Teil 1 
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						Hie ist des buches 
						anefank, 
						geticht uß meisters sinne krank. 
						 
						Das buch das heißt der meide kranz, 
						 
						70. 
						die got gebar an allen schranz 
						und bleip doch küscher vil dann e: 
						das für tet nicht dem busche we, 
						en Moises sach brinnen vor: 
						got in irs reinen herzen ror 
						 
						75. 
						sin wort zu fleische werden liß, 
						das Luciferes guft verstiß, 
						eins armen sinnes ist der man, 
						der stete ticht nach alder ban 
						und selber findet nüwes nicht: 
						 
						80. 
						alsust der meister lere spricht. 
						uf den spruch ein nüwes ticht 
						ich schepf uß sinnes wage sicht 
						in lop dem keiser Karlen ho, 
						durch schult in allen landen, wo 
						 
						85. 
						gelesen wirt min krankes ticht, 
						sint mich sin gabe hat gericht: 
						wie das min kunst unwirdik was, 
						doch mild er nach genaden maß. 
						sins arn und sines leuwen mut 
						 
						90. 
						lacht, wann er adellichen tut. 
						die der keiser beide fürt 
						dem wißen leuwen stet gesnürt 
						der sterz zwefaldik in dem schilt, 
						der swarze ar in goltgefilt. 
						 
						95. 
						der leu bedütet Bemerlant, 
						der ar zu Rome milde fant, 
						trüw, ere, recht, genaden tich: 
						des helt sin hant der werlde rich. 
						Wip saßen in der sele sal, 
						 
						100. 
						der ere nie gefil zutal: 
						sie waren schon und übergut, 
						wem eine durch sin herze wut 
						mit ires süßen blickes gank, 
						zuhant der waren minne strank 
						 
						105. 
						den selben bant in winheit rich. 
						der werlde lib ist ir unglich. 
						ich ticht ir noch ensing ir nicht: 
						uf irem stige nimant richt, 
						sie krigen um die wirdikeit, 
						 
						110. 
						der ere tadel nie versneit, 
						welch undr in sold die wirde han. 
						das an den keiser wart gelan, 
						sint im got und naturen ticht 
						der erden und des mers gericht 
						 
						115. 
						gap, so vil ouch der künste list, 
						das im damit gegeben ist 
						die wisheit, das er mak verstan, 
						welch undr in süll die wirde han. 
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						Hie künt Philosophi ir list, 
						waruf ir grunt gebuwet ist, 
						dem werden keiser Karlen rich, 
						des frides und genaden tich. 
						 
						Die erst Philosophia hiß, 
						 
						120. 
						die ir ein urteil werden liß. 
						da sie vor den keiser trat, 
						sie sprach: »naturen urteil hat 
						min ticht gegebn übr alle tir, 
						die uß den elementen vir 
						 
						125. 
						sint: wie sie müßen liden pin 
						und mugen ewik nicht gesin; 
						wie kalt noch hitzik si die sper 
						des himmels, doch sie hitzet ser 
						die dink nach ires loufes art. 
						 
						130. 
						wie mensch uß sinem wider wart; 
						wie alles wegen si in zit: 
						du leser, nach dem sinne schrit 
						und sprich, uß nichte werde nicht, 
						als miner künste meister spricht. 
						 
						135. 
						wie himmel, engel, erd gesacht 
						von gotte si und nicht gemacht; 
						und wie das got hab keine stat, 
						und wie der engel wegen gat 
						gein im nach der naturen ler, 
						 
						140. 
						und wonet uß der achten sper. 
						und wie die sel die erste tat 
						des libes ist (der glider hat) 
						und hand ist leben in gewalt 
						und darbet last und der gestalt. 
						 
						145. 
						wie ewik si irs lebens louf, 
						sint sie uß gottes herzen trouf 
						wie uß dem himmel si nicht stat, 
						wie er nicht ledigs in im hat, 
						und wie die erst materge si 
						 
						150. 
						zu nemen alle formen fri, 
						wiß, in gewalt, und doch in tat 
						sie bi ir keine forme hat: 
						sie nem ouch keiner formen nicht, 
						wer sie uf formen art gericht; 
						 
						155. 
						und was si der naturen grunt. 
						ich mach ouch alle sitten kunt, 
						uß den sich ware tugent souk: 
						kunst ane sitten nicht entouk. 
						sust macht min wares ticht bekant, 
						 
						160. 
						das alle kunst sich uß mir want. 
						des treit ein hus die hende min, 
						in dem ist angest, not und pin. 
						des si gefragt der keiser fri, 
						ab ich der künste mutter si, 
						 
						165. 
						und ab ich in der kronen stan 
						sal nu der maget ane ban, 
						die gottes kindes junk genas, 
						das alt vor allen dingen was.« 
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						Hie künt Gramatica ir art, 
						durch was das sie hie funden wart. 
						 
						Die ander kunst Gramatica 
						 
						170. 
						sprach zu dem waren keiser da: 
						»ich bin ein mutter früchte rich: 
						welch kint uß miner brüste tich 
						trinket, das erkennet wol, 
						wie es sin latin reden sol. 
						 
						175. 
						buchstaben, namen unde wort 
						und alle teil han ich gelart: 
						uß den teilen wirt gesmit 
						der rede lip und ir gelit. 
						nam ist das erste teil genant: 
						 
						180. 
						dink ane nam ist unbekant. 
						nam ist mins ingesigels rink, 
						damit gezeichent sint die dink. 
						wie man die namen brechen sal 
						nach iren fellen hin zutal: 
						 
						185. 
						man sprichet: Petrus kummet her, 
						Petri des ist der rote sterr, 
						und Petro sal man geben brot, 
						Petrum se ich dort in not, 
						o Petre, flüch von Petro her: 
						 
						190. 
						in allen namen halt die mer. 
						wie nach dem namen vornam get, 
						wan er oft vor den namen stet: 
						wo dinges nam unkundik was, 
						da sprach man der, die unde das. 
						 
						195. 
						und wie das wort bedütet tat, 
						die zuwort ie volendet hat. 
						und wie das participium 
						uß zweierlei naturen kumm, 
						uß namen und uß wortes art: 
						 
						200. 
						sulch mere wunder nie gewart, 
						und wie das die coniunctio 
						nam unde wörter bindet so: 
						her Heinrich unde Jutte get, 
						wo Peter bi her Paulen stet: 
						 
						205. 
						bi ist ein prepositio, 
						ach ist ein interiectio: 
						die klaget leit und forchte vil, 
						smerz unde freud und wunders zil. 
						sust macht min wares ticht bekant, 
						 
						210. 
						das ich der rede münze fant: 
						des ge ich stet in richer lust, 
						zwei kint ich ner an miner brust. 
						des si gefragt der keiser stark, 
						ab ich si aller künste sark, 
						 
						215. 
						und ab ich in der kronen stan 
						nu sal der maget ane ban, 
						in der herze sam ein lam 
						der leuwe von dem himmel quam.« 
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						Die kunst hie kündet Loica, 
						waruf irs tichtes zimmer sta. 
						 
						Die dritte kunst hiß Loica: 
						 
						220. 
						die hilt sich zu dem keiser na. 
						bleich unde mager ir gestalt, 
						in scharfen sprüchen was sie balt; 
						ein tuben truk ir rechte hant, 
						ein slang sich durch ir linken want. 
						 
						225. 
						sie sprach: »in aller rede gar 
						ich kenne wol falsch unde war. 
						ich trige, mich betrüget nicht, 
						vil nüwer fünd ich han geticht, 
						wie man die urteil bilden sal 
						 
						230. 
						gein swacher Sprüche widerswal, 
						das red uß rede folgen muß 
						nach wises herzen lingen schuß. 
						wie namen wort nach willen sin 
						bedütende: sich wie den win 
						 
						233. 
						ein reif bedüt und schellet wit 
						von win, der in dem faße lit, 
						universale heißt min list, 
						dink in der sel, des predgen ist 
						von dingen vil, die schelend sin 
						 
						240. 
						in zal, gestalt: nim zeichen min: 
						wann ich dich frag: was ist der stir? 
						mensch, ochse, fisch, du sprichst: ein tir: 
						tir als ein künn: der name sal 
						gemeinlich predgen von in al 
						 
						245. 
						nach eigen und nach underscheit 
						die ler dich in sin künde leit: 
						der esel ist unredelich, 
						(sin wider helt her Friderich) 
						gar lecherlich sin har gekrült; 
						 
						250. 
						der ochse eigentlichen brült 
						wiß heiß ich zufal unde swarz, 
						daruß der narre tribet scharz. 
						der fünfer wesen und ir kunst 
						worcht in die sele die vernunst. 
						 
						255. 
						sie sint dink uß der sele nicht, 
						als wan der alden meister spricht, 
						min stik uf aller künste ban 
						leitet: ich disputiren kan 
						von aller hande künst beginst. 
						 
						260. 
						ab du das, keiser, recht besinst, 
						so mag ich wol die wirde han, 
						ab mirs din überwirde gan. 
						ich bin ein kunst der redlichkeit, 
						die kindes unvernunst versneit: 
						 
						265. 
						des mag ich in der kronen stan 
						der meit, der kint wol reden kan 
						und überdisputiret hat 
						die meister uß der helle stat.« 
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						Sich wie das isen jungen tut 
						des hammers und der flammen glut: 
						sust junget wort Rethorica, 
						vor grop gekleit in wete bla. 
						 
						Die virde kunst Rethorica 
						 
						270. 
						gink vor den werden keiser da. 
						bla sam lasure was ir wat, 
						darin gar meisterlich gesat 
						vil manche blum von golde rich: 
						nie ich gesach des kleides glich; 
						 
						275. 
						nimant es ouch vergelden kan, 
						sint es vernunst der sele span. 
						sie sprach: »uf tichten mir ist kunt 
						in aller sprach matergen funt: 
						wie man sie lengen, kürzen pflit, 
						 
						280. 
						wie man sie enget unde wit 
						nach wises herzen lingen art, 
						das tichtes bu ste ane schart, 
						und wie man eigentlichen sal 
						die farben in des tichtes gral 
						 
						285. 
						strichen mit sines pinsels ort, 
						das tichtes bild icht ste vermort: 
						nim zeichen diser kranken schrift: 
						des zornes flamm weckt mordes gift 
						wo zornes swert des keisers reist, 
						 
						290. 
						da ist der finde guft verweist, 
						in leides norden ouch zuhant 
						ir freuden summer wird gewant. 
						ab schult erwecket sinen zorn, 
						uß sent er siner rache dorn, 
						 
						295. 
						damit er bruches sturm verhert 
						und rechtes zinn sin fride wert, 
						wo aber schult genaden gert, 
						zu wachse wirt sins zornes swert: 
						das vor sneit grimmer dann ein 
						für, 
						 
						300. 
						das gibet schult genaden stür. 
						- 
						wer tichten kan, der merket jo, 
						wie das hie leuft transsumptio. 
						der farben sechs und drißik sin 
						der wörter nach der lere min, 
						 
						305. 
						die sinne vir und zweinzik han: 
						manch tichter ir nicht zwelfe kan: 
						damit er felschet mine kunst: 
						sin tichten wirdik ist der brunst. 
						er smit uß falscher münzen art, 
						 
						310. 
						dem nie min lere kundik wart 
						des tichtes zimmer ist min werk. 
						o keiser, cristentumes berk, 
						in minen glesten wirstu stan, 
						wann dich der werlde rich verlan. 
						 
						315. 
						ich bin ein stern der richen kron 
						der meit, die vor sach in dem tron 
						Johannes sten in richer lust, 
						da er slif uf des heren brust.« 
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						Hie kündet Arismetica, 
						wie das ir kunst uf zelen ga. 
						 
						Die fünfte Arismetica 
						 
						320. 
						die sprach zu keiser Karlen da: 
						"ein iglich kunst die treit min kleit, 
						als ichs ir nach genaden sneit: 
						buchstaben hat Gramatica 
						in zal, ir sprüche Loica, 
						 
						325. 
						der rethor farben hat in zal, 
						der musicus fa unde sol, 
						Geometria hat ir punt 
						in zal: so hat der ziffer funt 
						Astrologiam wol gericht, 
						 
						330. 
						als mir vernunst der künste bicht. 
						des himmels stern und meres griß 
						und alls das rechenunge hiß, 
						das floß durch mines herzen rink: 
						nach mir nature buwet dink. 
						 
						335. 
						ein dink vor allen dingen was, 
						daruß sich alles zelen maß. 
						eins ist kein zal, wißt ane wank, 
						doch ist es zal ein anefank. 
						vil mancher hande ist die zal, 
						 
						340. 
						als es min kunst bewisen sal: 
						wo zweier gank uß einem reist, 
						die zal der ordenunge heißt; 
						uß drien vir und fürbaß me, 
						die zal helt sulches ordens e. 
						 
						345. 
						wie man die zal denarius 
						stetlich mit zehen zelen muß, 
						und wie das zuwort habe zal, 
						als zeimal zwir man sprechen sal; 
						senarium nach minem sin 
						 
						350. 
						mit sechsen sal man zelen hin. 
						wie drilich virlich bürdik ist, 
						wie das man meren sal mit list. 
						ich teil, ich zu und abe tu. 
						o warer keiser, merke nu: 
						 
						355. 
						welch fürste, koufman min enpirt, 
						des nutz in schaden ist verirt: 
						ab im unkundik ist min ban, 
						sin kouf, verkouf muß schaden han. 
						han ich davon icht wirdikeit? 
						 
						360. 
						das weiß vernunst des keisers breit. 
						ich zalt uß gottes herzen gar 
						der engel und der geiste schar. 
						des mag ich in der kronen stan, 
						sint ich nach zal gegeben han 
						 
						365. 
						hie gottes kinde sin gelit, 
						das in das herze wart gesmit 
						der meit, von eines wortes kraft 
						mit geistes füchtikeit durchsaft.« 
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						Geometria 
						kündet hie, 
						wie das sie pflak der maße ie, 
						und leret das den keiser gut: 
						darnach er frides maße tut. 
						 
						Die sechste kunst, ich tu bekant, 
						 
						370. 
						Geometria was genant. 
						die truk ein rut von golde rot, 
						damit sie sich zu meßen bot. 
						die selbe zu dem keiser sprach: 
						»ich mak wol sin der künste dach, 
						 
						375. 
						sint das min zirkel in sich sloß 
						alles das uß naturen floß, 
						des himmels sterne, speren, kreiß, 
						wie hoch sie sint, min zirkel weiß; 
						wie tif, wie hoch, wie wit, wie lank, 
						 
						380. 
						in formen sie min zirkel twank. 
						das mer und erd nach maßes trift 
						uß minem zirkel wart gerift. 
						für, flamm ich meß und ouch die luft, 
						dem fegefür und hellegruft 
						 
						385. 
						den meß ich irer tüfe zil. 
						darinne wonen tire vil, 
						die keiner maß sint undertan, 
						wan sie nicht der matergen han: 
						ich meße nicht wan das da hat 
						 
						390. 
						matergen same hie gesat. 
						welch dink der maß ergibet sich, 
						das mak man teilen ewiklich: 
						ein iglich lip, seit dir min list, 
						zu meßen und zu teilen ist. 
						 
						395. 
						ich meße ouch der sunnen rat, 
						wie wit das uf den wolken gat 
						der regenbogen unde blibt, 
						wo im ein zil min linge schribt. 
						kurz unde lank nach minem sin 
						 
						400. 
						die lingen von dem zentrum hin 
						ich leite zu dem ummesweif 
						uf aller speren zirkelreif 
						von punt zu punt in rechter saß 
						die ling uf alle winkelmaß. 
						 
						405. 
						nie lip an mine linge wart: 
						da got sin kint in menschen art 
						sant, ich maß im sin gelit 
						nach rechter lingen art gesitt. 
						darum es müst ein wunder sin, 
						 
						410. 
						wer nicht der künste wirde min: 
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						sint das min zirkel, lingen ban 
						den schepfer der naturen kan 
						meßen sam ein ander dink, 
						des bin ich aller künste rink 
						 
						415. 
						und mak ouch in der kronen stan 
						der meide gottes ane ban, 
						sint ich den sichtiklichen maß, 
						der vor uß allem zirkel was.« 
						 
						Uns leret Musica 
						hie schon, 
						wie sich gebirt ein iglich don. 
						 
						Die sibnde, Musica genant, 
						 
						420. 
						die truk ein harf in irer hant. 
						sie sprach: "min kunst ist richer lust: 
						ich tote freud uß menschen brust 
						ruf unde weck uß sorgen tif, 
						die vor in leides banden slif. 
						 
						425. 
						freud unde lust wer gar verbut, 
						hett ich nicht funden gamma ut, 
						re unde fa und ouch das mi, 
						sol unde la. - gesenge dri 
						ich tu gar meisterlich bekannt, 
						 
						430. 
						wie man sie singet in der hant. 
						der erste naturalis heißt, 
						nach dem beduralis reist, 
						bemollis stet der dritte ist: 
						der hat uf döne fremde list. 
						 
						435. 
						und wie man eigentlichen kan 
						die dön erkennen sunder wan, 
						das ist den kindern min bekannt 
						wie sie min wares künnen fant: 
						die noten die da loufend sin 
						 
						440. 
						in die oktaven uß der prim, 
						der wise, wiße sunder wan, 
						die ist genant diapason. 
						die wise diapente sal 
						han uß der quinten iren fal: 
						 
						445. 
						so sal sich uß der quarten lan 
						die wise diatesseron. 
						kunt sint die semitonia, 
						doch kennt ir nicht der esel gra. - 
						die pfaffen die sint mine knecht, 
						 
						450. 
						und wolden sies besinnen recht, 
						so wer ir lesen gar ein wicht, 
						hort man mich in dem kore nicht. 
						wo das ich swig, da ist der ban: 
						des sint in fürsten undertan. - 
						 
						455. 
						falseten, linde, grop und scharf, 
						min pinsei alle dön entwarf. - 
						des si gefragt der keiser gut, 
						sint ich uß leide ritters mut 
						ruf, das er folget freuden ban, 
						 
						460. 
						ab ich die wirde sülle han. 
						min sank was ewik von der meit, 
						durch die dem menschen leben teit: 
						min don der sluk und brach die luft, 
						biß das ich in des herzen gruft 
						 
						465. 
						lokte got, als es im zam, 
						und menscheit von der meide nam. 
						des mag ich in der kronen stan, 
						sint ich die wird ersungen han.« 
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						Astronomi, 
						der künste kern, 
						lert himmels lauf und ouch der stern. 
						 
						Darnach Astronomia quam, 
						 
						470. 
						in richem kleid als es ir zam: 
						das was mit sternen gar durchsat, 
						als es gots finger hat genat. 
						sie sprach: »was tat zukünftik ist, 
						das offent miner künste list: 
						 
						475. 
						Christi geburt nach menschen art 
						kundik den küngen von mir wart; 
						wann hunger, sterben kummen sal, 
						von strite mensche wann zutal 
						gemeinlich fallen muß durch not, 
						 
						480. 
						das ich der werld ie vor enpot: 
						es offent des cometen list 
						oft (wie der nicht ein sterne ist). 
						wie das zwefaldik si der louf 
						des himmels, der uß gotte trouf: 
						 
						485. 
						der erste louf von orient 
						des himmels hin gein occident: 
						nie kein wegen, als ich las, 
						vor tegelichem wegen was. 
						eins andern loufs die sterne pflegn. 
						 
						490. 
						die sich gein oriente wegn: 
						die achte spere sunder spar 
						leuft sechs und drißik tusent jar, 
						Saturnus drißk, zwelf Jupiter, 
						Mars zwei, gelöube mir der mer, 
						 
						495. 
						ein jar die sunne loufen muß, 
						acht stunden minner hat Venus, 
						Mercurius dri virtel jar, 
						der man vir wochen sunder spar, 
						wie man den polum articum 
						 
						500. 
						findet und ouch antarticum. 
						ouch ler ich miner künste kint, 
						wie das der zeichen zwelfe sint. 
						und wie die sunn darinne get. 
						Aquarius der erste stet, 
						 
						505. 
						Ster, Fische, Ochse, Gemini, 
						nach dem krouch der Krebeß ie. 
						der Leuwe, Meit und Scorpio, 
						die Wage mit dem Schützen so, 
						der Steinbok muß das letzte sin: 
						 
						510. 
						das ist Saturni hüselin. 
						sust weiß ich louf und sternen art. 
						von mir got menschen kundik wart. 
						welch arzt hie miner künst enpirt, 
						mit dem die sichen sint verirt. 
						 
						515. 
						des mag ich in der kronen stan 
						der meit, die dri personen span 
						uß einem worte sunder pin: 
						nicht brach ir glas der sunnen schin.« 
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						Uns kündet Phisica nu, wie 
						der kranke sich mak stüren hie. 
						 
						Die nünd was Phisica genant: 
						 
						520. 
						das leben truk ir rechte hant, 
						die linke hant die truk den tot 
						den tiren von naturen not. 
						sie sprach: "das leben ist ein wegn: 
						die wil ich se das tir sich regn, 
						 
						525. 
						so merk ich, das des lebens geist 
						mit kraft in tires herzen reist, 
						ich merk ouch wie ein iglich tir 
						sich sacht uß elementen vir, 
						uß erd, uß luft, uß wag, uß für: 
						 
						530. 
						darnach ich geb dem tire stür, 
						ab dürre, fücht adr überkalt 
						adr hitze hab das tir ersnalt, 
						das sich sin leben neigen wil, 
						min kunst es uf sin erstes zil 
						 
						535. 
						leitet, so das es sich enthelt. 
						wo aber eins zu wit sich spelt 
						uß der naturen wage snall, 
						das tir muß fallen hin zutal: 
						naturen urteil das gebot; 
						 
						540. 
						des lebens roup heißet der tot. 
						got selber miner künste stap 
						den tiren hie zu stüre gap, 
						das die behalden sal min kunst, 
						die sust verdempfte todes dunst. 
						 
						545. 
						du kranker, in min schule kum: 
						ich ler dich, wie reubarbarum 
						mak fegen alle colera, 
						und ist dem ersten stapfen na 
						in wurzen, die da hitzik sin: 
						 
						550. 
						der krank sie nutzet ane pin. 
						die salbei helt die ander stuf: 
						welch arzt es weiß, der ist kein luf. 
						uf der dritten stufen ouch 
						wil stete wonen knobelouch: 
						 
						555. 
						er derret unde hitzet dich 
						und ist dir selden frumelich 
						der pfeffer und der safferan, 
						die wollen uf der virden stan: 
						wer überswenke nutzet die, 
						 
						560. 
						der mak nicht lange bliben hie 
						naturen urteil hat geteilt: 
						von wider wider wirt geheilt. 
						ich bin naturen hüterin: 
						brunn adels, keiser, das besin, 
						 
						565. 
						das man vor mine schule quam 
						und salben gottes kinde nam. 
						des mag ich wird und ere han 
						und ewik in der kronen stan.« 
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						Hie Alchimia kündet das, 
						wie in naturen grunde was 
						mensch, esel, pfert und ochse glich: 
						des wirt uß kupfer gimme rich. 
						 
						Die zende Alchimia hiß, 
						 
						570. 
						die ir ein urteil werden liß. 
						sie sprach: "ich bin der künste kunst, 
						wie das mich flüt der toren gunst: 
						ein iglich kunst ist in ir war, 
						ab sie der tore nicht erfar: 
						 
						575. 
						es ist kein dink, des sache nicht 
						recht elich orden hab geticht: 
						die kunst die ist unschuldik dran, 
						ab Heinrich nicht wol tichten kan. 
						in der naturen grunde nicht 
						 
						580. 
						schelt kupfer, golt, nature spricht: 
						ein iglich erz geboren wart 
						uß swebels und queksilbers art: 
						des himmels blik und ouch die stat 
						zin unde golt gescheiden hat 
						 
						585. 
						das laß dir nicht ein wunder sin: 
						kint, wer der sam des vaters din 
						gegoßen in ein ander stat, 
						ein ander form du hettst gehat: 
						die stat gebürt ein anefank 
						 
						590. 
						ist sam der vater ane wank. 
						die farben ler ich dich von erst, 
						darnach zu den höchsten kerst. 
						uß swebel und queksilber wirt 
						zinober: daran nimant irt, 
						 
						595. 
						ab ers kan malen in den topf; 
						lasure flicht den selben zopf 
						mit salze armoniaco: 
						die farben ler ich alle so. 
						du merkest warheit miner kunst, 
						 
						600. 
						dempft dich nicht unvernünste dunst. 
						das silber wandel ich in golt 
						uß miner richen künste solt: 
						alun ich nem und minium, 
						mit salze armoniacum, 
						 
						605. 
						tutiam und den grünspan, 
						sal nitri muß ich darzu han. 
						ich sag: das ist der ware wek, 
						ab du kanst finden minen stek: 
						(der esel bi dem brunn erdürst, 
						 
						610. 
						des sin vernunst nicht hat gefürst). 
						sust silber, gold ich machen kan, 
						den alle kunst ist undertan; 
						der werlde zir und ir gelit 
						sich uß mir wirket unde smit. 
						 
						615. 
						des mag ich in der kronen stan, 
						sint ich das golt gemachet han 
						der maget, in der herzen touf 
						gots kint von einem worte trouf.« 
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						Kunst gottes, Metaphisica, 
						künt, wie der engel wegen ga. 
						 
						Die eilft hiß Metaphisica 
						 
						620. 
						die was vor der naturen gra. 
						uß der selben rechten hant 
						sich schonde der naturen want. 
						die selbe sprach: »und wer ich nicht, 
						so wer nie kunst noch dink geticht: 
						 
						625. 
						min kunst hat alle dink gesacht, 
						die andern künste sint gemacht 
						von dingen und uß dingen gen, 
						und möchten ane dink gesten 
						mit nichte, wiße sunder wan, 
						 
						630. 
						davon sie mir sint undertan. 
						ich, gottes kunst, wer min enpirt, 
						von dem ist selikeit gefirt. 
						ich saß in gottes herzen rink, 
						e ie geschepfet wurde dink. 
						 
						635. 
						ich lere nicht wan einen got: 
						wer gotte setzt, das ist ein spot. 
						nim zeichen warer lere min: 
						es muß von not ein keiser sin, 
						darnach sint fürsten, darnach wart 
						 
						640. 
						des ritters und gebures art. 
						sust ist ein got unwegelich: 
						der speren geiste wegen sich 
						gein im nach miner künste guß. 
						under mir der naturen fluß 
						 
						645. 
						ist, über mir der ware got, 
						unwegelich gar sunder spot. 
						got sam ein ende weget fri, 
						kein dink nicht stürt sin edeli: 
						zu im stet aller geiste ger, 
						 
						650. 
						pin unde müde sint sie ler; 
						ir ußsatz der ist nicht getan 
						uß formen und matergen ban: 
						uß gottes herzen ist ir satz. 
						des himmelriches freuden schatz, 
						 
						655. 
						welch geist den nicht beschouwet dort, 
						des klag wirt endelos gehort. 
						ouch ist das von der lere min, 
						wie das der engel achte sin, 
						die alle speren wegn in tat. 
						 
						660. 
						recht sam ein end wegt gottes rat, 
						von dem man eigentlichen spricht: 
						got ist und anders worte nicht. 
						Nimant kunst mak geleren min, 
						er müße dann durchlüchtet sin 
						 
						665. 
						von gottes geiste sunder wan. 
						des mag ich in den kronen stan 
						der maget und der mutter klar, 
						der genzlich dint der engel schar.« 
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						Gelouben sunder zwifels art 
						hie lert Theologia zart. 
						 
						Darnach Theologia quam. 
						 
						670. 
						mit siben hornen stunt ein lam 
						an irer brust, sie sprach: »min list 
						künt, wie das got drifaldik ist, 
						eins wesens und personen dri. 
						mer, himmel, engel, erde fri 
						 
						675. 
						der selb in sines wortes ruf, 
						die creature ganz geschuf. 
						und wie sin wort zu fleische wart 
						(und spilt sich nie von gottes art) 
						in ires reinen herzen ror, 
						 
						 
						 
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