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Zweiter Dienst 1
 

Lied 16
 
Daz ist ein ûzreise

1.
Wil iemen nâch êren die zît wol vertrîben,
ze sælden sich kêren, bî fröiden belîben,
der diene ze flîze mit triuwen vil schône
nach der minne lône: der ist süeze, reine,
vil guot und aleine den guoten gemeine.

2.
Swer volget dem schilde, der sol ez enblanden
dem lîbe, dem guote, dem herzen, den handen.
des lônet vil hôhe mit hôhem gewinne
diu vil werde Minne: diu gît fröid und êre.
wol ir süezen lêre! si kan trœsten sêre.

3.
Der schilt wil mit zûhten vil baltlîchez ellen:
er hazzet, er schiuhet Schand unde ir gesellen.
got niht enwelle daz man bî im vinde
sô swachlîch gesinde: er wil daz die sînen
ûf êre sich pînen, in tugnden erschînen.

4.
Erge und unfuoge und unfuore diu wilde
gezimt niht dem helme unde touc niht dem schilde.
der schilt ist ein dach daz niht schande kan decken.
sîn blic læt enblecken an êren die weichen,
von vorhten erbleichen: diu varwe ist ir zeichen.

5.
Hôchgmuote frouwen, ir sült wol gedenken:
getriuwen gesellen vil stæte âne wenken
den minnet, den meinet, mit herzen, mit muote,
daz in iuwer huote behalte, behüete
mit liebe, mit güete, frî vor ungemüete.

6.
Sî ist âne schulde mir hazlîch erbolgen
der ich ze dienste dem schilde wil volgen.
nu hân ich für zürnen noch für herzen sêre
niht ander schilt mêre wan den trôst aleine,
daz ich si baz meine dann ie wîp deheine.

7.
Gein ir langen kriege setz ich mîn gedulde:
sô stê gein ir hazze ze wer mîn unschulde.
mîn wer gein der valschen daz sol sîn mîn triuwe
vil süeze âne riuwe: mîn kampflîch gewæte
für ir nîderætedaz sol sîn mîn stæte.

 
Das ist ein Reiselied

1.
Will jemand die Zeit in Anseh'n sich vertreiben,
dem Glück sich zuwenden, in Freuden nur sein,
der diene mit Fleiß und in Freuden recht gut
dem Lohne der Minne: Der ist lieblich und herrlich,
sehr edel und nur den sehr Edlen zuteil.

2.
Wer folget dem Schilde, der nehm ihn zur Mühe
dem Leibe, dem Gute, dem Herzen, den Händen.
Das lohnet sehr hoch mit hohem Gewinne
der kostbare Minne: Sie gibt Freude und Anseh'n.
Wohl der süßen Lehre! Sie kann doch sehr trösten.

3.
Der Schild will recht höfisch den tapferen Mut:
er hasset, er schreckt jede Schande und deren Gesellen.
Gott will niemals, daß man dabei noch finde
ein schwaches Gesinde. Er will, daß die Seinen
sehr ehrhaft sich plagen, recht höfisch sich zeigen.

4.
Bosheit und Frevel und Unfug der arge
geziemt nicht dem Helme und taugt nicht dem Schilde.
Der Schild ist ein Dach, das kann Schande nicht decken;
sein Glanz kann entblößen die ehrlosen Schwachen,
die vor Angst erblassen: Das ist ihr Zeichen.

5.
Hochgestimmte Damen, ihr sollt wohl bedenken:
Den treuen Gefährten, der stets ohne Wanken,
den minnet! Der will es im Herzen, im Sinne,
daß ihn eure Sorge behalte, behüte
mit Liebe, mit Güte und vor jedem Kummer.

6.
Sie trägt ohne Schuld mir den gräßlichen Haß,
die, der ich zum Dienste dem Schilde will folgen.
Nun habe ich gegen den Zorn und gegen Herzenschmerz
nicht anderes als diesen Schild und nur den Trost alleine,
daß ich an sie mehr denke als an jede andere Frau.

7.
Gegen ihren langen Krieg stelle ich gern die Geduld:
So steht gegen ihren Haß zur Abwehr meine Unschuld.
Meine Abwehr gegen Falschheit das ist meine Treue,
viel süßer und ganz ohne Reue: Meine Kampfeskleidung
gegen ihre Hassestat, das soll sein Beständigkeit.

 
Lied 17
 
Ein tanzwîse, diu zehende

1.
Fröit iuch, minne gernde man,
der vil wünnebernder sumerzît.
fröit iuch: daz ist wol getân.
wizzet daz iu fröide wirde gît.
hôchgemuotes mannes jugent
minnet werdes wîbes tugent.

2.
Wîp sint reine, wîp sint guot,
wîp sint lieber danne iht dinges sî,
wîp sint schœne und wol gemuot,
wîp sint aller missewende frî,
wîp sint guot für sendiu leit,
wîp diu füegent werdikeit.

3.
Immer müeze sælic sîn
ir vil êren rîcher werder lîp.
ja mein ich die frouwen mîn,
sî vil reine süeze sælic wîp.
sîst noch bezzer danne guot,
schœne, dâ bî wol gemuot,

4.
Wol mich daz ichs ie gesach!
wol mich des daz ich ir dienen sol!
wol mich daz ich nie gebrach
mine stæte an ir! daz tuot mir wol.
mir tuot wol ir werdikeit,
die man von ir güete seit.

5.
Got sî mir als ich ir sî,
got der müeze ir mange fröide geben,
got der tuo si leides frî,
got der lâze mich die zît geleben,
daz mir alsô wol geschehe
daz sî mîn ze friunde jehe.

 
Eine Tanzweise, die zehnte

1.
Freut euch, die ihr Minne wollt,
dieser schönen Sommerzeit!
Freut euch, das ist wohlgetan,
wisset, daß die Freude Würde gibt!
Hochgemutes Mannes Jugend
liebt der edlen Frauen Art.

2.
Frauen sind herrlich, Frauen sind edel,
Frauen sind lieber als sonst was sei,
Frauen sind schön und wohlgesinnt,
Frauen sind von Schande frei,
Frauen sind gut bei Sehnsuchtsleid,
Frauen bringen hohe Würde.

3.
Immer soll doch glücklich sein
die so angeseh'ne, werte Frau,
ja, ich mein die Herrin mein,
die so schöne, liebe, edle Frau.
Sie ist besser als vortrefflich,
schön und dazu hochgemut.

4.
Wohl mir, daß ich sie je sah,
wohl mir, daß ich ihr so dienen soll!
Wohl mir, daß ich nie noch brach
meine Treue an ihr! Das tut mir wohl.
Mir tut wohl ihr hohe Würde,
die man kennt von ihrer Art.

5.
Gott sei zu mir wie ich zu ihr,
Gott soll ihr viel Freude geben,
Gott schütze sie vor jedem Leid,
Gott lasse mich die Zeit erleben,
daß es mir so schön geschehe,
daß sie mich zum Freunde hat!

 
Lied 18
 
Ein sancwîse, diu einlefte

1.
Er tôre vil tumber, des lîp sî gehaz
den merekæren durch ir kargez spehen.
ir merken, ir hüeten, daz trœstet noch baz
danne an den tumben daz toube übersehen.
swer guoten wîben ir güetlîchen muot
wol kan gemerken, des merken ist guot.
swer des niht merket, derst toub und unfruot.

2.
Unvalschlîchez merken, seht, daz ist ein brîs,
mannen und wîben der vil hôhe stât.
von güetlîchem merken wirt man êren wîs.
unwerdez merken, daz in nîde ergât,
und huote in nîde, den zwein trag ich haz.
von rehtem hüeten wil ich sprechen daz,
daz al der werlde zimt niht dinges baz.

3.
Diu huote an den wîben diu tuot mich sô frô,
daz ich in wünsche dazs ot sîn behuot,
mit huote beslozzen vil sêre und alsô
daz in diu huote behüete den muot
mit rehter güete vor valschlîchem sit,
dazs iender wenken von güete einen trit.
der huot in allen ich wünsche unde bit.

4.
Mîn frouwe kan hüeten ir êren sô wol
dazs in ir huote sô werlîchen stât,
si wert sich unprîses ze rehte als si sol;
niuwan des einen dess an mir begât.
sîn wil niht merken daz ich von ir trage
leitlîche swære nu vil mange tage
und daz ich ringe mit wê tuonder klage.

5.
Und kunde si merken, si müeste mir jehen
daz ir mîn dienest ist stæte âne wanc.
nu mac si des tougen in mîn herze sehen,
wie gein ir hulden spilt al mîn gedanc.
sî mac dâ schouwen, ob sîz merken wil,
süezen gedingen, dâ bî jâmers vil.
der zweier schanze ich gein ir hulden spil.

 
Eine Singweise; die elfte

1.
Ein Tor ist er, dumm, der nun jene so haßt,
die Merker da wegen dem listigen Spähen.
Ihr Spähen, ihr Hüten das tröstet mehr
als wenn man bei Dummen das Taube nicht merkt.
Wer bei vortrefflichen Frauen die höfische Art recht
gut vermerkt, dessen Spähen ist gut,
wer das nicht sieht, der ist taub und sehr dumm.

2.
Ganz richtiges Sehen, seht, das ist zu preisen
bei Männern und Frauen, ich halte das hoch,
von höfischem Sehen wird das Ansehen groß.
Unedles Spähen geschieht nur im Haß und das
Schützen dann auch, die zwei mag ich nicht.
Von rechtem Behüten sage ich das:
Der Welt ziemt niemals was besser.

3.
Die Behütung der Frauen die macht mich froh,
daß ich ihnen wünsche, sie seien behütet,
durch den Schutz eingeschlossen derart,
daß die Behütung so hüt' die Gesinnung
in richtiger Art vor verderblichen Sitten,
sodaß sie nie weichen von höfischer Art;
die Behütung die wünsche ich allen.

4.
Meine Herrin die hütet ihr Anseh'n so gut,
weil sie dem Schutz so sicher doch ist;
sie wehrt sich der Schande so recht wie sie soll,
außer gegen eines, was sie von mir will.
Sie will nicht erleben, daß ich wegen ihr
den leidvollen Kummer die vielen Tage
dann trage mit dauernder Klage.

5.
Und könnt' sie es merken, sie müßte mir sagen,
daß ihr doch mein Dienst ist beständig und sicher,
nun kann sie auch heimlich ins Herze mir sehen,
wie meine Gedanken gerichtet sind auf ihre Huld;
sie kann dabei sehen, wenn sie's merken will,
mein süßes Erhoffen und dabei viel Jammer.
Der beiden Schutz hab' ich für ihre Huld.

 
Lied 19
 
Ein tanzwîse, diu einlefte

1.
Bî sô grôzem ungelingen,
daz diu werlt ist alse unfrô,
wil ich lachen unde singen.
mîn gemüete stât alsô:
daz si heizent klagende nôt,
solde ich dâ mit immer ringen,
sô wær ich noch sanfter tôt.

2.
Ich weiz wol daz wîbes güete
fröiden wunsch wol kan gegeben,
dâ bî trôst für ungemüete.
des gedingen wil ich leben,
daz si, diu mîn herze hât,
vor unfröiden mich behüete,
die wîl ez als übel stât.

3.
Wil diu minneclîche guote
minneclîchen hüeten mîn
vor unfröiden, vor unmuote,
sô muoz ich vil sælic sîn.
hüeten ist den senden leit:
alsô wunneclîchiu huote
wære mir ein sælikeit.

4.
Wil si guote, wil si reine,
wil si süeze minneclîch
hüeten mîn vor sorgen eine,
sô bin ich vil fröiden rîch.
swaz mir leides kan geschehen,
dar ûf ahte ich harte kleine,
wil si mîn ze friunde jehen.

5.
Obe ich mich ir werden minne
von ir schulden muoz bewegen,
sô bring ich die werlt wol inne
daz ich fröiden wil verpflegen.
wâ von solde ich wesen frô,
swenne von ir mîne sinne
noch mîn muot niht stüende hô?

 
Eine Tanzweise, die elfte

1.
Bei großem Mißgeschicke,
daß die Welt ist gar nicht froh,
will ich lachen und auch singen.
Meine Stimmung ist nun so:
Was sie heißen klagende Not,
sollt' ich immer damit ringen,
dann wär' ich doch lieber tot.

2.
Ich weiß gut, daß Frauengunst
größte Freuden geben kann,
dazu Trost für Kummer auch.
Auf die Hoffnung will ich leben,
daß sie, die mein Herz hat,
vor dem Mißmut mich bewahre
so lange es so übel steht.

3.
Will die Liebenswerte, Edle
liebevoll nun mich bewahren
vor dem Mißmut und dem Kummer,
so werd' ich sehr glücklich sein,
Wächter machen Sehnenden Leid:
Aber liebevolle Wache
das wäre meine Seligkeit.

4.
Will die Edle, will die Schöne,
will die Liebe minniglich
schützen mich vor allen Sorgen,
dann bin ich vor Freude reich.
Was mir kann an Leid geschehen,
dieses achte ich sehr klein,
wenn sie mich zum Freunde macht.

5.
Wenn ich auf die edle Minne
wegen ihr nun muß verzichten,
so muß ich der Welt dann sagen,
daß ich jeder Freude entsage.
Wodurch soll ich froh noch sein,
wenn ich wegen ihr alleine
nie mehr werde hochgestimmt?

 
Lied 20
 
Ein tanzwîse, diu zwelfte

1.
Ir edeln frouwen, ir vil reine minneclîchiu wîp,
ich klage iu allen über mîner hêren frouwen lîp.
diu hât mich sô beroubet fröiden her in mînen tagen,
daz ich von ir schulden muoz
immer mêre klagen.

2.
Ich klage iu daz si mînen dienest noch niht wizzen wil,
und ich ir ie mit triuwen doch hân her gedienet vil.
daz ir lîp alsô hôhen lop von mangen zungen hât,
dâ was ie mîn dienest bî.
swie siz niht verstât.

3.
Schâch unde roub, diu beidiu klage ich von der frouwen
mîn. ez ist ein schâch und ist ein roup (waz möhte ez
anders sîn?) daz sî mich hôhes muotes âne widersagen
behert und dâ bî dem herzen mîn
alle fröide wert.

4.
Si rouberinne, sî hât mir sô hôhen roup genomen,
der mir unsanfte ganzer immer kunde wider komen.
gilt sî mir mîne fröide, die si wol vergelten mac,
doch hân ich dâ bî verlorn
mangen schœnen tac.

5.
Noch lîde ich von ir leides mêre danne ich iemen sage,
vil mangen senden smerzen den ich tougenlîchen trage.
owê, des, sol si mir niht wan ze schaden sîn geborn,
die ich doch für elliu wîp
hân ze liebe erkorn.

6.
Wan daz ich noch durch zuht wil swîgen unde ûf lieben
wan, ir sült für wâr gelouben, sî hât mir alsô getân,
ob ich iu klagte von ir mînes senden herzen nôt,
daz vil lîhte ir varwe lieht
würde drumbe rôt.

7.
Und wil ez ieman noch mit minnen scheiden, des heng
ich, ê daz deheiner slahte zorn gein ir beswœre mich
alsô daz man mich ir vil lîhte ungüete hœret jehen.
swaz si danne mir getuot,
sôst ez doch geschehen.

 
Eine Tanzweise, die zwölfte

1.
Ihr edlen Damen, ihr so schönen, minniglichen Frau'n,
ich klag' euch allen über meine hohe Herrin.
Die hat mich so beraubt der Freuden nun in meinen Tagen,
daß ich aus ihrer Schuld muß
immer weiterklagen.

2.
Ich klage euch, daß sie von meinem Dienst nichts wissen will
und ich ihr doch in Treue viel gedienet hab.
Daß sie von vielen Zungen so viel Lob erhalten hat,
das war durch meinen Dienst für sie,
obgleich sie's nicht verstand.

3.
Oh Kampf und Raub, ich klage über beide, die von meiner Herrin sind.
Es ist ein Kampf und auch ein Raub (was könnte es denn anderes sein?),
daß sie des Hochgefühls ohn' jedes Wort mich hat beraubt
und dadurch meinem Herzen
alle Freuden nun versagt.

4.
Die Räuberin hat einen solchen argen Raub begangen,
der mir arg ist und mir niemals mehr geschehen kann.
Vergilt sie meine Freude, die sie wohl vergelten kann,
dann hab' ich doch verlor'n so
manchen schönen Tag.

5.
Ich leide durch ihr Leid noch mehr als ich hier sage
sehr großen Sehnsuchtsschmerz, den ich heimlich trage.
Oh weh, soll ich zu nichts als zu Verderben sein geboren,
die ich doch vor allen Frauen
zur Liebsten hab erkoren?

6.
Doch ich will nun aus Höfischheit verschweigen in der lieben Hoffnung,
ihr sollt mir wirklich glauben, sie hat mir das getan;
wenn ich euch klage von ihr und über meinen Schmerz,
das würde sehr leicht dann
ihre Farbe machen rot.

7.
Und will das jemand doch mit Minne schlichten, das gestatte ich,
bevor mich doch der Zorn nun über sie derart bedrückt,
daß man mich über sie recht ungut sprechen hört.
Was sie einmal mir je tat,
das ist doch geschehen.

 
Lied 21
 
Ein tanzwîse, diu drîzehende

1.
Owê des, ich hân verlorn
daz von mir ist unverkorn
immer mê
fröide und mîne besten tage
die sint hin mit sender klage.
ach owê,
sol mîn leben
klagenden sorgen sîn gegeben,
sôlhiu nôt
ist der tôt.

2.
Dar mîn dienest was bereit
mit vil reiner stætikeit
mîne tage,
dâ ist leider lônes niht,
noch ist lônes zuoversiht.
wê der klage
unde owê.
hete ich doch noch wân als ê,
sô möht ich
fröiwen mich.

3.
Dôs ir güete an mir begie,
daz si mich ir dienen lie
mîne zît,
dô muost ich von schulden jehen
daz mir wære wol geschehen
âne strît.
nûst sô kranc
ir lôn unde ir habedanc,
daz ez mir
schadet und ir.

4.
Mich müet daz ich mîniu jâr
hân vertumbet alsô gar
durch ein wîp
diu mir nimmer einen tac
volleclîch vergelten mac,
sît ir lîp
unde ir muot
ist nu niht als ê sô guot,
dô si mich
brâhte an sich.

5.
Sî was endelîchen guot,
bî der schœne wol gemuot,
dô ich mir
nam ze trôste ir werden lîp.
dem dient ich für elliu wîp
mit der gir,
des ir nam
was gehœhet âne scham.
nûst ir danc
al ze kranc.
[dest mîn klage alle tage.]

 
Eine Tanzweise, die dreizehnte

1.
Oh weh doch, ich habe verlor'n,
was ich nie verschmähet hab',
niemals je!
Freude und die besten Tage
die sind weg mit Sehnsuchtsklage.
Ach oh weh,
soll mein Leben
sein den Sorgen hingegeben —
solche Not
ist der Tod.

2.
Wo mein Dienst je war bereit
mit so rechter Stetigkeit
meiner Tage,
da ist leider gar kein Lohn,
noch auf Lohn die Zuversicht.
Weh der Klage
und oh weh!
Hätte ich die Hoffnung noch,
so könnte ich
freuen mich.

3.
Als sie noch mir freundlich war,
daß sie mich ihr dienen ließ
meine Zeit,
da konnte ich mit Recht noch sagen,
daß mir Gutes geschehen sei
ohne Streit.
Nun ist schwach
ihr Lohn und ihr Dank,
daß es mir
schadet und ihr.

4.
Mich stört so, daß ich meine Jahr'
derart dumm verlebt nun hab'
für eine Frau,
die mir nie mehr einen Tag
wirklich ganz vergelten kann,
da sie selbst
und ihr Herz
sind nie mehr wie eh so edel,
als sie mich
an sie band.

5.
Sie war derart wunderbar,
sie war schön und hochgemut,
als ich mir
sie zur Freude mir erwählt.
Ich diente so für alle Frau'n
mit dem Wunsch,
daß ihr Name
ward gehöret ohne Schande.
Nun hab' ich
keinen Dank.
[Das ist meine Klage alle Tage.]

 
Lied 22
 
Ein tanzwîse, diu vierzende

1.
Wol her, danket allen guoten wîben
daz ir güete ist alsô rehte guot,
daz zer werlte nieman kan belîben
sælic, frô noch rehte wolgemuot,
âne ir trôst, derz allez kan,
fröide bringen unde unfröide scheiden dan.
des fröit iuch, ir fröiden gernden man.

2.
Swer nâch guotes wîbes hulden ringet,
dem kan selten immer missegân.
hey waz im sîn dienest sælden bringet!
wie frœlîchen endet sich sîn wân!
ougen wunne, herzen spil,
swes ein herze erdenken unde erwünschen wil,
des hât guoter wîbe güete vil.

3.
Daz lop ist der guoten wîbe al eine:
dâ'st der valschen kleine mit gedâht.
den sol sîn mîn lop vil ungemeine:
dar zuo hât mich ein vil valschiu brâht.
diu ist wîbes êren gram:
mich muoz an ir immer riuwen wîbes nam,
sît si von ir scheidet wîbes scham.

4.
Ich het mich unsælden underwunden,
dô ich mich der valschen underwant.
ich was ir mit triuwen sil gebunden:
dâ bî was si ledic âne bant.
ir unstæte hât die kraft
unde an ir behabt dâ her die meisterschaft,
daz si nie gebant der triuwen haft.

5.
Alse abrillen weter vert ir wille,
daz nie windes prût als swinde enwart,
under wîlen süeze in senfter stille,
schiere wider an ir irrevart:
dar nâch schînet meien schîn:
sâ zehant sô wil ez aber winder sîn.
alsô witert mir diu frouwe mîn.

6.
Ich wil guotiu wîp von bœsen scheiden,
al die wîle ich von in singen wil.
swer gelîche sprichet wol in beiden,
der hât gein den guoten valsches vil.
guotiu wîp, geloubet daz,
swer iuch mit den valschen lobt, der treit iu
haz. sunderlob iuch êret verre baz.

7.
Guoter wîbe güete gar unêret
wîp der herze valsch gemüete treit.
dâ bî valscher wîbe fuore mêret
guoten wîben hôhe werdikeit.
swâ diu valsche missetuot,
dâ wirt schiere bî bekant der reinen muot:
dâ von ist ir valsch den guoten guot.

 
Eine Tanzweise, die vierzehnte

1.
Kommt her, danket allen edlen Frauen,
weil ihr Wesen also herrlich ist,
in der Welt kann niemand glücklich
bleiben und auch niemals froh
ohne ihre Hilfe, die alles kann:
Freude bringen und das Leid vertreiben.
Freut euch, Männer, diese Freude.

2.
Wer nach edler Frauen Gunst so ringet,
dem geht selten etwas dabei fehl;
Hei, was ihm sein Dienst da Glück noch bringet!
Wie fröhlich endet seine Hoffnung!
Augenwonne, Herzenspiel,
was ein Herz nur denken und sich wünschen
kann, das hat jede edle Frau genug.

3.
Dieses Lob gilt edlen Frauen alleine,
da denk' ich an Falsche wirklich nicht;
denen soll mein Lob fürwahr nicht gelten,
dazu hat mich eine wirklich Falsche gebracht.
Die ist der Frauen Anseh'n gram:
Mir tut durch sie Frauen Name immer leid,
da sie von ihm nimmt der Frauen Zucht.

4.
Ich hatte mich dem Unglück hingegeben,
als ich mich dieser Falschen anvertraut,
ich war ihr in Treue sehr verbunden,
dabei war sie frei und ohne Fessel.
Wankelmut hat diese Kraft
und an ihr haftet davon diese Kunst,
daß sie nie band der Treue Knoten.

5.
Ihr Wille ist wie's Wetter im April,
Winters Braut war niemals also schnell,
denn dazwischen gibt es sanfte Stille,
so war ich an ihr irre oft.
Danach scheint der Maienschein,
doch alsbald will es wieder Winter sein,
dieses Wetter gibt die Herrin mir.

6.
Ich will die edlen Frau'n von Bösen scheiden
so lange ich von ihnen singen will,
wer gleich dann spricht von diesen beiden,
der spricht den edlen wirklich falsch.
Edle Frauen, glaubt mir das:
Wer euch mit den Falschen lobt,
der hasset euch, nur euer Lob ehrt ihn so sehr.

7.
Edler Frauen feine Art entehrt die Frauen,
deren Herze voller Falschheit ist;
dazu mehrt der falschen Frauen Weg
den edlen Frauen hohe Würde.
Wo die Falsche Übles tut,
da wird bald bekannt der Edlen Art,
so tut Falschheit edlen Frauen gut.

 
Lied 23
 
Ein tanzwîse, diu fünfzehende

1.
Triuwe ist al der werlt ein êre:
wol im der si rehte treit.
sîst ûf alle tugent ein lêre,
slôz ob aller werdikeit.
swâ ir stæte bî gestât,
waz bedarf der tugende mêre,
swer die tugende beide hât?

2.
Daz ieman die tugende scheide,
des wil rehtiu minne niht.
minne wil si halten beide,
sî hât mit in stæte pfliht:
ez sî frum odr ungewin,
ez sî liep odr ez sî leide,
des enkumt si niht von in.

3.
Minne niender sich enthaldet
âne triuwe und stæten muot.
swer diu niht zesamen valdet,
alse ot vil manc valscher tuot,
dân ist minne niender bî.
er unfuoget und gewaldet,
swer giht daz dâ minne sî.

4.
Dâ bî kiuse ich daz diu hêre,
der ich her gedienet hân
und gediene ab nimmer mêre,
triuwe an mir niht kan begân.
het si triuwe erzeiget mir,
daz wær wunder immer mêre,
sît niht triuwen lît an ir.

5.
Minne het mich ir gebunden
unde lie si bande frî.
des hân ich mit schaden enpfunden.
swer als ich in banden sî,
der rîd ûz den banden sich.
ich hân mich dem stricke entwunden
al ze spæte: daz klag ich.

6.
Wolden wîp in stætem muote
stæten friunden stæte sîn,
daz kœm in alsô ze guote
daz in triuwe würde schîn,
ders an friunden irre varnt,
sô si sich mit triuwen huote
gein ir friunde niht bewarnt.

7.
Wolden ouch die vil unstæten
sich gesellen, daz lobt ich,
daz si mit ir valschen ræten
beide ein ander pfanden sich
lieben wân und leiden wanc,
swaz si des ein ander tæten,
des het ir unstæte danc.

 
Eine Tanzweise, die fünfzehnte

1.
Treue hat in der Welt ein Anseh'n:
Wohl ihm, der sie richtig hat!
Sie ist Lehre der Vortrefflichkeit,
Schloß für alle Würdigkeit.
Wo die Stetigkeit auch ist,
was bedarf sie dann noch mehr,
wenn sie doch nun beide hat?

2.
Nimmt jemand die Vortrefflichkeit,
das will rechte Minne nicht,
Minne will sie beide haben,
sie hat mit ihnen diese Pflicht:
Es sei Nutzen oder Schaden,
es sei Liebe oder Leid,
sie verläßt die niemals je.

3.
Minne hält sich nicht zurück
ohne Treue und Beständigkeit;
wer die nicht zusammenbringt,
wie doch mancher Falsche tut,
der hat rechte Minne nicht.
Der treibt einen Frevel doch,
der sagt, daß dort die Minne sei.

4.
So erfahr' ich, daß die Hohe,
der ich lange gedienet hab',
jedoch nimmermehr jetzt dien',
an mir keine Treue tat.
Wäre sie mir treu gewesen,
das wäre eigenartig doch,
da sie keine Treue hat.

5.
Minne hat mich ihr verbunden
und ich ließ sie dennoch frei,
darum war mir großes Leid.
Wer wie ich gebunden ist,
der winde aus den Banden sich,
ich hab' mich herausgewunden
allzu spät – das klage ich.

6.
Wollten Frau'n in steter Art
steten Freunden beständig sein,
daß käm' ihnen sehr zugute,
daß man ihre Treue sieht,
die an Freunden sie verlor'n,
wenn sie sich im Schutz der Treue
ihren Freunden nicht bewahr'n.

7.
Würden sich auch die Unsteten
dann verbinden, das wäre gut,
daß sie sich mit falschen Lehren
aneinander binden gleich.
Liebe Hoffnung, übler Zweifel,
was die da einander taten,
das ist der Untreue Dank.

 
Lied 24
 
Ein tanzwîse, diu sehzehende

1.
Owê der sô sælic wære,
der uns kunde geben rât
für die manicvalden swære
dâ diu werlt mit umbe gât!
owê sô gemeiner sorgen!
wâ hât fröide sich verborgen?
die envinde ich hie noch dâ.

2.
Möhte ich iender fröide vinden,
dâ fünd ich ouch êre bî.
durch daz sol ich niht erwinden,
ich envinde wâ si sî.
und erwirbe ich fröide und êre,
waz bedarf ich sælden mêre?
wie kan mir gelingen baz?

3.
Rehter fröiden, swer der waldet,
der hât immer niuwe jugent,
sô tuot sorge daz man aldet
und verderbet mange tugent.
fröide ist süeze, sorge ist sûre,
ich was sorgen nâchgebûre:
diu hât mir erleidet sich.

4.
Durch daz sol ouch ich si leiden
guoten liuten swâ ich kan.
mag ich, ich wil von ir scheiden,
von ir sîn ein frîer man.
got vor sorgen mich behüete:
dar zuo bite ich wîbes güete
daz ir huote mich bewar.

5.
Guotiu wîp süez unde reine,
derst noch wunder, swâ si sîn.
hey fünd ich der guoten eine!
der gæb ich daz herze mîn.
ich wold ir ze hulden singen,
ir lop alsô hôhe bringen
daz sis müeste danken mir.

6.
Got geb daz ich sî noch vinde,
der gemüete sî sô guot
daz si sich mîn underwinde,
mir ze hœhen mînen muot.
vinde ich die, sô vinde ich êre.
sô getrûre ich nimmer mêre:
nimmer wirde ich mêre unfrô.

 
Eine Tanzweise, die sechzehnte

1.
Oh weh, wer hat dieses Glück,
daß er einen Rat uns gebe
gegen diesen großen Kummer,
der die Welt nunmehr erfaßt!
Oh weh, dieser großer Kummer!
Wo hat Freude sich verborgen,
denn ich finde sie nicht mehr?

2.
Könnte ich wo die Freude finden,
dann wär' auch das Anseh'n dort;
daher soll ich nicht ablassen,
bis ich finde, wo sie ist.
Und bekomm' ich Freude und Ansehen,
was brauche ich dann noch mehr Glück?
Wie kann's besser mir ergehen?

3.
Rechte Freuden, wer die hat,
der hat immer neue Jugend;
es macht Sorge, daß man altert
und Vortrefflichkeit vergeht —
Freude ist süß, Sorge ist sauer.
Ich war da der Sorge Nachbar:
Die hat mir viel Leid gebracht.

4.
Daher mach' ich sie verhaßt den
edlen Leuten wie ich kann;
kann ich, will ich von ihr scheiden,
von ihr sein ein freier Mann.
Gott behüte mich vor Sorgen:
Dazu bitte ich die Frauen,
daß mich ihre Hut bewahr'.

5.
Edle Frauen, liebe, schöne,
ich möcht' wissen, wo sie sind.
Hei, fänd' ich doch eine Edle,
der gäb' ich das Herze mein!
Ich möchte ihr zur Ehre singen,
ihr ein großes Lob darbringen,
daß sie müßte danken mir.

6.
Gott geb' mir, daß ich sie noch finde,
die so vorzüglich dann ist,
daß sie meiner sich doch annimmt,
mir zu bessern meine Stimmung.
Find' ich sie, so finde ich Anseh'n,
und dann trauere ich nicht mehr:
Nie mehr werde ich dann betrübt.

 
Lied 25
 
Ditz ist der leich

1.
Got füege mirz ze guote:
ich bin noch in dem muote,
daz ich wil guoten wîben
mit dienest âne valschen muot immer bî belîben.
dâ von râte ich einen rât
der allen wol gemuoten mannen tugentlîchen stât.
Ich râte iu, êre gernde man,
mit triuwen alse ich beste kan:
Ob ir welt wernde fröide hân,
sô sît den wîben undertân
Mit triuwen âne valschen muot.
ir güete ist alsô rehte guot,
swer in mit triuwen dienest tuot,
den künnen sie wol machen frô.
Der werlde heil gar an in lît:
ir güete ist fröiden hôchgezît:
ir schœne sô vil fröiden gît,
dâ von diu herzen stîgent hô.
Werdekeit
sunder leit
künnen sie wol friunden geben.
swem sô sî
witze bî,
der sol nâch ir hulden streben
unde zinsen in sîn leben.
Daz râte ich ûf die triuwe mîn.
swer êren sælic welle sî
und rîche an hôhem muote,
Der sol mit triuwen guotiu wîp
reht minnen als sîn selbes lîp.
vil guot vor allem guote
Ist der wîbe güete, unde ir schœne
schœne ob aller schœne.
ir schœne, ir güete, ir werdikeit
ich immer gerne krœne.
An ir schœne und an ir güete stât mîn heil
und ouch mîn wünne.
wær guoter wîbe schœne niht,
wie selten ich gewünne
Deheinen êren gernden muot.
wol mich daz sie sint alsô guot,
daz man hât von ir güete
Sô hôhen trôst für sendiu leit.
ir schœne, ir güete, ir werdekeit
gît mir vil hôch gemüete.

2.
Mîn muot von wîben hôhe stât.
waz danne ob mir ir einiu hât
Erzeiget hôhe missetât?
deswâr des mac wol werden rât.
Waz si gein mir hât getân,
daz wil ich gerne wizzen lân
mit zühten, alse ich beste kan,
ûf genâde guotiu wîp.
Ich hân ir driu und zehen jâr
gedienet sunder wenken gar,
bî mînen triuwen daz ist wâr,
daz in der zît mîn sender lîp
Nie gewan
sölhen wân,
des mîn stæte wurde kranc.
al mîn gir
was gein ir
sleht mit triuwen âne wanc.
nu vert entwer ir habedanc
Reht als ein rât daz umbe gât
und alse ein marder den man hât
in eine lin gebunden.
Kund ich als sie unstæte sîn,
sô hæte ich nâch dem willen mîn
an sie ein frouwen funden.
Ê daz ich mîn ritterlîche stæte bræche
an guoten wîben,
ich wolde ê immer valscher
wîbe hulde frî belîben.
Ich muoz in der stæten wîbe dienest
sunder lôn verderben
oder ich muoz ir stæten herzen liebe alsus
erwerben, daz ich gewenke nimmer wanc
von in. ir hôhen habedanc,
und mag ich den erringen,
Sô hân ich allez daz ich wil,
süez ougen weide, herzen spil,
vil wûnne an allen dingen.

3.
Nu waz bedarf mîn sender lîp
genâden mêr, ob ich ein wîp
Ze frouwen vinde alsô gemuot
diu sich vor wandel hât behuot
und niht wan daz beste tuot?
der sol mîn dienest sîn bereit
Immer mê,
swiez ergê,
sunder valsch mit stætikeit.
Dâ von gewinne ich werdikeit
Und alsô fröide rîchen sin,
des ich getiuret immer bin
an aller hande dingen.
Vinde ich sie, ich sol sô ritterlîchen
nâch ir hulden ringen,
daz mir von ir stætikeit
muoz hô an ir gelingen.
Sie muoz abr ûf die triuwe mîn
gar frî vor allem wandel sîn,
diech mêr mich lâze twingen
Und ouch in kumber bringen.
ja gehœret man mich nimmer mê
deheines valschen wîbes lop
gesprechen noch gesingen.

 
Das ist der Leich

1.
Gott halte mir's zugute:
Ich bin noch in der Stimmung,
daß ich will den edlen Frauen
im Dienst will bleiben ohne jeden falschen Sinn.
Daher geb' ich einen Rat,
der allen hochgestimmten Männern gut ansteht:
Ich rate euch, die ihr Anseh'n sucht,
verläßlich wie ich es nur kann:
Wollt ihr dauernde Freude haben,
so seid den Frauen untertan
in Treue ohne falsche Art.
Ihr Wesen ist so wunderbar,
wer diesen treuen Dienst erfüllt,
den machen sie dann wirklich froh.
An ihnen liegt das Glück der Welt:
Ihre Gunst ist doch ein Freudenfest,
ihre Schönheit gibt viel Freuden dann,
wovon die Herzen höher schlagen.
Hohes Anseh'n
ohne Leid
können sie den Freunden geben.
Wer dann noch
Klugheit hat,
der soll nach ihrer Gnade streben
und veredeln so sein Leben.
Das rate ich auf meine Treue:
Wer sehr glücklich möchte sein
und dazu auch noch hochgestimmt,
der soll treu die edlen Frauen
richtig lieben wie sich selbst.
Bestens ist vor jedem Gut
der Frauen Gunst und ihre feine Schönheit vor
jeder andern Schönheit.
Ihre Schönheit, ihre Gunst, ihre Würde
preise ich immer gern.
An ihrer Schönheit, ihrer Gunst hängt mein Glück
und meine Wonne.
Gäbe's der Frauen Schönheit nicht,
nie gewänne
ich einen solchen hohen Sinn.
Wohl mir, daß sie vortrefflich sind,
daß man hat durch ihre Gnade
so hohen Trost gegen Sehnsuchtsleid!
Ihre Schönheit, ihre Gunst, ihre Würde
macht mich derart hochgestimmt.

2.
Mein Sinn der steht durch Frauen hoch.
Was dann, wenn mir doch eine hat
getan so große Missetat?
Ich hoff', da gibt es eine Hilfe,
Was sie gegen mich getan,
das will ich gerne sagen noch
in höf'scher Art, wie ich es kann,
für alle lieben, edlen Frau'n.
Ich habe ihr doch dreizehn Jahre
gedient ohne Wankelmut;
bei meiner Treue, es ist wahr,
daß in der Zeit in Sehnsucht ich
nie noch hatte
den Gedanken,
daß die Beständigkeit vergeht.
All mein Verlangen
ging auf sie
in Treue ohne Wankelmut.
Nun dreht sich hin und her ihr Dank
so wie ein Rad ganz rundherum,
so wie ein Marder, den man hat
an eine Schnur gebunden.
Könnte ich so unstet sein,
so hätte ich, wie ich es wollt',
die Herrin ohne sie gefunden.
Ehe mir die ritterliche Treue bricht
für edle Frauen,
da wollte ich eher von der Gunst von falschen
Frauen frei doch bleiben.
Ich muß im Dienst der treuen Frauen
ohne Lohn verderben
oder muß die Liebe dieser treuen Herzen so
erwerben, daß ich nie mehr sie verlasse.
Wenn ich ihren hohen Dank
dann endlich doch erreichen kann,
dann habe ich alles, was ich will,
die Wonne schöner Augen, Herzvergnügen,
eitle Wonne überall.

3.
Was will ich in der Sehnsucht noch
an Gunst, wenn ich die Frau
als Herrin finde wunderbar,
die frei von jedem Fehler ist
und immer nur das Beste tut?
Ihr sollt im Dienst bereit sein
allezeit
wie es nur geht.
ohne Falschheit und beständig.
Dadurch erhalt' ich hohe Würde
und einen freudenreichen Sinn,
dadurch freue ich mich sehr
an vielen schönen Dingen.
Find' ich sie, dann soll ich
ritterlich ihre Huld erringen,
daß ich die Beständigkeit
dadurch ihr beweise.
Sie muß auch in dieser Treue
frei von jedem Makel sein,
ich lasse mich von ihr bezwingen
und auch in Kummer bringen.
Nun hört man mich nie mehr
einer falschen Frau Lob
sprechen oder singen.

 
Lied 26
 
Ein tanzwîse, diu sibenzehende

1.
Alle die in hôhem muote wellen sîn,
den wil ich daz râten bî den triuwen mîn,
daz si minnen guotiu wîp
sunder valsch mit triuwen alse ir selber lîp.

2.
Guotiu wîp sint guot für aller hande leit:
von ir güete hât man mange werdikeit.
in der werlde niemen mac
âne ir helfe frô belîben einen tac.

3.
Zuht und êre, triuwe, milde, hôher muot
kumt von wîben, dar zuo manger hande guot.
ir lîp engels schœne hât:
al der werlde heil an ir genâden stât.

4.
Ich wil immer hôhen muot von wîben hân,
swie ein wîp unwîplich habe an mir getân.
swaz ich dâ von leides dol,
des mac mich ein guot wîp noch ergetzen wol.

5.
Vinde ich die, diu dienest kan für dienest nemen,
ich tuon ir den dienest der ir muoz gezemen
und der mich gemachet wert.
sôlhes wîbes hân ich ie ze frouwen gert.

6.
Sî muoz tugende güete bî der schœne hân,
der mîn lîp mit dienste mêr wirt undertân,
dar zuo wîplîch sîn gemuot,
êren rîch, vor allem wandel gar behuot.

7.
Ich wil gerne sîn ein frouwen frîer man,
al die wîle ich niht ein guote vinden kan.
ê daz ich den dienest mîn
mê verlür, ich wolde ê âne frouwen sîn.

 
Eine Tanzweise, die siebzehnte

1.
Alle die recht hochgestimmt nun wollen sein,
denen will ich raten recht auf meine Treue,
daß sie edle Frauen lieben
ohne Falschheit, treu in rechter Art.

2.
Edle Frauen sind vortrefflich gegen Leid:
Man erhält durch sie die hohe Würde doch.
Niemand kann auf dieser Welt
ohne ihre Hilfe froh sein einen Tag.

3.
Höfischheit und Anseh'n, Treue, Güte, Hochgefühl
kommen von den edlen Frauen und dazu so vieles Schöne.
Engelsschönheit haben sie,
und das Glück der Welt liegt ganz bei ihnen.

4.
Ich will immer hochgestimmt durch Frauen sein,
wenn auch eine Frau mir Böses hat getan;
was ich da an Schmerz erleid',
dafür kann mich eine andere edle Frau erfreu'n.

5.
Finde ich die, die meinen Dienst nun haben will,
dann bleib ich in dem Dienst, der ihr behagt
und der mich würdig macht,
diese Frau habe ich zur Herrin je gewollt.

6.
Sie muß Höfischheit und edles Wesen mit der Schönheit haben,
der ich in dem Dienst stets werde untertan,
dazu frauliche edle Art
in sehr hohem Anseh'n und von Makel frei.

7.
Ich will gerne sein ein frauenloser Mann,
all die Zeit, da ich die Edle noch nicht finden kann;
eher daß ich nun meinen Dienst
erneut verlör', eher wollt' ich ohne Herrin sein.

 
Lied 27
 
Ein tanzwîse, diu ahzehende

1.
Nu fröit iuch, minne gernde man:
wizzet daz iuch rehte fröide machet wert,
und daz niemen werden kan
êren rîch, wan der mit fröiden êren gert.
mit zühten frô, daz ist ein leben
dem got vil êren hât gegeben.

2.
Swer werder wîbe minne wil
unde ir gruoz verdienen, der sî hôchgemuot.
swie selten ich ir minne stil,
doch weiz ich wol daz guoten wîben sanfte tuot
der durch si zuht bî fröiden hât:
des dienest in ze herzen gât.

3.
Wie sol ein ungemuoter man
erwerben hôchgemuotes wîbes habedanc?
wil er ir daz ertrûren an,
dazs in minne, sost sîn tumber wân vil kranc.
ir hôchgemuotes herzen rât
sîn trûren hât für missetât.

4.
Mit sorgen niemen kan bejagen
werdes wîbes minne und ouch ir friundes gruoz.
trûren mac wol missehagen
guoten wîben: wan dâ von wirt êren buoz.
ich râte iu mannen hôhen muot,
sît wîben fröide sanfte tuot.

5.
Ich wil hôhes muotes sîn,
und wil durch guotiu wîp gein ir mîn zürnen lân,
die ich ê hiez die frouwen mîn.
si weiz wol selbe wie si hât an mir getân:
daz sî verkorn durch guotiu wîp,
den immer dienen muoz mîn lîp.

6.
Swâ ich mich her versûmet hân
an rehten fröiden, daz sol man mir wol vergeben.
wan ich wil nu êrst heben an
mit hôhem muote und ouch mit ritterlîchem leben.
swer von mir hôhes muotes gert,
der wirt des volleclîch gewert.
mîn muot von wîben hôhe stât:
ir güet mich zürnen niht enlât.

 
Eine Tanzweise, die achtzehnte

1.
Nun freut euch, Minnesuchende:
Wisset doch, die rechte Freude macht euch wert,
und es kann doch keiner werden
angeseh'n, der dieses nicht mit Freuden will.
Recht höfisch froh, das ist ein Leben,
dem Gott den Vorzug hat gegeben.

2.
Wer edler Frauen Minne will
und den Gruß verdienen, der sei hochgemut.
Ich stehle keine Minne ihr,
doch weiß ich gut, daß edle Frauen wirklich freut,
wenn einer durch sie Freude hat:
Der dienst freut sie im Herzen dann.

3.
Wie soll ein übel gesinnter Mann
erwerben den Dank der hochgesinnten edlen Frau?
Will er's von ihr ertrotzen dann,
daß sie ihn minne, dann ist die dumme Hoffnung schwach,
des hochgesinnten Herzens Rat
sieht das als eine Missetat.

4.
Mit Kummer kann niemand erreichen
die Minne einer edlen Frau und ihren Gruß;
das Trauern schafft nur Mißbehagen
bei edlen Frauen, schwächt ihr Anseh'n nur.
Ich rat' euch Männern, seit hochgesinnt,
die Freude tut den Frauen wohl.

5.
Ich will hochgemut jetzt sein und will
wegen edler Frauen auch mein Zürnen lassen
über die, die meine Herrin war.
Sie weiß selber gut, was sie mir getan hat,
das sei getilgt wegen edler Frauen,
denen ich immer dienen will.

6.
Wann immer ich versäumt da hab'
die rechten Freuden, das soll man mir jetzt vergeben,
denn ich will nun wieder fangen an recht
hochgesinnt ein wirklich ritterliches Leben.
Wer von mir Hochgesinntheit will,
der kann sie wirklich wieder haben.
Mein Sinn steht durch die Frauen hoch,
mein Zorn verging durch ihre Gunst.

 
Lied 28
 
Ein tanzwîse, diu niunzehende

1.
In dem luftesüezen meien,
sô der walt gekleidet stât,
sô siht man sich schône zweien
allez daz iht liebes hât,
unde ist mit ein ander frô.
daz ist reht: diu zît wil sô.

2.
Swâ sich liep ze liebe zweiet,
hôhen muot diu liebe gît.
in der beider herzen meiet
ez mit fröiden alle zît.
trûrens wil diu liebe niht,
swâ man liep bî liebe siht.

3.
Swâ zwei liep ein ander meinent
herzenlîchen âne wanc
und sich beidiu sô vereinent
daz ir liebe ist âne kranc,
diu hât got zesamne geben
ûf ein wunneclîchez leben.

4.
Stætiu liebe heizet minne.
liebe, minne, ist al ein:
die kan ich in mînem sinne
niht gemachen wol zuo zwein.
liebe muoz mir minne sîn
immer in dem herzen mîn.

5.
Swâ ein stætez herze vindet
stæte liebe, stæten muot,
dâ von al sîn trûren swindet.
stætiu liebe ist alsô guot
daz si stæte fröide gît
stæten herzen alle zît.

6.
Möhte ich stæte liebe vinden
der wold ich sô stæte sîn,
daz ich dâ mit überwinden
wolde gar die sorge mîn.
stæter liebe wil ich gern
und unstæte gar verbern.

 
Eine Tanzweise, die neunzehnte

1.
In dem honigsüßen Mai,
wenn der Wald gekleidet steht,
sieht man, wie sich alles schmückt,
was einen Geliebten hat:
Sie sind miteinander froh —
das ist recht, die Zeit will's so.

2.
Wo sich liebes dann verbindet,
macht die Liebe hochgemut,
in den beiden Herzen mait es
dann mit Freuden allezeit.
Trauer will die Liebe nicht,
wo man Lieb' bei Liebe sieht.

3.
Wenn zwei sich einander lieben
herzlich ohne Wankelmut
und sich beide so vereinen,
daß die Liebe ehrlich ist,
dann hat Gott das so geschenkt
für ein wonnevolles Leben.

4.
Stete Liebe heißet Minne;
Liebe, Minne, die sind eins:
Die kann ich in meinem Kopf
nicht zu zweien machen dann,
Liebe muß mir Minne sein
immer in dem Herzen mein.

5.
Wo ein stetes Herz findet
stete Liebe, steten Sinn,
dann ist alles Trauern fort.
Stete Liebe ist so schön,
daß sie stete Freude gibt
stetem Herzen allezeit.

6.
Könnte ich stete Liebe finden,
dann wollt' ich beständig sein
und ich könnte überwinden
alle Sorgen, die ich hab'.
Stete Liebe will ich gern,
Unbeständigkeit vermeiden.

 
Lied 29
 
Ditz ist ein reye

1.
Sumervar ist nu gar
beide velt anger walt
hie und dâ wîz, rôt, blâ,
gel, brûn, grüen, wol gestalt.
wünneclîch, fröiden rîch
ist gar swaz diu erde treit.
sælic man, swer sô kan
dienen daz sîn arebeit
im liebe leit.

2.
Swem got gît daz er lît
lieber, der mac wol sîn
sunder leit. imst bereit
zaller zît meien schîn.
im ist wol, swanne er sol
spiln der minne fröiden spil.
fröiden leben kan wol geben
werdiu minne swem si wil:
si hât sîn vil.

3.
Swem ein wîp sînen lîp
minneclîch umbevât,
ob der niht sælden giht,
daz ist grôz missetât.
imst geschehen, wil ers jehen,
dâ von im wirt trûren kranc.
sunder meil ist sîn heil,
swem von linden armen blanc
wirt umbevanc.

4.
Sælden hort ist ein wort
das ein kus in gegît,
sô ir spil minne wil
spiln und liep liebe lît.
ob dâ iht ougen liht
lieplîch sehen ein ander an?
jâ für wâr, dâ wirt gar
minneclîchen wol getân
swaz ieman kan.

5.
Minnen solt wirt geholt
volleclîch dâ ein man
unde ein wîp umbe ir lîp
lâzent vier arme gân,
decke blôz. fröide grôz
wirt dâ beidenthalben kunt.
ob dâ niht mêr geschiht,
kleinvelhitzerôter munt
wirt minnen wunt,
dar nâch gesunt.

 
Das ist ein Reie (Tanzlied)

1.
Sommerfarbe haben schon
Heide, Feld, und Anger, Wald
da und dort, weiß, rot, blau,
gelb, braun, grün, so wunderbar.
Wonnevoll, freudenreich
ist das, was die Erde trägt.
Glücklich der Mann, der so kann
dienen, daß seine Mühe
die Liebe bringt.

2.
Wem Gott gibt, daß er erhält
Liebe, der kann wohl sein
ohne Leid. Ihm ist bereit
zu aller Zeit des Maien Glanz,
ihm geht's gut, denn er soll
spielen der Minne Freudenspiel
Fröhlich Leben kann gut geben
edle Minne, wem sie will:
Sie hat davon viel.

3.
Wessen Leib dann eine Frau
liebevoll umfaßt,
wenn der nicht vom Glück spricht,
das ist eine Übeltat.
Ihm ist geschehen, will er's sagen,
daß ihm jetzt sein Kummer weicht.
Ohne Makel ist sein Glück,
der von zarten, weißen Armen
wird umfaßt.

4.
Glückes Schatz ist ein Wort,
das durch Küssen spricht,
wenn ihr Spiel die Wonnen spielt
und die Liebenden sich freu'n,
Ob sich da die hellen Augen
liebevoll versenken dann?
Ja, fürwahr, es wird so
liebevoll das getan,
was jeder kann.

5.
Minnelohn wird genossen
wunderbar, wenn ein Mann
und eine Frau um ihre Körper
lassen die vier Armen geh'n.
Unbedeckt wird die Freude
diesen beiden dabei kund.
Ob da nicht noch mehr geschieht?
Der klein-zart-heiße, rote Mund
wird vor Minne wund —
danach gesund.

 
Lied 30
 
Ein tanzwîse, diu zweinzigeste

1.
Frouwe schœne, frouwe reine,
frouwe sælic, frouwe guot,
ich wæn iuch diu minne kleine
müet: des sît ir hôchgemuot.
wirt iu minnen twingen kunt,
iuwer kleinvelrôter munt
lernet siuften an der stunt.

2.
»Herre, sagt mir, waz ist minne?
ist ez wîp odr ist ez man?
des enwart ich noch nie inne.
sagt an, wie ist ez getân?
daz sült ir mir künden gar,
waz ez sî und wie ez var;
daz ich mich vor im bewar.«

3.
Frouwe, minne ist sô gewaltec
daz ir dienent elliu lant:
ir gewalt ist manecvaltec.
ich tuon iu ir site bekant.
sî ist übel, sî ist guot,
wol und wê si beidiu tuot.
seht alsô ist sî gemuot.

4.
»Herre, kan diu minne swenden
trûren unde ouch sendiu leit,
hôchgemüete in herze senden,
füegen zuht und werdekeit,
hât si alles des gewalt
alse ich iu hân vor gezalt,
sost ir sælde manicvalt.«

5.
Frouwe, ich wil iu von ir mêre
sagen. ir lôn ist wünneclîch:
sî gît fröide, sî gît êre,
sî tuot hôher tugende rîch.
ougen wunne, herzen spil
gît si swem si lônen wil,
der zuo hôher sælden vil.

6.
»Herre, wie sol ich verschulden
ir lôn unde ir habedanc?
sol ich kumber dâ von dulden,
da ist mîn lîp zuo gar ze kranc.
leides mag ich niht getragen.
wie sol ich ir lôn bejagen?
herre, daz sült ir mir sagen.«

7.
Frouwe, dâ soltû mich meinen
herzenlîchen alse ich dich,
unser zweien sô vereinen,
daz wir beidiu sîn ein ich.
wis du mîn, sô bin ich dîn.
»herre, des mac niht gesîn,
sît ir iuwer, ich bin mîn.«

 
Eine Tanzweise, die zwanzigste

1.
Schöne Herrin, Wunderbare,
frohe Herrin, edle auch,
ich mein', euch plagt Minne wenig:
Daher seid ihr hochgemut.
Wird euch kund der Minne Kraft,
dann wird euer roter Mund
seufzen lernen alsogleich.

2.
»Herr, oh sagt mir, was ist Minne?
Eine Frau oder ein Mann?
Das hab' ich noch nie gewußt.
Sagt mir, wie wird das gemacht?
Das sollt ihr mir sagen gleich,
was es sei und wie es geht,
daß ich mich vor ihm beschütze.«

3.
Herrin, Minne ist so stark,
daß ihr alle Lande dienen:
Ihre Kraft ist vielfältig.
Ich mache euch ihre Art bekannt:
Sie ist übel, sie ist gut,
sie tut beides: wohl und weh.
Seht, so ist es um sie bestellt.

4.
»Herre, kann die Minne tilgen
Trauer und auch Sehnsuchtsleid,
Herzen machen hochgemut
bringen Höfischheit und Würde?
Hat sie dazu die Gewalt
(ich habe alles das genannt),
dann ist sie ein großes Glück.«

5.
Herrin, ich will euch von ihr noch
sagen: Ihr Lohn ist wunderbar,
sie gibt Freude, sie gibt Anseh'n,
sie hat auch noch hohen Sinn;
Augenwonne, Herzensspiel
gibt sie, wen sie lohnen will,
dazu jedes große Glück.

6.
»Herre, wie soll ich vergelten
ihren Lohn und ihren Dank?
Soll ich Kummer davon dulden,
daß ich dazu bin zu schwach?
Leid kann ich doch nicht ertragen.
Wie soll ich den Lohn erhalten?
Herre, das sollt ihr mir sagen.«

7.
Herrin, du sollst an mich denken
liebevoll wie ich an dich,
wir soll'n beide uns vereinen,
daß wir beide sind ein Ich.
Bist du mein, so bin ich dein!
»Herre, das kann gar nicht sein  —
seid ihr euer, so bin ich mein.«

 
Lied 31
 
Diu ein unde zweinzigest wîse

1.
Wol dir, sumer, dîner süezen
wünneclîchen schœnen zît.
dû kanst trûren wol gebüezen.
dîn kunft hôchgemüete gît.
du bist süeze;
dâ von ich dich suoze grüeze.

2.
Heide velt walt anger ouwe
sach ich nie gekleidet baz.
von dem luftesüezem touwe
sint die bluomen alle naz.
vogelîne
singent lop des meien schîne.

3.
Sô sing ich von guoten wîben,
alse ich aller beste kan.
mit ir lobe wil ich vertrîben
swaz ich ungemüetes hân.
wîbes güete
gît mir fröiden rîch gemüete.

4.
Wîbes schœne, wîbes êre,
wîbes güete, wîbes zuht
ist für wâr ein êren lêre,
minne gerndes herzen suht.
sô ist hulde
alles guotes übergulde.

5.
Swâ ein werdez wîp an lachet
einen minne gernden man
unde ir munt ze küssen machet,
des muot mtioz gelîche stân
hôch der sunne.
sîn wunn ist ob aller wunne.

 
Die einundzwanzigste Weise

1.
Wohl dir, Sommer, mit der lieben,
wonnevollen, schönen Zeit!
Du kannst Traurigkeit vertreiben,
deine Ankunft macht uns froh,
du bist lieblich,
daher grüße ich dich herzlich.

2.
Heide, Feld, Wald, Anger, Aue
sah ich nie in besser'm Kleid,
von dem wundersüßen Taue
sind die Blumen alle naß,
Vöglein
singen nun des Maien Loblied.

3.
So singe ich nun von edlen Frauen
wie ich es am besten kann,
mit dem Lob will ich vertreiben,
was ich an Betrübnis habe.
Gunst der Frauen
gibt mir wieder alle Freuden.

4.
Frauenschönheit, Frauenansehen,
Frauengunst und Frauenart
sind fürwahr die beste Lehre,
die ein liebend Herze braucht.
Ihre Gunst steht
über jedem andern Gute.

5.
Wenn die edle Frau anlachet
einen liebestollen Mann
und den Mund zum Küssen bietet,
dann steht hoch sein Hochgefühl
wie die Sonne,
das ist die Wonne aller Wonnen.

 

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