Ulrich suchte und fand eine neue Herrin für sein Herz. Er ritt
zu ihr und tat ihr seinen
Willen kund.
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Lied 32
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Ein
tanzwîse, diu zwô unde zweinzigeste
1.
Hôher muot, nu wis enpfangen
in mîn herze tûsent stunt.
lâ dich bî mir niht belangen.
dû bist mir ein hôher funt.
al mîn fröide was zergangen:
die het trûren mir benomen:
diust mir mit dir her wider komen.
2.
Hôher muot, dâ ich dich funden
hân, dar nîge ich immer mê.
mit dir hân ich überwunden
trûren, daz mir têt ie wê:
dast mir gar von dir verswunden.
wol mich, wol mich, daz dich ie
mîn minne gernde herze enpfie.
3.
Hôher muot, dich hât gesendet
mir ein wîp diu êre hât.
an die hân ich gar gewendet
mich: daz ist der minne rât.
under schilden sper verswendet
wirt durch sî von mîner hant,
diu dich zuo mir her hât gesant.
4.
Hôher muot, du und diu minne
sult mir helfen dienen ir
sunder valsch mit slehtem sinne:
sô mac wol gelingen mir.
wirt si mîner triuwen inne,
sô tuot mir vil fröiden kunt
ir kleinvelhitzerôter munt.
5.
Hôher muot, nâch dîner lêre
wil ich werben umbe ir lîp.
sî hât schœne, sî hât êre,
sîst ein reine süeze wîp,
hôch geborn, gar senfte und hêre,
guot, in rehter mâze balt:
ir lîp wîplîchen ist gestalt.
6.
Hôher muot, du solt niht eine
vogt in mînem herzen sîn.
mit dir hât dâ stat gemeine
diu vil liebe frouwe mîn.
sî vil guote süeze reine
hât die minne mit ir brâht:
si habent ze hûse dâ gedâht.
7.
Hôher muot, mîn herze grôzet
unde ist worden fröiden junc,
an die brust ez sêre stôzet,
hôhe ez springet mangen sprunc.
werdiu liebe drinne bôzet,
diu mich selten ruowen lât,
swie hôch doch mîn gemüete stât.
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Eine
Tanzweise, die zweiundzwanzigste
1.
Hochgefühl, du sei'st empfangen
durch mein Herze tausendmal!
Laß dich durch mich nicht langweilen,
du bist mir ein großer Schatz,
alle Freude war vergangen;
Trauer hat sie mir genommen,
sie ist nun doch wieder da.
2.
Hochgefühl, von mir gefunden,
sei von mir so sehr begrüßt,
mit dir hab' ich all mein Trauern
überwunden, das weh tat:
Das ist durch dich völlig weg.
Wohl mir, wohl mir, daß ich je
mein minnesuchend Herz empfing!
3.
Hochgefühl, dich hat gesendet
mir die Frau, die Anseh'n hat;
an die hab' ich mich gewendet:
Das ist doch der Minne Rat.
Unter'm Schild verschwend' ich Speere
froh für sie durch meine Hand,
die dich zu mir hergesandt.
4.
Hochgefühl, du und die Minne
sollt mir helfen dienen ihr
ohne Falsch im guten Sinne:
So kann es gelingen mir.
Wird sie meiner Treue inne,
dann tut mir die Freude kund
ihr kleiner hitze-roter Mund.
5.
Hochgefühl, nach deiner Lehre
will ich werben um die Frau,
sie ist schön und hat auch Anseh'n,
eine edle, liebe Frau
hoch gebor'n und zart und herrlich,
edel und mit Maßen kühn:
Ihr Leib ist so wunderbar.
6.
Hochgefühl, du sollst allein nicht
Vogt in meinem Herzen sein,
mit dir hat da Platz zusammen
auch die liebe Herrin mein.
Die so Edle, Liebe, Schöne
hat die Minne mitgebracht:
Sie sind hier dann auch zuhaus'.
7.
Hochgefühl, mein Herz wird größer
und ist wieder jung geworden,
an die Brust stößt es sehr stark
und es springt gar manchen Sprung,
edle Liebe schlägt darinnen,
die mich niemals reuen wird,
wie hoch meine Gunst auch steht.
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Lied 33
|
Ein
tanzwîse, diu drî und zweinzigeste wîse
1.
Wizzet, frouwe wol getân,
daz ich ûf genâde hân
herze und lîp an iuch verlân,
daz riet mir ein lieber wân:
durch des rât hân ichz getân
und wil es niht abe gestân.
daz lât mir ze guote ergân.
2.
»Sît ir dienstes mir bereit,
tuot ir daz ûf lônes reht,
sô lât mich erkennen daz,
wie der dienest sî gestalt,
den ich mich sol nemen an,
wie der lôn geheizen sî,
der iu von mir sol geschehen.«
3.
Frouwe, ich wil in mînen tagen
sô nâch iuwern hulden jagen,
daz ez iu muoz wol behagen,
den muot durch iuch hôhe tragen
unde an fröiden niht verzagen,
iuwer lop der werlde sagen,
und des lônes noch gedagen.
4.
»Sît ir frô, dar zuo gemeit,
mir ze dienest alse ir jeht,
ez gefrumt iuch selben baz
danne mich wol tûsentvalt.
tuot daz sehamelop hin dan:
mirst der spiegel swære bî,
dar inn ich mîn leit sol sehen.«
5.
Iuwer lop die wirde hât,
daz ez wol ze hove gât,
baz dann aller künge wât
âne scham aldâ bestât.
»lieber herre, sælic man,
ir sît spotes alze frî.
dest unprîs, tar ichs gejehen.«
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Eine
Tanzweise, die dreiundzwanzigste Weise
1.
Wisset, Herrin wohlgetan,
ich hab' nun durch eure Gunst
Herz und Leib an euch gegeben.
Das riet die liebe Hoffnung mir,
durch den Rat hab' ich's getan,
will es niemals ändern mir:
Das soll mir zum Besten sein.
2.
»Seid zum Dienst ihr mir bereit,
tut ihr das aufs Recht des Lohns,
so laßt mich erkennen dann,
wie der Dienst gestaltet wird,
den ich nun annehmen soll,
wie der Lohn bezeichnet wird,
der euch von mir soll gescheh'n.«
3.
Herrin, ich will all mein Leben
so nach eurer Gnade streben,
daß es euch sehr wohl behagt,
durch euch bin ich hochgemut
und werd' immer Freude haben,
euer Lob der Welt auch sagen
und den Lohn dennoch verschweigen.
4.
»Seid ihr froh, auch wohlgemut
mir zum Dienst so wie ihr sagt,
das nützt euch wohl selber mehr
als es mir nur nützen könnt.
Stellt das eitle Lob hintan!
Ich hab' einen Schmerzensspiegel,
in dem ich mein Leid gleich seh'.«
5.
Euer Lob das ist so edel,
daß es wohl bei Hofe paßt,
besser als der Könige Kleid
kann es ohne Scham besteh'n.
»Lieber Herre, glücklicher Mann,
ihr seid frei von allem Zweifel,
das ist schändlich, darf ich sagen.«
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Lied 34
|
Ein
tanzwîse, diu vier und zweinzigest
1.
Wîchet umbe balde, sorge und angest, von der strâze,
lât die wunne bernde fröide für.
ez enzimt iu beiden ûf mîn triuwe niht ze mâze,
swâ ir mit ir dringet an der tür.
strîchet von dem lande, sam der winder von uns hin:
lât die fröide mit dem sumer in.
2.
Hôher muot ist her gewesen von uns lange ellende:
wol uns des, er ist nu wider komen.
nû sol unser swachez trûren haben gar ein ende,
sît uns sorge und angest ist benomen.
swer nu trûret, derst verzagt an guoten dingen gar:
wünschet daz er nimmer wol gevar.
3.
Niemen kan mit trûren sîner nôt niht überwinden;
dâ von wil ich hôhes muotes sîn.
man muoz mich in hôhem muote und ouch bî fröiden vinden:alsô wil
daz spilnde herze mîn.
mirn gestuont der muot sô hôhe nie bî mîner zît:
wol ir diu mir hôchgemüete gìt!
4.
Dest ein wîp diu wol ir wîpheit kan mit tugenden
krœnen: ir wîplîcher muot ist wandels frî.
ichn gesach nie wîbes lîp sô guoten noch sô schœnen:
ir ist reines wîbes fuore bî.
sîst ein frouwe von geburt: sô ist ir süezer lîp
von ir tugenden ein vil wîplîch wîp.
5.
Swer ir reinen süezen lîp mit mînen ougen sæhe,
den liez ich sô lieplîch schœne sehen,
daz er ir vor allen wîben hôher êren jæhe.
kunde er alse ich wîbes tugende spehen,
sô müest er von wârheit sprechen »seht, daz ist ein
wîp der von rehte dienet ritters lîp.«
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Eine
Tanzweise, die vierundzwanzigste
1.
Weichet also beide, Sorge und Angst, doch von der Straße,
laßt die wonnevolle Freude vor!
Denn es ziemt euch beiden, meiner Treue, gar nicht sehr,
wenn ihr mit ihr dränget an die Tür.
Wandert aus dem Lande wie der Winter von uns weg:
Laßt die Freude mit dem Sommer ein!
2.
Hochgefühl ist lange schon von uns entfernt gewesen:
Wohl uns nun, es ist jetzt wieder da!
Nun soll unser schlimmes Trauern haben gar ein Ende,
seit uns Sorge und Angst ist weggenommen.
Wer nun trauert, der ist an den schönen Dingen
ganz verzagt: Wünschet, daß der nie mehr glücklich sei!
3.
Niemand kann mit trauern seine Not doch überwinden,
daher will ich hochgemut jetzt sein.
Man muß mich im Hochgefühl und auch bei Freuden finden:
Also will's das fröhliche Herze mein.
Nie hatte ich ein solches Hochgefühl, so lange ich leb':
Wohl ihr, die dieses Hochgefühl mir gibt!
4.
Sie ist die Frau, die Fraulichkeit mit feiner Sitte krönt:
Ihre frauliche Art ist makellos.
Und ich sah nie einen solchen edlen und so schönen Körper:
Sie hat das Gehaben einer edlen Frau.
Sie ist Herrin von Geburt: So macht ihr so schöner Leib
mit der Sittsamkeit die wunderbare Frau.
5.
Wer den schönen, lieben Leib mit meinen Augen sähe,
dem ließ ich die liebliche Schönheit sehen,
er müßt' ihr vor allen Frauen größten Vorzug geben.
Könnte er wie ich das so betrachten,
so müßt' er in Wahrheit sprechen: »Seht doch, eine Frau,
der zurecht ein edler Ritter dient!«
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Lied 35
|
Ein
tanzwîse, diu fünf und zweinzigest
1.
Warnet iuch gar, junge und alde,
gein dem winder: des ist zît.
niemen blôzer vor im halde:
er sleht tiefe wunden wît.
lât die schilde stille ligen,
sît iu selben kleider milde:
sô mügt ir im an gesigen.
2.
Ich wil iuch des besten wîsen.
welt ir vor im sîn behuot,
sô sult ir diu hiuser spîsen:
gein im ist iu niht sô guot.
swer mit witzen nû niht vert,
sît er wil diu hûs besitzen,
der ist von im unernert.
3.
Für sîn stürmen, für sîn slîchen,
für sîn ungefüege drô,
sul wir in die stuben wîchen,
dâ mit wîben wesen frô.
wîbes güete dast ein dach,
daz man nie für ungemüete
alsô guotes niht gesach.
4.
Aller guoten wîbe güete
müeze immer fröiden pflegen.
vor ir zürnen mich behüete
got: daz ist mîn morgensegen.
guotes wîbes werdikeit
ist für wâr gar mines lîbes
hôhster trôst für sendiu leit.
5.
Mines herzen fröiden lêre
ist ein süezer wîbes lîp.
diust mîn trôst für herzen sêre.
sist für wâr ein wîplîch wîp
unde ein frouwe manger tugent.
swanne ich in ir ougen schouwe
mich, sô blüet mir fröiden jugent.
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Eine
Tanzweise, die fünfundzwanzigste
1.
Hütet euch doch, Junge und Alte,
vor dem Winter, es ist Zeit!
Niemand bleibe vor im bloß,
er schlägt tiefe Wunden sonst.
Laßt die Schilde ruhig liegen,
legt die warmen Kleider an:
So könnt ihr ihm widerstehen.
2.
Ich will euch sehr gut belehren:
Wollt ihr sein vor ihm geschützt,
dann sollt ihr den Vorrat schaffen,
nichts ist gegen ihn so gut.
Wer nun keine Klugheit hat,
da er doch im Haus will sein,
der kann sich vor ihm nicht retten.
3.
Gegen sein Stürmen und sein Schleichen
und die ungestüme Drohung
soll'n wir in die Stuben gehen,
und mit Frauen fröhlich sein.
Frauengunst die ist ein Dach,
daß man nie gegen Mißgunst je
etwas derart Gutes sah.
4.
Aller edlen Frauen Wesen
soll denn meiner Herrin dienen,
vor deren Zorn behüte mich dann
Gott, das ist mein Morgensegen.
Würde einer edlen Frau
ist fürwahr für mich alleine
höchster Trost bei Sehnsuchtsleid.
5.
Meines Herzens Freudenlehre
ist ein schöner Leib der Frau,
sie ist Trost bei Herzensschmerzen,
sie ist eine liebe Frau
und die Herrin edler Art.
Sehe ich in ihre Augen,
so blüht mir der Jugend Freude.
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Lied 36
|
Daz ist
ein tagewîse
1.
»Got willekomen, herre,
mîn friunt, geselle, lieber man.
mîn trûren daz ist verre,
sît ich dich umbevangen hân.
dû bist mir vor allen dingen süeze;
dâ von ich dich herzenlîchen grüeze.
nu küsse tûsentstunden mich:
so küsse ich zwir als ofte dich.«
2.
»Dîn wîplîch friundes grüezen,
dîn küssen und dîn umbevanc,
kan sich sô lieplîch süezen,
daz mir diu wîle nimmer lanc
bî dir wirt, vil herzenliebiu frouwe.
al mîn fröide ich an dir einer schouwe.
dîn lieber man, mîn liebez wîp,
daz sî wir beidiu, unde ein lîp.«
3.
Nâch disem friundes gruoze
mit triuten wart geküsset vil.
diu selbe süeze unmuoze
in beiden riet ein minnespil.
in dem spil ir beider herze jâhen,
dô sî in den ougen rehte ersâhen
ir lieplîch minnevarwen schîn,
daz er wær ir und sî wer sîn.
4.
Nâch disem spil si lâgen
geslozzen wol nâch friundes site.
ir beider münde pflâgen
dâ sich diu liebe erzeiget mite.
ir vil lûter liebe slôz diu minne
mit der triuwe vaste zeinem sinne
in innerhalp ir herzen tür.
dâ rigelt sich diu stæte für.
5.
In minnen paradîse
ir beider lîp mit fröiden lac.
dar sleich ein maget lîse:
diu sprach »nu wol ûf, ez ist tac.«
von dem worte ir ougen über wielen,
daz die treher in ûf diu wängel vielen.
dâ wart geküsset tûsent stunt
ir ougen kinne wengel munt.
6.
Sus wolt der tac si scheiden:
daz tet in herzenlîchen wê.
dô riet diu minne in beiden
ein süezez spil verenden ê.
ein ander sîz niht baz erbieten mohten:
mit armen und mit beinen lac geflohten
ir beider lîp. dô sprach diu maget
»iu beiden ez ze leide taget.«
7.
Mit linden wîzen armen
beslozzen lac des ritters lîp.
si sprach »lâ dich erbarmen,
guot friunt, mich fröiden armez wîp:
füere mich in dînem herzen hinnen.«
»frouwe, ich minne dich mit friundes sinnen.
du bist vogt in dem herzen mîn:
sam bin ich in dem herzen dîn.
got müeze dîner êren pflegen:
dîn wîplîch güete sî mîn segen.«
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Das ist
ein Tagelied
1.
»Oh Herre, Gott zum Gruß,
mein Freund, Geliebter, lieber Mann!
Mein Kummer der ist weg,
seit ich dich fest umschlungen hab',
du bist mir vor allen andern lieb,
daher grüße ich dich recht von Herzen.
Nun küsse mich doch tausendmal,
so küsse doppelt ich als du.«
2.
»Dein fraulich Freundesgrüßen,
dein Küssen und Umfassen
kann sich so lieblich süßen,
daß mir die Zeit wird niemals lang
bei dir, du herzenliebe Herrin.
All meine Freude liegt an dir;
dein lieber Mann, meine liebe Frau,
das seien wir beide wie ein Leib.«
3.
Nach diesem Freundesgruße
da wurde dann noch viel geküßt,
und diese liebe Tätigkeit
riet ihnen dann ein Liebesspiel.
In diesem sagten beide Herzen,
als sie in ihren Augen sahen
den lieblich-minnefarbnen Glanz
daß er wär ihr und sie wär sein.
4.
Nach diesem Spiel sie lagen
umfaßt nach rechter Liebender Art,
die beiden Münder taten so,
daß sich die Liebe dabei zeigte.
Ihre lautere Liebe schloß die Minne
mit ihrer Treue fest zusammen
sodann mit ihrer Herzenstür —
verschließt dann die Beständigkeit.
5.
In dieser Minne Paradies
da lagen beide dann in Freuden,
leise schlich die Magd herein,
sie sprach: »Steht auf, es ist nun Tag.«
Davon gingen ihre Augen über,
daß Tränen auf die Wangen fielen:
Nun ward geküsset tausendmal
auf ihre Augen, Kinn, Mund, Wange.
6.
So wollte nun der Tag sie scheiden:
das tat den beiden herzlich weh;
da riet die Minne ihnen beiden,
daß sie das Spiel beendeten.
Sie konnten das nicht besser tun:
Mit Armen und mit Beinen lagen sie
verflochten. Doch da sprach die Magd:
»Es tagt euch beiden sehr zum Leid.«
8.
Mit weichen, weißen Armen
umschlossen lag der Ritter da.
Sie sprach: »Hab doch Erbarmen,
mein Freund, mit mir als freudenarmer Frau:
So führe mich in deinem Herzen weg.«
»Herrin, ich liebe dich in Freundesart,
Du bist der Vogt in meinem Herzen,
wie ich in deinem Herzen bin.
Gott schütze deine edle Art,
dein feines Wesen sei mein Segen.«
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Lied 37
|
Ein
tanzwîse, diu sehs und zweinzigest
1.
Wol mich immer! mîn gemüete
hât ein guot wîp mit ir güete
hôh in spilnde fröide brâht.
diust mîn wunne, diust mîn frouwe:
al mîn fröide ich an ir schouwe.
got der hât mich wol bedâht
mit sô reinem süezen wîbe.
ich vertrîbe
trûren mit ir mînem lîbe:
hôhen muot ich dâ zir hol.
2.
Wol mich, wol mich immer mêre
des daz sî hât tugent und êre,
güete, schœne, volleclîch.
des leb ich in hôhem muote.
got der füege mirz ze guote.
nie man wart sô fröiden rîch,
alse ich bin von der vil süezen.
trûren büezen
kan si mit ir züchten süezen.
ir gruoz tuot mich fröiden vol.
3.
Wol wol wol mich daz die wîsen
müezen sî von rehte prîsen,
daz si daz gedienet hât.
dâ von kumt mir ofte tougen
fröiden tou ûz dâ zen ougen,
daz ûz herzen grunde gât.
ir lîp ist mîn fröiden lêre.
swar ich kêre,
ich bin frô des daz ir êre
hât behuot sich als si sol.
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Eine
Tanzweise, die sechsundzwanzigste
1.
Wohl mir immer! Mein Verlangen
hat eine Frau in ihrer Art
schön zu spielender Freude gebracht.
Sie ist meine Wonne, sie ist meine Herrin,
alle meine Freude sehe ich an ihr,
Gott der hat mich gut bedacht
mit dieser schönen, lieben Frau.
Ich vertreibe
meinen Kummer nur mit ihr:
Hochgefühl bring ich für sie.
2.
Wohl mir, wohl mir immer mehr,
sie hat höfische Art und Anseh'n,
feines Wesen und die Schönheit.
So leb' ich sehr hochgemut,
Gott der füge mir's zum besten!
Nie ward wer so freudenvoll,
wie ich durch die Liebste bin.
Kummer nehmen
kann sie mit der lieben Art,
ihr Gruß macht mich freudenvoll.
3.
Wohl, wohl, wohl mir, daß die Klugen
sie zurecht so preisen müssen,
weil sie das verdienet hat!
Daher kommt mir manchmal heimlich
Freudentau aus meinen Augen,
der vom Grund des Herzen kommt.
Sie ist meiner Freuden Lehre,
wo ich hinschau'
bin ich froh, daß ihr Anseh'n
sie behütet wie sie soll.
|
Lied 38
|
Eine
ûzreise, diu ander
1.
Êren gernde ritter, lât iuch schouwen
under helme dienen werden frouwen.
welt ir die zît vertrîben
ritterlîch êren rîch
wert ir von guoten wîben.
2.
Ir sült hôchgemuot sîn under schilde,
wol gezogen, küene, blîde, milde.
tuot ritterschaft mit sinnen
und sît frô minnet hô:
sô mügt ir lop gewinnen.
3.
Denket an der werden wîbe grüezen,
wie sich daz kan guoten friunden süezen.
swen frouwen munt wol grüezet,
derst gewert swes er gert:
sîn fröide ist im gesüezet.
4.
Swer mit schilt sich decken wil vor schanden,
der sol ez dem lîbe wol enplanden.
des schildes ampt gît êre.
imst bereit werdekeit:
si muoz aber kosten sêre.
5.
Manlîch herze vindet man bî schilde:
zeglîch muot muoz sîn dem schilde wilde.
gein wîben valsch der blecket,
swer in hât, an der stat
dâ man mit schilden decket.
6.
Tuo her schilt: man sol mich hiute schouwen
dienen mîner herzenlieben frouwen.
ich muoz ir minne erwerben
unde ir gruoz oder ich muoz
gar in ir dienst verderben.
7.
Ich wil sî mit dienste bringen inne
daz ich sî baz dan mich selben minne.
ûf mir muoz sper erkrachen.
nû tuo her sperâ sper!
des twinget mich ir lachen:
daz kan si süeze machen.
|
Ein
Reiselied, das zweite
1.
Ruhmbegehrende Ritter, laß euch sehen,
unterm Helm zu dienen edlen Damen.
Wollt ihr so die Zeit verbringen
ritterlich, ehrenreich, dann werdet ihr
würdig durch die edlen Frauen.
2.
Ihr sollt hochgemut sein unterm Schilde,
dabei höfisch, kühn und heiter, freundlich,
treibet Kämpfe mit Verstand
und seid froh und minnet hoch:
So könnt ihr das Lob gewinnen.
3.
Denket an den Gruß der edlen Frauen,
wie sie euer Leben dann versüßen.
Wen der Damen Mund schön grüßt,
dem gibt sie, was er begehrt:
Seine Freude wird ihm süß.
4.
Wer mit Schande mit dem Schild decken will,
der macht es dem Leibe wohl sehr schwierig —
nur des Schildes Dienst gibt Anseh'n.
Dem ist bereit die Würdigkeit,
sie hat aber ihren Preis.
5.
Männliche Herzen findet man beim Schilde,
feige Art die ist dem Schilde fremd;
der zeigt sich den Frauen falsch,
der ihn hat auf einem Feld,
wo man sich mit Schilden deckt.
6.
Her die Schilde! Man soll mich heut' sehen
dienen meiner herzenlieben Herrin,
ich muß ihre Minne erwerben
und den Gruß, sonst muß ich noch
in dem Dienst für sie verderben.
7.
Ich will ihr mit meinem Dienste zeigen,
daß ich sie noch mehr als mich selbst liebe,
daher müssen Speere krachen.
Nun gebt her mir Speer um Speer.
Dazu zwingt mich dieses Blicken,
das sie derart lieblich kann.
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Lied 39
|
1.
Er ist komen wider mit gewalde
den der meie het vertriben.
sumerwunne ist im entrunnen balde:
der ist vor im niht beliben.
den sul wir ze mâzen klagen,
sît diu sunne uns des meien wunne
wider gît in kurzen tagen.
2.
Swem der winder hôchgemüete swendet,
der muoz ofte trûric sîn.
mir hât hôhen muot ein wîp gesendet.
dâ von ist daz herze mîn,
swie ez witert, frô, frô, frô.
von ir güete stîget mîn gemüete
für die liehten sunnen hô.
3.
Schœne von ir güete ist mîn frouwe,
sî ist von ir schœne guot.
swanne ich in ir spilnden ougen schouwe
mich, sô blüet mîn hôher muot
rehte als in des meien zît
tuont die rôsen, ir güetlîchez lôsen
mir vil hôhe fröide gît.
4.
Ir vil lieplîch güetlîch lœslîch gruezen
tuot mir hôhe fröide kunt.
süeziu wort diu kunnen süezlîch süezen
ir vil süezen rôten munt.
swaz ich munde hân gesehen
mîne stunde, sô muoz ich ir munde
für si alle rœte jehen.
5.
Sî hât ir wîpheit vil wol behüetet
vor unfrouwelîcher tât.
wol ir daz si mir sô güetlîch güetet;
dâ von mîn muot hôhe stât.
sîst mir süezer danne iht sî,
in dem muote liep vor allem guote.
sus ist ir mîn herze bî.
6.
Wie si sî gevar, diu wol gemuote,
daz wil ich iuch wizzen lân.
brun rôt wîz ist diu vil reine guote,
von den varwen sô getân
daz nie engel schœner wart
an ze schouwen. man muozs eine frouwen
nennen von ir hôhen art.
7.
Lieplîch priune, roter rôsen rœte,
snêwes wîze hât ir lîp.
ir gebærde ist mînes trûrens tœte:
siest von tugenden ein guot wîp.
ir lîp ist des herzen mîn
hœhstiu wunne, mîner fröiden sunne
ist ir rôt wîz prûner schîn.
|
1.
Er ist gekommen mit Gewalt,
den der Mai einst hat vertrieben,
Sommerwonne ist sehr bald vergangen,
er ist vor ihm nicht geblieben;
daher müssen wir sehr klagen,
daß die Wonne und des Maien Sonne
wiederkommt in kurzer Zeit.
2.
Wem der Winter seine Freude nimmt,
der muß sehr oft traurig sein.
Mir hat Hochgefühl die Frau gegeben,
durch sie ist das Herze mein
hocherfreut, so froh, froh, froh.
In der Gunst steigt mein Herz dann
wie der helle Sonnenschein.
3.
Schön durch ihre Art ist meine Herrin,
und die Schönheit macht sie edel.
Wenn ich ihre Augen glänzen sehe,
dann blüht auf mein Hochgefühl
so wie in der Maienzeit
blüh'n die Rosen, ihre liebe Art
gibt mir höchste Freude dann.
4.
Ihr so liebes, gütiges, freundlich's Grüßen
tut mir ihre Freude kund,
liebe Worte können gütig süßen
ihren schönen, roten Mund.
Manchen Mund hab' ich gesehen
in meinem Leben, doch war keiner je
derart rot wie ihrer ist.
5.
Sie hat ihre Weiblichkeit behütet
je vor unfraulicher Tat,
wohl ihr, daß sie mir so freundlich ist,
daher bin ich hochgemut!
Sie ist lieber mir als alles ist,
lieber mir als Gut und Geld —
da steht mir mein Herz auch bei.
6.
Wie sie aussieht, diese Wunderbare,
das will ich euch sagen gleich:
Braun und rot ist die so Schöne, Edle,
durch die Farben wunderschön,
daß kein Engel schöner war
anzusehen, man muß sie die Herrin
nennen wie es ihr gebührt.
7.
Liebe Bräune, roter Rosen Röte,
weiße Farbe hat ihr Leib,
ihr Gebaren löscht mein Trauern aus,
sie ist in höfischer Art die edle Frau.
Ihr Leib ist dem Herzen mein
höchste Wonne, meiner Freuden Sonne
ist ihr rot-weiß-brauner Glanz.
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Lied 40
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1.
Ein schœniu maget
sprach, »vil liebiu frouwe mîn,
wol ûf! ez taget.
schouwet gein dem vensterlîn,
wie der tac ûf gât. der wahter von der zinnen
ist gegangen. iuwer friunt sol hinnen:
ich führte er sî ze lange hie.«
2.
Diu frouwe guot siufte und kuste
ir lieben man. der hôchgemuot sprach:
»guot frouwe wol getân, der tac ist
hôch ûf: ich kann niht komen hinnen.
maht du mich verbergen iender innen?
daz ist mîn rât und ouch mîn ger.«
3.
»Und möhte ich dich
bergen in den ougen mîn,
friunt, daz taet ich.
des kan leider niht gesîn.
will du hie in dirre kemenât belîben,
disen tac mit fröiden wol vertrîben,
dar innen ich dich wol verhil.«
4.
"Nu birge mich,
swie du wil, vil schœne wîp;
doch sô daz ich
sunder wer iht vliese den lîp.
wirt mîn iemen inne, sô soltû mich warnen.
kumich ze wer, ez muoz sîn lîp erarnen,
der mich mit strîte niht verbirt."
5.
Sus wart verspart
der vil manlîch hôchgemuot
und wol bewart
von der reinen süezen guot.
wie pflac sîn den tac diu süeze minneclîche?
sô daz er wart hôhes muotes rîche.
sô kurzen tac gewan er nie.
6.
Diu naht quam dô
sâ huop sich der minne spil:
sus unde sô
wart von in getriutet vil
ich wæn ie wîp würde baz mit liebem manne
danne ir was. ouwê dô muoste er danne.
dâ von huop grôzer jâmer sich.
7.
Urloup genomen
wart mit küssen an der stunt.
schier wider komen
baten ir süezer rôter munt.
er sprach "ich tuon. dû bist mîner fröiden wunne,
mînes herzen spilndiu meien sunne,
mîn fröiden geb, mîn saelden wer."
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1.
Eine schöne Magd
die sprach: »Oh liebe Herrin mein,
wacht auf, es tagt!
Schaut doch aus eurem Fensterlein,
wie nun der Tag beginnt. Der Wächter ging schon
von den Zinnen; euer Freund soll wieder weg,
ich fürchte, er war zu lange hier.«
2.
Die edle Dame
seufzt und küßt den lieben Mann.
Der Hochgemute
sprach: »Oh edle Herrin wunderbar,
die Sonne steht hoch, ich kann jetzt nicht mehr fort.
Kannst du mich hier denn nicht verbergen?
Das frage ich, ich bitte dich sehr.«
3.
»Und könnte ich dich
verbergen wohl in meinen Augen,
oh Freund, ich täte es gleich —
doch kann das leider gar nicht sein.
Willst du denn hier in dieser Kemenate bleiben,
den Tag mit Freuden schön vertreiben,
dann will ich dich hier gut verbergen.«
4.
»Verberge mich
wie du willst, schöne Frau;
doch so, daß ich
nicht noch mein Leben hier verliere.
Entdeckt hier jemand mich, sollst du mich warnen;
kommt es zum Kampf, so muß der sich erretten,
der einen Streit nicht lassen will.«
5.
So ward versteckt
der Edle, Hochgemute,
und gut beschützt
von dieser Schönen, Lieben, Edlen.
Was tat sie dort mit ihm den Tag, die Edle, Liebliche?
Nur das, was ihn dann machte hochgemut —
ein Tag verging noch nie so schnell.
6.
Die Nacht kam bald,
und da begann der Minne Spiel:
So und so
vergnügten sie in Liebe sich.
Ich glaube, keiner Frau ward durch den lieben Mann
sowohl wie ihr. Oh weh, da mußte er weg:
Nun hob ein großer Jammer an.
7.
Der Abschied war
mit vielen Küssen ausgefüllt,
er komme wieder,
bat ihr schöner, roter Mund.
Er sprach: »Ich tue es. Du bist doch meiner Freuden
Wonne und meines Herzens liebe Maiensonne,
der Freuden Schatz, des Glückes Wehr.«
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Lied 41
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1.
Guot wîp, mîner fröiden lêre,
tugende rîche frouwe mîn,
wizze daz mich jâmert sêre
in daz reine herze dîn.
dâ solt dû mich hûsen in:
in dem süezen paradîse ich gerne bin.
2.
Dâ hât inne guot gemüete
mit der wîpheit fröiden vil:
dîn vil hôchgelopte güete
spilt dâ êrenbernde spil
mit den tugenden alle zît.
wol mich, wol, ob mir dîn güete hûs dâ gît.
3.
Tuo ûf: ich klopf an mit worten.
lâ mich in: sô bistu guot.
sliuz ûf schiere mir die porten.
bî mir hie ist hôher muot,
der ouch gerne dienet dir.
erst dir holt mit triuwen, daz geloube mir.
4.
Er hât sîn vil wol genozzen,
daz er dir ist alsô holt:
ich hân in zuo dir geslozzen
in mîn herze, dâ er holt
wunnebernder fröiden vil.
er tuot dir dâ, liebiu frouwe, swaz er wil.
5.
Hôher muot gewan mit wîbe
nie sô mange fröide grôz.
ich hân in bî dînem lîbe
ofte funden decke blôz.
dâ kust er wol tûsentstunt
dînen kleine,hitzec, rôten, suezen munt.
6.
Güetlîch triuten, küssen suoze,
drucken brust an brüstelîn,
dise liebe süeze unmuoze
trîbet in dem herzen mîn
mit dir, reiniu frouwe guot,
dîn guot friunt, mîn minnegernder hôher muot.
7.
Alse er im ein fröide tihtet
in dem herzen mîn mit dir,
arme und bein er danne flihtet,
im und dir, dir unde mir,
hin und her, sus unde alsô.
daz tuot herzenlîchen wol und machet frô.
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1.
Edle Fraue, meiner Freuden Lehre,
wunderbare Herrin mein,
wisset, daß mich sehr verlanget
in dein schönes, edles Herz;
ich möchte, daß ich immer bleib',
ich bin gern in diesem schönen Paradies.
2.
Da drin bin ich hochgemut,
Frauenart gibt Freuden mir,
dein so hochgelobtes Wesen
spielt ein ehrenhaftes Spiel
in der feinen Art allzeit.
Wohl mir, wohl, daß mir die Art ein Haus nun gibt!
3.
Tu auf! Ich klopf' an mit Worten,
laß mich ein, sei doch so gut!
schließ mir doch die Pforte auf!
Ich hab' doch das Hochgefühl,
das auch gerne dienet dir:
Es ist hold in Treue dir, das glaube mir.
4.
Es hat alles schön genossen,
daß es also hold dir ist:
Ich habe es zu dir gefügt
in mein Herze, wo es doch
wunderbare Freuden hat,
es tut, edle Herrin, dir dort, was es will.
5.
Hochgefühl gewann an Frauen
nie so große Freuden je,
ich hab' deinen Leib so oft
hier gefunden unverhüllt,
da küßte er wohl tausendmal
deinen kleinen, heißen, roten, süßen Mund.
6.
Liebes Kosen, süßes Küssen,
drücken Brust an Brust,
diese liebe, süße Mühe
treibt nun in dem Herzen mein,
mit dir, schöne Herrin mein,
nun dein Freund: mein liebestoller Sinn.
7.
Als er sich die Freude schuf
in dem Herzen mein mit dir,
flicht er Arme und Beine dann
sich und dir und dir und mir,
hin und her und so und so:
Das tut meinem Herzen wohl und machet froh.
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Lied 42
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1.
Frouwe mîn, got gebe dir guoten morgen,
guoten tac, vil fröide rîche naht.
got behüete dich vor al den sorgen,
dâ von dîn lîp werde in trûren brâht.
bistu frô, sô bin ich hôhes muotes:
mirst ze hôhem muote niht sô guotes
sô daz dû sîst herzenlîchen frô.
2.
Dû hast ein liep liep vor allen dingen:
daz ist mir als herzenliep sô dir:
nâch des hulden wil ich immer ringen.
nie niht wart sô rehte liebes mir
sô dîn lîp: des bringe ich dich wol inne.
frouwe, mînes herzen küneginne,
tuot mir dîn lîp wol, sô bistu guot.
3.
Liebiu frouwe, liebest aller wîbe,
dîn lîp ist mir in dem herzen mîn:
sost dîn reinez herze in sînem lîbe:
welhem sol ez denne næher sîn?
des kan ich vor liebe niht bescheiden.
ez ist uns sô rehte nâhen beiden,
daz sîn unser twederz nie vergaz.
4.
Lieb vor allem liebe sost mir, frouwe,
dîn vil süezer minneclîcher lîp.
an dem selben lîbe ich mîn liep schouwe:
daz bistû, vil reine sælic wîp.
mîn lîp treit dîn herze, daz in lêret
tugende vil: des sît ir beidiu gêret.
wol mich des daz ich iu dienen sol.
5.
Guot wîp, ich wil dienen ritterlîche
dir ûf den vil herzenlieben wân
daz ich kome noch in daz himelrîche
dâ nie mannes lîp wart in verlan.
dest dîn herze, dâ dîn tugende, frouwe,
wahsent inne ûz der güete touwe.
lâ mich drin: ich tuon dir sanfte dâ.
dar wil ich und niender anderswar.
kum ich dar, ez ist uns beiden frum.
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1.
Herrin mein, Gott gebe dir guten Morgen,
schönen Tag und freudenreiche Nacht!
Gott beschütze dich vor allen Sorgen,
durch sie kämest du in Jammer nur!
Bist du froh, so bin ich hochgemut,
mir kann dafür nichts so nützlich sein,
als wenn du bist ganz von Herzen froh.
2.
Du hast lieb die Lieb', vor anderen Dingen,
das ist mir genauso lieb wie dir;
nach der Gunst so will ich immer ringen,
nie war etwas mir so wirklich lieb
wie dein Leib, das sage ich dir gern.
Herrin, meines Herzens Königin,
tut mir wohl dein Leib, dann tust es du.
3.
Liebe Herrin, liebste aller Frauen,
dein Leib ist in meinem Herzen hier:
So ist dein edles Herz in seinem Leibe —
welchem soll es denn nun näher sein?
Das kann ich aus Liebe nicht entscheiden.
Es ist doch uns beiden wirklich nah,
daß es keinen von uns je vergißt.
4.
Liebe vor allem Lieben ist dir, Herrin,
dein so edler, minniglicher Leib;
in demselben Leibe seh' ich meine Liebe:
Das bist du, du Edle, Glückliche.
Mein Leib trägt dein Herz, das lehrt er
vielerlei: So seid ihr hoch gepriesen.
Wohl mir, daß ich euch so dienen kann!
5.
Edle Frau, ich diene ritterlich
dir in dieser Hoffnung herzensgut,
daß ich komme in das Himmelreich,
in das nie ein Mann noch Einlaß fand.
Dieses ist dein Herz, wo deine höf'sche Art
wächst aus deines feinen Wesens Tau.
Laß mich ein, es tut dir wahrhaft wohl.
Dorthin will ich und sonst nirgends doch,
komm' ich hin, dann ist es für uns beide gut.
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Lied 43
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1.
Wunneclîchen hôhe mîn gemüete
stât. des habe mîn frouwe danc,
diu mir mit ir manicvalten güete
mînen muot ie hôhe twanc.
diu vil reine süeze tuot mir sô
daz ich bin in aller zît von herzen frô.
2.
Diu vil guote zweier hande lachen
lachet, diu ich nennen wil.
diu kan sî sô minneclîchen machen,
daz si sint mîn herzen spil.
so ich ir süezer lachen einez sol
sehen, sô ist mir in dem herzen wol wol wol.
3.
Einez sî mit rôsenvarwem munde
kan: daz ist sô minneclîch,
daz ein man dar inne fröide funde,
der ê nie wart fröiden rîch.
sîst der minne gernden meien zît:
in ir lachen fröiden hort der süeze lît.
4.
Lachen kan mîn tugentrîchiu frauwe
mit ir spilnden ougen sô,
swanne ich mich dar inne rehte schouwe,
daz ich bin von herzen frô.
swen ir ougen güetlîch lachent an,
der muoz immer sîn ein fröiden rîcher man.
5.
Mit ir spilnden ougen lachen schône
kan diu reine süeze wol.
des trag ich der hôhen fröiden krône,
alse ir ougen touwes vol
werdent ûz ir reines herzen grunt,
von ir lachen: sâ sô wirde ich minne wunt.
6.
Ir vil kleinvelwîzer hals, ir kinne,
munt, brâ, wängel, ougen liht,
ist der minnen spiegel, dâ man inne
manger hande wunne siht.
solde ich in den süezen spiegel sehen
alle zît, mir kunde nimmer baz geschehen.
7.
Wolde got, sold ich ir hals, ir ougen,
brüstel, kinne, wängel, munt
mit ir guotem willen küssen tougen
hundert tûsent tûsent stunt!
manger giht, des waer mir alze vil,
der mit wîben niht kan spiln der minne spil.
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1.
Wonnevoll und hoch steht mir mein Sinn,
dafür danke ich der Herrin mein,
die mit ihrer wunderbaren Art
dieses Hochgefühl mir gab.
Die so Edle, Liebe macht es so,
daß ich nun für alle Zeit bin herzlich froh.
2.
Die so Edle lacht wohl doppelt nun,
was ich euch jetzt gerne sagen will:
Sie kann es so minniglich dann machen,
daß sie echt mein Herz erfreut;
wenn ich selbst ihr liebes Lachen sehe,
dazu ist mir in meinem Herzen wohl, wohl, wohl.
3.
Eines kann ihr rosenfarbener Mund:
Das ist dann so wunderbar,
daß dabei ein Mann die Freude findet,
der die Freude nicht gekannt.
Sie ist aller Liebestollen Maienzeit,
und in ihrem Lachen liegt der Freuden Süße wohl.
4.
Lachen kann die wunderbare Herrin
mit den freudevollen Augen so,
wenn ich mich in diesen Augen sehe,
daß ich werde herzlich froh;
wen dann ihre Augen lieb anlachen,
der ist stets ein immer freudenreicher Mann.
5.
Mit den freudevollen Augen lachen
kann die Edle, Liebe gut;
daher trage ich der Freuden Krone,
wenn dann ihre Augen werden
voller Tau aus ihres Herzens Grund:
Ja, so werde ich von dieser Minne wund.
6.
Ihr so kleiner, weißer Hals, ihr Kinn,
Mund und Brauen, Wänglein, Augen auch
sind der Minne Spiegel, wo man drinnen
vieler Arten Wonne sieht.
Sollte ich in diesen Spiegel sehen
alle Zeit, dann könnte Besseres nicht geschehen.
7.
Wollte Gott, so soll ich Hals und Augen,
Brüste, Kinn und Wange, Mund
heimlich, wenn sie will, ihr küssen
hunderttausend Stunden wohl!
Viele sagen, das wäre mir zu viel,
die verstehen doch nicht der Minne schönes Spiel.
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