Lied 44
1.
Ich bin hôhes muotes:
hôher muot mir sanfte tuot.
nie niht wart sô guotes,
sô mit zuhten hôher muot.
hôch geboren schœne wîp
mac vil wol erwerben hôchgemuotes ritters lîp.
2.
Ein wîp mich behüetet
hât vor trûren mîne zît.
güetlîch sie mir güetet:
an ir al mîn fröide lît.
ich bin durch si hôchgemuot.
sô ist diu vil schœne von ir hôhen tugenden guot.
3.
Mit rôt süezem munde
sprach diu guote wider mich
ein wort zeiner stunde,
des muoz mîn lîp fröiwen sich.
smielend ir munt daz wort sprach,
dô ich in ir liehten spilnden süezen ougen sach.
4.
Ir guot wîplîch güete
nam es ûz ir herzen grunt.
fröiden hôchgemüete
blüet mir an der selben stunt,
dô si sprach daz süeze wort,
daz ich immer hân für mîner hôhen fröiden hort.
5.
Mit ir worten süezen
machet sî mich hôchgemuot.
ir urloup, ir grüezen
mir von schulden sanfte tuot.
ich bin alles des gewert
mit der tugende rîchen, des mîn lîp ze fröiden gert.
6.
Ich hân von ir êre,
ich hân von ir hôhen muot.
dannoch hân ich mêre
von ir daz mir sanfte tuot:
fröide, wunne, ritters leben,
daz hât sî ze lône mir umb mînen dienest geben.
7.
Ich hân von der guoten
lîp, guot, êre gernden sin.
der vil wol gemuoten
ritter ich mit triuwen bin.
swaz si wil, daz wil ouch ich:
sîst gewaltic küneginne immer über mich.
1.
Ich bin hochgemut:
Hochgefühl das tut mir gut,
nie ward etwas edler's
als das höf'sche Hochgefühl.
Hochgebor'ne schöne Frau'n
können gut gewinnen einen hochgemuten Ritter.
2.
Eine Frau bewahrte
mich vor Trauer lange Zeit,
lieblich sie mich hütet,
sie ist meine Freude nur,
ich bin durch sie hochgemut,
diese Schöne ist durch ihre höfische Art so edel.
3.
Mit dem roten, lieben Mund
sprach dann die Edle zu mir
ein Wort zu der Stunde,
das mir alle Freude ist.
Sie sprach dieses Wort mit Lächeln,
als ich in die hellen, frohen, lieben Augen sah.
4.
Ihre Frauenart
nahm es aus ihres Herzens Grund,
Freud' und Hochgefühl
habe ich seit derselben Stunde,
als sie sprach das liebe Wort, das
ich immer hüte als der Freuden höchster Schatz.
5.
Mit den lieben Worten
machte sie mich hochgemut,
und ihr Abschied und ihr grüßen
tut mir wahrlich immer wohl,
ich bin dessen wohl versichert
durch die Wunderbare; die mir immer Freude gibt.
6.
Ich hab' von ihr Anseh'n,
ich hab' von ihr Hochgefühl,
doch ich habe noch mehr,
was durch sie mir angenehm:
Freude, Wonne, Ritterleben,
das gibt sie mir dazu noch zum Lohn.
7.
Ich hab' von der Edlen
Leben, Güte und den edlen Sinn,
der so Wunderbaren
bin ich Ritter, allzeit treu.
Was sie will, das will ich auch:
Sie herrscht über mich als mächtige Königin.
Lied 45
1.
Wâfen über die gar unguoten,
die dâ selten werdent frô.
die heiz ich die ungemuoten:
dest ir nam von rehte alsô.
wâfen über si immer mêre:
sî verliesent mit ir trûren sælde und êre.
2.
Swâ ein wîp niht frô gemachen
kan ir herzenlieben man
mit ir triuten, mit ir lachen,
dem ist fröide gar zergân.
frôit in niht ir süezez lôsen,
in gemachent nimmer frô des meien rôsen.
3.
Ich bin frô von einer rôsen:
diu kan sprechen süeziu wort.
ir vil lieplîch güetlîch lôsen
gît mir hôher fröiden hort.
mit ir kleinvelrôtem munde
ziuhet sî mir trûren gar ûz herzen grunde.
4.
Schouwet wie diu bîe ir süeze
ûz den bluomen ziehen kan.
alsô ziehent mir ir grüeze
trûren von dem herzen dan.
ir urloup und ouch ir grüezen
kan si mir mit süezen worten suoze süezen.
5.
Sî hât hôhes muotes krône
mit ir güete mir gegeben.
die hân ich von ir ze lône:
des muoz mîn muot hôhe sweben.
wol ir daz si mich sô krœnet
unde ir wîpheit mit vil hôhen tugenden schœnet.
1.
Fluch sei über die so Üblen,
die gar niemals werden froh;
die nenn' ich die Widerwärtigen:
Diesen Namen haben sie,
Fluch sei immer über sie,
sie verlieren mit dem Trauern Glück und Anseh'n.
2.
Wenn die Frau den lieben Mann
niemals je erfreuen kann
durch die Liebe und ihr Lachen,
dann ist seine Freude tot.
Freut ihn nicht ihr liebes Schmeicheln,
so erfreu'n ihn niemals je des Maien Rosen.
3.
Ich bin froh durch eine Rose,
die mir liebe Worte spricht,
ihr so liebes, frohes Schmeicheln
gibt mir aller Freuden Schatz.
Mit dem kleinen roten Mund
treibt sie jeder Trauer mir aus meinem Herz.
4.
Schaut doch, wie die Biene schöne
Süße aus den Blumen zieht;
so zieh'n mir auch ihre Grüße
Trauer von dem Herzen weg.
Durch den Abschied und das Grüßen
kann sie mir mit lieben Worten Süße süßen.
5.
Sie hat höchstes Hochgefühl
mir durch ihre Gunst gegeben,
die hab' ich von ihr zum Lohn,
daher bleibt mein Hochgefühl.
Wohl ihr, daß sie mich so krönt
und sie ihre Fraulichkeit in der hohen Art verschönt!
Lied 46
1.
Disiu liet diu heizent frouwen tanz:
diu sol niemen singen, ern sî frô.
swer mit zühten treit der fröuden kranz
und dem stât sîn muot von wîben hô,
dem erloube ich sî ze singen wol:
blîdeclîchen man si tanzen sol.
2.
Trûren ist ze wâre niemen guot
wan dem einen der sîn sünde klaget:
hôhen lop erwirbet hôher muot,
guoten wîben hôchmuot wol behaget.
dâ von wil ich iemer mêre sîn
hôchgemuot durch dich, guot frouwe mîn.
3.
Fröude gibt mir dîn wol redender munt,
hôhen muot dîn reine senfte sit.
fröuden tou mir ûz des herzen grunt
kumt von dir in elliu mîniu lit.
got hât sînen flîz an dich geleit,
dâ von dîn lîp êren krône treit.
4.
Liehtiu ougen, dâ bî brûne brâ
hâstu und zwei rôtiu wängelîn.
schoene bistu hie und schoene dâ.
brûn rôt wîz, der drîer varwe schîn
treit dîn hôchgeborner schoener lîp.
tugende hâstu vil, guot wîplîch wîp.
5.
Daz du alsô manige tugende hâst,
dâ von bin ich alles trûrens frî.
sô du alsô schoeniu vor mir gâst,
so ist mir alse ich in dem himel sî.
got sô schoenen engel nie gewan
den ich für dich wolde sehen an.
1.
Dieses Lied, das heißt der Frauentanz,
das soll nur der singen, der sich freut.
Wer recht höfisch trägt der Freuden Kranz
und auch durch die Frauen fröhlich ist,
dem erlaube ich, daß er schön singt.
fröhlich tanze man zu diesem Lied.
2.
Trauern tut niemandem wirklich wohl
außer dem, der seine Sünde klagt.
Hohes Lob erhält das Hochgefühl,
dieses tut den edlen Frauen wohl,
daher will ich weiters immer sein
hochgemut durch dich, oh Herrin mein.
3.
Freude gibt dein so schön redender Mund,
Hochgefühl gibt deine sanfte Art,
Freudentau kommt aus des Herzens Grund,
dieser fährt von dir in meinen Leib;
Gott hat seinen Fleiß auf dich verwendet,
so hast du das höchste Anseh'n nun.
4.
Lichte Augen, und zwei braune Brau'n
hast du und zwei rote Wängelein,
herrlich bist du wirklich überall;
braun und rot und weiß, der Farben Glanz
trägt dein hochgebor'ner, schöner Leib,
deine Vorzüge sind groß, oh Frau.
5.
Weil du viele Vorzüge doch hast,
daher bin ich jede Trauer los;
wenn du derart herrlich vor mir gehst,
dann fühl ich im höchsten Himmel mich:
Gott hat keinen solchen Engel je gehabt,
daß ich ihn statt dir hier sehen möchte.
Lied 47
1.
Nû hilf, wîbes güete:
mir ist nôt der helfe dîn.
mir wil hôchgemüete
sterben in dem herzen mîn.
wîbes güete, du bist guot:
hilf daz iht verderbe
jæmerlîch mîn hôher muot.
2.
Swâ man saget mære
daz mîn lîp gevangen lît,
dest den frouwen swære:
wan den diene ich mîne zît.
swelhiu wîplîch güete hât,
ich weiz wol, mîn kumber
ir ze herzen nâhen gât.
3.
Von swem mich verliesent
guotiu wîp, der habe für wâr,
die schult sî verkiesent
nimmer endelîchen gar.
daz ist reht: ez ist alsô;
sît ich bin ir leides
trûric unde ir êren frô.
4.
Mîner frouwen güete
unde ir lieplîch schœner lîp
nert mir hôchgemüete:
durch sî êre ich elliu wîp.
daz hât sî verschuldet wol,
daz ich durch ir êre
allen frouwen dienen sol.
5.
Dem vil werden wîbe
muoz man hôher tugende jehen.
an ir süezen lîbe
wart unwîpheit nie gesehen.
sî ist schœne, sî ist guot,
kiusche, blîde, stæte,
zühte rîch, wîplîch gemuot.
6.
Rœter denne ein rôse
ist ir munt süez unde heiz.
sîst mit züchten lôse
(schœner wîp ich niender weiz),
brûn ir brâwe, wîz ir lîp.
von geburte ein frouwe
ist si, und von tugenden wîp.
7.
Kiuschlîch smielen lachen
kan ir kleinvelrôter munt.
sie kan süeze machen
ir gebærde zaller stunt.
ir munt unde ir ougen liht,
sô mich diu an lâchent,
hôhes muotes man mich siht.
1.
Nun hilf mir, du liebe Frau,
ich bedarf jetzt deiner Hilfe!
Mir will hier mein Hochgefühl
sterben nun in meinem Herz.
Frauengunst ist wunderbar,
hilf, daß nicht verderbe
jämmerlich mein Hochgefühl!
2.
Wo man immer sagt davon,
daß ich jetzt gefangen bin,
das tut allen Damen leid,
denn ich diene ihnen stets.
Die ein weiblich Wesen hat,
der wird wohl mein großer Kummer
auch zu Herzen geh'n.
3.
Durch wen mich verlieren
edle Frauen, dann weiß ich,
daß die dadurch Schuld erwerben
allezeit und immerdar.
Das ist recht, das ist auch so,
denn mich drückt das Leid und
Frauen-Anseh'n macht mich froh.
4.
Dieser Damen Gunst
und ihr lieber, schöner Leib
mehren mir mein Hochgefühl:
Dadurch preise ich die Frau'n.
Sie sind daran wirklich schuld,
daß ich wegen ihres Ansehen
allen Damen dienen soll.
5.
Einer also edlen Frau
muß man preisen ihren hohen Sinn,
eine solche liebe Frau
war nie unfraulich geseh'n.
Sie ist schön und sie ist edel,
keusch und fröhlich, stets und höfisch,
fraulich in der Art.
6.
Röter noch als eine Rose
ist ihr Mund, so süß und heiß,
sie ist immer höfisch freundlich
(ich weiß keine schönere Frau),
braun die Brauen, weiß ihr Leib —
von Geburt ganz eine Herrin
und in feiner Art die Frau.
7.
Züchtig, keusch und schmunzeln, lachen
kann ihr kleiner, roter Mund,
sie kann allzu lieblich
überall sich wohl verhalten.
Wenn ihr Mund und ihre Augen
mich in lieber Art anlachen,
dann sieht man mich hochgemut.
Lied 48
1.
Frouwe, mîner fröiden frouwe,
frouwe mîn übr allez daz ich hân,
swanne ich iuwer schœne schouwe
und mich iuwer ougen lachent an,
sô wird ich als herzenlîchen frô,
daz mîn muot stât für die sunnen hô.
2.
Wîplîch wîp, von iuwer güete
bin ich ofte worden hôchgemuot.
nûst mîn lîp in ungemüete
komen: dâ für sult ir mir wesen guot.
lachet mich mit spilnden ougen an:
sô muoz al mîn trûren gar zergân.
3.
Lachen iuwerm rôten munde
schône stât und iuwern ougen liht:
dâ von fröit ez mich von grunde
sô daz man ûz mînen ougen siht
fröiden tou vor herzenliebe gân,
sô mich munt und ougen lâchent an.
4.
In dem herzen mîn versigelet
hân ich iuwern reinen süezen lîp,
mit der stæte alsô verrigelet,
daz dar ûz in nimmer magt noch wîp
mac verdringen weder naht noch tac.
ir sît diu an der mîn fröide ie lac.
5.
Mich fröit diu vil süeze unmuoze,
daz ich iu sol immer diende sîn.
iuwer munt der kan sô suoze
sprechen, daz er fröit daz herze mîn.
iuwer minneclîchen süeziu wort
sint gar mîner hôhen fröiden hort.
1.
Herrin, meiner Freuden Herrin
über alles, was ich hab',
wenn ich eure Schönheit sehe
und mir euer schönes Auge lacht,
dann werd' ich aus ganzem Herzen froh,
daß mein Hochgefühl steht im Zenit.
2.
Liebste Frau, durch euer Wesen
bin ich oft geworden hochgemut;
nun bin ich in Mißmut kommen,
da sollt ihr mir helfen alsobald,
lachet mich mit glänzenden Augen an,
dann muß meine Traurigkeit zergeh'n.
3.
Lachen steht gut euerm Mund
euren schönen Augen steht das Licht;
daher freut es mich so sehr,
daß man sieht aus meinen Augen
Freudentau durch Herzenliebe geh'n,
wenn mich Mund und Augen strahlen an.
4.
In dem Herzen ist versiegelt
euer schöner, lieber, süßer Leib,
mit der Stetigkeit verriegelt,
so daß sie da weder Magd noch Frau
können daraus verdrängen Nacht und Tag:
Ihr seid die, an der doch meine Freude liegt.
5.
Daher freut sich dieser liebe Fleiß,
daß ich euch so immer dienen soll,
euer Mund der kaum so edel
sprechen, daß er freut das Herze mein,
eure minnegleichen, süßen Worte
sind doch meiner höchsten Freude Schatz.
Lied 49
1.
Ein man bedarf wol sinne,
der eines werden wîbes hulde wil
verdienen unde ir minne:
jâ muoz er haben tugend und fuoge vil.
ungefüeges mannes werben
muoz für wâr gar verderben,
sô dem gefüegen wirt gelônet hô.
2.
Swâ sô von tumben wîbe
gar ungefüegem manne liep geschiht,
daz birt ir beider lîbe
iedoch die lenge herzen wunne niht.
sîn unfuore muoz ir leiden.
sô gât ez an ein scheiden:
ier beider liebe hât ein ende schier.
3.
Und sol ich niht erwerben
mit dienste die vil lieben frouwen mîn,
sô muoz mîn lîp verderben
gar sunder wanc: sô stæte wil ich sîn.
jâ kan nimmer liep von wîbe
geschehen mînem lîbe,
wan von der guoten diech ze frouwen hân.
4.
Diu mac mich frô gemachen.
sist mînes herzen fröiden lêre alsô,
daz ir vil süezez lachen
mir ofte brâht hât mîn gemüete hô.
ir gebærde, ir schœne, ir güete,
ir wîplîch guot gemüete,
hât tugende vil ân alle missetât.
5.
Und obe ich wünschen solde
ein wîp mir selben nâch dem willen mîn,
wie ich si haben wolde,
diu müeste glîch gar mîner frouwen sîn,
an dem lîbe, an dem muote.
diu reine süeze guote
tuot mir alsô daz ich bin hôch gemuot.
1.
Ein Mann der braucht Verstand,
der einer edlen Fraue Gunst dann will
verdienen und auch ihre Minne:
Er muß sehr höfisch sein und guter Art.
Des unhöfischen Mannes Werben,
das hilft führwahr doch wirklich nichts —
doch nur der Höfische kommt so zum Lohn.
2.
Wenn doch vom dummen Weibe
dem unhöfischen Manne Lieb's geschieht,
das bringt den beiden ihre Liebe,
jedoch die wahre Herzenswonne nicht.
Die rohe Art bringt ihr nur Leid,
sie trennen sich dann alsobald,
und beider Liebe hat ein baldes Ende so.
3.
Und sollte ich doch nicht erwerben
mit Dienst die liebe Herrin mein,
so muß ich wahrhaft ganz verderben
ohn' jeden Wankelmut – so will ich es.
Ich will die Liebe keiner Frau
gewinnen, das weiß ich,
außer von der Edlen, die doch meine Herrin ist.
4.
Die macht mich alleine froh,
sie ist doch meines Herzens Lehrerin,
sodaß ihr also liebes Lachen
mir oft schon brachte große Freude dann.
Und ihr Gehabe, ihre Schönheit und ihr Wesen,
die frauliche edle Art
sind vorzüglich ohne jede Missetat.
5.
Und wenn ich mir doch wünschen sollte
dann eine Frau wann ich es immer will
und wie ich sie auch haben möchte,
so muß sie gleich der Herrin sein
mit ihrem Leib, in ihrer edlen Art.
Die Schöne, Liebe, Edle,
die ist zu mir, daß ich bin hochgemut.
Lied 50
1.
Waz dar umbe, ist verswunden
uns der sumer? des mac werden rât,
sîn zît wirt wol wider funden.
ich klag daz diu werlt sô übel stât,
daz nu trûret manges lîp,
der frô solde sîn durch guotiu wîp.
2.
Frôide und zuht hât vil nâch ende.
junge und alte sint niht wol gemuot.
got den grôzen kumber wende,
sô daz noch die rîchen werden guot.
die siht man ungüetlîch leben:
trûren hât in ir grôz übel geben.
3.
Mich nimt wunder daz die jungen
und die rîchen trûrent bî ir zît.
waz hât sî dar zuo betwungen,
daz in wîp noch jugent fröide gît?
nû sîn trûric unde unfrô:
mir stât durch ein guot wîp mîn muot hô.
4.
Diu hât sich vil wol behüetet
und bewart vor aller missetât.
ir lîp mir sô güetlîch güetet,
daz mîn muot von schulden hôhe stât.
sîst sô reht güetlîchen guot,
daz ir güete mir gît hôhen muot.
5.
Durch die reinen süezen guoten
herzenlieben werden frouwen mîn
wil ich mit den wol gemuoten
immer gerne hôhes muotes sîn.
ir ist liep daz ich bin frô:
dâ von stât mir mîn gemüete hô.
1.
Was ist los? Ist uns verschwunden
nun der Sommer? Das wird wieder gut,
denn die Zeit wird wieder kommen.
Ich klag', daß die Welt so elend ist,
daß nun trauert mancher Mann,
der doch froh sollte sein durch edle Frau'n.
2.
Freude und Höfischheit sind weg,
Junge und Alte sind nicht hochgemut,
Gott beende diesen Kummer,
daß die Mächtigen wieder edel sind;
die sieht man nicht herrlich leben,
großes Übel machte traurig sie.
3.
Mich nimmt wunder, daß die Jungen
und die Mächt'gen trauern in der Zeit.
Was hat sie dazu gezwungen,
daß die Frauen noch die Jugend freut?
Sie sind traurig, gar nicht froh:
Ich bin durch die edle Frau so hochgemut.
4.
Die hat sich sehr wohl gehütet
und bewahrt vor jeder Missetat,
sie ist mir so wunderbar,
daß ich hochgemut jetzt bin,
sie ist edel rechter Art,
ihre Gunst gibt mir das Hochgefühl.
5.
Durch die schöne, liebe, edle,
herzensliebe, würdige Herrin mein
will ich mit den Hochgemuten
immer gerne wieder fröhlich sein,
denn sie liebt, daß ich froh bin:
Deshalb bin ich dort derart hochgemut.
Lied 51
1.
Ich wil durch die frouwen mîn
guoten wîben râten einen rât,
daz si frô mit zühten sîn.
zuht bî fröiden frouwen schône stât.
swelch wîp ist mit züchten hôch gemuot,
diu hât êren vil, und ist si guot.
2.
Güetlîch sol ein ieslîch wîp
gerne tuon: deswâr daz wîbet wol.
diu wol kleiden wil ir lîp,
diu sol tuon ir herze güete vol.
güete ist ein daz beste wîbes kleit
daz an frouwen lîp wart ie geleit.
3.
Swelch wîp güetlich lachen kan
schôn mit züchten, hât diu rôten munt,
diu mac einem werden man
siuften bringen ûz des herzen grunt.
guot gebærde frouwen schône stât.
wol ir diu bî schœne güete hât.
4.
Swâ ein guot wîp minnen wil,
diu sol minnen daz ir rehte zeme.
valscher manne derst nu vil:
dâ von wol bedenke wen si neme:
der ir êren hüete und stæte sî,
sô daz er gein ir sî wankes frî.
5.
Swelch man sich vor missetât
hât behuot und immer hüeten wil,
swâ ein wîp sich an den lât,
der lîp darf gesorgen nimmer vil.
erst ir êren frô: daz weiz ich wol.
biderbe man guot wîp bedenken sol.
6.
Ein guot wîp diu solde die
haben liep die manlîch sint gemuot.
swer nie grôz untât begie,
der ist werdem wîp ze friunde guot.
swelch man sîner êren hüeten kan,
an den sol ein wîp ir êre lân.
7.
Swes mîn frou sich an mich lât,
des pflig ich ir sô ich beste kan.
ich begie nie missetât
gein ir: valschen muot ich nie gewan.
sîst mir lieber dan mîn selbes lîp.
dest mîn reht: sî ist ein wîplîch wîp.
1.
Meiner Herrin dank' ich es,
daß ich edlen Frauen raten kann,
wie sie froh und höfisch sind:
Höf'sche Art und Freude stehen ihnen gut.
Welche Frau dies Hochgefühl besitzt,
die hat Anseh'n, wenn sie edel ist.
2.
Höfisch fein soll jede Frau
gerne sein: Das paßt zu einer Frau.
Die schön kleidet ihren Leib,
die soll auch im Herzen edel sein;
dieses ist das beste Frauenkleid;
das den Damen je ward angelegt.
3.
Welche Frau fein lachen kann,
hat sie auch noch einen roten Mund,
die kann einen edlen Mann
seufzen machen aus des Herzens Grund.
Edle Art die steht den Damen gut,
wohl der, die zur Schönheit diese hat!
4.
Wenn die Edle minnen will,
dann sei das in rechter höfischer Art.
Falsche Männer gibt es viele,
sie soll sehr bedenken, wen sie nimmt:
einen, der ihr Anseh'n schützt in Treue,
so daß er gar niemals untreu wird.
5.
Welcher Mann vor Missetat
sich behütet und das weiter tut
und die Frau sich dem vertraut,
dann ist sie die Sorgen immer los —
er ist angeseh'n, das weiß ich wohl.
Edle Männer wollen edle Frauen.
6.
Edle Frauen sollten jene lieben,
die so recht geziemend tapfer sind.
Wer nie eine Untat machte,
der ist edlen Frauen recht als Freund,
welcher auch sein Anseh'n hüten kann,
dem kam eine Frau vertrauen.
7.
Weil mir meine Herrin so vertraut,
daher diene ich ihr wie ich kann,
ich beging nie eine Missetat
gegen sie: Falschheit lag mir immer fern.
Sie ist lieber mir als ich mir bin.
Das ist recht: Sie ist eine echte Frau.
Lied 52
1.
Wol her alle, helfet singen
wîbes lop, daz ich ie gerne sanc.
tuot ir daz, iu mac gelingen,
swie mir noch nie wol an in gelanc.
doch geloubet daz ir twingen
biderben man ûf hôhen muot ie twanc.
2.
Man sol frouwen wol gedenken:
swer daz tuot, daz ist ein guot gedanc;
unde in dienen sunder wenken:
des wirt wol gelônet sunder wanc.
niemen sols mit worten krenken:
wan ir lop kan nimmer werden kranc.
3.
Man siht mich in hôhem muote:
durch ein wîp bin ich vil hôchgemuot.
diu vil reine süeze guote
ist envollen schœne und dar zuo guot.
ir guot wîplîch êren huote
hât ir lîp vor wandel wol behuot.
4.
Wol ir kleinvelrôtem munde!
immer sælic sî ir süezer munt.
solde ich den in kurzer stunde
küssen hundert tûsent tûsent stunt,
swanne ichs in dem willen funde,
das wær mîner hôhen fröiden funt.
5.
Tugende hân ich an ir funden
mêr dann ich ir ie an wîbe vant.
dâ von bin ich ir gebunden:
minne mich ir mit der stæte bant.
des ist trûren mir verswunden:
von ir grôzen güete mir daz swant.
1.
Kommt her alle, helfet singen
Frauenlob, das ich so gerne sang!
Tut ihr das, dann kann gelingen,
was mir nie bei ihnen noch gelang,
glaubt mir doch nun, daß ihr Drängen
edle Männer hochgemut seit je gemacht.
2.
Man soll an die Damen denken:
Wer das tut, der macht es wirklich recht,
er soll dienen ohne wanken,
dann erhält er sicher seinen Lohn.
Niemand soll die Frauen kränken,
denn ihr Preis wird niemals je gering.
3.
Man sieht mich im Hochgefühl:
Eine Frau die macht mich hochgemut,
die so Schöne, Liebe, Edle
ist so wahrhaft schön und wunderbar;
ihre Art, sich sehr zu hüten
hat sie vor jedem Übel sie bewahrt.
4.
Ach, ihr kleiner, roter Mund!
Stets gepriesen sei ihr süßer Mund!
Sollte ich in nächster Zeit
diesen küssen hunderttausendmal,
wenn mir das geschehen könnt',
dann wäre das die Spitze meiner Freuden.
5.
Sie ist vortrefflicher doch
als die Frauen, die ich je geseh'n;
daher bin ich ihr verbunden:
Minne band mich mit der Stetigkeit.
Meine Trauer ist verschwunden,
das geschah durch ihre edle Art.
Lied 53
1.
Fliuch, fliuch, trûren, von uns verre
ûz dem lande balde.
hôher muot, dîn rehter herre,
der kumt mit gewalde.
junge und alde
hebt unhôhe swar du kêrest,
sît du niemen êrest.
2.
Hôher muot der bringet êre
uns von wîbes güete.
erst gar aller tugende lêre:
got in uns behüete.
hôchgemüete
lêret frouwen dienen schône
nâch ir süezem lône.
3.
Wil ein frouwe schœne belîben
gerne stæticlîchen,
diu sol sich mit güete rîben,
stæt vast under strîchen.
êren rîchen
muoz si von den varwen immer:
sie verderbent nimmer.
4.
Wîp und froun in einer wæte
sol man gerne schouwen.
swâ ein frouwe .unwîplîch tæte,
wer möht der getrouwen?
werden frouwen
stât wol daz si güetlîch güeten
unde ir êren hüeten.
5.
Guoten wîben wil ich immer
dienen sunder wenken
von dem muote kume ich nimmer.
wie möcht ich gedenken
sî ze krenken,
sît an in stât al mîn êre,
unde an niemen mêre.
6.
Mîn lîp muoz von einem wîbe
hôher fröiden rîchen.
ir vil reinem süezen lîbe
kan ich niht gelîchen:
endelîchen
sîst diu beste in mînem muote,
und für wâr diu guote.
7.
In des herzen grunde schône
blüet mir hôchgemüete:
daz gît mir ir lîp ze lône
mit ir süezen güete.
got behüete
mir ir lîp, ir schœne, ir êre.
sîst mîn fröiden lêre.
1.
Flieh', oh Trauer, von uns weit
aus dem Lande bald!
Hochgefühl, dein rechter Herre,
der kommt mit Gewalt.
Junge und Alte
drückt es nieder, wenn du kommst,
da du niemand preist.
2.
Hochgefühl das bringt Anseh'n
uns durch Frauenart,
ist es ohne feine Art,
dann behüt' uns Gott.
Hochgefühl das
lehrt, den Damen schön zu dienen
für den lieben Lohn.
3.
Will die Schöne bleiben
gern beständig auch,
soll sie sich mit Feinheit rüsten,
halten die Beständigkeit.
Anseh'n mehren
soll sie dadurch immer mehr,
so verdirbt sie nie.
4.
Frau'n und Damen soll man gerne
in dem Wettstreit sehen.
Wenn die Dame nicht fraulich ist,
wer könnte der noch trauen?
Edlen Damen
steht es an, daß fein sie sind
und ihr Anseh'n hüten.
5.
Edlen Frauen will ich immer
dienen ohne Wanken,
diese Absicht lasse ich nicht.
Wie könnte ich nur denken,
sie zu kränken,
denn an ihnen liegt mein Anseh'n
und an niemand sonst.
6.
Ich muß mir durch eine Frau
hohe Freuden mehren,
ihrem schönen, lieben Leib
kann ich nichts vergleichen:
zuverlässig
ist sie doch die Beste, die ich kenne,
sie ist wirklich edel.
7.
In des Herzens schönem Grunde
blüht mein Hochgefühl:
Das gibt mir ihr Leib zum Lohne
mit dem lieben Wesen.
Gott behüte
ihren Leib, die Schönheit, Anseh'n.
sie ist meiner Freuden Maß.
Lied 54
1.
Wizzet alle daz ich kan
guoten wîben in diu herze sehen.
swaz ir lîp hât kleider an,
dar durch kan ich alle ir tugende spehen.
hât ein frouwe missetât
iender in ir herzen schrîn,
die tuont mir bekant diu ougen mîn.
2.
Manger frouwen schœne siht,
der doch nimt ir güete kleine war.
der enbin ich einer niht:
ich kan alle ir tugende merken gar.
sol den frouwen iemen wol
sprechen, daz sol tuon mîn munt:
wan mir sint ir güete wunder kunt.
3.
Mir sint alle ir tugende gar
unde ir güete volleclîch bekant:
dâ von hân ich drîzic jâr
in ir dienste ritterlîch verswant.
hân ich iender missetân
gein den guoten, dest mir leit:
des bin ich ze buoze in vil bereit.
4.
Wie ich in ir herzen grunt
alle ir tugende sunder müge sehen,
daz wil ich iu machen kunt
sô daz ir der wârheit müezet jehen.
mit gedanken ich ir sit
unde ir muot betrahte gar;
dâ mit ich ir heinlîch alle ervar.
5.
Swaz ein frouwe tugende hât,
diu muoz ûz ir herzen grunde gân,
sam daz saf ûz wûrzen gât
in vil mange bluomen wol getân.
diu wîpheit muoz sîn getriu:
dâ von êret frouwen lîp
daz swâ man si nennet wîplîch wîp.
6.
Ich hân mîner frouwen lîp
unde ir herze funden wandels frî.
ich gesach nie wîplîch wîp
der sô hôhe tugende wæren bî.
in ir herzen kan mîn sin
niht ervinden noch erspehen,
wan des man ir muoz für tugende jehen
7.
Dô ich êrst ir rede vernam
unde ich in ir reinez herze sach,
dâ vant ich zuht, wîplîch scham.
dâ von gihe ich noch des ich dô jach,
daz mir wîp geviel nie baz.
sie ist kiusche, stæte, guot,
schœne, hôch geborn, wîplîch gemuot.
1.
Wisset alle, daß ich kann
edlen Frauen in die Herzen sehen,
wenn ihr Leib auch Kleider hat,
so kann ich doch ihre Art erkennen.
Birgt sie dann eine Übeltat
tief in ihrem Herzen darin,
dann verrät das mir der Augen Glanz.
2.
Mancher sieht die schöne Frau,
doch er nimmt ihr Wesen gar nicht wahr;
das tu ich nun wirklich nicht,
ich erkenn' ihr Wesen alsogleich.
Ich lob' diese Dame sehr,
das tue ich mit meinem Mund,
denn ich kenn' die feine, edle Art.
3.
Mir sind die Vorzüge doch
und ihr Wesen ganz genau bekannt:
Daher hab' ich dreißig Jahre
ihr gut ritterlich gedient.
Hab' ich je was falsch gemacht
bei der Edlen, das reut mich,
und ich mach' gerne alles wieder gut.
4.
Wie in ihrem Herzen ich
alle die Vorzüge kann sehen,
daß will ich euch sagen jetzt,
so, daß ihr die Wahrheit könnt erkennen.
In Gedanken sehe ich
ihre Art und ihren Sinn,
so erfahre ich das Geheimste auch.
5.
Welche feine Sitte hat,
die muß aus dem Grund des Herzens sein,
wie der Saft aus Wurzeln kommt
in die vielen schönen Blumen dann.
Frauenart muß treu doch sein,
das erst ehrt die Damen nur,
wenn man sie auch Frau dann nennt.
6.
Ich weiß meine Herrin je
und ihr Herz von jedem Makel frei,
ich sah nie so eine Frau,
die so edlen, hohen Sinn gehabt.
Ich kann suchen oder schauen,
in dem Herzen seh' ich nichts
außer was ich ihr zum Vorzug rechne.
7.
Als ich ihre Rede vernahm
und ihr so edles Herz sah,
da fand Sitte ich und rechte Scham.
Daher sage ich wie immer schon:
Keine Frau gefiel mir so.
Sie ist keusch und stet und edel,
schön und hoch gebor'n und fraulich.
Lied 55
1.
Wol mich, wol mich, wol mich des daz ich hân funden
ûf der erde ein himelrîch.
dâ von ist mir al mîn trûren gar verswunden.
nie niht wart sô wunneclîch.
da ist genâden alsô vil,
daz ich dar mit dienest immer werben wil.
2.
Mîner frouwen tugentrîchez herze ich meine.
daz ist sô gar wandels frî
und für wâr sô rehte lûterlîche reine,
daz im wont wan tugende bî.
sælden hort dar inne lit:
dâ ist inne manger fröiden hôchgezît.
3.
Wîplîch zuht und wîplîch güete sint dar inne,
kiusche, triuwe, stætikeit,
dar zuo wol gemuotes werdes wîbes sinne.
an daz herze hât geleit
got sô minneclîchen lîp,
daz man sî von wârheit nennet wîplîch wîp.
4.
Jâ muoz immer mich von sçhulden wol belangen
in daz reine himelrîch,
sît daz selbe süeze himelrîch bevangen
hât ein lîp sô minneclîch,
der nie wandelmeil gewan.
er ist kiusche, schœne, guot, lieplîch getân.
5.
Nie niht wart sô lieplîch schœne in mînen ougen
alse ir minneclîcher lîp.
sîst mir in dem herzen immer sunder lougen
lieber vil denn elliu wîp.
sî mac mir gelônen wol:
dâ von diene ich ir mit triuwen alse ich sol.
6.
Sîst des herzen und des lîbes mîn gewaltec,
dar zuo alles des ich hân.
sost mîn triuwe gein ir alsô manicvaltec,
daz ich ir baz guotes gan
dan mir selben: dest alsô.
mich tuot ir güetlîch gebærde ofte frô.
7.
Schouwet wie der hûse an der Tuonouwe grunde
lebt des trôres süeze gar.
alsô lebte ich wol des luftes von ir munde
endelîchen mîniu jâr.
an ir stât mîn fröiden leben:
des hât sî mir mit ir güete wunder geben.
1.
Wohl mir, wohl mir, wohl darob, daß ich gefunden
hier auf Erden ein Himmelreich!
Daher ist mir nun mein Trauern ganz verschwunden,
nie war was so wonniglich;
da ist Gunst so derart viel,
daß ich diesem Dienst nun bleiben will.
2.
Meiner Herrin wunderbares Herz mein' ich,
das ist so ganz makellos
und führwahr so lauter und so rein,
denn dort ist nur feine Art.
Auch das Glück ist dort dabei,
dort ist aller Freuden hohes Fest.
3.
Frauenart und edles Wesen sind darin,
Keuschheit, Treue, Stetigkeit,
dazu hochgemuter, edler Frauensinn.
Um das Herz hat gebildet
Gott den minniglichen Leib,
so, daß man sie wirklich nennt die edle Frau.
4.
Ja ich sehne mich doch immer und zurecht
nach dem edlen Himmelreich,
da dasselbe liebe Himmelreich gefangen
hat ein Leib so schön,
der nie Übles je gewann,
er ist keusch und schön und edel, lieblich auch.
5.
Nie war was so lieblich schön in meinen Augen
wie ihr schöner Leib,
sie ist mir im Herzen immer, wirklich wahr,
lieber noch als alle Frau'n.
Sie kann mir das glauben wohl,
denn ich diene ihr in Treue wie ich muß.
6.
Sie beherrscht mein Herz, und auch noch meinen Leib,
dazu alles, was ich hab',
so ist meine Treue für sie derart ausgeprägt,
daß ich eher ihr vergönn'
alles Beste als mir selbst.
Mich macht ihr Gehaben oft so froh.
7.
Schaut doch, wie der Hausen auf dem Grund der Donau
lebt vom süßen Wasser gut,
so lebe ich gut von der Luft aus ihrem Munde
schließlich meine Jahre.
An ihr liegen meine Freuden,
das hat sie mir in der Gunst herrlich gegeben.
Lied 56
1.
Wîchet umbe, lât der guoten
nîgen mich, diu tugende hât
der vil reiniclîch gemuoten
lîp begie nie missetât.
sîst ein wîp gar wandels frî:
dâ von ist si mir vil lieber danne iht sî.
2.
Zuo dem reinen süezen wîbe
wær daz sende herze mîn
ofte gerne ûz mînem lîbe:
bî der guoten wolde ez sîn.
ez vert gein ir spilnde sô
sam ez hin zer süezen welle springen hô.
3.
Sô diu guote mich an lachet,
sô siht man mich minnevar.
sâ mîn herze sich ûf machet
und wil zuo ir springen dar.
durch die brust ist al sîn gir
von der grôzen herzenliebe gegen ir.
4.
Solde ich der vil minneclîchen
ein wort küssen in den munt,
sô sæh man mich fröiden rîchen
hiute und immer zaller stunt.
ich wolt ez sô küssen dar,
daz si von dem kusse würde minnevar.
5.
Ich wold ûz ir rôten munde
küssen daz mir tæte wol
immer in des herzen grunde.
ir munt lît der süeze vol,
diu für trûren fröide gît:
wizzet daz der in ir munde wunder lît.
6.
Küssen ist der Minnen rôse,
dâ si reitzet wunne mit,
sô si mit der liebe lôse
ist nâch ir vil süezem sit.
sô getet nie niht sô wol,
wan daz eine des man nennen niht ensol.
7.
Gerne ich von dem selben spræche,
waz ez wunne und fröide gît.
obe ich mîne zuht niht bræche,
ich nantz fröiden hôchgezît
und der minnen lôn alsô,
daz vil manic reinez herze machet frô.
1.
Weichet doch und laßt die Edle
preisen mich, die Wunderbare!
Die so makellos Gesinnte
kennt gar keine Missetat;
sie ist ohne Fehler doch,
daher ist sie mir so lieb wie nichts sonst ist.
2.
Zu dem schönen, edlen Leib
möchte mein so sehnend Herz
oft aus meinem Leib heraus:
Bei der Edlen möchte es sein.
Es verhält sich hüpfend so,
daß ich meine, es wollte zu der Edlen springen.
3.
Wenn die Edle mich anlacht,
dann sieht man mich liebestoll,
wenn mein Herz sich rasch erhebt
und zu ihr hin springen will.
Durch die Brust will es sofort
wegen dieser großen Liebe zu der Frau.
4.
Sollte ich der Geliebten
ein Wort küssen in den Mund,
dann sehe man mich freudenreich
heute und für alle Zeit.
Ich würd' sie so küssen dann,
daß sie von dem Kusse würde liebestoll.
5.
Ich möcht' aus dem roten Mund
etwas küssen, was mir wohltut
stets in meines Herzens Grund;
ihr Mund ist von Süße voll,
die statt Trauer Freude gibt:
Wisset, dieser Mund ist wirklich wunderbar.
6.
Küssen ist der Liebe Rose,
denn sie reißt die Wonne mit,
wenn sie in der Liebe fröhlich
ist nach der so lieben Art.
Sie tat dennoch nie so wohl
wie das eine, das ich hier nicht nennen soll.
7.
Gerne spreche ich davon,
weil es Wonne und Freude gibt;
ich will höfi'che Art nicht brechen,
doch ich nannte es Freudenfest
und der Liebe Lohn zugleich,
das macht viele edle Herzen wirklich froh.
Lied 57
1.
Mîn muot der muoz stîgen immer
dâ von daz mir wünschen tuot sô wol.
des wil ich getrûren nimmer.
mich tuot wünschen ofte fröiden vol.
dâ von wil ich gerne wünschen vil:
wan ich hân von süezen wunschen
ofte wunne bernder fröide spil
2.
Min lîp der lac niulîch eine
unde wunschte nâch der frouwen mîn,
daz si, diu vil süeze reine,
mit ir willen solde bî mir sîn.
von dem wunsche ein wunder mir geschach,
daz ich die vil minneclîchen
mit des herzen ougen bî mir sach.
3.
Dô ich sî mit wünschen brâhte
zuo mir alsô nâhen, ich wart frô.
al zehant mîn lîp gedâhtê
mit ir fröiden vil, sus unde sô.
mir wart für wâr nie mêr alsô wol,
als mir dâ was mit der süezen,
dâ von ich vil gerne wünschen sol.
4.
Zuo uns kam diu werde Minne
unde slôz uns beide vaste in ein.
ich und sî, wir wurden inne
wol wie minne flihtet arme und bein,
und wie sî gemachet daz ein wîp
unde ein man von herzenlîcher
liebe werdent niht niuwan ein lîp
5.
Swâ diu minne zeinem lîbe
machet einen man und ein guot wîp,
wol dem manne, wol dem wîbe!
daz muoz sîn ein minne süezer lîp,
unde ein lîp der mange wunne hât.
ez ist gar ein himelrîche,
dâ ein liep mit liebe umbe gât.
6.
Ich bin alsô minne wîse
unde ist mir sô rehte liep ein wîp,
daz ich in dem paradîse
niht sô gerne wisse mînen lîp,
als dâ ich der guoten solde sehen
in ir ougen minneclîchen.
dâ möht lieplîch wunder mir geschehen.
7.
Siht ein wîp in mannes ougen
daz si des erlât ir minne niht,
unde er ir hin wider tougen
in ir liehten spilndiu ougen siht,
dâ muoz von der liebe mêr geschehen,
güetlîch triuten unde küssen,
dannoch vil des ich niht tar gejehen.
1.
Meine Stimmung die muß immer steigen
dadurch, daß das Wünschen mir wohltut,
daher trauere ich nicht mehr.
Mir macht wünschen oft so freudenvoll,
daher will ich gerne viel wünschen noch,
denn ich hab' durch liebes Wünschen
oft ein wunderbares Freudenspiel.
2.
Ich lag neulich ganz alleine,
sehnte meine Herrin her,
daß sie, die so liebe, edle,
wie sie möchte, bei mir sollte sein.
Durch den Wunsch geschah ein Wunder mir,
daß ich die so Liebliche
mit des Herzens Augen bei mir sah.
3.
Als ich sie mit Wünschen brachte
zu mir nah, da war ich froh;
und ich dachte alsogleich
an die Freuden, die ich mit ihr hätt';
mir war wirklich nie mehr derart wohl,
als mir da war mit der Lieben,
das wünsch' ich mir immer allzu gern.
4.
Zu uns kam die edle Liebe
und sie schloß uns beide wirklich ein,
ich und sie wir wurden inne,
wie die Begierde flicht da Arm und Bein,
und wie sie das macht, daß eine Frau
und ein Mann in wonniglicher
Liebe werden ganz ein einz'ger Leib.
5.
Wenn die Liebe einen Körper
macht aus einem Mann und einer Frau,
wohl dem Manne, wohl der Frau!
Das ist wohl ein liebessüßer Leib,
auch ein Leib, der Liebeswunden hat,
es ist doch ein Himmelreich,
wie ein Liebes mit dem Lieben spielt.
6.
Ich bin in der Minne weise
und mir ist so lieb eine Frau,
daß ich in dem Paradiese
nicht so gerne hätte meinen Leib,
lieber möchte ich der Lieben sehen
in die verliebten Augen —
denn da könnt' ein liebes Wunder mir gescheh'n.
7.
Schaut die Frau in Mannes Augen,
daß sie dazu ihre Liebe drängt
und er dann zurück ganz heimlich
in die hellen, scherzenden Augen sieht,
dann kann Liebes noch viel mehr gescheh'n:
Zartes Lieben und auch Küssen
und noch viel, das ich nicht sagen darf.
Lied 58
1.
Ich bin her bî mînen stunden
ofte worden minne wunt.
dâ für hân ich helfe funden:
des siht man mich wol gesunt.
swaz diu minne mir mit twingen tuot,
dâ für hân ich arzenîe, diu ist guot.
2.
Sô diu minne mir verwundet
mit ir strâl daz herze mîn,
daz hât schiere mir gesundet
mîner frouwen liehter schîn.
swenne ich sihe ir liehte varwe klâr,
sô sint mir geheilet mîne wunden gar.
3.
Ich salb mit vil süezer salben
mîne wunden hie und dort
in dem herzen allenthalben.
diu salb ist manc süezez wort;
diu ûz mîner frouwen munde gânt;
dâ von mînes herzen wunden ende hânt.
4.
Alse ich salben wil diu ougen
herze sinne und den lîp,
sô gên ich al sunder lougen
und sih an daz werde wîp.
dâ von wirt mîn lîp sâ fröiden junc
und muoz mir daz herze springen mangen sprunc.
5.
Uz ir kleinvelrôtem munde
süeze süeze suoze gât:
die nimt sî in herzen grunde,
der si dâ grôz wunder hât.
sî ist schœne reine güetlîch guot:
ez ist lieplîch süeze guot, swaz si mir tuot.
6.
Ich wold daz ir liehten ougen
in mîn herze möhten sehen.
dâ sæh sî der liebe tougen,
sô daz sî des müeste jehen
daz si mir ist liep für elliu wîp
und für wâr vil lieber dan mîn selbes lîp.
7.
Got weiz wol, mir ist. ir êre
lieber dan diu êre mîn:
ir lîp ist mîn êren lêre,
ich wil ir ze dienste sîn
sunder wenken al die wîle ich lebe.
sîst mîn trôst für trûren und mîn fröiden gebe.
1.
Ich bin schon in meinem Leben
oft gewesen minnewund,
doch ich habe Hilfe gefunden,
daher sieht man mich gesund.
Was die Liebe mir mit Drängen tut,
dann hab' ich die Medizin, und die ist gut.
2.
Da die Liebe mit dem Pfeil
mir das Herz verwundet hat,
heilte mich sehr bald darauf
meiner Herrin heller Glanz;
Wenn ich ihre helle Farbe seh',
dann sind meine Wunden wirklich bald geheilt.
3.
Mit den süßen Salben salb' ich
meine Wunden da und dort
in dem Herzen überall;
meine Salbe ist manch' liebes Wort,
das aus meiner Herrin Mund mir kommt:
Meines Herzen Wunden werden so gesund.
4.
Wenn ich salben will die Augen,
Sinne, Herz und auch den Leib,
so geh' ich zu ihr fürwahr
und schaue an die edle Frau:
Dadurch wird mein Leib in Freuden jung und
mein Herz muß springen mir so manchen Sprung.
5.
Aus dem kleinen, roten Mund
kommt die süße Süße her,
die dringt in des Herzens Grund,
dort ist sie ganz wunderbar.
Sie ist schön und edel, fein von Art,
es ist lieblich, süß und schön, was sie tut.
6.
Ich möcht', daß ihre hellen Augen
in mein Herz könnten sehen;
dann säh' sie geheime Liebe,
daß sie darauf wohl sagen müßt,
wie sie mir ist lieb vor allen Frau'n
und führwahr viel lieber als ich selbst mir bin.
7.
Gott weiß wohl, mir ist ihr Anseh'n
lieber als das meine doch,
sie ist meines Anseh'ns Maß,
ich will immer dienen ihr
ohne Wanken so lange ich noch lebe.
Sie ist Hilfe gegen Trauer und gibt Freuden mir.
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