Fabelverzeichnis
zurück


weiter

Erster Dienst 2

 

Lied 1
 

Daz ist ein tanzwîse, diu êrste

1.
Wîbes güete niemen mac
volloben an ein ende gar.
mîn herzeblüete mangen tac
si machet mich gar sorgen bar,
swenn ich si sihe gekleidet stân
und alsô schœne vor mir gân
alsam ein engel wol getân.

2.
Ein wîp mich des betwungen hât
daz ich ir iemer dienen muoz,
der lîp vil wol ze wunsche stât;
ir rôter munt gît reinen gruoz.
ich hân den wunsch an ir gesehen,
daz man ir muoz des besten jehen,
odr ich enkan niht frouwen spehen.

3.
Dîner reine trœste ich mich
noch baz denn ich gedienet hân.
dû bist eine der wil ich
mit triuwen wesen undertân.
des tages swenn ich dich sehen sol,
sô wart nie manne mêr sô wol,
und ist mîn herze fröiden vol.

4.
Hôhen muotich von dir hân;
des weiz ich niemen mêre danc.
dû bist guot ân argen wân;
ich dien dir immer âne wanc.
nu sprich daz ez dîn wille sî;
son wirde ich nimmer mêre frî,
und wone dir mit dienste bî.

 

Das ist eine Tanzweise, die erste

1.
Frauenanmut kann niemand
recht loben wie es sich gehört.
Mein Herz das blutet jeden Tag,
nur sie nimmt mir die Sorgen erst,
wenn ich sie seh' in ihrem Kleid,
wie sie gar prachtvoll vor mir geht
gleich einem Engel wunderbar.

2.
Mich hat bezwungen eine Frau,
daß ich ihr immer dienen muß;
ihr Körper ist so ganz nach Wunsch,
ihr roter Mund grüßt wunderschön.
Ich will nur eines, daß man sie
vor allen andern preisen soll,
sonst kenn ich keine solche Frau.

3.
Mich tröstet deine reine Art
noch besser als ein Dienst an dir.
Du bist die eine, der ich will
mit Treue bleiben untertan.
Am Tag, wenn ich dich sehen kann,
da wird mein Herz von Freude voll
wie noch keins eines Mannes war.

4.
Von dir hab ich das Hochgefühl,
für das mein Dank nie ist genug;
du bist vortrefflich ohne Arg,
ich diene ohne Wankelmut.
Nun sprich, daß es dein Wille sei,
daß ich für immer dir gehöre
und lebe ganz in deinem Dienst.

 

Lied 2
 
Daz ist diu ander tanzwîse

1.
In weiz wiech singe
von der naht: diu gît mir fröide niht.
mîn hôhgedinge
der lît an dem tage: wan er ist liht.
ouch ist sîn schîn
der frouwen mîn
vil gelîch. des müeze er sælic sîn.

2.
Er mac von schulden
loben die naht, der sæliclîchen lît.
sô muoz ich dulden
sendiu leit: dâ von trag ich ir nît
und lobe den tac,
swenn ich si mac
sehen, diu mir wol heilet sorgen slac.

3.
Den tac ich êre,
dô ich die vil guoten êrste sach.
sît immer mêre
gab diu naht mir leit und ungemach.
si ist mir gram,
und ich ir sam.
wol dir tac, vil sælic sî dîn nam.

4.
Sô mich besezzen
nahtes habent die sorge alsam diu mar,
des wirt vergezzen
sâ, sô mir der tac erschînet klâr.
sô kümt ein wân,
daz ich sül gân
die vil schœnen tougen sehen an.

5.
Vil gerne ich wolde
loben die naht, ergienge ez immer sô
daz ich ir solde
nâhen ligen diu mich nu tuot unfrô.
wer wære ich dan,
ich sælic man!
wê daz mirs diu guote niht engan.

 
Das ist die zweite Tanzweise

1.
Ich weiß nicht, was ich singen soll von
dieser Nacht, die keine Freude mir mehr gibt.
Die Sehnsucht mein
ist doch der Tag, denn er ist hell.
Auch leuchtet er
der Herrin mein
wie mir, deswegen soll er glücklich sein!

2.
Der kann aus gutem Grund
loben die Nacht, der glücklich liegt;
doch ich muß dulden
Sehnsuchtsleid, ich gebe ihr keine Schuld
und lobe diesen Tag,
wenn ich sie bald
auch sehen kann, die mir die Sorgen heilt.

3.
Den Tag ich preise,
da ich die Edle zuerst sah;
seit dieser Zeit
gab jede Nacht mir Leid und viel Verdruß.
Sie ist mir gram
und ich ihr auch-
oh wohl dir Tag, wie selig ist dein Nam'.

4.
Als mich bedrängten
nachts die Sorgen wie eine ganze Schar,
das ist vergessen
dann, wenn mir der Tag so hell erscheint.
So kommt die Hoffnung,
daß ich geh',
die Schöne heimlich anzuseh'n.

5.
Sehr gerne möchte ich
loben die Nacht, wär's es immer so,
daß ich ihr sollte
nahe liegen, die mich jetzt traurig macht.
Was wär ich dann
ein seliger Mann!
Oh weh, daß mir's es die Edle nicht vergönnt.

 
Lied 3
 
Ein langiu wîse, und ist diu dritte

1.
Frouwe, liebiu frouwe mîn,
an dînem dienste ich niht verzage.
swie du wilt, sô wil ich sîn:
dâ bî sô merke waz ich sage.
frouwe, ich weiz wol, ob mir dînen friundes gruoz
niht verdienent mîne junge besten tage,
daz ich in sorgen alten muoz.

2.
Mîn herze gît mir wîsen rât,
swie tump ez von den jâren sî,
daz ich ir, diu tugende hât,
sî mit stætem dienste bî.
sît ez mir sô stæten rât mit triuwen gît,
des doch mir der lîp, der muot, noch nie wart frî,
des volge ich im gar âne strît.

3.
Dô ich êrste sin gewan,
dô riet mir daz herze mîn,
obe ich immer wurde ein man,
sô solte ich ir ze dienste sîn.
nu ist mir komen diu zît daz ich ir dienen sol.
nu helf mir got daz ich ir tuo den dienest schîn,
dâ von ich leides mich erhol.

4.
Sî ist über mînen lîp
frouwe und al des herzen mîn,
sî vil wundern werdez wîp:
nû wes solde ich gerner sîn?
wolde sî den dienest mîn und mînen sanc,
wâ wurd immer mir sô grôz genâde schîn?
wâ fünde ich sô reht hôhen danc?

5.
Wâ môhte mir sô hôhe komen
mîn dienst und al mîn arebeit?
wan die ich mir hân genomen,
diu hât schœne und werdekeit.
hôher muot, du twingest mir den lîp ze hôch,
unde ist dir daz herze mîn dar zuo bereit,
wanz ie die nidern minne flôch.

6.
Nideriu minne, an fröiden tôt
ist er, dem si an gesigt.
gît diu hôhe sende nôt,
doch wol im der der selben pfligt!
sî gît sorge, und ist diu sorge fröiden rîch.
frou, daz dich diu sorge mîn sô ringe wigt,
dâ von sô sorge ich stæteclîch.

 
Eine lange Weise, und sie ist die dritte

1.
Oh Herrin, liebe Herrin mein,
an deinem Dienst verzag ich nicht;
wie du es willst, so will ich sein,
so höre nun, was ich dir sag.
Oh Herrin, ich weiß gut, daß meine jugendlichen Tage
niemals verdienen deinen lieben Gruß
und ich in Sorgen altern muß.

2.
Mein Herz gibt mir den weisen Rat,
wie dumm es auch an Jahren ist,
daß ich ihr, die so edel ist,
in ihrem treuen Dienste bin.
Da es mir diesen guten Rat in Treue gibt,
auf den mein Leib nicht noch mein Sinn verzichten kann,
so folge ich ihm ganz ohne Streit.

3.
Als ich zuerst den Rat erhielt,
da riet mir alsogleich mein Herz:
Sollt ich je werden einst ein Mann,
dann sollt' ich ihr zu Diensten sein.
Nun ist die Zeit gekommen schon, daß ich ihr dienen soll;
nun helf mir Gott, daß ich ihr meinen Dienst erweise
und mich erhole von dem Leid.

4.
Sie ist die Herrin meines Leibes
und auch des ganzen Herzen mein,
sie, diese wunderbare Frau.
Was sollte mir auch lieber sein?
Und will sie dann auch meinen Dienst und meinen Sang,
wo würde mir denn eine solche Gnade je zuteil?
Wo fänd' ich wirklich großen Dank?

5.
Wo könnte mir so kostbar sein
mein Dienst und alle meine Mühe?
Ich habe mir die auserseh'n,
die Schönheit hat und Würde.
Mein Hochgefühl, du zwingst mir meinen Leib zu stark,
und auch mein Herz ist dazu wohl bereit,
weil es die niedere Minne floh.

6.
Niedere Minne: Freudenleer
ist der, den sie besiegt;
die hohe Minne gibt die Sehnsucht,
und wohl dem, der sie pflegt.
Sie gibt Sorge, doch ist die Sorge freudenreich.
Oh Herrin, meine Sorge wiegt bei dir gering,
darüber sorge ich mich immerdar.

 
Lied 4
 
Ein tanzwîse, und ist diu vierde wîse

1.
In dem walde süeze dœne
singent kleiniu vogelîn.
an der heide bluomen schœne
blüejent gen des meien schîn.
alsô blüet mîn hôher muot
mit gedanken gen ir güete,
diu mir rîchet mîn gemüete
sam der troum den armen tuot.

2.
Ez ist ein vil hôch gedinge
den ich gen ir tugenden trage,
daz mir noch an ir gelinge,
daz ich sælde an ir bejage.
des gedingen bin ich frô.
got geb daz ichz wol verende,
daz si mir den wân iht wende
der mich fröit sô rehte hô.

3.
Sie vil süeze, valsches âne,
frî vor allem wandel gar,
lâze mich in liebem wâne
die wîl ez niht baz envar;
daz diu fröide lange wer,
daz ich wænens iht erwache.
daz ich gen dem trôste lache
des ich von ir hulden ger.

4.
Wünschen unde wol gedenken
dest diu meiste fröide mîn.
des sol mir ir trôst niht wenken,
sie enlâze mich ir sîn
mit den beiden nâhen bî,
sô daz si mit willen gunne
mir von ir sô werder wunne,
daz si sælic iemer sî.

5.
Sælic meie, dû aleine
trœstest al die werelt gar.
dû und al diu werlt gemeine
fröit mich min dann umbe ein hâr
wie möht ir mir fröide geben
âne die vil lieben guoten?
von der sol ich trôstes muoten;
wan ir trôstes muoz ich leben.

 
Eine Tanzweise, und ist die vierte Weise

1.
In dem Walde süße Töne
singen kleine Vögelein,
auf der Heide blühen herrlich
Blumen in des Maien Glanz.
So blüht auch mein Hochgefühl,
ich denk sehr an ihre Gnade,
die mir reich macht meinen Sinn
wie's der Traum dem Armen tut.

2.
Es ist meine höchste Hoffnung,
die ich ihr im Herzen trage,
daß mir doch bei ihr gelinge,
daß ich Glück von ihr erringe.
Diese Hoffnung macht mich froh,
Gott geb, daß dies bestens endet,
daß sie nicht die Hoffnung stört,
die mich über alles freut.

3.
Diese Edle ohne Falschheit,
frei von jedem Makel gar,
hält mich in der lieben Hoffnung,
so lang es nicht besser geht,
daß die Freude lange währt,
daß ich weinend auch erwache
und zu meinem Trost dann lache,
was ich von der Huld begehr'.

4.
Wünsche, liebliche Gedanken
sind die größte Freude mein,
das bringt mir die Zuversicht,
sie laß mich mit ihren beiden
nahe bei ihr immer sein,
so daß sie mir wirklich gönne
von ihr solche edle Wonne,
daß sie immer glücklich sei.

5.
Seliger Mai, nur du alleine
tröstest unsere ganze Welt,
du und diese ganze Welt
freut mich weniger als nichts.
Wie könnt ihr mir Freude geben
ohne die so liebe, Edle?
Von der soll ich Trost begehren,
von dem Troste muß ich leben.

 
Lied 5
 
Ein tanzwîse, und ist diu fünfte wîse

1.
Sumer ist nu gar zergân,
gesweiget sint diu vogelîn.
des muoz ich vil trûric stân
und in dem herzen jâmric sîn.
winder unde ein ander leit
diu gebent mir dicke senden muot:
diu habent mir beidiu leider widerseit.

2.
Sumers sol man sîn gemeit:
sô mac ein man der frouwen sîn
wol mit dienste sîn bereit.
vil sælic sî sîn liehter schîn,
winder ich bin dir gehaz,
dâ bî der sumerwunne holt:
sô mac man werden frouwen dienen baz.

3.
Zwiu sol mir des winders zît
und ouch dar zuo sîn langiu naht?
an der al mîn fröide lît,
diu hât des leider niht gedâht,
daz sich ende sô mîn strît
als einem dem sô wol geschiht,
der nâhen bî bî liebe lieblîch lît.

4.
Sît man leit nâch liebe hât,
sô sol ouch liep nâch leide ergân.
mîn lîp noch in leide stât:
des ist mir endelôs mîn wân.
frouwe, wende sô mîn leit,
daz mir nâch leide liep geschehe.
mîn herze bî den fröiden jâmer treit.

5.
Frouwe, liebiu frouwe mîn,
war umbe bistu mir gehaz?
ich was ie der dienest dîn.
daz weiz got wol, und niemen baz,
daz ich von dir mînen muot
noch nie gewande sît der zît
daz ich verstuont beid übel unde guot.

 
Eine Tanzweise, und ist die fünfte Weise

1.
Der Sommer ist vergangen nun,
es schweigen alle Vögelein,
darum muß ich sehr traurig steh'n
und Jammer ist in meinem Herz;
der Winter und ein andres Leid
die geben große Sehnsucht mir,
sie beide sind ja gegen mich.

2.
Die Sommerzeit bringt große Freud',
so kann ein Mann der Herrin sein
zu seinem Dienst allzeit bereit,
des Sommers Glanz wird herrlich sein.
Oh Winter, du, ich hasse dich,
ich bin der Sommerwonne hold,
sie bringt den bess'ren Frauendienst.

3.
Was soll den diese Winterszeit
und auch dazu die lange Nacht?
Die Frau, die meine Freude ist,
die hat das leider nicht bedacht,
daß doch bald ende dieser Streit
für einen, dem so wohl geschieht,
der gerne bei der Liebsten liegt.

4.
Und da man Leid nach Liebe hat,
so soll nach Leid die Liebe sein;
ich stecke noch in meinem Leid,
doch meine Hoffnung endet nicht.
Oh Herrin, wende ab mein Leid,
daß mir nach Leid dann Lieb' gescheh',
bei diesen Freuden schmerzt mein Herz.

5.
Oh Herrin, liebe Herrin mein,
warum haßt du mich denn so sehr?
Ich bin schon lang in deinem Dienst;
das weiß Gott wohl und niemand sonst,
daß ich von dir mich nie gewandt
seit jener langen, langen Zeit,
da ich erkannte Schlecht und Gut.

 
Lied 6
 
Ein tanzwîse, und ist diu sehste wîse

1.
Wê daz mir diu guote
sô verret ir minne!
des bin ich in dem muote
vil ofte unfrô.
sol mir niht gelingen
an ir des ich sinne,
sô muoz mîn herze ringen
mit trûren sô
daz ich nimmer mêre
ze fröiden gesinnc.
si hât des lützel êre,
stêt mîn herze unhô.

2.
Schœne bî der güete
stât vil wol den wîben:
sô stât ouch hôchgemüete
den mannen wol,
hôchgemüete wolde
vil gerne belîben
bî mir, het ich si holde,
von der ich dol
herzenlîche swære.
dâ von muoz ich mîden
vil fröiden, der mir wære
sus mîn herze vol.

3.
Jâ man ich vil sêre
dich, frou, dîner güete,
daz dû mich durch dîn êre
bedenkest baz.
lâ mich gnâde vinden,
daz dich got behüete.
an dir sô müez mir swinden
der minne haz.
diu ist mir gevære;
dâ von mîn gemüete
ist nû vil fröiden lære.
guot wîp, wende daz.

 
Eine Tanzweise, und ist die sechste Weise

1.
Weh, daß mir die Edle
so fern hält ihre Minne!
darüber bin im Herzen ich
sehr oft nicht froh.
Soll mir nichts gelingen
bei ihr, für die ich singe,
dann muß mein Herz mit Trauer
kämpfen sehr,
sodaß ich niemals mehr
zu Freuden komme;
sie hat dann wenig Anseh'n,
wenn mein Herz so leidet.

2.
Schönheit und ein gutes Herz
steht den Frauen gut,
das gibt auch ein Hochgefühl
den Männern dann.
Das Hochgefühl, es bliebe
sehr gern bei mir,
wäre sie mir wirklich hold,
durch die ich dulde
manchen Herzensschmerz.
Daher vermisse ich
die vielen Freuden, die ich sonst
in meinem Herzen hätt'.

3.
Ja ich mahne, Herrin,
sehr dein gutes Herz,
daß du mich wegen deines Ruhms
besser beschenkst.
Laß mich finden deine Gunst,
und Gott behüte dich,
durch dich muß mir dann schwinden
der Minne Hass.
Die ist mir verhasst,
von der mein Herz
von Freuden leer ist.
Edle Frau, wende das!

 
Lied 7
 
Ein sincwîse, und ist diu sibende wîse

1.
Wê war umbe sul wir sorgen?
fröide ist guot.
von den wîben sol man borgen
hôhen muot.
wol im der in kan gewinnen
von in! derst ein sælic man.
fröide sol man durch sie minnen,
wan dâ lît vil êren an.

2.
Wir suln tanzen singen lachen
durch diu wîp.
dâ mit mac ein man gemachen
daz sîn lîp
wirdet wert, ob er mit triuwen
dienet guoter wîbe gruoz.
swen sîn dienest wil geriuwen,
dem wirt selten kumbers buoz.

3.
Mit dem wazzer man daz fiuwer
leschet gar:
vinster ist der sunnen tiuwer.
beidiu wâr
sint diu mære: ir hœret mêre.
habt für wâr ûf mînen lîp:
rehten man von herzen sêre
scheidet nieman wan diu wîp.

4.
Owê, owê, frouwe Minne,
mir ist wê.
nû grîf her wie sêre ich brinne.
kalder snê
müeste von der hitze brinnen
diu mir an dem herzen lît.
kanstu, Minne, triuwe minnen,
sô hilfestu mir enzît.

 
Eine Singweise, und ist die siebte Weise

1.
Weh, warum soll'n wir uns sorgen?
Freude ist schön,
von den Frau'n soll man bekommen
dieses Hochgefühl.
Wohl dem, der es gewinnen
kann von ihnen, der ist ein sel'ger Mann!
Freude soll man durch sie lieben,
denn darin liegt viel Anseh'n doch.

2.
Wir sollen tanzen, singen, lachen
der Frauen willen,
dadurch kann ein Mann erreichen,
daß er selber
steigt im Wert, wenn er in Treue
dient für edler Frauen Gruß.
Wen sein Dienst jedoch dann reut,
der wird im Kummer immer sein.

3.
Mit dem Wasser löscht man ganz
das Feuer,
die Sonne kennt keine Finsternis.
Beide Worte
die sind wahr, ihr hört noch mehr!
Sie sind wahr, auf meine Treu,
dem rechten Mann nimmt niemand sonst
den Herzensschmerz als nur die Frau'n.

4.
Oh weh, oh weh, Frau Minne,
mir ist weh,
nun greif her, wie sehr ich brenne!
Kalter Schnee
müßt von der Hitze brennen,
die in meinem Herzen ist.
Kannst du, Minne, treulich minnen,
so hilfst du mir sehr bald.

 
Lied 8
 
Daz ist ein tanzwîse, und ist di ahte wîse

1.
Wol mich, ez ist ergangen
alse ich lange hân gegert:
jâ hân ich sie gevangen,
von der ich sol werden wert.
sît daz ichs in banden hân,
sost mîn bester wan,
sie sül guot an mir begân.

2.
Si sol mir fröide und êre,
dâ bî wernde sælde geben:
ode ich muoz immer mêre
sunder trôst in sorgen leben.
aller mîner fröiden pfant
unde sorgen bant,
daz stêt allez in ir hant.

3.
Swie kleine siez empfinde,
sie muoz mir gebunden sîn.
bant, dâ mit ich si binde,
daz sint al die sinne mîn,
herze und aller mîn gedanc,
triuwe an allen kranc,
rehtiu stæte an allen wanc.

4.
In mîn vil sendez herze
mitten hân ich sie geleit:
dâ lît ouch al mîn smerze,
dâ lît al mîn klagende leit.
den zwein, swie leit ez mir sî,
muoz si ligen bî,
sien getuo mich beider frî.

5.
Jâ lâze ich sie wol dingen
schône als ein gevangen sol.
mac sie mir helfe bringen
unde trôst für sende dol,
habe ir silber unde golt,
sî mir anders holt:
ich wil wan ir minnen solt.

6.
Diu minneclîche guote
und diu werde hôchgemuot,
waz hilfet al ir huote?
siest vor mir vil unbehuot.
wie kan sie behüeten daz,
der ich nie vergaz,
ich gedenke ir baz und baz.

7.
Ir wîplîch güete machet
in gedanken mich vil frô.
mîn munt von fröiden lachet,
swenne ich mir gedenke sô,
daz nie wîp wart mêr sô guot
noch sô wolgemuot.
der gedanc mir sanfte tuot.

 
Das ist eine Tanzweise, und ist die achte Weise

1.
Wohl mir, es ist geschehen,
was ich lange habe gewünscht:
ja ich habe sie gefangen,
durch die ich meinen Wert erhalt.
Seit ich sie nun gefangen habe,
hege ich die Hoffnung schon,
daß es mir sehr gut ergeht.

2.
Sie wird mir Freude und Anseh'n
und auch stets Glück noch geben,
oder ich muß immer weiter
ohne Trost in Sorgen leben.
Sie ist meiner Freuden Pfand,
der Sorgen Band,
alles liegt in ihrer Hand.

3.
Wie wenig sie es auch empfindet,
sie soll mir verbunden sein;
die Bande, womit ich sie binde,
das sind all die Sinne mein,
das Herz und die Gedanken mein,
Treue ohne jede Schwäche,
alles ohne Wankelmut.

4.
In mein so sehnsuchtsvolles Herz
habe ich sie eingeschlossen,
dort liegt auch all mein Schmerz,
da liegt auch all mein Klageleid.
Bei den zweien, das schmerzt mich,
muß sie liegen,
so bekomm' ich beide los.

5.
Ja, ich lasse sie schon hoffen
wie das ein Gefang'ner soll.
Kann sie mir Hilfe bringen
und Trost für Sehnsuchtsschmerz,
behalte sie ihr Silber und Gold,
anderes sei mir gewogen:
Ich will nichts als ihrer Minne Lohn.

6.
Die liebe Edle
und die höfisch Wohlgesinnte,
was hilft ihr die Behütung?
Sie ist vor mir ganz ungeschützt.
Wie kann sie es verhüten,
daß ich sie nie vergaß?
Ich denke an sie für und für.

7.
Ihre fraulich edle Art
macht mich in Gedanken froh,
mein Mund lacht voller Freude,
wenn ich denke, wie das ist,
daß keine Frau edler war
noch so wohlgesinnt —
der Gedanke tut mir wohl.

 
Lied 9
 
Ein sincwîse, und ist diu niunte wîse

1.
Nu schouwet wie des meien zît
gezieret hât den grüenen walt,
und schouwet wie diu heide breit
mit wünneclîchen bluomen stât.
die vogel singent wider strît:
ir fröide ist worden manicvalt.
vil gar verswunden ist ir leit:
der meie sie getrœstet hât.

2.
Der meie trœstet al daz lebt,
wan mich vil minnesiechen man.
daz herze mîn ist minne wunt:
des muoz ich sunder fröide sîn.
ist daz mîn lîp iht fröiden hebt,
daz herze siht mich weinend an
und giht ez sî vil ungesunt:
sô muoz ich lân die fröide mîn.

3.
Ein hôhe minne gernder man
mit stætem muote, daz bin ich.
mîn hôhe minne gernde gir
daz herze mîn unsanfte treit.
gar reine frouwe, valsches ân,
ein wîbes krône, bedenke dich
genædiclîche noch an mir
durch dîn vil hôhe werdikeit.

4.
Si jehent ich solde ûf gotes wege
dîn lop niht singen, frouwe mîn.
sît ez in an mir missehaget,
sô wil ich sprechen mîn gebet.
dîn êr hab got in sîner pflege:
sô müez dîn lîp enpfolhen sîn
Marîen der vil hêren maget,
diu nie an iemen missetet.

 
Eine Singweise, und ist die neunte Weise

1.
Nun schauet, wie des Maien Zeit
geschmückt hat jetzt den grünen Wald,
und schauet, wie die Heide schön
mit wunderbaren Blumen steht.
Die Vögel singen schön im Streit,
ihre Freude ist so mannigfalt
und ganz verschwunden ist ihr Leid,
der Mai hat sie getröstet schon.

2.
Der Mai, der tröstet, was da lebt,
mich nicht, den minnekranken Mann,
mein Herz ist von der Minne wund,
so muß ich ohne Freude sein.
Wenn auch mein Körper Freuden hat,
das Herze sieht mich weinend an
und sagt, es sei so bitter krank —
so hab ich keine Freude mehr.

3.
Ein Mann, der hohe Minne will
mit stetem Sinne, das bin ich,
mein Herz das hat sehr heftig nun
nach hoher Minne sein Begehr.
Oh edle Herrin ohne Falsch,
der Frauen Krone, denk an mich,
zeig deine Gnade doch an mir
in deiner hohen Würde bald.

4.
Sie sagen, ich soll auf Gottes Weg
dein Lob nicht singen, Herrin mein;
da es den Leuten nicht gefällt,
so will ich sprechen mein Gebet.
Dein Anseh'n hat Gott so gemacht,
so mußt du ganz empfohlen sein
Maria, dieser hohen Frau,
die nie an jemand Übles tat.

 
Lied 10
 
Ein tanzwîse, und ist diu zehende wîse

1.
Wie kanstu, Minne, mit sorgen die sinne,
den muot betouben mit seneder klage!
in fröiden wâne bin ich fröiden âne
von dir gar al mîne lebenden tage.
an eine stat riet mir dîn rât
dienen vil schône mit stæter arbeit,
dâ mir ze lône geschiht niuwan leit.

2.
»Waz klagstu tumber sô sæligen kumber
den ich durch guot dir gerâten doch hân?
daz dû der guoten, der reine gemuoten
wærest mit triuwen vil gar undertân?
tuot dir den tôt sô süeziu nôt,
sô senftiu swære, sô lieplîch getwanc,
wê zwîvelære, sô bistu vil kranc.«

3.
Wil siez bedenken, sô muoz mich wol krenken
sorge âne trôst, die ich lîde von ir.
jâ sold ir hulde mîn leit mit gedulde
unde ouch ir güete bedenken an mir.
sît sie mîn lîp für elliu wîp
meinet besunder von herzen vil gar,
wê durch welch wunder nimt sie des niht war.

4.
»Dûn darft niht sorgen daz ir vor verborgen
dîn stætiu triuwe di lenge noch sî.
al dîniu tougen den sint âne lougen
ir ougen, ôren al spehende bî.
wirt sie für wâr an dir gewar
daz dich niht krenket ein valschlîcher kranc,
vil wol bedenket dich ir habedanc.«

5.
Mac sie vil reine besunder daz eine
mir ûz bescheiden, waz ir wille sî?
welle ich daz brechen od immer versprechen
mit ungedulde, sô lâze mich frî.
nû trœste mich, Minne, unde sprich
wie ich nâch swære trôst an ir bejage
unde ir bewære mîn triuwe: daz sage.

6.
»Mit stætem muote, mit lîbe, mit guote
mit reiner fuoge, ân alle arge site,
soltu verschulden die gunst von ir hulden,
daz si dir herze unde lîp teile mite.«
sie reine guot, swie si mir tuot,
sost al mîn êre mîn lîp und mîn leben
ir iemer mêre für eigen gegeben.

 
Eine Tanzweise, und ist die zehnte Weise

1.
Wie kannst du, Minne mit Sorgen die Sinne,
das Fühlen berauben mit Sehnsuchtsklage!
In Freudenhoffnung bin ich ohne Freude
von dir da alle meine Tage.
An einem Ort riet mir dein Rat
sehr schön zu dienen mit Beständigkeit,
wo mir zum Lohn geschieht nichts außer Leid.

2.
»Was klagst du, Dummer, den glücklichen Kummer,
den ich aus Güte dir geraten habe,
daß du der Edlen, der lauter Gesinnten
in Treue wärest gänzlich untertan?
Bringt dir den Tod die liebe Not,
so sanfte Schwere, so lieber Zwang,
weh, Zweifler, dann bist du wohl schwach!«

3.
Will sie's bedenken, dann muß mich wohl schwächen
die Sorge ohne Trost, die ich durch sie erleide.
Es sollte ihre Hand mein Leid, meine Geduld
bedenken und auch ihre Güte wider mich!
Da sie mein Leib vor allen Frau'n verehrt
besonders und von Herzen sehr,
oh weh, warum denn nur nimmt sie das nur nicht wahr?

4.
»Du sollst nicht meinen, daß ihr je verborgen
deine stete Treue die lange Zeit noch sei!
All deine Heimlichkeiten sind so klar
ihren Augen, ihren Ohren wohlbekannt.
Wenn sie das alles an dir anerkennt,
daß dich nicht schwächt die falsche Treue,
dann wird sie dich mit ihrer Huld bedenken.«

5.
Kann die so Edle mir nun wohl sagen
das einer nur, was denn ihr Wille sei?
Würde ich versagen oder nur aus Ungeduld
versprechen, so laß mich frei.
Nun tröste mich, Minne, und sprich,
wie ich nach dieser Last den Trost von dir erhalte
und ihr beweise meine Treue: Das sage!

6.
»In steter Gesinnung, mit Leib und Gut,
in edler Art und ohne jede böse Weise
sollst du verdienen die Gunst durch ihre Huld,
daß sie Herz und Leib dir dann erschließt.«
Sie ist edel, wunderbar, was immer sie mir tut,
so ist mein ganzes Anseh'n, mein Leib und mein Leben
ihr alle Zeit zu Eigen gegeben.

 
Lied 11
 
Daz ist ein sincwîse, und ist diu einleft wîse

1.
Vil sælic Minne, hab ich nu getân
den dienest den dîn gewalt mir gebôt,
des sol dîn helfe geniezen mich lân:
hilf, ob du künnest iht für sende nôt
daz diu vil süeze noch getrœste mînen muot,
diu mich trûren tuot.
nu fröit mich beide: ir sît doch beide guot.

2.
Ir edeln frouwen, ir vil reinen wîp,
ich hân geworben mîn unde iuwer dinc.
daz niemen meine mit valsche iuwern lîp,
des wünsch ich iu. dâ bî sost mîn gerinc
daz der vil guoten, der vil werden, werde schîn
al diu stæte mîn.
daz wil ich immer besorgende sîn.

3.
Ich wünsch iu frouwen daz ir schône lebt
bî sender liebe und an swæren muot,
und mir ze lône den wunsch wider gebt,
daz mîn gedinge noch werde sô guot,
daz sie vil liebe die ich in dem herzen trage,
nâch leitlîcher klage
mir füegen müeze vil frœlîche tage.

4.
Der werlde werde ich unwert als ein man
der nie nâch êren noch fröiden geranc,
obe ich ir immer gewenke dar an,
ichn sî ir stæte unde sleht âne wanc.
mîn trôst, mîn wünne, mîner sælden keiserîn
sol sie eine sîn.
des gert mîn stæte und al daz herze mîn.

5.
Mich lât niht scheiden ir wert süezer lîp
von mîner stæte noch daz herze mîn.
mich kan unstæte dehein ander wîp
ir niht gemachen. des muoz si mir sîn
vor allen wîben; wan ir güete ist sô guot
daz ich hôhen muot
hân von ir güete, swie sô si mir tuot.

 
Das ist eine Singweise, und ist die elfte Weise

1.
Oh edle Minne, habe ich nun getan
den Dienst, den deine Macht mir gebot,
so soll mir deine Hilfe helfen jetzt:
Hilf, wenn du's kannst gegen Sehnsuchtsnot,
daß die so Liebe tröste endlich mich,
die mir Trauer gibt.
Erfreut mich beide: Ihr seid doch wunderbar.

2.
Ihr edlen Damen, ihr so schönen Frau'n,
ich habe mich bemüht um euch und mich;
daß niemand euch mit Falschheit trügt,
das wünsch' ich euch, dabei schätz' ich es gering,
ob der so Edlen, der so Werten, werd' bekannt
meine Beständigkeit.
Darum sorg' ich mich immer mehr.

3.
Ich wünsch' euch Damen, daß ihr gut lebt
in Sehnsuchtsliebe ohne trüben Sinn
und mir zum Lohn den Wunsch gestattet,
daß mein Versprechen so viel wirkt
und die so Liebe, die ich in dem Herzen trage,
nach kurzer Klage
mir gewähren soll viele frohe Tage.

4.
Die Welt wird mich verachten wie einen Mann,
der nie nach Anseh'n oder Freuden rang,
wenn ich da jemals wankte ihr,
dann wär' ich nicht aufrichtig und treu.
Mein Trost, die Wonne, meines Glückes Kaiserin,
soll sie alleine sein,
das will die Treue und mein Herz.

5.
Mich läßt nicht scheiden ihr so edler Leib
von meiner Treue, noch das Herze mein,
mich kann gar niemals untreu machen
eine andere Frau; daher soll sie so sein
vor allen Frauen, weil sie ein solches Wesen hat,
daß ich das Hochgefühl
nur davon habe, wie sie mit mir verfährt.

 
Lied 12
 
Ein tanzwîse, diu siben und zweinzigest

1.
Wol mich der sinne die mir ie gerieten die lêre
daz ich si minne von herzen ie langer ie mêre,
daz ich ir êre,
rehte als ein wunder sô sunder, sô sêre,
minne unde meine, si reine, si sælic, si hêre.

2.
Sælden ich wære vil rîche und an fröiden der fruote,
wolde mîn swære bedenken wol diu hôchgemuote,
diu wol behuote
vor valschen dingen. mit singen ich muote
daz si mîn hüete mit güete, si liebe, si guote.

3.
Mîn hend ich valde mit triuwen algernde ûf ir füeze,
dazs als Ysalde Tristramen getrœsten mich müeze
unde alsô grüeze
daz ir gebære mîn swære mir büeze,
daz si mich scheide von leide, si liebe, si süeze.

4.
Mîn sendez denken, dâ bî mîne sinne algemeine
gar âne wenken besorgent besunder daz eine,
wiech ir bescheine
daz ich nu lange mit sange si meine
in stætem muote si guote, si liebe, si reine.

5.
Ich wünsch, ich dinge des einen daz vor grâwem hâre
mir dâ gelinge baz danne ir genâde gebâre.
trôst mîner jâre
daz ist ir schouwe, si frouwe, zewâre:
mich sol ir lachen frô machen, si schœne, si klâre.

 
Eine Tanzweise, die siebenundzwanzigste

1.
Wohl mir der Sinne, die mir die Lehren gaben,
daß ich sie minne von Herzen je länger, je mehr,
daß ich ihr Anseh'n
so wie ein Wunder herrlich und stark minne
und schätze, oh Schöne, oh Edle, oh Hehre.

2.
Ich wäre reich an Glück und an Freuden der Seligkeit,
würde die Hochgemute meine Trübsal bedenken,
die vor falschen Dingen
so gut beschützte; durch Singen ich hoffe,
daß sie mich beachte mit Wohlwollen, die Liebe, die Edle.

3.
Meine Hände falte ich in Treue gern auf ihren Füßen,
das sei, wie wenn Isolde mich als Tristan trösten müßte
und derart grüßen,
daß ihre Gebärde meine Trübsal nehmen soll,
sodaß sie mich vom Leid erlöse, die Liebe, die Edle.

4.
Mein Sehnsuchtsdenken und dazu meine Sinne alle
sind besorgt über das eine ohne Wankelmut,
wie ich beweise,
daß ich sie schon lange mit Sang doch meine
in steter Art, die Edle, die Liebe, die Schöne.

5.
Ich wünsche, ich hoffe das eine, daß mir vor dem grauen Haar
noch das gelinge besser als ihre Gnade da verfährt.
Der Trost meiner Jahre
das ist ihr Anblick, die Herrin in Wahrheit:
Mich soll ihr Lachen froh machen, die Schöne, die Edle.

 
Lied 13
 
Ein tanzwîse, diu ahtode und zweinzigest

1.
Hiest des meien hôchgezît,
rîch an fröiden, rîch an aller sælikeit,
diu den fröidelôsen gît
trôst für trûren, trôst und rât für sendiu leit.
herzenliebiu frouwe, sprich.
dû al eine bist mîn meie: sage, wie wil du trœsten mich?

2.
Schouwe, sælic frouwe mîn,
wie der meie sîn gesinde trœsten kan.
sol ich dâ bî trûric sîn?
neinâ, frouwe, fröi mich fröide siechen man.
tuo mir sô der meie tuot.
der gît trôstes vil den sînen, dâ bî fröide rîchen muot.

3.
Sælic frouwe, sælic wîp,
fröide und wünnen trôst und sælde mîner tage,
dînes trôstes hât mîn lîp
lange her gebiten mit manger senden klage.
wenne kumt mir fröiden schîn?
wenne wil du, sælic frouwe, gefröin daz sende herze mîn?

4.
Obe ich niht geniezen kan
dîner güete und der langen stæte mîn,
sô lâ mich vil senden man
der geniezen den ich durch den willen dîn
sol und muoz gedienen vil.
daz sint elliu guotiu wîp, der lîp ich immer êren vil.

5.
Guoter wîbe sælikeit
unde ir güete, diu genâden wunder tuot,
sî ze bilde für geleit
dînem muote, daz er mir noch werde guot.
wîbes güete erzeige an mir,
daz ir aller güete, ir aller wünschen, müeze danken dir.

 
Eine Tanzweise, die achtundzwanzigste

1.
Hier ist des Maien Freudenfest,
reich an Freuden, reich an aller Seligkeit,
die den Freudenlosen gibt
den Trost für Trauer, Trost und Hilfe für ihr Leid.
Herzenliebe Herrin, sprich!
Du alleine bist mein Mai, sag' wie willst du trösten mich?

2.
Oh schau, liebe Herrin mein,
wie der Mai nun sein Gefolge trösten kann.
Soll ich dabei traurig sein?
Oh nein, Herrin, erfreue mich freudelosen Mann!
Tu mir wie der Mai es tut,
der gibt seinen Trost den Sinnen und erfreut das Gemüt.

3.
Edle Herrin, edle Frau,
Helferin für Freud' und Wonne, Glücksstern aller meiner Tage,
deinen Trost hab' ich bisher
so lange schon erwartet mit so großer Sehnsuchtsklage.
Wann kommt mir der Freudenglanz?
Wann willst du, oh edle Herrin, mein sehnendes Herze mir erfreuen?

4.
Kann ich keine Freude haben
an dir und meiner langen Stetigkeit,
so laß mich als sehnenden Mann
an denen meine Freude haben,
denen ich so dienen muß:
Es sind alle edlen Frau'n, die ich immer preisen will.

6.
Edler Damen Anmut auch,
Vortrefflichkeit, die ihre Wunder tut,
sei ein Beispiel für dich nun
deiner Art, die mir so Gutes tut.
Zeige mir der Frauen Art,
so, daß alle dir dann danken müssen!

 
Lied 14
 
Eine tanzwîse, diu niun und zweinzigest

1.
Owê daz ich bî den wolgemuoten alsô
lange muoz belîben ungemuot
unde ich doch der grôzen swære bin ze kranc.
sol ab ich si minnen diu mich hazzet?
sol mir lieben diu mir alsô leide tuot?
jâ, sô wil daz herze und aller mîn gedanc.
sî nimt mir fröide, diu mich sorgen solde
machen frî.
nû lâts alsô rouben: sî mac fröiden
mich vil wol behern:
ab einez kan si niht erwern,
mir ensî noch fröiden hoffenunge bî.

2.
Sî vil ungenædic wîp, diu mich sô roubet sinne
sælde und al der fröiden mîn,
waz mac ir gewalt mir liebes mêr benemen?
ich wil einer fröiden immer, al die wîle ich lebe,
von ir unberoubet sîn,
diu mir âne ir danc muoz rehte wol gezemen.
sô rîcher fröiden wünsche ich, daz mich tuot daz
wünschen frô.
hei waz lieber dinge bringent mir von ir die
wünsche mîn!
sol iemen frô von wunsche sîn,
sô stât ouch von wunsche mîn gemüete hô.

3.
Owê soldich ir vil lieben, ir vil guoten
hôchgemuoten, alsô nâhen sîn,
daz ich ir von mînem wunsche müeste sagen,
wes ich mir von ir ze guote, wes ich ir von mir
ze dienste in dem herzen mîn
hân gewünschet her in mînen senden tagen!
waz obe si daz wünschen lieze lîhte sunder haz?
zürnde ab sî, diu guote, daz versuonde ein
küssen an ir munt,
erwünschet dar wol tûsent stunt,
nâher unde nâher baz und aber baz.

4.
Von ir liehten ougen spilnde blicke, von ir munde
ein minneclîcher friundes gruoz,
süeze in triuwen wol geliutert alse ein golt,
obe ich des iht innerclîchen wünsche? jâ, sô mir
der sorgen nimmer werde buoz
ich hân nâch in beiden jâmers vil gedolt.
vil dicke ich eines dâ bî wunsche, des ich niemen hil,
daz si liebe guote mitten in mîn herze möhte sehen,
dar inne mîn gemüete spehen,
wes ich mit gedanken gen ir hulden spil.

5.
Guotiu wîp, ir helfet wünschen daz ich werde der vil
lieben werden alsô wert
daz si mîn ze herzen friunde müeze jehen.
würde ich immer von ir mînes wunsches sô ze
wunsche und alsô wünneclîch gewert,
seht, sô möhte man mich hôchgemuoten sehen.
wan man sô fröiderîchen al diu werelt nie gewan,
alse ich denne wære, swanne ich ir vil minneclîchez jâ
vernæme von ir munde sa:
sô begunde ich fröide, der ich nie began.

6.
Sî vil minneclîchiu guote, guot von rehter güete, guot
für elliu guoten wîp,
wâ hât mir ir güete vor verborgen sich?
ich hân bî ir güete sende swære, ein sende herze, und
âne trôst vil senden lîp:
dâ vor solde ir güete wol behüeten mich.
jâ herre, fünde ich iender trôst für trûren anderswâ,
ê daz ich verdürbe mîner fröiden, mîner besten zît!
der trôst ot an ir einer lît.
jâ dâ sol er sîn und ist ân ende dâ.

 
Eine Tanzweise, die neunundzwanzigste

1.
Weh, daß ich bei Hochgestimmten also
lange unglückselig bleiben muß,
bin ich doch für diesen Schmerz zu schwach!
Soll ich jene minnen, die mich haßt?
Und die liebe, die mir Leid antut?
Ja, so will's das Herz und mein Verstand,
sie nimmt Freude, die von Sorgen mich
befreien soll.
Nun läßt sie so rauben: Sie kann Freuden
mich entledigen,
doch das kann sie nicht verhindern:
Ich hab' immer Hoffnung auf die Freude.

2.
Sie ist grausam, die mir raubt die Sinne,
Glück und alle Freuden,
was kann mir ihre Macht an Liebem noch mehr nehmen?
Ich will dieser Freude nicht beraubt jetzt sein die ganze Zeit,
so lange ich lebe,
von ihr, die mich doch ohne ihren Dank sehr achten soll.
Reiche Freuden wünsche ich,
daß mich das Wünschen sehr erfreut,
hei, welch liebe Dinge bringen mir die
Wünsche, die ich sag'!
Soll wer froh durch Wünsche sein,
dann bin ich durch das Wünschen hochgestimmt.

3.
Weh, ich möchte der so Lieben, der Vortrefflichen,
Höfischen so nahe sein,
daß ich ihr von meinen Wünschen könnte sagen,
was ich mir von ihr zum Heil, was ich ihr von mir
zum Dienst in meinem Herzen
schon gewünscht hab' in den vielen Sehnsuchtstagen!
Was ist, wenn sie das Wünschen aufgibt ohne Haß?
Zürnt sie, diese Edle, das soll ein
Kuß auf ihren Mund versöhnen,
das wünsch' ich mir tausendmal
näher und näher, fester und noch fester.

4.
Von den vergnügten Blicken ihrer hellen Augen, von ihrem Mund
ein liebevoller Freundesgruß,
süße in Treue, schön geläutert wie das Gold,
ob ich mir das nicht im Innern wünsche? Ja, so
werde ich die Sorgen nicht mehr los:
Ich hab' mich nach beiden viel gesehnt.
Sehr oft wünsch' ich mir eines da bei ihr,
das ich niemandem verschweig',
daß die Liebe, Edle mitten in mein Herze könnte sehen,
wissen, wie es dort aussieht, wie ich in Gedanken ihre Huld ersehn'.

5.
Edle Frau'n ihr helft wünschen, daß ich dieser Edlen
und so Lieben werde noch so wert,
daß sie mich zum Herzensfreunde solle haben!
Würde mir von ihr mein Wunsch wie ich es will
und auch so liebevoll gewährt,
seht, so sähe man mich wieder hochgemut.
Wenn man diese Welt so freudenreich dann sehen könnt',
wie ich dann wäre, wenn ich ihr liebevolles Ja
vernehme erst aus ihrem Mund:
Dann eröffnet sich die Freude, die ich nie noch hatte.

6.
Die so Minnegliche, Edle, vorzüglich in rechter Art,
Edle vor den edlen Frau'n,
wo hat sich ihr feines Wesen denn vor mir verborgen?
Ich hab' da den Sehnsuchtsschmerz, ein sehnend Herz
und ohne Trost den sehnenden Leib:
Davor sollst du mich behüten!
Herr, fänd' ich woanders irgendeinen Trost in meiner Trauer,
bevor ich noch verlöre meine Freuden, meine beste Zeit!
Der Trost liegt doch an einer nur,
ja dort soll er sein und bleibt auch ohne Ende dort.

 
Lied 15
 
Ein lanc wîse, diu zehende

1.
Der werlde trôst und al ir werdikeit,
ir guoten reiniu wîp,
ich suoche ot aber an iuch helfe und friundes rât.
ich hân geklaget sô sêre mîniu leit,
daz manic tumber lîp
die langen klage mir ze guot niht gar vervât.
dâ von zwivaldet sich mîn sendiu nôt.
mîn frouwe tuot an fröiden mir den tôt:
vil ungemuot, dâ bî vil schamerôt
tuont mich die jehent ich sî nu niht als ê sô fruot.

2.
Ob mich mîn klage niht anders kan vervân
unz an mîn endes zil,
wan daz ich immer mich ir trôstes vinde blôz,
die ich ze trôste ûz al der werlde hân
und immer haben wil,
sô muoz ich suochen mir durch nôt ein ander lôz.
mîn lîp sî frô: den lât in fröiden varn.
der fröiden schîn sol spottes mich bewarn:
daz herze mîn kan senen niht gesparn.
ûf ir genâde sol daz nû mîn leben sîn.

3.
Ir guoten wîp, ob iu der rât behage,
den ich mir selben hân
für klagendiu leit und ouch für sende nôt gegeben,
sît iu mîn lop ist alle mîne tage
mit triuwen undertân,
sô missebrîset an mir niht daz selbe leben,
ich meine dort alda ich trôstes ger
und hân gegert mit triuwen lange her.
wurd ich gewert, ich wurde ez lîhte der
der al der werlte diuhte sich vor fröiden wert.

 
Eine lange Weise, die zehnte

1.
Oh Trost der Welt und ihrer Würde,
ihr edlen, schönen Frauen,
ich suche an euch Hilfe und den Freundesrat.
Ich hab' geklagt so sehr mein Leid,
daß mancher dumme Mensch
die lange Klage mir gar nicht zugute hält,
dadurch verdoppelt sich die Sehnsuchtsnot.
Denn ohne Freude bringt die Herrin mir den Tod;
sehr unglücklich und vor Scham rot
so machen mich, die sagen, ich sei nicht mehr froh wie früher.

2.
Wenn meine Klage sich nicht anders lösen kann
bis an mein Ende dann
und ich noch immer keinen Trost erhalte durch sie,
die ich zu Trost auf dieser Welt doch hab',
und immer haben will,
so muß ich mir in dieser Not dann suchen wohl ein anderes Los.
Mein Leib sei froh, laßt ihn in Freuden fahr'n!
Der Glanz der Freude soll vor Spott mich doch bewahren,
jedoch mein Herz hat seine große Sehnsucht noch —
auf ihre Gnade hin geht nun mein Leben fort.

3.
Ihr edlen Frau'n, wenn euch der Rat behagt,
den ich mir selber hab
gegeben für die Klagenot und auch für meine Sehnsuchtsnot,
da euch mein Preis doch alle meine Tage
in Treu' ist untertan,
so tadelt bitte niemals dieses Leben,
ich meine dort, wo ich den Trost begehr'
und lange schon in Treue habe begehrt.
Doch würde ich erhört, so würde ich dann sehr leicht der,
der aller Welt sich dünkte dann vor Freude wert.

 

nach oben