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Lieder 1/1
nhd.

 

Für uns kommt eine freudenreiche Zeit
Wollt ihr in vollkommener Freude leben
Der Winter ist vergangen  Leich
Ich preise eine Frau
Der König von Marokko
Ich muß beklagen
Auf, auf, laßt uns überall tanzen!
Alljährlich entblättert sich der Wald


Für uns kommt eine freudenreiche Zeit
01

 

1.
Für uns kommt eine freudenreiche Zeit,
darüber freut sich alles, was lebt —
die viele in freudige Erregnung versetzt.
Ein Hoch auf dich, Mai, daß du

2.
so voller Freuden gekommen bist!
Das ist ein Vergnügen für mein Herz.
Wir haben alle deutlich vernommen,
wie der Fürst leben will.

3.
In Österreich und andernorts
wird er sich immer höchsten Ruhm sichern.
Hier wie dort und da
kennt er sich in allen Angelegenheiten aus.

4.
Er hat seine Sache so gut gemacht,
daß man diesem würdigen Mann Dank schuldet.
Der kann sich stets glücklich schätzen,
dem er seinen Gruß entbietet.

5.
In Ehren wird er mächtiger, dieser Held,
von Jahr zu Jahr mehr und mehr.
Ich weiß nicht, ob ihr das glauben mögt:
Er unterläßt es nicht trotz kleinlichem Haß.
Seiner Würde gemäß kann ihn niemand genügend loben.
Was er auch tut, wer wagte das auf sich zu nehmen?

6.
Solche habe ich zu meinen Lebzeiten noch nicht viele gesehen,
das erkennen, wie man hört, die Weisen und die Besten ihm zu.

7.
Sie schlafen noch, er weckt sie, so scheint es mir.
Es war alles ein Spiel — bisher, nun mögen sie sich in acht nehmen,

8.
daß sie den Helden nicht erzürnen!
Das ist mein Rat, es kann (ihnen) schaden.
Ich weiß nicht, ob sie es überhaupt glauben:
Sie haben sich mit ihm völlig übernommen.

9.
Und müssen alle zurückweichen,
wohin er sich auch mit seinen Kriegern wendet.
Er schwebt hoch über ihnen
majestätisch wie ein Adler.

10.
Seinem Befehl bin ich treu, er lehrt nur würdevolles Verhalten.
Sie richten nichts gegen seine Ehre aus, die ist überall verbreitet.
11.
Er hat und kann und wagt zu handeln, der stolze und mutige Waliser.
Wer lebt noch, von dem man heute so viel Bewundernswertes erzählt?

12.
Er ist kein bißchen wankelmütig,
Was er verspricht, das macht er wahr.

13.
So fahren mit ihm Juden, Christen, Griechen, Kumanen, Heiden in großer
Zahl, Ungarn, Polen, Reußen, Böhmen; wer überhaupt angenehm leben will,
dem ergeht es bei ihm gut, wohin er auch fährt, wenn er ein tüchtiger Kerl ist.
Viele Arme versorgt er: ich nehme nur mich zum Beispiel.

14.
Zudem sorgt er für den tiefsten Frieden in all seinen Landen,
für gerechte Preise bei allen Gütern, er verhindert Raub und Brandschatzung.

15.
Sein Herz blüht wie ein Baum,
der zu allen Zeiten Freude trägt.
Die Freigebigkeit aller anderen ist wie ein Schatten
im Vergleich zu seiner, bei ihm ist die Ehre zuhause.

16.
Meiner Meinung nach ist es so: Wer ihn nur einmal in der Woche sehen
kann, dem kann keinerlei Unglück widerfahren.

17.
Er trägt mit Recht den Namen Friedrich,
auch hier kommt niemand ihm gleich.

18.
Sehr bald wird es geschehen,
daß man eine Krone
herrlich auf seinem Haupt sieht;
so zieht der Fürst herrlich dahin.

19.
Er ist unsere Freude,
ein Glanz wie die Sonne.

20.
So ist er, der ideale Fürst,
freigebig und ehrenvoll;
alle attraktiven Frauen
wollen etwas über ihn hören.

21.
Nach dem edlen Wohlgesinnten fragen sie oft am Rhein,
überall in den Alpen rühmt man ihn sehr und die Seinen.

22.
Zu Wasser wie zu Lande ist er so verwegen,
ich weiß nichts, das an dem Helden unvollkommen wäre.

23.
Traurige Herzen werden durch
ihn froh, wenn er den Damen zum Reigen singt.
Dabei helfe ich ihm,
indem ich mit ihm jederzeit gerne den Mai besinge.

24.
Seine Scherze sind in Ordnung,
denn er gibt jederzeit mit Ehren, der Reine,
dazu (kommt) hochherzige
offensichtliche Kühnheit. Sein Besitz gehört allen.

25.
Er ist jederzeit fröhlich,
das Lachen steht ihm wohl an,
das kann er sehr reizend
und mit großer Ausgelassenheit tun.

26.
Fest wie ein Diamant,
in jeder Hinsicht,
geht sein Ruhm durch alle Lande,
den kann niemand ankratzen.

27.
Lobte ihn irgend jemand besser als ich,
soll er seinen Nutzen daraus ziehen.
Alle Sänger, scheint mir,
müßten daran verzweifeln.

28.
Nun dorthin! Die Gesellschaft wird wieder zahlreich,
wenn wir von den Straßen aus auf dem Platz zusammenkommen.
Nun los! Ich kann euch noch verwundern, worauf ich nicht verzichten werde.

29.
Mit mir sollt ihr auf den Anger kommen,
wo man die jungen Leute in Scharen zusammenströmen sieht;
Da sind die Mädchen, vor denen man mit Flöten und Geigen aufspielen muß.

30.
Wo ist nun die Gute
mit ihrem Pfauenfederhut?
Die vergesse ich nie,
und sollte ich ewig leben.

31.
Bei der Linde wird man uns finden,
bei schönen Mädchen.
Dort werden wir singen und tanzen,
dort werden wir Erfolg haben.

32.
Ja, wo läßt sie sich finden?
Gleich da bei den schönen Mädchen.

33.
Da wird niemand traurig sein,
wo der Tannhäuser
mit der Liebsten so den Reigen tanzt.
Das würde ihn betrüben,

34.
wäre da nicht Frau Kunigund
mit ihrem gelockten Haar;
die trägt ihren roten Mund zur Schau.
Das sind Sommerpuppen!

35.
Da beginnt Matze mich zu necken, läuft mir mit dem Ball voraus.
Güetel, Güetel, mach Stimmung, damit es mir und dir gefällt!

36.
Auf, auf, Mädchen, genießt das Leben!
Weil uns Gott den Leib gegeben hat,

37.
so werden wir singen
und fröhlich tanzen.

Überlieferung: Heidelberg, Cpg 848 (C), Bl. 264v
01

 

Wollt ihr in vollkommener Freude leben
02
 

1.
Wollt ihr in vollkommener Freude leben,
so will ich euch den Weg zeigen,

2.
und seid ihr froh, so freue ich mich.
Seit wir den Sommer erblickt haben,
liegen die Wiesen ganz wundervoll da,
das muß man ihnen mit recht zugestehen.

3.
Zum Zeitvertreib ging ich
auf eine große grüne Wiese,
so daß die ganze Fläche so herrlich wirkte,
daß mir mein Liebeskummer verging.

4.
Da hörte ich die Vögel sich der
wundervollen Zeit erfreuen.
Das kam von dem erfrischenden Tau,
daß sie um die Wette sangen.

5.
Ich hörte dort mancherlei Gezwitscher
von den kleinen Vögelchen.
Die Wiese gab ihnen angenehmen Lohn
durch den Anblick verschiedener Blumen.

6.
Von diesen Blumen pflückte ich viele,
wo immer ich sie auf der Wiese erblickte.
Es schien mir ein angenehmer Zeitvertreib.
Ein Abenteuer widerfuhr mir,

7.
durch das mein Herz voll Freude war
und immer in Freuden bleiben darf:
Ich sah durch das grüne Gras
ein sehr schönes Mädchen gehn.

8.
Mein Herz, das wurde mit Freuden erfüllt,
als ich die Schöne das erste Mal sah;
sie schien mir so hinreißend,
daß ich mich ihr für eigen erklärte

9.
und ihr so nahe kam,
daß ich ihr meinen Gruß entbot
und sie mich wirklich wahrnahm.
Da wurde ich von allen meinen Sorgen befreit.

10.
Ach, wie diese Liebreizende erschrak,
als mich die Schöne erblickte!
Da war der Tag so wundervoll.
Sie trug einen rosenfarbenen Kranz.

11.
Nie sah ich ein schöneres,
so vollkommen wohlgestaltetes Wesen,
als sie über die Wiesen ging.
Bei ihr würde ich niemals alt.

12.
Ich sprach die Liebreizende an:
"Wie seid ihr so alleine hierher gekommen,
an diesem frühen Morgen?"
Sie antwortete: "Ihr müßt mir glauben:

13.
Wegen der angenehmen Luft kam ich im Tau
auf der Suche nach Rosenblüten her."
Ich sprach: "Liebreizende Herrin,
deine Gunst suche ich hier!"

14.
Auf sie richtete ich meine Gedanken
und auch die Neigungen meines Herzens:
"Herrin, um der dir eigenen Güte willen
nimm mein Herz mit dir hin!

15.
Das empfang zu deinem Lohn:
Du besitzt alle Arten von Vorzügen!
Herrin, Krone meines Herzens,
wenn das geschieht, handelst du recht!"

16.
Als wir zusammen in den Klee
traten, war uns angenehm weh zumute.

17.
Die Schöne drückte ich fest an mich.
Sie schrie, daß es sehr laut erscholl.
Ihren roten Mund, den küßte ich ihr.
Sie sagte: "Ihr bringt mich ins Gerede!"

18.
So wurde ich ihr Gesprächspartner.
Ich nahm sie bei der weißen Hand.
Wir sorgten für einen Glücksfall;
ich wurde mit Herzensfreude bekannt gemacht.

19.
Niemand kann wirklich begreifen,
was für eine beständige Freude unter uns herrschte,
als wem solches Heil geschieht:
der wird es um so mehr glauben.

20.
Wer niemals Herzeleid erfuhr,
der schreite mit Freuden diesen Tanz.
Wenn ihm das Herz durch Liebe entbrannte,
so soll er einen Kranz aus Rosen

21.
tragen: Der schenkt ausgelassene Stimmung.
Wenn sein Herz Freude begehrt
und innig an die Güte der Damen denkt,
dann wird er reichlich belohnt.

22.
Sie schenkt viel größere Freude
als das Blühen des lieblichen Maien,
als all die Blumen und der Klee.
Ihr lieblicher Name, der ist schön.

23.
Genau das habe ich an meiner geliebten
Herrin herausgefunden.
Gelobt sei die liebliche Stunde,
als ich das Strahlen ihrer Augen sah

24.
und ich in ihre Liebesbande
so sehr verstrickt wurde
durch Arme und durch weiße Hände:
Gelobt sei diese Liebesfahrt!

25.
Da ist sie getänzelt
über die (?) grünen Wiesen, ihr Kleid (?)
mit kleinen Falten schön verziehrt.
Auf sie richten sich all meine Gedanken.

26.
Wir wollen uns noch einen Tanz erlauben,
da das Tanzen bald sein Ende findet,
und wollen ausgelassen leben.
Mädchen, dazu habt ihr meinen Rat:

27.
Werft alle falsche Traurigkeit ab!
Seid — anständig — froh!
Gelangen wir zu ihrer Haltung,
so wollen wir es tun wie sie!

Überlieferung: Heidelberg, Cpg 848 (C), Bl. 265r
02

 

Leich:

Kommt von germanisch "laik" (Tanz, Spiel) und althochdeutsch "leih" (gespielte Weise). Der Leich ist eine Form mittelhochdeutscher Lyrik und geht zurück auf die lateinischen Sequenzen des Kirchengesanges. Vom Inhalt her unterscheidet man religiöse, Minne, und Tanz-Leich.

 

Der Winter ist vergangen
Ein Leich
03

 

1.
Der Winter ist vergangen,
das erkenne ich auf den Wiesen.
dorthin kam ich gegangen,
Angenehm wurde mir der Anblick

2.
durch die herrlichen Blumen.
Wer sah je einen so schönen Platz?
Von denen pflückte ich für einen Kranz,
den trug ich voller Freude zu den Damen beim Tanz.
Möchte jemand hoch erfreut werden, der ergreife diese schanze (Gelegenheit)!

3.
Da stehen Veilchen und Klee,
junge Schößlinge, Gamander,
die edlen Frühblüher.
Osterglocken fand ich dort, Lilien und Rosen.
Da wünschte ich, daß ich mit meiner Dame plaudern dürfte.

4.
Sie gab mir bei sich den Preis,
daß ich ihr dulz âmîs (süßer Freund) wäre,
mit Dienst diesen Mai über;
ihretwegen will ich sogleich den Reigen tanzen.

5.
Ein Wald befand sich dort in der Nähe,
dahin eilte ich.
Dort hörte ich die Vögel,
mich so süß empfangen:
Was für eine Begrüßung!

6.
Ich hörte gefällig tschantieren (singen),
die Nachtigall toubieren (schlagen).
Dort durfte ich parlieren (sprechen),
genau, wie mir zumute war:
Ich war ohne Beschwernis.

7.
Eine Au sah ich dort:
Durch den Wald floß ein Bach
zu Tal über eine Ebene.
Ich ging ihr langsam nach, bis ich sie fand, das schöne Geschöpf;
bei der Quelle saß die Herrliche, die von faiture (Gestalt) Süße.

8.
Ihre Augen hell und schön,
sie war im Reden nicht zu kühn,
man mochte sie wohl leiden.
Ihr Mund ist rot, ihre Kehle ist weiß,
ihr Haar blondgelockt, genau richtig lang,
glänzend wie Seide.                                                Auch wenn ich
vor ihr tot umfallen müßte, ich könnte mich nicht von ihr fernhalten.

9.
Weiß wie Hermelin
waren ihre zierlichen Arme.
Ihre Gestalt war schlank,
überall wohlgeformt.

10.
Ein bißchen grande (groß) war sie da,
anderswo wohlgeformt.
An ihr wurde nichts vergessen:
weiche Schenkel, gerade Beine, die Füße in der richtigen Größe.
Eine schönere Gestalt, die mein Herz belagert hätte, sah ich nie;
an ihr findet sich jede Vollkommenheit.
Als ich die Edle zum ersten Mal sah, da begann meine parolle (Rede).

11.
Ich wurde froh
und sprach da:
"Meine Herrin,
ich bin dein,
du bist mein:
Dieser Wettstreit möge immer herrschen!
Für mich stehst du ihnen allen voran.
Immer wirst du mir in meinem
Herzen überaus wohlgefallen.
Wo man auch Frauen bewerten wird, da muß ich dich laut rühmen,
sowohl deine Schönheit wie deine Güte,
du gibst der ganzen contrâte (Gegend) durch Freude ein Hochgefühl."

12.
Ich sprach zu der Liebreizenden:
"Gott und sonst niemand tue es,
wenn jemand dich behüten muß!"
Ihre Rede war lieblich.

13.
Sogleich verneigte ich mich da vor der Schönen.
Ich wurde dort an Leib und Seele froh
durch ihr Grüßen.
Sie bat mich, ihr zu singen
von den Ästen der Linde
und von dem Glänzen des Maien.

14.
Wo die Tafelrunde war,
wo wir damals so angenehm weilten,
als es Laub gab, darunter Gras,
verstand sie es, sich anmutig zu benehmen.

15.
Da gab es keine andere massenîe (Gesellschaft)
als uns zwei dort in einem Kleefeld.
Sie leistete, was sie dort sollte,
und tat, was ich da wollte.

16.
Ich tat ihr sehr sanft weh.
Ich wünschte, daß es immer noch weiterginge!
Ihr steht das Lachen gut.
Da fingen wir beide etwas Ausgelassenes an,
das geschah aus Liebe und auch aus merkwürdigen Gründen.

17.
Von Liebe sprach ich ihr,
das vergalt sie mir lieblich,
sie sagte, sie ertrüge es gerne,
was ich mit ihr täte, wie man es mit den Damen dort in Palermo tut.

18.
Was da geschah, daran denke ich immer wieder,
sie wurde meine Geliebte und ich ihr Mann.
Gelobt sei mir diese âventiure (Abenteuer)!
Wer sie sieht, der ist ewig glücklich,
da man von ihr nur das Beste spricht,
sie ist so angenehm.
Jede Forderung bewilligten dort auf der Ebene.

19.
Gäbe es jemanden, der größeren Erfolg hätte,
dann wäre ich nicht neidisch.
Sie war in so ausgezeichneter Stimmung,
daß ich den Verstand verlor,
Gott belohne sie für alles Gute!
So zwingt mich ihre Liebe.

20.
Was ist es, das sie mit mir macht?
Alles Gute,
alle ausgezeichnete Stimmung
habe ich durch sie für immer,
ich vergesse sie niemals.

21.
Auf, wohlauf Adelheid!
Du sollst mit mir zusammen fröhlich sein,
auf, auf, auf, auf, Irmengard,
du kommst wieder an die Reihe!

22.
Wenn eine da nicht aufspringt, trägt sie ein Kind,
es freuen sich alle zusammen, die da sind.

23.
Dort höre ich die Flöten wiegend blasen,
hier höre ich die Trommel schlagen,
wer uns hilft zu singen,
diesen Reigen zu tanzen,
dem soll alles bestens gelingen,
bei all seinen Vorhaben!.

24.
Wo sind nun die jungen Leute,
wenn sie nicht hier bei uns sind?

25.
So glücklich sei meine Kunigunde!
Könnte ich sie tausend Mal auf ihren
dunkelroten Mund küssen,
dann wäre ich für wohlauf.
Die hat mir das Herz tief verwundet,
bis auf den Grund der Liebe.

26.
Die ist entzwei,
heia nun hei!

27.
Des Fiedlers Saite
ist entzwei!

Überlieferung: Heidelberg, Cpg 848 (C), Bl. 265rv
03

 

Ich preise eine Frau
04
 

1.
Ich preise eine Frau, die ist noch besser als gut,
sie ist schön und noch viel schöner und von höfischer Gesinnung,
sie hat sich vor allen falschen Dingen gehütet;
ich habe nie eine Frau so sehr preisen hören wie sie.

2.
Isolde wurde nie so reizvoll
Noch Diana(?), die eine Göttin war.
Medea, was auch immer sie unternahm,
dabei half ihr mit Klugheit Frau Pallas.

3.
Juno gab Macht um Liebe, höre ich sagen.
Was Dido besaß, das wurde ganz und gar verteilt.
Lucretia(?), die ließ sich heimlich anschauen.
Palatrica nahm den Frauen viele Kinder.

4.
Helena war eines Königs Frau,
zu der kam eine Discordia;
das ging ihnen auch beiden ans Leben,
dafür bezahlte auch Amarodia.

5.
Es bewirkte eine Frau, daß Troja zerstört
wurde, die hieß Avenat.
Lunete, die war von hoher Abstammung,
Ihr Vater, der hieß Willebrant.
Venus wurde ein Apfel gegeben,
dadurch entstand große Not:
dafür gab Paris sein Leben,
dort lag auch Menelaos tot.

6.
Sybille war eine sehr kenntnisreiche Frau
bei dieser Amabilia;
sie sannen auf der Senatoren Tod;
das verursachte die leidige Invidia.

7.
Frau Blanscheflur, die war in jeder Hinsicht klug,
deshalb wurde der Welsche später sehr lange vertrieben.
Gawan, der würdig den Anker führte,
der beklagte, daß Iwein in dem Wald geblieben war.

8.
Sarmena beklagte großes Leid, nämlich
daß Gahmuret so untätig herumsaß;
zu Kuraz sprach sie damals voller Zorn:
"Dort maßte sich Lanzelet sich an,

9.
daß er mich an Parzival rächen könnte,
der Hector seine Burg zerstörte.
Er nahm zu Karidol den Gral,
Achilles rächte das dort nicht.
So rächt es Kalogrenant für mich,
was Opris mir auch antut."
Thisbe kannte einen Löwen,
auf Pyramus richtete sie ihren Sinn.

10.
Die herrliche Geliebte sprach zu ihrer Gefolgschaft so:
"Meine Gesellschaft wird glücklich über diese Kriegerschar sein."

11.
Ginover aus Britannien,
die Artus zur Frau erwählt hatte,
die man stets in großer Freude antraf,
der brachte ein junger Ritter aus Portugal

12.
aus der Provence ein Horn, das war von so wundersamer Art,
wer daraus trank und einen Makel hatte, daraus übergossen wurde.

13.
Porhtram, die war so vornehm in London geboren,
daß der Wigol den Provenzalen zum Lanzenkampf aufforderte.

14.
Herr Wigamur hielt es dort vor Kamvoleis
ganz so, wie wir es vernommen haben;
dem widerstand Herr Wigoleis,
der war den Damen zu Dienste gekommen.

15.
Tristan errang die Königin
von Marokko, wie wir sagen hören.
Eine Morin war die Heidin.
Über die Alten sollen wir hier schweigen

16.
und meine Gute preisen,
die reine, gut gelaunte,
wo sie auch im Tanz schreitet
mit ihrem Rosenkranz,
darüber ein weiteres Kränzchen,
eine weiße gefaltete Schleppe;
ihr Haar dem Golde gleich,
wie Gott es wünschen müßte,
kraus wie die Seide:
man könnte sie gut leiden;
wo die Liebe willkommen wäre,
da würde die Geliebte gut passen.

17.
Vom Orient bis zum Okzident wurde nie eine schönere Frau geboren.
Ich habe die Gute, gut Gelaunte für immer als Trost auserwählt.
Ihr Mund ist gewölbt, nicht verunziert sind ihre Wangen und ihr Hals.
Wenn ich sagte, daß ich sähe, wo ihr Körper gerundet ist,

18.
davon soll ich nichts sagen, seht, das gehört sich nicht,
aber wenn jemand sie mit meinen Augen ansieht,

19.
muß sie ihm gut gefallen,
nach Wunsch und mehr als den anderen.
Ich preise ihren Anstand, ihre Güte,
ihre Beständigkeit, ihre höfische Gesinnung.

20.
Ihr Körper, der ist so wohlgestaltet:
Wer an ihrer Seite alt werden dürfte,
der würde von aller Welt gepriesen.
Sie sieht so lieblich aus,
an ihr ist nichts vergessen,
ihre Maße sind, wie man sie wünscht.
Ganz um ihre ganze Hüfte,
da soll ein schmales Band liegen,
schön weit nach unten gesenkt,
wo man mit ihr in dem Saal tanzt;
da ist ihr Körper gerundet,
ganz und gar nach Wunsch.

21.
Folge mir, wie auch ich dir folge, du innig geliebte Reine, du Gute, du Süße!
Tust du das, dann wird mir wohler. Möge Gott dich schützen,
liebe mich, wie ich dich liebe! Soll ich je Beistand oder Freude erlangen,
meine Herrin, das kann überhaupt nur durch deine Liebe geschehen.

22.
Ihr gut Gelaunten, laßt euch die Gute behagen!
Sie soll mit Recht der Ehren Krone tragen.

23.
Wo sie zur Linde geht
mit gut gelaunten jungen Leuten,
da steht ihr das Tanzen gut,
sie ziert sogar den Mai.

24.
Das Lachen steht ihr gut,
das kann sie hinreißend machen.
Sie macht traurige Herzen froh, rasch
verjüngt sie den, der vorher alt war.
Lobt jemand seine Dame besser,
darüber bin ich niemals verärgert.
Nun heia, Tannhäuser!
Vergangen ist dein Kummer,
wo die Geliebte bei dir ist.
Die bereitet so viele Freuden.
Dort wurde schön gesungen,
getanzt und gesprungen.

25.
Nun herbei! Paßt auf, wo die Geliebte tanzt,
vor mir, hinter mir, wie die Saite erklingt,
prachtvoll geschnürt,
sehr artig anzuschauen.
Wo ist meine Frau Matze?
Auf die springe ich zu, um sie zu necken!
Nun seht ihre Füße an!
Die machen es so liebreizend.
Seht auf ihre zierlichen Beine!
Braungelockt ist ihr Kleines Ihr-wißt-schon-was ich-Meine.

26.
Wo bleibt meine Frau Jutze, die Liebe, so lange?
Elle soll nicht so bedrängend tanzen!
Nun auf zur Linde, ihr jungen Leute,
dort wird unter dem Kranz zum Tanz gesungen!

27.
Heia, Sommerfreude,
wer uns dich mißgönnte!
Hier nimmt der Tanz ein Ende.
Wer uns die Freude verdirbt,

28.
dem mögen die Rosen fernbleiben
und alle Krokusse
und der Gesang der Vögel!
Mich drängt, was mich seit jeher dort drängte.

29.
Nun singe ich wieder »hei!«
Heia, nun hei!

30.
Nun ist dem Fiedler
sein Fiedelbogen zerbrochen!

Überlieferung: Heidelberg, Cpg 848 (C)Bl. 265v – 266r
04

 

Der König von Marokko
05

 

1.
Der König von Marokko besitzt noch genügend Berge,
die golden sind, im Kaukasus, das höre ich sagen.
Wie reich er auch sei, meine Absicht führe mich nie dorthin.
Ich habe den [König] aus dem Berberland durchaus gesehen.

2.
Von dem von Persien höre ich Wunder sagen;
trotzdem besitzt noch größere Macht der von Indien.
Viele Heiden höre ich den König von Latrize beklagen;
ebenso den Sultan von der Sitrikan.

3.
Ich kenne auch den Pilat dort von Zazamank gut;
in Babylon erzählen sie, wie vortrefflich der sei.
Aus Alexandria richte ich keinen Gedanken;
der König von Bagdad bleibt immer von mir verschont.

4.
Von König Kornetin habe ich viel gehört.
Vor Damaskus fließt der Jordan, das weiß ich.
Bei Jerusalem bin ich zum Kornetal gekommen,
Encolia auf Zypern ist mir wohlbekannt.

5.
In Armenien war ich.
Wie knapp ich da davonkamm!
Statt nach Antiochia kam ich unfreiwillig in die Türkei:
dort gab es viele Taten,
von denen ich singen will.
Der Vatatzes bezwang mit seiner Freigebigkeit die Griechen ganz und gar.

6.
Ein rois (König) von Thessaloniki,
der war von Montfort.
Zu Konsatantinopel gab es eine grande (gewaltige) Neerfee.
Das große weite Troja,
das vwurde gegen seinen Willen
zerstört, dort sollte später die Romania sein.

7.
Auch erben zu Künis die Frauen und nicht die Männer.
Daran grenzt Bulgarien, höre ich sagen.
Die Kumanen leben gesetzlos in Tanagran,
darüber hörte ich die Ungarn und die Russen oft klagen.

8.
Der Böhme sollte wohl mit den Mächtigen übereinstimmen.
Sizilien muß den Kaiser untertan sein.
Die Sarden haben auch einige seltsamen Sitten.
Den Schirmherr Roms habe ich oft gesehen.

9.
Frankreich befindet sich in tiefem Frieden und ebenso England.
Die im Arelat wollten stets ebenso frei sein
Wegen Artus wurde Britannien Karidol genannt.
Die Wilzen stammen ursprünglich aus Tenebrie.

10.
Es gibt fünf mächtige Imperien —
der ist so unwissend wie ein Kind,
wer die nicht kennt — in Spanien, und die sind doch bekannt:
Das eine ist Portugal,
und das hat reiche Täler;
das nächste ist Galizien und ist unermeßlich reich.

11.
Der dritte (König) besitzt genug und ist von Arragon.
Der vierte geht von Kastilien bis nach Gramizun.
Den fünften von Navarra, wer den sehen will,
der reise dort hin, dann muß er mir beipflichten.

12.
Terramer, der führte ein Heer mit Gewalt nach Orange.
Das geriet denen aus der Champagne zum Verderben,
sie verloren dort viele Kriegerscharen, junge wie erfahrene.

13.
Oravil brachte sich in Not, sehr zum Leid der Burgen dort.
Da lagen sehr viele Waliser tot zu Turnis auf dem Feld.
Das bewirkten sie da gemeinsam.

14.
Wien hat viele Juristen.
Die Kunst der Astronomie
will ich nicht in Toledo erlernen,
ausgehend von der Nigromantie.
Zauberei ist nicht gut.

15.
Irland hat viele Schotten, fest in ihrem Glauben.
In Norwegen benötigt man gegen die Kälte gute Kleidung.

16.
So hat auch der von Dänemark
viele Inseln besetzt.
So kann ich den von Österreich
nicht einfach vergessen,
der war ein kühner Held,
bei dem lebte ich.

17.
Der aus Bayern kann sich wohl Königen gleichsetzen,
ich erblickte nie wieder einen ebenso freigebigen wie reichen Herrscher,
einen so wahrhaft lobenswerten.

18.
Heia, Tannhäuser, bleib immer bei ihm
ohne jede Wankelmütigkeit! So machst du dich bei den jungen Leuten beliebt
und dein Leid kann vergehen.

19.
Nimm den Rosenkranz,
trag in der Guten zum Tanz
und flicht ihn ihr zu Ehren!
Laß dein Trauern sein,
kümmere dich um deine geliebte Herrin!
Sie tanzt so vornehm.

20.
Vivianz ist schön.
Gunrûn nimmt ihn sehr genau wahr,
genauer noch als Echelabüre.
Über bel amur (schöne Liebe) verfügt sie,
wenn sie die vergehen läßt,
so freut sich meine Palüre.

21.
Saladin erzwang mit seiner freigebigen Hand ein Wunder.
Ebenso hielt es König Ermenrich mit dem Land Belagunder.

22.
Es fügte sich nie besser,
als da ich die Liebliche ganz allein antraf.
Mache mich froh, glückselige Frau,
laß mich an deiner Hand tanzen, du Reine!

23.
Spräche ich viel über Roland, wären das nur Vermutungen.
Nun lassen wir die Recken beiseite und alle die von Trane
und die von Bridamane!

24.
Eine schampenîe (Feld) war da,
ein fôrest (Wald) befand sich in der Nähe,
dort gab es manchen bel amîe (schönen Freund),
der dorthin zu eilen begann,
als er meine Geliebte erblickte.

25.
Auf auf, meine Gute,  zu mir, zum Reigen!
Ich habe das Gefühl,  daß wir ein Paar werden müssen.
Hin zu der Geliebten, der Schönen, der Süßen,
die meinen Kummer zum Teil vertreiben kann!

26.
Wohin nun, Jute und Lose?
Hier tanzen Metze und Rose.
Wohin nun, Richi und Tütel?
Hier tanzen Bele und Gütel.

27.
Schön mit dem Kranz
schreitet beim Tanz!
nie wurde ein Körper schöner geformt:
Nun laß dich lieben, glückselige Frau,
edles Geschöpf,
Palüre!

28.
Ihr Mund brannte wie ein Rubin im Glanz der Sonne,
ihr Hals ist ein Diamant, ein Schrein voller Vorzüge.

29.
Wohin nun, Flötenspieler, Harfner und Trommler?
Zu der Guten, Hochgestimmten, die so viele Freuden bringt!
Wo sind nun die Trompeter?

30.
Nun sänge ich noch viel mehr,  ich befürchte aber,
daß es die stört,  denen ich es gerne vorführe.

31.
Jetzt ist dem Geiger  die Saite gerissen!
Genau das geschieht ihm  jede Woche!

32.
Heia, Tannhäuser,
sei nicht traurig!

33.
Wo man auch singt,
tanze übermütig,

34.
Heia nu hei!

Überlieferung: Heidelberg, Cpg 848 (C), Bl. 266rv
05

 

Ich muß beklagen
06

 

1.
Ich muß beklagen,
daß die Welt seit einiger Zeit
alle Hoffnung auf Freude aufgeben will.

2.
Die ist so kleinmütig;
was auch immer ich in ihrem Dienst gesungen
habe, dafür sagt sie mir geringen Dank.

3.
Einen anderen Mißstand
beklage ich allen Ernstes: daß die
wahre Freigebigkeit bei den Herren tot ist.

4.
Dafür nenne ich zuerst
den Kaiser Friedrich.
Ach je, daß man in allen deutschen
Herrschaften nicht einen König

5.
finden kann, dem nach ihm des
Reiches Krone wirklich zukäme!
Ach je, daß er nicht leben soll,
dem sie so herrlich paßte!

6.
Das war der freigebige König Heinrich,
bei dem war der Frieden von Dauer.
Daß ihm niemand nacheifert,
indem er sich des Reiches annähme

7.
Und ihm in Treue beistünde!
Jetzt ist der König gestorben
und das Reich völlig ohne Erben.
Dadurch ist vom besten Land

8.
Ein großer Teil zerstört.
Solange er lebte, König Konrad,
da waren viele noch voller Kraft,
die nach der Herrschaft strebten.

9.
Nun ist mit dem (Aufwand für das) Gefolge aller vorbei.
Wo sieht man noch eine Pracht entfalten,
wie es bei Königen üblich war,
für Bekannte wie für Gäste?

10.
Ein mächtiger König aus der Böhmen Lande
und auch in Österreich,
ein Leopold und ein Friedrich,
die lebten ohne Tadel.

11.
Ein junger Fürst von Meran
und auch ein Welf von Schwaben,
die bereitwillig vielen Leuten
eine Menge kostbarer Kleidung schenkten.

12.
Ein junger Held von Abenberg
Und Hugo, ein Tübinger,
die wirkten beide Herrenwerk,
sie halfen vielen aus der Bedrängnis.

13.
Ein Hermann aus dem Thüringer Land,
dazu ein Brabanter,
Konrad, von Landsberg genannt,
dazu der Bogener,

14.
dessen Freigebigkeit mir wohlbekannt war.
Wer erbt nun ihre Freigebigkeit?
Erich aus Dänemark,
dem wurde keine Gabe zu viel.

15.
Seine Vorzüglichkeit wankte kein bißchen,
sie erweist sich stets als gleichmäßige Treue.
Dabei kommt mir ein Herr in den Sinn,
der zeigt so vollkommene Treue:

16.
von Brehna ein Graf Dietrich,
der besitzt wunderbar viele Vorzüge.
Großzügiger Gott im Himmelreich,
gewähre mir vor allem das

17.
an seinem Sohn, Konrad genannt:
Solange ihn die Erde trägt,
so wünsche ich das um aller Länder willen,
daß er ein gerechter Herrscher werde

18.
und den Weg seines Vaters einschlage
nach der Lehre für einen gerechten Herrn.
Solange ihm die Jugend vorangeht,
so hat sein Alter Ehre.

19.
Genau so hält es der junge Fürst,
eben der aus dem Land der Thüringer;
Albrecht erwächst großer Ruhm,
Brüder ohne Tadel.

20.
Aus der Polen Land ein edler Fürst,
den will ich nicht vergessen.
Frau Ehre begehrt ihn jederzeit,
die hat ganz von ihm Besitz ergriffen.

21.
Herzog Heinrich, reich an Ehren,
von Breslau genannt,
den will ich ganz gewiß loben:
meine Worte beschreiben ihn genau.

22.
Hätte er den Besitz von tausend Fürsten,
sagt man in den deutschen Herrschaften,
den verschenkte sein großzügiger Sinn
und täte es bereitwillig.

23.
Friede und Recht sind ausgesandt
von ihm auf seinen Weg.
Der junge König aus der Böhmen Land,
der lebt in eines Königs Weise.

24.
Wer sah zu irgend einer Zeit je
eines so edlen Fürsten Krone,
wie er im Land der Böhmen trug,
dem sie so prächtig stand?

25.
Gott helfe der Seele aus großer Not!
Ich denke dabei an alle die Herren,
die in bezug auf wahre Freigebigkeit tot sind
und auch der Preisung ihres Ansehens.

26.
Gott nehme sie alle in seine Schar auf!
Ich will von Fürsten singen —
derer finde ich leider überhaupt nur wenige —,
die sich jetzt um Ruhm bemühen.

27.
Dem man stets das Beste nachsagte,
Heinrich von Meißen,
der seine Treue niemals brach,
der ist ohne jeden Makel,

28.
er sollte des Reiches Krone tragen,
der Vater mit seinen Söhnen.
Ich konnte in meinem ganzen Leben niemals
irgend einen Makel an ihm finden.

29.
Hennenberg besitzt großes Ansehen,
durch Vorzüge noch erhöht.
Graf Hermann, o was für eine Zeit,
daß er nicht gekrönt wurde!

30.
Deshalb muß ich ihn zurecht beklagen.
Gott möge ihm dort lohnen!
Seinem Wert nach müßte er
im Himmelreich die Krone tragen.

31.
Aus der Sachsen Land Herzog Albrecht,
der war das Vorbild der Fürsten.
Er konnte uns schlicht Frieden bringen;
die ganze Welt ehrt ihn.

32.
Von Bamberg Bischof Egebrecht,
den will ich gerne grüßen.
Er war mit allen Vorzügen gesegnet,
er verstand es, Leid zu lindern.

33.
Aus der Baiern Land ein edler Fürst,
den grüße ich mit meinem Gesang.
Sein Herz strebt nach vielerlei Ansehen,
nach seiner Freigebigkeit verlangt mich.

34.
Sein Bruder heißt Ludwig,
der besitzt wunderbar viele Vorzüge.
Den Fürsten da von Braunschweig
behüte uns Gott besonders.

35.
Um den Hof von Brandenburg steht es gut:
die fühlen sich so,
daß sie ganz voller Weisheit sind,
diese Weisheit richtet sich auf Besitz.

36.
Wo soll ich Herren suchen,
die sich heute um Lob bemühen?
Die wird Frau Ehre zeigen!
Wer wahres Lob wertschätzen kann,
in der Sprache eines edlen Herrn,
dem wird Lob gesungen!

37.
Ich will den Fürsten nennen,
wenn ihr ihn erkennen wollt:
Sein Gruß und auch sein Lachen,
Das kann mir Freude machen!

38.
Seine Rede ist sittsam und lieblich die Worte,
das paßt niemandem besser als edlen Damen,
da ihre Güte vielen liebeskranken Männern
hilft, die in den Fesseln ihrer Liebe liegen.

Überlieferung: Heidelberg, Cpg 848 (C), Bl. 266v — 267r
06

 

Auf, auf, laßt uns überall tanzen!
07

 

1.
Auf, auf, laßt uns überall tanzen!
Seid fröhlich, ihr hochgemuten Leute!
Reizvoll steht der Wald.
Das sind wirklich erfreuliche Nachrichten.

2.
Das ganze Jahr über bereitet sich das Jubilieren
auf den leuchtenden Mai vor.
Wo die Vögel überall lieblich singen,
ist ihre Schwermut dahin.
Über die ganze Wiese hinweg
sind die Blumen aufgegangen.
Alle Geschöpfe
müssen dadurch wieder jung werden.
Will eine Frau, dann wird mir wohl,
nach der mein Herz immer begierig gestrebt hat.

2.
Geschmolzen ist der leidige Schnee
auf der grünen Heide.
Erblüht sind uns die roten Blumen,
darüber freut sich die ganze Welt gemeinsam,
außerdem Veilchen und Klee,
eine leuchtende Augenweide!
Bei diesen Freuden ist mir weh zumute.
Das kann niemand ändern als die allein,
die mir zu singen befiehlt.
Der steht das Lachen gut.
Soll ich Erfolg haben,
kann das (nur) ihre Gnade bewirken.
Durch ihr Verschulden müssen noch
tausend Herzen und noch mehr krachen.

3.
Die, die mir am Herzen liegt,
die sah ich so herrlich
bei einem Tanz, wo sie sich voller
Eleganz unter den schönen Damen bewegte.
Genau da wurde ich glücklich.
Gott möge es ihr ewig lohnen,
daß sie mich so reizend empfing.
Könnte ich ihr noch einmal so zuschauen,
der Vollkommenen,
dann ginge es mir richtig gut.
Sie ist unvergleichlich.
Überglücklich soll die Edle sein!
Nach ihrer Liebe sehne ich mich schmerzlich,
noch ist die Welt voll uns trennender Überwachung.

Überlieferung: Heidelberg, Cpg 848 (C), Bl. 267c
07

 

Alljährlich entblättert sich der Wald
08

 

1.
Alljährlich entblättert sich der Wald,
und auch die Wiesen
verlieren ihre Farben durch den kalten Schnee.
Welche Gestalt haben die Zeiten angenommen!
O weh, welches Leid!
Schaut, wie der Anger daliegt:
Dahin ist der grüne Klee!
Wird die Reine,
die ich da meine,
mich vergessen, dann werde ich sehr oft traurig sein.

2.
Meine Freunde, helft mir,
der Lieben zu danken,
die hoch zu preisen ich singe!
Freudige Zuversicht verschafft sie mir!
Könnte ich der Weißen
ihr rotes Grau braun machen!
Sie will den Apfel, den Paris
um der Liebe willen
der Göttin gab.
Gelingt mir das, dann darf ich mich ihren Geliebten nennen.

3.
Was ich auch will, das ist für sie "nein".
Mußte ich das auch bisher ertragen —
wie lange soll das noch so weitergehen?
Genau darin stimmen wir überein.
Könnte ich sie meiden,
wollte ich das gerne tun.
Sie fordert von mir den leuchtenden Stern
Tramontana
und den Mond
zur Sonne: darauf will sie nicht verzichten.

Überlieferung: Heidelberg, Cpg 848 (C), Bl. 267c
08