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Ulrich Boner

wahrscheinlich gegen Ende des 13. Jahrhunderts in Bern geboren, wo er später als
Predigermönch wirkte. Über sein Leben ist nichts näheres bekannt.
1324‒49 urkundlich als Dominikaner in Bern nachgewiesen.

Ulrich Boner schrieb in Berner Kanzleisprache nach lateinischen Quellen Tier- und
Pflanzenfabeln in Reimen ("Der Edelstein," 1461 gedruckt und mit Holzschnitten geschmückt).
Das Werk ist ein wichtiges Zeugnis der mittelalterlichen europäischen Fabeldichtung.

Sein Werk "Der Edelstein", -benannt nach der ersten Fabel: "Von einem hanen und einem edelen
steine".- enthält 100 Fabeln und wurde um 1330 verfasst.
Die Fabeln übernahm Boner aus dem Lateinischen –unter anderem von Avianus,
Anonymus von Nevelet, der eigentlich Isaac Nicholas Nevelet hieß oder Phaedrus.– und die er
dann in Versform neu erzählte.
Boner zeigt in seinen Fabeln die menschliche Torheit und Ungerechtigkeit, Undankbarkeit und
Untreue; er preist Freiheit und Freundschaft und gibt wiederholt die Lehre, dass man dem
guten Rat folgen und sich vor dem schlechten hüten soll.
Er wendet sich ausdrücklich nur an den, der ihn hören will. Dies zeigen häufige Wendungen wie
"Wer das Gute tun will" oder "Wer meinen Rat hören will" usw.
Ulrich Boner möchte mit seinen Fabeln beraten.

Bald nach der Erfindung der Buchdruckerkunst wurde "Der Edelstein" als erstes Buch in
deutscher Sprache gedruckt (1461), das ist ein Beweis dafür, wie beliebt dieses Schriftwerk
zu jener Zeit war.
1757 kam die Sammlung unter dem Titel "Fabeln aus den Zeiten der Minnesänger" neu heraus.
Lessing ist es zu verdanken, dass der "Edelstein" wieder unter seinem richtigen Namen in der
Literatur zu finden ist.