XXI.
Von einem loewen und einer muse
Von widerdienste
Ers mals ein loewee sich ergieng
In einem walde, da er vieng
Ein mus; die wold er ertoedet han.
Si sprach: »Her loewe, lant mich gan!
Es zimt nicht uiwer biderbkeit
Noch uiwer edelmuetekeit,
Noch lop noch ere lit daran,
Uib ir mich tödent. Lant mich gan!
Was eren mag ein kuinig bejagen,
Uib von im wirt ein knecht erslagen,
Des er gewalt hat wen er wil?
Ist im des eren, der ist nicht vil.
Was grosser signust mag das sin,
Uib ein loew ein muiselin
Ertödet? — Der hat eren nie,
Der geschaden mag, und nicht tůt we.
Lasset ir mich, her, genesen,
Ich mag uich vil wol nülze wesen,
Und mag uich keinen schaden tůn,
Noch minner den dem arn ein hůn.«
Der loewe lies sin zuirnen sin,
Und lies fri gan das muiselin.
Des wart es inneklichen fro.
»Ich wil es uich danken,« sprach es do.
Nu wart es ouch nicht lang gespart,
Wan das der loew gevangen wart
In einem netze, das was stark.
Er hette geben tusent mark,
Das er dar us wer gewesen.
Er wand sicher, nicht genesen.
Da er alsus gevangen lag,
Do kam dui mus, e das der tag
Uf gieug, und kam zum loewen hin.
Si sprach: »Got grues uich, herre min!
Was klaget ir? was ist uiwer not?« —
»Ich bin gevangen uf den tot.«
Sprach der loewe zu der mus.
Si sprach: »Ir komet wol her us!
Ich hilf uich umb uiwer leben,
Wan ir das ouch mir hant geben.«
Die mus geriet das netz genagen
Und mit den zenen bissen,
Und wold es gern zerrissen
Enzwei. Do wart ein grosses loch.
Vil bald der loewe dannan floch.
Der muse danken er began.
Si sprach: »Ich han es gern getan.«
***
Gedenk! wie der gewaltig si,
Dem miltikeit nicht wonet bi.
Gewalt erbermde haben sol;
Gewalt sol tugenden wesen vol.
Der mer dem minren sol vertragen;
Nutz mag der sin, der nicht mag schaden.
Der loew dui kleinen mus lies gan,
Die er wol moecht erloedet han.
Si mocht im schade nicht enwesen;
Doch muest er von ir helfe genesen,
Si gedacht was er ir het getan,
Und half im, das er dannan kan.
XXII.
Von eitlem wigen
der was siech
Von spetem ruiwen
Man sprichet: Do der siech genas,
Do was er der er ouch e was.
Wer bettet vil, und uibel tůt,
Der ist selig, wirt sin ende gůt.
Umb gut geding und übel leben
Wirt vil swacher lon gegeben.
Eines zites das geschach,
Ein wige ze siner můter sprach,
Und klagte ir bitterlichui not,
Wan er was siech unz uf den tot.
Er sprach: »Vil liehui můter min,
Mich dunkt, es mueg nicht anders sin
Wan das ich můs sterben.
Sol ich ouch den verderben
An der sel, das ist mir leit.
Sich an min grossen erebeit,
Und bit dui gotte, das si sich
Wellent erbarmen uiber mich.«
Dui můter sprach: »Min liebes kint,
Dui goette vast erzürnet sint.
Du hast erwekt der goetten zorn;
Ich fuircht, du muessist sin verloirn.
Vil kum dui goette vergessent
Des si sich vermessent
Ze tůnde umb dine missetat.
Us vorchte nu din ruiwe gat.
Din ruiwe ist nu ze spate komen;
Er mag dich nu gar klein gefromen.
Naruiw der ist selten gůt.
Mich dunkt, er hab ein tumben můt,
Der nach der rossen diepstal
Alrerst besliessen wil den stal.
Der ruiwe der sele ist nicht gesunt,
Der von des todes vorchte kunt.
Ein Wolf was siech; do er genas,
Er was ein wolf als er e was.
Hettist du nicht erzürnet got,
Noch uiber gangen sin gebot,
Und hettist weder wip noch man
Betruebt, und hettist ab gelan
Din boesui werk in diner jugent,
Und hettist dich gesetzt uf tugent:
So moecht din gebet got dankber wesen,
Und mochtest an der sel genesen.«
***
Wer werden wil von got erhoert,
Der achte, das dui suind zerstört
Werde, und sin leben gůt.
Wa bittent wort, werk unde můt,
Die gebet sol got erhoeren wol,
Gant si von herzen, als es sol.
Wer got bittet umb die ding,
Die der sele nuitze sint,
Der wirt an zwivel des gewert,
Des er nach nutz der sei begert.
Wer bittet das im schaden tůt;
Wirt der erhoert, das ist nicht gůt.
Got wil erhoeren din gebet
Nach nutz, als er sant Paulus tet;
Und nicht nach dein willen din,
Mag es der selen schedlich sin.
Ist das du, dar umb bittest got,
Mit werken hast verdienot,
Und du us dinem herzen last
Ungunst und des nides blast;
So wirst du vetterlich gewert
Von gotte wes din herz begert.
XXIII.
Von einem swalmen und von
hanfe
Von fuirsichtikeit
In einem zite das geschach,
Das ein swalme seien sach
Hanf-samen uf ein aker breit.
Hanf nach vil mange burde treit
Er gedachte was es morchte sin,
Und warnt dui andern vogellin
Al gemein vor irem schaden.
»Wir sint mit vigenden überladen.
Mir ist swer in minem můt.
Uns wer durft wol gůter hůt
Wirt der hanf gespunnen,
So sint wir unentrunnen,
So wir nach unser spise varn;
Wan us dem werke so wirt garn,
Dar us macht man striken vil,
Da mit man uns vacheh wil.
Went ir mir nu gevoelgig sin,
Und glouben wol den Worten min;
Ein gůten rat wil ich uich geben,
Das ir behuetent uiwer leben.
Ir sult dem anvang wider stan,
Und sullent uf den aker gan,
Und essen uf dui hanf-sat
Genot und gar; das ist min rat.
So wirt dui sache hin genomen,
Da wir in erbeit moechtin komen.«
Es ducht dui vogel gar ein spot
Des swalmen rat und sin gebot.
Der hanf wuchs uf nach siner art
Vil schier, das er gespunnen wart;
Do macht man strik und vogel-garn.
Do si nach ir spise wolden varn
Uf den aker dui vogellin,
Und gar sicher wolden sin,
Do wart ir gevangen vil.
***
Der gůtem rat nicht volgen wil,
Wer mag, uib es im missegat?
In allen dingen gůter rat
Ist gůt, der dem volgen kan,
Es sigint, frouwen oder man.
Wer mit gůtem rate tůt
Das er tůn sol, das wirt im gůt.
Die gar ze sicher wellent wesen,
Die muigen etwen kum genesen.
Als ist den vogellin geschechien,
Das si wol moechtin han versechen.
XXIV.
Von luiten die baten
umb ein kuinig
Von eigenschaft
In Asia do was ein lant,
Das was Attica genant.
Von dem lant hat man geseit,
Das es hat große friheit.
Dar zů seit man ouch wol das,
Das weder kuinig noch her da was.
Dui luite lebten ane twang;
Ir friheit was breit unde lang.
Kein her betruebte iren můt;
Si teten das si dunkte gůt;
Ir lip, ir gůt gefriget was.
Eim andern gunden si do bas
Des gewaltes und der eren gros;
Keiner wold vergůt han sin genos.
Uiber sich satzten si do
Ein kuinig: des wurden si unfro;
Dem mochten si nicht wider stan,
Kein wandel mochten si sin han,
Gevangen was ir frier můt. —
Es ist noch wol, und ist ouch gůt:
Wel mensch im selber nicht vertreit
Noch eren gan, uib der in leit
Komet, wer sol dem gestan?
Sinen schaden sol er han. —
Do der kuinig kam an sin gewalt,
Und in sin ere manigvalt,
Do erzoegt er schier der herren můt.
Es wer klein, gros, boes oder gůt,
Alles des sin herz begert,
Vil bald es in des gewert,
Das volk. Si muesten eigen wesen;
Si weren bas an künig gewesen.
Ir keiner mocht sin willen han,
Si muesten al sin undertan;
Es wer sun, tochter oder knecht,
Dem kuinig kam es alles recht;
Es wer urlig oder fride,
Si musten dienen bi der wide,
Und muesten iemer eigen sin.
***
Selb tet, selb hab den schaden din!
Es ist noch wol (so helf mir got!),
Das der lide schaden unde spot,
Der im selber nicht engan
Der eren, die er wol moecht han,
Und nicht erkent, so im ist wol:
Der wirdet dike sorgen vol,
Und lidet not und erebeit.
Wem sol das den wesen leit?
Er mag wol sprechen, ane wan:
Dis not han ich mir selber tan;
Ich was her, nu bin ich knecht;
Mir ist geschechen itel recht.
XXV.
Von froeschen die
wolden han einen kuinig
Von friheit und betwungnisse
Es was ein wiger froeschen vol,
Den was nach ir natuire wol.
Si hatten wasser unde velt,
Und des genůg an alles gelt.
Si waren unbetwungen gar,
Si namen keines herren war.
In friheit stůnt ir aller můt,
Ir lip, ir leben und ir gůt.
Dui friheit mochtens nicht vertragen;
Si gerieten alle tage klagen:
Si moechten ane kuinig nicht leben,
Got Jupiter sold inen geben
Ein kuinig, der ir gewaltig wer.
Des lachete got Jupiter,
Und sweig. Do viengen si aber an
Ir bet gegen gote han
Umb einen kuinig. Ein tremel gros
Jupiter in den wiger schos,
Der sold ir aller kuinig wesen.
Vor vorchten wandens nicht genesen,
Ze fliechend warens alle snel,
Geswigen was ir aller kel,
Do fuir kam der erste slag.
Der boum balde stille lag,
Er růrte sich nicht umb ein har.
Dui froschen wurden des gewar;
Si kunden nicht gemaßen,
Uf den kuinig si do saßen,
Si schruiwen aber lut als e:
Iemer nůst in wesen we,
In wurde den ein kuinig gegeben,
Der wol richten moecht ihr leben.
Do Jupiter das geschrei vernam,
Einen stork sant er hin dan,
Der ir kuinig solde wesen.
Der kuinig ir keinen lies genesen;
Sin munt stůnt offen, sin mag was wan,
Er sland alles das im bekan.
Der froeschen klag was sere gros,
Des kuiniges sie vil schier verdros.
Si sprachen: »Her, us diser not
Hilf uns, wan wir sind alle tot;
Er lat unser keinen genesen.
An kuinig went wir gerne wesen.«
Jupiter sprach: »Es mag nicht sin!
Ir hant erfuilt dui oren min
Mit bet; nu han ich uich gegeben
Ein kuinig, der richtet uiwer leben,
Dem mueßent ir undertenig wesen.
Wil er, er lat enkeinen genesen;
Und zwar, uich geschieht vil recht.«
***
Wer her mag sin, der si nicht knecht!
Wer hat des in begnuegen sol,
Der hab genůg! so vert er wol.
Wer sin selbes muige wesen,
Der volge mir, wil er genesen:
Wil er růw und ere behan,
So eigne er sich an keinen man.
Und habe sinen frien můt;
So im wol si, so hab vergůt,
Und begere nicht der dingen,
Da mit im mag misselingen,
Als du froeschen hant getan;
Des mueßent si noch in sorgen stan.
XXVI.
Von einem wigen und von
den tuben
Von boesen voegten
Es hůp sich ein urlig gros,
Des mangen vogel ser verdros.
Als uns dui bischaft hat geseit,
So hat der wige widerseit
Den tuben. Des kamen si in not
Si wanden al geligen tot.
Si mochten sicher nicht gesin
Vor im; des littens großen pin
Und angest. In ir herzen.
Trůgen si großen smerzen.
Ze rate giengen si gemein,
Und kamen des al über ein,
Das si moechtin kum genesen,
Ane einen vogt. Das soeldi wesen
Der habk; des kraft die were, gros
Den wigen macht er sigelos,
Und huilf den tuben usser not,
Das si nicht al gelegin tot.
Und do der habk ir voget wart,
Er koppet bald in sine art,
Und erzoegte sinen zorn.
Die tuben waren al verorn,
Ir enkeine mocht genesen;
Wan der ir schiriner solde wesen.
Der was ir vigent. Dui schaf verirt*
Sint, wen der wolf ze hirte wirt,
Des wigen urlig besser was
Den tuben den des vogtes has.
*Die
Schafe wissen nicht aus noch ein.
***
Was der mensche wirken wil,
Sicht er uf des endes zil
So mag im kume missegan,
Es sin frouwen oder man.
Wer under zwein boesen nemen sol
Dui wal, dem wil ich raten wol,
Das er nem (das wirt im gůt)
Das den minren schaden tůt,
Wen der ze hueter ist erkorn
Das volk verderbt, so sint verlorn
Beide frouwen unde man;
Vor im sich nieman fristen kan.
XXVII.
Von einem hunde und
einem diebe
Von enpfangener gabe*
Ein diep eis mals geslichen kan
Ze einem hus; do vant er stan
Einen hunt, der wachet wol,
Als noch ein hunt von rechte sol.
Do hette gern der diep verstoln,
Moecht es sin von dem hunt verholn.
Der hunt den diep vil ser an bal,
Das man wol horte sinen schal.
Der diep dem hunde gabe bot,
Und sprach zůzini: »Nim hin dis brot!
Swig stille, und vermeld mich nicht!«
Der hunt sprach: »Du boesewicht!
Nem ich din gab, so wer verlorn
Mis meisters fleisch und ouch sin korn;
Dui rinder in dem stalle
Werin verloren alle.
In diner spis lit gallen vil,
Die mich der spis berouben wil,
Die mir min meister alle tage
Gibet. Hoer was ich dir sage:
Teglich spis gevelt mir bas,
Den in der nacht ein kleiner fras.
Din spise mag mir nicht das geben,
Das ich sol han die wil ich leben.
Arm wil ich nicht iemer sin
Um dui kleinen spise din.
Ein angel dine spise treit.
Fluichst du nicht bald, es wirt dir leit.«
Der hunt hůp bald an unde bal;
Der diep sich balde dannen stal.
*Von
enpfangener gabe: von Bestechung.
***
Wer gab enpfat der bindet sich
Dem, der si git; da von rat ich.
Das er sich betrachte wol,
Der du gab enpfachen sol.
Nieman sol dur kleines gůt
Uf geben sinen frigen můt.
In der gab verborgen ist
Dike manger boeser list;
Als disem hunt nach was beschechen.
In der gab solt du ansechen,
Wer si gebe, und dur was
Si werd gegeben. Tůst du das,
So wirt dui gab, geloebe mir,
Ane zwivel nuitze dir.
XXVIII.
Von einem wolfe und
einem schafe
Von missentruiwe
Ein wolf ze einem schafe sprach,
Do er es große tragen sach:
»Wen dine frucht nu wirt geborn,
So achte, das si nicht verlorn
Werde; ich wil ir hueter wesen,
So mag din kint vil wol genesen.«
Und do das schaf den wolf ersach,
Vil zornlich es do zůzim sprach:
»Ker hin! Din hůte ist mir unmer.
Du bist mir in den ougen swer.
Uf liegen, triegen stat din můt,
Und bist ze nute anders gůt.
Tages rouben, nachtes stein,
Das ist din werk. Eis diebes beln
Treist du uf dinem houbte.
Der dir wol geloubte,
Der wer ein tor. Fluch! unser hunt
Uf dinen spor gerennet kunt.
Ergas dir got! begrist er dich;
An hůte můst du lassen mich."
Der wolf der floch vil balde,
Und ilte zů dem walde.
Sin kint behůt das schefelin;
Der wolf nicht sold ir hueter sin.
***
Ze dienste buit sich manig man
Dem, den er wold verderbet han.
Der wis man sprach, das man nicht sol
Gelouben allen geisten wol.
Dir sol sin truiwe wol sin kunt,
Dem du bevelchen wilt ze stunt
Din lip, din gůt, din ere.
Von dem valschen kere
Dinen sin und dinen můt.
Geloub nicht ze bald: das wirt dir gůt,
Das ist an dirre bischaft schin;
Dem wolfe nicht das schefelin
Geloben wolde harte wol,
Wan er was aller bosheit vol.
XXIX.
Von einem scher huffen
Von uippiger vorcht*
Eis tags ein scher nach siner art
Gieng uf siner spise vart,
Und sties uf einen huffen gros,
Das selbe ouch noch tůnt sin genos.
Des scher-huffen nam menlich war;
Man und frouwen kamen dar.
Si wundert, was das mochte wesen;
Si wanden nieman mochte genesen
Und vorchten, das der berg das velt
Sold uiber gan und al du welt.
Si stůnden verre und sachen zů;
Enkeiner getorste nachen dů
Dem großen wunder. Das was wol;
Si stůnden aller vorchte vol.
Ze jungest kam ein scher-mus
Geluffen von dem huffen us;
Do wart in lachen und in spot
Ir aller vorcht verwandelot.
*Von
uippiger vorcht: Von eitler Furcht
***
Sich hebet manig großer wint,
Des regne doch vil kleine sint.
Nach großem tonre dike beschicht,
Das man gar kleines wetter sicht.
Es droewt mit worten manig man,
Der doch wenig schirmen* kan.
Das urlig halbes* das sint wort;
Der hant dui frouwen großen hort.
Ein kleine sache dike tůt
Gros vorcht in manges menschen můt:
Als disen luiten hie beschach;
Ein kleine sache ir herzen brach.
Das ane trost wip unde man
Waren, das hat ein mus getan.
*schirmen:
fechten
*Das
urlig halbes: die Hälfte des Krieges
XXX.
Von einem lambe und
einem wolfe
Von boesem rate
Es hat ein man ein lemmelin,
Das hat verlorn dui můter sin;
Ze sinen geißen tet er das,
Da es vil wol behuetet was;
Ein geis fürwas dui můter sin,
Die soug das kleine lemmelin.
Zůzim ein wolf gegangen kan;
Mit sueßen worten vieng er an,
Und sprach zu dem lemmelin:
»Got grues dich, trut gespile min!
Mir ist leit din ungemach.
Das din geselschaft ist so swach,*
Das mueget mich, und ist mir leit.
Ich sold dirs lange han geseit.
Was horent dich dis boeke an?
Was fruintschaft magst du zůzin han?
Gang mit mir! La dis boeke sin!
Ich fuer dich zů der můter din;
Die mag dich gespisen wol
Mit gůter milch, der ist si vol.«
Das lemmelin antwurt und sprach:
»Her wolf, do ich dich erst an sach,
Do entsas ich dinen valschen rat
Und ouch din argen missetat.
Ich wil min fruint nicht uiber geben.
Mit den behůtet ist min leben.
Vil lieber wil ich spis enpfan
Von einer geiße, und sicher stan,
Den ich ze verre volge dir.
Din valscher rat misvallet mir.«
Alsus beleib das lemmelin
Behůt wol, von den sinnen sin.
*swach:niedrig,
gemein
***
Sicher leben das ist gůt,
Und git ouch froelichen můt.
Wer sich von fruinden scheiden wil,
Genuißet er des, des ist nicht vil.
Es ist nuit so gůt so gůter rat;
Der mensch ist selig, der den hat.
Der gůtem rate volgen wil,
Der gewinnet nicht naruiwen vil
Um sine werk. Das ist wol schin
An disem kleinen lemmelin.
Der aber boesen rat wil han
Und volgen, der mag kum gestan
An eren und an biderbkeit;
Boeser rat ist ein arges kleit.
XXXI.
Von einem alten hunde
Von dienste verlorn
Eis mals ein her hat einen hunt.
Der was im lieber den ein pfunt,
Do er was jung, stark unde snel,
Sin stimme stark, sin bellen hel.
Do der kam ze sinen tagen,
Do můst der hunt sin alter klagen;
Das hat im schaden vil getan.
Sin beißen* můst er abe lan;
Er hat sin snelli gar verlorn;
Das was sinem Herren zorn.
Eis mals der hunt ein Hasen vieng;
Do der im us dem munde engieng,
Der her von zorne slůg den hunt.
Doch was er an das ungesunt;
Sin kraft, sin jugent was dahin:
Das wart des Hundes ungewin.
Der Hunt do suifzen began,
Sin Herren sach er an;
Mit großer vorchte sprach er do:
»Got, her! wie ist mir beschechen so?
Do ich was jung, snel unde stark,
Enkeiner roub sich mir verbarg;
Es mueste alles wesen tot
Was ich gesach. Nu lide ich not.
Des gůten ist vergessen gar;
Mis dienstes niemet niema war.
Was ich gůtes hab getan,
Da gedernket leider nieman an.
Die wil ich gap, dö was ich wert:
Menlich gabe nu begert.
Man lobt mich ser in miner jugent,
Do ich was in miner besten tugent;
Nu bin ich alt, und ist da hin
Min lop, min ere.«
*Sin
beißen: sein Jagen
***
Uf disen sin
Gedenk der junge (das rat ich),
Wem er ze dienste biete sich.
In dienste wirdet manger, krank,*
Ane nutz und ane dank.
Der wise das betrachten sol.
Wen spricht (ich weis och selber woul),
Das der dienst wird niemer gůt,
Den man dem argen menschen tůt;
Noch kein minne langer wert,
Den die wil man dienstes gert;
Als bald der dienest abe gat,
Als bald man von der minne lat.
*er
opfert seine Kräfte auf.
XXXII.
Von einem jeger und
einem hasen
Von zůversicht
In einen walt ein jeger kam
Mit sinen hunden. Das vernam
Von dem gedoen der hasen schar.
Si wolden flien; si enwissen war. —
Ir aller vorchte was nicht klein;
Ze flucht waren bereit ir bein;
Si konden al gefliechen wol. —
An einen graben wassers vol.
Si kamen uf der selben vart,
Da manig fros erschroken wart.
Do mochten si nicht uiber komen;
Dui vorcht hat in dui kraft benomen.
Dui froesche fluchen an den grunt.
Do sprach ein has: »Mir ist wol kunt,
Das ander tier ouch vorchte hant;
Des haut dui froesche mich ermant.
Wir sullen gůt gedinge han,
So mag uns kume missegan.
Hant gůten mut! Nieman verzage!
Wir sullen flien, wen man uns jage.
An zůversichi lit unser heil,
Und unser ere der beste teil
An flucht: die sun wir nicht ab lan;
Unser vordern hants ouch getan.«
Si fluchen vast: das tet in not;
Si wanden al geligen tot.
***
Man sprichet, wer von vorchten stirbt,
Das der im selber das erwirbt,
Das man in sol in mel begraben.*
Gůt gedinge sullen habe.
Jung, alt, frouwen unde man,
So mag in kume missegan.
Gůt gedinge machet das,
Das der geniset, der siech was.
Zůversicht ist alweg gut;
Si sterket manges menschen můt.
Zůversicht, der die mag han,
Der mag in leide wol gestan.
Wer verzwivelt ane not,
Dem moechte weger sin der tot
Verzwiveln großen schaden tůt,
Es verderbet sei und můt;
Davon nieman verzwiveln sol;
Nach uibel kumet dike wol.
*Wer
vor Furcht stirbt, den soll man in Mehl begraben:
ein sehr altes Sprichwort.
XXXIII.
Von einer geiße und
einem wolfe
Von kinden gehorsami
Ein geis wold uf ir weide gan,
Do lies si in dem stalle stan
Ein junge geis, ir toechterlin.
Zůzir sprach si: »La nieman in!
Du solt dui tür beslossen lan;
Har us solt du bi nuite gan.
Belib da inne (das ist dir gůt),
So bist du vor dem wolf behůt.«
Do dui geis in beslossen wart,
Vil schier ein wolf kam uf die vart.
Er gieng zum stalle trugenlich,
Und gebarete gelich*
Der alten geiße in valschekeit
An stimme, an wandel, unde seit
Der jungen geiße: »La mich in,
Min trut liebes toechterlin!«
Si sprach: »Wer bist du? Stant da vor!
Ich tůn nicht uf des stalles tor.
Min můter hat verbotten mir,
Das ich nicht us hin kom ze dir.
Ich ken dich wol; din stim ist velsch,
Dich hilfet weder tuitsch noch welsch.
Du kunst har in nicht, samer got!
Ich wil behalten das gebot,
Das mir verbot min můterlin,
Das ich nieman lies har in.
Du bist ein wolf; das sich ich wol,
Wan du bist aller schalkeit vol.«
Der wolf must vor der tuir gestan,
Vil hungrig můst er dannan gan.
*Und
gebarete gelich: Und gab sich verstellter Weise
das Ansehen der alten Ziege.
***
Ach herre got, wie vil der ist
Uf erde, die denselben list
Erzoegent; die honig sueße wort
Hant, und meintat unde mort
In ir herze sint begraben!
Die muigen wol valsche sprache haben.
Ir wort, ir werk sint ungelich;
Si triegent, liegent valscheklich.
Ir wort hant honges sueßekeit,
Ir werk der gallen bitterkeit.
Gůter hůt bedarf er wol,
Der sich vor in hůten sol.
Uns lert dis bischaft och da bi,
Er si jung, alt, oder wer er si,
Das er an allen argen list
Halte das im gebotten ist.
XXXIV.
Von einem slangen der
wunt wart
Von unsicherheit
Wen liset von eim slangen das,
Das er in einem huse was
Gar heimlich und gewonet wol. —
Mich wundert das, der giftes vol
Was, wie der gůt moechte wesen. —
Das in der huswirt lies genesen,
Das tet er von menschlicher art;
Der mensche senft geschaffen wart.
Doch ist kum ieman alse gůt,
Das nicht erzuernet werd sin můt.
Das tut dis wort min unde din;
Das ist vil dike worden schin.
Das machet under fruinden has.
Wer min und din nicht, wissent das,
So tet nieman dem andern leit.
Der slange kam in gros erbeit
Von zorn, und uf der selben stunt
Wart er von dem huswirte wunt.
Zorn scheidet fruint und mage gůt.
Wer sich vor zorne hat behůt,
Der tůt kein unbescheidenheit.*
Dem wirte wart das selbe leit,
Das er den slangen hat verwunt;
Er bat in in der selben stunt,
Das er verges und lies gestan;
Er hets in sinem zorn getan.
Der slange antwurt im zehant,
Und sprach: »Das swert leg us der hant,
Da mit du hast verwundet mich;
Tust du das nicht, so vorcht ich dich.
Hin warf der wirt das messer do;
Des wart der slang unmassen fro.
*kein
unbescheidenheit: nichts unüberlegtes.
***
Noch besser ist der mensche vil,
Der dike zuirnet, und och wil
Vergessen bald, und ouch dabi
Hulde sůchen, den der si,
Der selten zürnet, und verrucht
Das er genade selten sucht.
Wen ein mensche ruiwen hat
Und leit um sine missetat,
Der sol ouch als das abe lan,
Da mit er schaden hat getan.
Geweren ruiwen got enpfat,
Wenne er von ganzem herzen gat;
Wer aber alzit ist bereit
Ze suinden und ze schalkeit,
Und boese werk nicht miden wil,
Der ruiwe mag in nicht helfen vil.
XXXV.
Von einem wolfe
einem schafe und einem hirz
Von betwungnem eide
Ein wolf eis mals ze gerichte sas,
Als ich an einem bůche las.
Vil unrechtes gieng da fuir;
Der valsch dem rechte hat dui tuir
Beslossen. Das wart vil wol schin
An einem tumben schefelin.
Das wart von einem hirz beklagt
Um gelt: des was es nach verzagt;
Doch es sin unschulde bot.
Der wolf sprach: »Es tůt im not
Dem hirze;* ich mus im des gestan;
Es sold im lang vergulten han.
Das sprich ich bi dem eide min,
Her hirz, und wer dui sache min,
Ich muest han pfenning** oder pfant.«
Do antwurt im das schaf zehant,
Und sprach zem hirze: »Ich weis wol,
Das ich uich, herre, gelten sol.
Des gebent mir ein kurzen tag,
Ich wil uich gelten an ufslag.«
Das schaf sach wol und merkte das,
Das es gar uiber zuiget was,**
Und mueste tag erwerben;
Wand es wold nicht verderben.
Wenne fuir bricht der herren zorn,
So sint du armen gar verlorn.
Wa unrecht ze rechte wirt,
Da wirt der unschuldige verirt.
Wa der richter wolf wil wesen,
Da mag der rechte kum genesen.
Das schaf hat angest unde not;
Es wart verteilet an den tot
Mit unrecht und mit valscheit.
Es sprach: »Ich swer uich einen eit,
Her hirz, das ich uich gelten wil
Was ich sol uf das selbe zil,
Das ir mir nennent. Lant mich gan!
Min eit den wil ich steten han.«
Das schaf nam urloub und gieng dan;
Mit listen es dem wolf entran.
Ein schalk den andern hinder gat;
*Es
tůt im not dem hirze: der Hirsch hat allerdings sein
Geld nötig.
**pfenning:
bares Geld.
***Das
es gar uiber zuiget was: Daß es gegen seinen
Gegner nichts ausrichten könne.
Recht als der fuchs mit fuchse vat.
Do der tag des geltes kan,
Der hirz das gelt vordren began.
»Bi dem eide, so du mir
Gesworn hast, soll du gelten mir,«
Sprach er. Das schaf antwurte do
Und sprach: »Her hirz, es ist nicht also.
Ich sol uich nuit. Ich wenne, ich si
Vor gote lidig unde fri.
Ich můst uich sweren einen eit,
Des ich valschlich wart an geseit.
Het ich den eit do nicht gesworn,
Der wolf het mir den lip zerzorn,
Und hette mich veressen.
Des eides sol got vergessen.«
***
Betwungen eit sol binden nicht,
Der von rechter vorcht beschicht.
Wer dur vorcht gelübde tůt
Ane sin und ane můt,
An laster mag er da von gan,
Als ouch das schefelin hat getan.
Rechte vorcht ein steten man
Von soelkem eide entschuldigen kan.
XXXVI.
Von einer fliegen und
einem kalwen manne
Von schuldigem spotte
Ein flieg unstuemekliche floeg,
Ein kalwen man si dik betroug,
Dik si im an sin stirnen sas;
Sin selbers er ouch nicht vergas,
Er slug dar balde mit der hant;
Do was si snel und floch zehant.
Dui fliege spotten do began,
Das sich geslagen hat der man,
Und floug aber wider dar.
Der man nam ir vil eben war;
Er sprach: »Hoer, flieg, was ich dir sage!
Uib ich dir dinen spot vertrage,
Und ich mich selben zechen stunt
Slage, dennoch bin ich gesunt.
Du macht nicht wol ertoeden mich;
Ist aber das ich treffe dich
Ze einem mal, so bist du tot.«
Wer sich selben leit in not
Dur kleinen schaden, den er tůt,
Der mag wol han ein tumben můt.
Mang tor die ding an vachet,
Da im sin schade nachet,
Als dise fliege hat getan,
Do si sas uf den kalwen man,
Do si im tet vil kleine not,
Und gab sich selben an den tot.
***
Nieman dem andern schaden sol,
Er suil e sich betrachten wol,
Das er vor schaden si behůt.
Tut er das, das wirt im gůt.
Dui flieg ir spot nicht abe lie;
Als dike si dem slag engie,
Vil balde si spotten began;
Den spot muest han der kalwe man.
Toren spot wirt niemer gůt;
Doch spottent si, was ieman tůt:
Des missent si verderben,
Und gar ze spotte werden!
Ze spotte wirt vil gern der man,
Der alzit nicht wan spotten kan.
Wer alle menschen effen wil,
Der wirt vil licht der affen spil.
Niemanne tů du kleinen schaden,
Da von du großen mueßist tragen.
XXXVII.
Von einem fuchse und
einem storken
Von widergelte an schalkeit
Ein fuchs eis mals ein storken lůt
(Des was der stork vil wol gemůt);
Er sprach: »Vil lieber fruinde min,
Noch huite solt du bi mir sin.
Wol suillen wir noch huite leben;
Ein gros Wirtschaft* wil ich uns geben.«
Do uiber tisch der stork do kan,
Und wand ein große Wirtschaft han;
Der fuchs dem stork ein schalkeit bot,
Dui spise er do gar versot,
Das da nicht wan ein brůge wart.
Dui spis wart von dem stork gespart,
Er hat da nicht wan hunger gros;
Der wirtschaft in vil ser verdros.
*ein
großes Gastmahl.
Der fuchs as vaste unde trank.
Der stork hat manigen gedank,
Wie er dem fuchse sin schalkeit
Vergelten moecht; wan im was leit,
Das er must hungrig dannan gan;
Das hat im der fuchs getan.
Er floug uf siner weide vart,
Da im ein veiße henne wart.
Die wart vil schier gebraten wol;
Er macht si guter specien vol.
Nach dem fuchse floug er do,
Und lůt in. Des wart er vil fro;
Er sprach: »Du irst mich selten.* —
Wol dan! ich wil dir gelten,
Din Wirtschaft und din spise gar,
Die du mir schanktest, ane var.«
Der fuchs do vil hungrig was,
Der stork beslos bald in ein glas
Dui sinen spise die was gůt.
Des wart betruebt des fuchses můt.
Er sach dui spis, und smakt si wol;
Des wart sin lip gelustes vol.
(Wer sieht das im nicht werden mag,
Gelust in des, das ist ein slag
Und kumer in sinem herzen.)
Der fuchs leit großen smerzen;
Vil hungrig můst er dannan gan:
Als hat er ouch dem stork getan.
*Du
irst mich selten: Du kommst mir gar nicht ungelegen
***
Uib der trieger wirt betrogen,
Und der lugner angelogen,
Wer mag im des? Es ist vll wol;
Nieman den andern triegen sol.
Wer truigt und luigt, der wirt unwert,
Ze keinen eren man sin gert.
Valsches triegens ist so vil,
Das mans ze rechte haben wil.
Wer truigt und luigt im selber schadet,
Wand er sin sele mit sünden ladet.
Toere mich, so effe ich dich;
Da gewinst du nicht, noch minder ich.
Wer an geverd tůt das er sol,
Dem wirt von recht gelonet wol.
XXXVIII.
Von einem wolfe der
vant ein bilde
Von betrogener schoeni
Ein wolf eis mals lief uiber lant,
Do er eis menschen bilde vant,
Us einem stein gesnitten wol.
Sin houbet was gezierde vol,
Sin stirne schoen, sin ougen clar;
Sin wangen waren rosenvar;
Sin munt was rot, sin kele wis;
Es was geziert uf allen pris.
Und do der wolf das bild ersach,
Vil ser erschrak er, unde sprach:
»Her got, was mag dis wunder sin!
Si es ein mensch, das tu mir schin!«
Mit disen worten und also
Gieng er hin zů dem bilde do.
Er kert es hin, er kert es har;
Doch nam er vil eben war,
Das es hat ougen, und nicht sach,
Und ouch hat munt, und nicht ensprach,
An alles werk sin hende wan;*
Sin fueße muesten stille stan.
Do dis der wolf wart inne,
Er gedacht in sinem sinne:
»Was sol das oug, das nicht gesicht?
Was sol der munt, der nicht enspricht?
Der sin gezierde dar an leit,
Das ist ein große ueppekeit.
(Sprach der wolf). Ich wene, das
Der sel gezierde stuende bas,
Dan dem libe, des ougen blint
Und oren an gehoerde sint.«
*wan:
waren
***
Dui sel den lip wol zieren mag,
Der lip der sel tůt großen slag.
Was sol ein lip an sel, an můt?
Sin schoen ist ze nichte gůt,
Und ist, an alle gnade, gar
Ein bilde, wer sin nimmet war.
Der bilden vil uf ertrich ist,
Die noch erdenkent mangen list,
Wie si der weit gevallen wol.
Ir schin ist als ein bruinnent kol,
Der uf der stunt ze eschen wirt;
Und mist uhd wuirme ir lip gebirt.
Ir oug gesechent nicht gesicht;
Ir mund nicht gůter Worten spricht;
Ir oren ze hoeren sint bereit
Nicht wan spot und ueppekeit;
Ir hende werkent selten gůt;
Ir wort, ir werk sint unbehůt;
Ir fuße sint ze suinden snel;
Vergift ir zung ist und ir kel;
Zů allem gůt si trege sint;
Si heißent wol der weite kint
Und ein bild an bescheidenheit,*
Als hie der wolf nu hat geseit.
*ein
Bild ohne Verstand
XXXIX.
Von einem růste und
pfawen
Von entlenter schoeni
Ein růst sich schouwen began,
Do was er swarz und ungetan;
Als waren ouch ander sin genos,
Doch in der swerzi ser verdros.
Er gedacht, wie das gevider sin
Mocht gewinnen liechten schin.
Uf der vart kam er zehant
Da er eis pfawen vedren vant;
Die hatten manger hande schin,
Da mit der růst dui vedren sin
Bekleit und allen sinen lip.
Do hůp sich schier ein großer kip.
Der růst versmachte sin genos
Und ander vogel klein und gros;
Das wuirkte der entlente schin
Der vedren, die nicht waren sin.
Ir geselschaft wold er nicht me han,
Er geriet hin zů den pfawen gan;
Den wold der růst gelichen sich,
Wan sin gevider was herlich.
Wie es aber keme dar,
Des nam der pfawe vil eben war,
Das es entlente schoeni was.
Wider den růst gevieng er has.
In můte ser sin uippekeit,
Das er mit im sich hat bekleit.
Mit kraft fůr do der pfawe dar,
Den růst bestroufet er da gar,
Und zoch im us als sin gevider;
Das wuchs dem růste nie sit wider.
Er was geschant, wan er stůnt blos;
Sin spottet manger sin genos.
***
Ze spot er billich werden sol,
Wer uippekeit ist alse vol,
Das er von torheit des begert,
Des sin natur in nicht gewert.
So hocher berg, so tiefer tal;
So hocher er, so tiefer val.
Liebi die gekoufet ist,
Geribne varwe, valscher list,
Daran gelit kein stetekeit.
Wer sich selben uiber treit,
Der mag wol schiere nider komen.
Wir han uns dike wol vernomen,
Das arme hochvart ist ein spot;
Riche diemůt minnet got.
Wer went, das er der beste si,
Dem wont ein gouch vil nacher bi.
Het der růst nicht me begert,
Den sin natur in bat gewert,
Und het sich selben bas erkant;
Er wer als berlich nicht geschant.
XL.
Von einem mule und
einem bremen
Von vertragende
Wen liset von einem mule das,
Das er in einen wagen was
Gespannen, der was vast geladen,
Dennoch zoch er in ane schaden,
Wan er was gefuetert wol,
Gůtes howes was er vol.
Sin meister was im wol erkant;
Ein růten trůg er in der hant,
Er treip in vast, er mueste gan.
In dirre not ein breme kan
Geflogen herteklich. Er sprach,
Do er den mul alrerst an sach:
»Her mul, ir muessents nu har geben!*
Verdrossen wil ich uiwer leben
Machen, das geloubent mir;
Dar uf so stat mis herzen gir.
Ir muigent mir dur nuit engan,
Unrůwe můst ir von mir han.«
Nach dem gedroewe der mul uf sach,
Zů dem bremen er do sprach:
»Du swalmen-as, was ist din gir?
Wie getarst du droewen mir?
Du arme, erlose gediet,
Dich hasset als das dich gesiet.
Und twung mich nicht mis meisters not,
Din tusent muesten ligen tot.
Din kelzen wirt dir wol geleit,
Din droewen und din schalkeit,
Die du mir nu hast getan,
Wan du mich sichst gezoemet gan.
Und wer ich fri und ane bant,
Ich het ertoedet dich ze hant.
Noch můs ich dir nu vil vertragen,
Wan ich zuich mines meisters wagen.«
*ir
mueßents nu har geben: ihr müßt euch nun alles
gefallen lassen.
***
Noch vil der boesen schalken ist,
Die vindent mangen argen list.
Wenne wol ir schibe gat,*
Und uibel um die guten stat.
So kont si ruissent als der brem;
Vil herte wunden gebent si dem
Mit worten, der doch wol genesen
Mag, und sicher vor in wesen.
Ir wort die snident als ein swert,
Ir werk sint boeser eren wert.
Es sin jung, alt, wip oder man,
Si mueßent von dem bremen han
Und liden starker worten stral;**
Ir schalkeit merkt man über al.
*Wenn
sie im Glücke sind; eine Anspielung auf die Scheibe
oder das Rad der Glücksgöttin.
*stral:
Pfeile
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