adler, die Dohle und der Hirte
Mit dem geraubten Lamm erhob zum Himmel sich der Aar; das sah die
Krähe und versuchte sich gleichermaßen an dem Bock. Der Hirt ergriff
sie, und ein Junge sagte
nur dies: "Für mich die Krähe; denn der Adler ist sich selbst
genug!"
Fab.56
Das Schwalbennest am Dache des Gerichtes
Am Dache des Gerichtes baute die Schwalbe ihr Nest, und ihre Jungen
tötete die
Schlange. Da sprach die Schwalbe: "Welche Not! Dort, wo Vergeltung
ist, erlitt allein
ich Schaden."
Fab.57
Der betrogene Esel
Äsop: Als ein Esel Salz transportierte
Ein Esel, überquerend einen Fluß, trug eine Ladung Salz: indem er
hinfiel, fand er
Erleichterung er von seiner Last. Doch als er später eine Menge
Schwämme trug,
da ward, als er sich wieder fallen ließ, zu seinem Unheil er
erstickt.
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