Kalilah und Dimna
Kalila und Dimna eine uralte Fabelsammlung, die in Indien
entstand und über Persien
und Arabien den Weg durch die gesamte Welt nahm.
Die Wurzeln der Erzählungen rund um die ungleichen
Schakalbrüder Kalila (der
Besonnene) und Dimna (der Skrupellose) liegen im Indien des
ausgehenden 3. Jhd.
n. Chr. und zwar im "Pantschatantra", entstanden in
Kaschmir, niedergeschrieben in
Sanskrit. Als Autor gilt der Pandit Wischnu Scharma, dessen
Urfassung aber leider nicht
mehr erhalten ist.
Von Anfang an war "Kalila und Dimna" nicht zur Volkslektüre
gedacht, sondern als
Lehrmaterial heranreifender Adliger, als "Fürstenspiegel".
Um dabei nicht das Risiko
einzugehen, hochgestellte Persönlichkeiten zu beleidigen,
bedienten sich die Weisen von
Alters her des Instrumentariums der Fabel, ein praktikables
literarisches Mittel, auf dem
auch später Äsop metaphernreich zu spielen wusste.
Kalila und Dimna ist trotz der scheinbar leichtfüßigen
Fabelstruktur nicht als
Zwischendurchlektüre geeignet. Viele der Aphorismen
offenbaren sich erst nach
mehrmaligem lesen; lassen unterschiedliche
Interpretationsweisen zu. Und gerade darin
liegt der Wert dieser aus einem fremden Kulturkreis
stammenden Sammlung von
Weisheiten: Sie sind so simpel wie schön, verbunden mit der
fast sprichwörtlichen
Leichtigkeit und Mehrdeutigkeit des Orients.
Die Schakale hießen im indischen Text noch Karataka und
Damanaka.
Ihre heutigen gebräuchlichen Namen wurde ihnen vom persische
Arzt Borzuje verliehen,
der im Auftrag seines weltoffenen Herrschers Khosrou I. die
Fabelsammlung ins Pahlawi,
das Mittelpersische überträgt. Um die Geschichten noch
besser anzupassen, wechselten
auch einige Tiergattungen, so mussten Krokodile und Mungos
Schildkröten bzw. Wieseln
Platz machen.
|