LXXXI.
Von einem pfawen und einem kraniche
Von vorsmachunge der gesellen
Wen list von einem pfawen das,
Das er gar uibermůtig was.
Das schikt an im sin schoener schiu
Und dui varwe der vedren sin.
Sin kel die was gezieret wol;
Sin rug was schoner vedren vol;
Sin sweif was als ein wanne breit,
Mit schoenen spiegeln wol bekleit,
Vil dik sach er sich selben an,
In grossen uibermůt er kan.
Do in sin varwe sus hat betrogen;
Do kam ein krank zůzim geflogen
Uf dui wise, da er gieng.
Vil herteklich er in enpfieng,
Mit worten er ze im do sprach:
"We dir! Das dich got ie gesach!
Aller gezierde bist du blos,
Dar zů bist du gar varwelos;
Du bist gar egsberlich gestalt.
Min varwe die ist manigvalt,
Sie ist gruen, bla, und himelvar;
Und wer es rechte nimet war,
So git min rugge goldes schin;
Min sweif ist schoene unde vin.
Du macht dich nicht gelichen mir,
Dinr geselschaft ich vil wol enbir."
Der krank sprach: "Das ist wol geseit!
Dich hilfet nicht din schoenheit,
Du muessist in der lachen gan.
Zwo stelzen soldist billich han,
Das din fues und dine bein
Als ungestalt und als unrein
Nicht werin. Das stuend dir harte wol.
Vil me ich dir noch sagen sol.
Als schiere so der meige kunt,
Wen beitet nicht, wan uf der stunt
Zuicht man us dui vedren din,
So gast du schotter den ein swin.
Din langer sweif wirt dir genomen,
Din schoeni mag dir nicht gefromen.
Wen ruipft dich, als man tůt den grint.
Unglich min vetke besser sint
(Wie bleich si sin und eschevar),
Den din gevider. Nu nim war,
Ich flieg uf; des hab ich gewalt
Nach minem willen, ungezalt.
Hoch in den luiften sint min wege,
Ane brugge und ane stege;
Uiber se und uiber lant
Dui weg sint alle mir erkant:
Des ich mich billich froewen sol.
Urdruisses ist din leben vol;
So bin ich stolz und wol gemůt.
Din rům der ist ze schelten gůt;
Da von so las din ruemen sin!
Min lop ist hocher den das din."
Sus warf der krank dui hochvart nider
Des pfawen mit sinem gevider.
***
Wen dui natuire hat bekleit
Mit sunderlicher klůgkeit,
Der sol des ungespotten lan,
Den er sicht an die klůgkeit gan.
Der ander ist licht bas bekleit
An tugenden und an wirdekeit.
Wer im selber uiber tůt
Mit hochvart, secht, des tumber můt
Wirt vil schier geworfen nider,
Und mag vil kume komen wider,
Dui glenzent varwe gern zergat,
So dui bleiche wol gestat.
Weln sin schoeni blendet,
Von schulde wirt er geschendet.
Wer sich erkennet, das ist gůt,
Urkantnis selten uibel tůt.
Sin schoener schin den pfawen troug;
Der krank uf in dui luifte floug.
LXXXII.
Von einem
pfaffen und von einem esel
Von uippekeit der stimme
Ein pfaf was jung und da bi klůg,
Als noch pfaffen ist genug.
Er was stolz und hoch gemut,
Sin stimme ducht in harte gut.
Uf singen er geflissen was;
Er wand, das nieman sunge bas
Den er. Des was er gar gemeit.
Mit singen hat er erebeit;*
Iedoch was er gesanges vol.
Wie es doch nicht geviele wol
Den luiten, doch er dike sang;
Des in sin narrekeit betwang.
*Das
Singen wurde ihm sauer und schwer.
Nu kam es von geschicht also,
Das er sang ane masse ho
Uf dem altar. Do stůnt da bi
Ein frouwe, die hat ir eselli
Verlorn, vor an dem dritten tage.
Si wende vast; gros vas ir klage.
Do si der pfaffe weinen sach,
Vil guitlich er do zůzir sprach:
"Saget, frouwe, was weinent ir?
Was mag es sin? das sagent mir."
Er wand, ir wer gevallen in
Ein andacht* von der stimme sin,
Und sprach: "Sol ich uich singen me?' —
"Nein ir, herre; es tut mir we." —
"Wa von? das solt ir mir nu sagen." —
"Gern, her (sprach si)! Ich mus uich klagen
Wa von ich geweinet han.
Min esel, der mir vil wol kan,*
Den hant dui wolf veressen:
Des mag ich nicht vergessen.
Wenne ir singent so herlich,
So ist uiwer stimme gelich
Der stimme, die min esel hat,
So manent ir mich uf der stat
An minen esel. Herre min,
Mich wundert, wie das muige sin,
Das uiwer stimme so gelich
Mis esels ist; des wundert mich."
Der uippig pfaffe wart geschant,
Sin esel-stimme wart erkant;
Doch er geviel im selber wol,
Als billich noch ein esel sol.
*Ein
andacht: Ein Denken an etwas.
*vil
wol kan: kam, sehr zu statten kam.
***
Wer went, das er der beste si,
Dem wont ein tor vil nachen bi.
Mich wundert das das ore stat
So nach dem munde, und nicht vervat,
Das ieman welle erkennen sich,
Und sine stimme; des wundert mich
Es wenet manger singen wol,
Des stimme hert ist unde hol,
Und brieschet als der esel tůt.
Hort er sich selben (das wer gůt)
Mit fremder luiten oren,
Er wuerd nicht ze einem toren;
Als disem pfaffen ist geschechen.
Ouch hoer ich vil der luiten jechen:
D e r u i b e l s i n g t, d e r s i n g e t v i l;
Menlichen er erloben wil.
LXXXIII.
Von einer eiche und von
einem rore
Von sterki und von krankeit
Uf einem berge stůnt ein eich,
Die keinem winde nie entweich,
Wan si was stark, lang unde gros.
Under dem berge was ein mos,*
Dur das flos ein kueler bach,
Da man mang ror wachsen sach;
Da stůnden blůmen unde gras.
Dui eich vil vol gewuirzet was;
Si stůnt vast ane wenken.
Wer moechte das gedenken,
Das si soeldi vallen nider?
*ein
mos: eine sumpfige Gegend.
Da was ir kraft vil vaste wider.
Und do si lang gestůnt also,
Do kam ein wint, heisst aquilo.
Vil krefteklich er wate;
Us der erde er drate
Mit wuirzen und mit esten gros
Dui eich; in das mos er si schos.
Und do der val also geschach,
Dui eich do ze dem rore sprach:
"Mich wundert, das das muige sin,
Das du so stolz und alse vin
Noch stast, und doch vil krenker bist
Den ich. Was mag dich han gefrist?
Ich was stark, lang unde gros;
Nu lig ich aller kreflen blos."
Das ror sprach wider ze der eich:
"Ich bin klein, krank unde weich,
Und erkenne mich selber wol,
Das ich nicht wider streben sol
Dem, der sterker ist den ich.
Truiwe, das hat behalten mich.
Ich kan mich vil wol tuken,
Und ze der erde smuken.
Ich mag dem winde nicht wider stan;
Ich las in oben uiber gan.
Hettist du also getan,
Wen seche dich uf dem berge stan.
Du woldest alweg streben wider,
Da von bist du gevallen nider.
Din kraft, din hochvart was ze gros,
Des bist du worden sigelos.
Moechtist du han geneiget dich,
Du werist gestanden als ouch ich;
Nu hest du schaden unde spot,
Und ist das billich, samer got!"
***
So stark ist nieman noch so gros,
Er vindet etswa sin genos.
Wer etswen nicht entwichen kan,
Der dunkt mich nicht ein wiser man.
Der vaste stande der huete sich,
Das er nicht valle; das rat ich.
So hocher berg, so tiefer tal;
So groesser kraft, so swerer val.
Wer den mantel keret dar,
Da er des windes wirt gewar,
Und uiberkraft entwichen kan,*
Der mag wol deste bas gestan.
Wer velt, der kumt vil kome wider:
Das ror gestůnt, dui eich viel nider.
*Und
wer der stärksten Kraft ausweichen kann.
LXXXIV.
Von vier ochsen und von
einem wolfe
Von verratunge
Es waren vier gesellen gůt;
Uf ganze truiwe stůnt ir můt;
Si hatten sich des an genomen,
Das si schaden unde fromen
Mit einander soeldin han;
Es waren vier ochsen wol getan.
Si waren frech, und da bi stolz;
Es wer ze velde oder ze holz,
Kein tier was so freissan,
Das si getoerste grifen an.
Ir bein warn stark, hert was ir sol;
Ir hoebter warn geweffent wol
Mit starken hornen, die wan gros,
Mit den si mangen herten stos
Gaben. Wel tier es begert,
Vil schier wart es von in gewert;
Es were dirre oder der,
Der loewe, der wolf oder der ber,
Der vant an in kampfes genůg;
Von in kein tier gros ere trůg.
Der ochsen fruintschaft die was gros;
Des manig tier vil ser verdros.
Ze in ein wolf geslichen kan.
Ir einen gruessen er began;
Akuiste was sin herze vol.
"Min wort dich nicht betrueben sol
(Sprach er), wan ich wil warnen dich;
Da von solt du nicht melden mich
Als rechte liep als ich dir si.
Ich weis, das din gesellen dri
Hant alle dinen tot gesworen.
An in ist genzeklich verloren
Din dienst, den du in hast getan.
Si went dich an den truiwen lan.
Das sag ich dir an allen var.
Des wirdest selber schier gewar,
Das si sich blegent wider dich.
Diner truiwe erbarmet mich,
Wan si stet was unde gros;
Aller fruintschaft stas du blos."
Und do der wolf geret also
Mit einem ochsen, aber do
Gieng er zem andern unde sprach
Vil heimlich, das es nieman sach,
Das selbe, das er hat geseit
Dem ersten. Do wart hin geleit
Der dritte und der vierd also
Und mit den selben worten. Do
Wart einer dem andern vil gehas;
Ir truiwe do vil kleine was.
Ir kip wart gros, ir fruintschaft klein;
Vil schier gieng ieklicher allein.
Ir aller unmůt der was gros,
Des wurden si alle sigelos.
Das hat des wolfs akust getan;
Akust betruebet mangen man.
Do sus zerbrach ir minne bant,
Der wolf vil balde kam gerant.
Er greif der ochsen einen an;
Enkeinr der ander drier kan
Ze helfe dem gesellen sin,
Ir aller untruiw wart da schin.
Dem andern ouch also geschach.
Do er ir untruiw an gesach,
Gewaltekliche fůr er zů,
Und tot ein nach dem andern dů;
Si můsten alle sine wesen,
Enkeiner mocht vor im genesen.
Des wolfs verratung schikte das,
Das fruint fruinde wart gehas.
***
Wa ganze truiwe beliben sol,
Da sol man nicht gelouben wol
Allen geisten; das rat ich.
Wer fruint wil sin, der huete sich!
Vor valschen luiseneren
Die mit lugi-meren
Betruebent gůter luiten můt,
Und scheident manig friuntschaft gůt.
Liegen tůt der esel nicht wol,
Da von man liegen schuiwen sol.
Valsches liegen machet das,
Das brůder, swester wirt gehas.
Ein kloster- lugner boeser ist,
Und arger den des tuivels list;
Er verirt das kloster, hoer ich sagen,
Recht als das fuinfte rat den wagen.
Vor dem tuivel mag man sich
Gesegnen wol. Da von sprich ich
Het der wolf nicht so gelogen
Noch dui ochsen also betrogen
Ganz wer ir fruintschaft wol beliben,
Und wer ir leben nicht vertriben.
LXXXV.
Von einem ritter der
wart ein můnch
Von warhaften luiten
Ein ritter, was an sinnen klůg,
Und hat ouch alles des genůg,
So man zer welte haben sol;
Sin hus was us und inne vol.
Eis mals kam im in sinen můt,
Das er dis gegenwuirtig gůt
Dur gottes willen wold uf geben,
Und woeldi varn in geislich leben.
Ze werken bracht er sin gedank,
Und fůr ze kloster. — Hab er dank;
Der lat dur got luit unde gůt!
Lobes ist er wert, wer also tůt.
Do er hin in das kloster kan,
Wand er e was ein wiser man,
Sin apt im eines mals gebot,
Und sprach, es tet dem kloster not,
Er soeldi mit den eseln varn
Ze margte hin, und soeldi warn
Wie er si moecht verkoufen;
Si moechtin nicht me loufen,
Si werin treg und werin alt,
Ir gebreste were manigvalt.
Der ritter muest gehorsam sin,
Doch ane můt, das wart wol schin.
Und do er hin ze margte kan,
Dui esel schouwet manig man.
Si fragten, uib si werin veil.
"Ja" (sprach er)! — "Sint si gangheil?" —
"Nein si." — "Sint si jung old alt?" —
"Si hant gebresten manigvalt
(Sprach er); si moechtin sin so stark,
Wir gebins nicht um siben mark.
Werin si jung, stark unde geil,
Wir buttin si ungerne veil." —
"War umbe sint ir sweife blos?" —
Er sprach: "Si tragent seke gros,
Da von si dike vallent nider;
So zien wirs bi dem sweife wider,
Uf des hant si verlorn das har."
Si sprachen: "Bruder, ist das war?" —
"Ja es (sprach er), so helfe mir got!
Das sag ich uich an allen spot."
Sus fůr er mit den eslen hein,
Das er verkoufte ir enkein.
Vil schier er do vermeldet wart
Dem apte; um die selben vart
Muest er grosse bůs enpfan.
Er sprach: "Herre, lassent stan!
Ich hab gelasset luit und gůt,
Und dar zu minen fuigen můt,
Und bin ini geislich leben komen.
Liegen mag mir nicht gefromen;
An der warheit wil ich gestan,
Und wil si niemer ab gelan."
***
Wer dur sin sei ze kloster kunt
Der sech, das er nicht werde wunt
An der sele. Tůt er das,
Wol im! — Er erret deste bas,
Wer nicht hinder sich gesicht
Wen er gat uf der geschicht,
Das er den pflůg hat in der hant.
Wer an sich leit geislich gewant,
Uibt der geislicher werken nicht,
Recht als dem blinden man gesicht
Der das liecht treit in der hant,
Und es im doch nicht ist erkant;
Er treit das liecht und stosset sich.
Wer geislich ist, der huete sich
Vor argen dingen. Tůt er das,
Er enzuint den luiten deste bas;
Und sol ouch an der warheit stan,
Als dirre ritter hat getan;
Dui esel las er loufen
Und ander luite verkoufen.
LXXXVI.
Von einer tannen und
von dornen
Von der weite uibermůte
Ein tanne kam in uibermůt
Eis mals, als noch vil manger tůt,
Des man dik můs engelten.
Dui dorne geriet si schelten,
Die da stůnden under ir.
Uf grossen hochvart stůnt ir gir.
Si sprach: "Ich bin lang unde breit,
Und bin mit esten wol bekleit.
In den luft min told uf gat;
Gruen ist miner esten wat.
Mich lobent frouwen unde man;
An alles lop sieht man dich stan.
Sicher, du bist ze nuite gůt
Wan an ein fuir. Er ist nicht behuet,
Wer dich an ruert; er wirt verwunt;
Din strelen ist gar ungesunt.
Dich hassent man und ouch dui wip
Du serest manges menschen lip."
Und do dui tanne alsus sprach
Zem dorne, schiere das geschach:
Ein man gegangen kam zehant,
Ein achs die trůg er in der hant;
Vil schier slůg er dui tannen abe,
Der dorn gestuent in gůter habe.
Ze der tannen sprach do der dorn:
"Wie list du nu! Wie hast verlorn
Din leben und din wirdekeit
So stan ich noch an alles leit.
Din schoeni dir geschadet hat;
Dinem růme ist gesprochen mat.
Da von du wandest sin genesen,
Sich! das ist din tot gewesen."
Sus verlor dui tanne gar
Ir schoeni und ir gruenes har.
***
Nieman ze vil sich růmen sol
Sis libes; er ist gebresten vol,
Und lat den menschen an der not;
So er leben sol, so ist er tot.
Die wil er, als dui tanne, stat
Und lebt, vil hoches lop er hat;
Wen er gevelt, so velt ouch nider
Gewalt und ere, und kunt nicht wider.
Wer sol sich froewen in der zit,
Da nicht wan kumer an gelit!
Das dahin ist, das stiftet leit
Unstet ist gegenwuirtekeit;
Wel zit noch kuinftig kumen sol,
Das zit erkennet nieman wol.
Da von so lasse der froeiden schin,
Sit niemant huit kan sicher sin
Uib er morgen in froeiden lebe
Oder in dem tode strebe.
Der dorn gestůnt, dui tanne vil nider,
Noch kraft noch schoeni was da wider.
Er si stark, edel oder rich,
Dem tode ist alrmenlich gelich.
LXXXVII.
Von einem edeln steine
eines keisers
Von angedenkunge des todes
Ein keiser hat ein edlen stein,
An dem vil grosse kraft erschein.
Er was vil swerer als ein bli
Oder kein ander gesmide si.
Wen man in uf du wage leit,
Es were gros, lang oder breit,
Was gegen im gewegen wart,
Das hůp als in der selben vart
Der stein uf gar behende
Ane alle missewende;
Kein sweri mocht im wider stan.
Vil lueten des gros wunder nan.
Wen er bedacht mit eschen wart,
So verlor er uf der selben vart
Sin sweri gar und al sin kraft.
Do sprach des keisers meisterschaft:
"Dirre stein ist, herre, dir gelich.
Wand uiber alle kuinegrich
Der welte gat, her, din gewalt,
Der ist gros und manigvalt.
Die wil du macht das leben han,
So mag dir nieman wider stan,
So bist du swer alsam der stein,
Alle dui welt ist dir ze klein.
Wen aber du gevallest nider,
So kunt din kraft nicht me har wider;
Als bald din houbet wirt bedacht
Mit erde, so zergat din macht.
Da von solt du bedenken dich,
Das du bist, herre, toetelich,
Und solt dich richten uf die vart,
Die nie an menschen wendig wart."
***
Wen der gewaltig nider valt,
So ist erlůschen sin gewalt.
Wer recht gedenket an den tot,
Der huet sich vor der helle not.
Nieman fruew sich siner jugent.
Noch sis gewalles: hat er tugent,
Der mag er sich erfroewen wol.
Wen er von hinnan scheiden sol
So gros wart nie dekein gewalt,
Noch kein richtům so manigvalt,
Noch mag ieman so wise wesen,
Der vor dem tode muig genesen
So beschicht im nach des steines art,
Wen er bedacht mit eschen wart;
Sinr kraft wart er beroubet gar:
Als wirt der keiser ouch fuir war
Beroubet aller wirdekeit;
Sin gewalt wirt klein, der e was breit.
Dar an gedenken jung und alt,
Wie gar zergat der weit gewalt,
Wisheit, adel, unde gůt.
Wer sol den haben hochen můt,
Und froelich in der weite wesen,
Sit vor dem tode nuit mag genesen!
Alles das geborn ie wart,
Das můs komen uf des todes vart;
Er si jung, alt, arm oder rich,
Si muessen sterben alle gelich.
LXXXVIII.
Von einem nidigen und
von einem gitigen
Von nide und von gitekeit
Zwen gesellen giengen uiber velt,
Doch was ungemein ir gelt,
Ietweder wold das sine han.
Uf der stras in schier bekan
Ein her gewaltig unde rich.
Dui gesellen gruesst er guetelich;
Doch er erkant ir herzen wol.
Si waren akust beide vol;
Den einen den begnuegte nie,
Der ander niden nie gelie.
Er wold versůchen iren můt,
Und bot in beiden grosses gůt;
Und sprach: "Bittent nach uiwer gir!
Es mag wening geschaden mir,
Das ir von mir werdent gewert
Alles, des uiwer herze gert;
Und bit einer vor, der ander nach.
Mit rate si uich nicht ze gach.
Und was der erste bittet mich,
Das wirt dem andern zwivalteklich
Von mir. Ir werdent schier gewert
Der gabe, der uiwer herze gert."
Do gedachte bald der gitig man:
"Du solt din bette lassen stan,
Unz das der geselle din
Vor hab gehebt dui bette sin.
Das gůt das mag dir nicht engan.
Lasse in v o r dir sine bette han;
Was er danne bitten wil,
So wirt dir zwuirent alse vil."
Sin gitekeit in uiberwant,
Das er nicht bitten wold zehant.
Uf zwivalt gabe stůnt sin sin;
Das wart vil schier sin ungewin.
Nil und has ouch nie gelag;
Der nidig man akust enpflag.
Keins gůtes mocht er gunnen wol
Dem gesellen sin; wan nides vol
Was sin herz und giftig gar;
Des wart sin geselle schier gewar.
Er sprach: "Min geselle wil bitten nicht;
Ich wil bitten. Was mir geschicht,
Das sol min geselle zwivalt haben.
Ein ouge sult ir mir us graben;
Des wil ich gerne mangel han,
Dur das min geselle muesse gan
An beide ougen." Das geschach.
Ir ougen er vil schier us stach.
Sus wurden si geschendet,
Und wurden beide erblendet.
***
We dem, der gitekeit ist vol!
Růwe er niemer gewinnen sol;
So er ms hat so er me begert.
Wurden dui gitigen alle gewert,
Als disem hie nu ist beschechen,
An ougen wurde ir vil gesechen.
Nit und has ouch blenden kan
Beide frouwen unde man.
Siech wil gern der nidig wesen,
Dur das sin geselle nicht muig genesen.
Nit niemanne vertragen kan;
Wen sicht in jung und alte han.
Wer im selber tůt den tot,
Dur das sin vigent kom in not,
Und mit dem slag ertoedet sich,
Da mit er wil verwunden mich,
Der dunkt mich nicht ein wiser man,
Als verre ich mich kan entstan.
LXXXIX.
Von einem esel
und drien brůdern
Von uibriger kargkeit
Ein man an sinem tode lag.
Vil gůter witzen er enpflag;
Er schikte siner sele ding;
Des lies er nicht ab einen ring.
Er het dri suine, die waren gros,
Die sines siechtages verdros.
Den gap er einen esel gůt,
Und stůnt dar uf des mannes můt,
Das er ir driger wer gemein;
Und wer den esel fůrte hein,
Des tages sold er, im spise geben,
Sin werk das sold er han vergeben.
Dis sel geret beschach also.
Der eltste nam den esel do,
Und leit in bald in erebeit.
Trug er nicht vast, das was im leit.
Da erbeit er den langen tag,
Das er růwe nie enpflag.
Der esel muest an essen sin.
Der man gedacht: "Er ist nicht din;
Dm brůder spist in morne wol,
Dem er ouch morne werken sol."
Des andern tages der bruder ein
Den esel nam, und fůrt in hein,
Und lies in ungespiset gar.
Er wande sicher sin fuir war,
Das in sin brůder hette wol
Gespiset, und wer hoewes vol;
Wand er was rich und hat genůg.
Der esel zog vast, unde trůg
Des tages manig burdi gros;
Der kurzwil in vil ser verdros.
Und do der tag ein ende nam,
Der jüngste brůder ouch dar kam,
Und nam den esel an sin hant,
Und fůrt in erbeiten zehant,
An essen und an trinken gar.
Nieman nam des esels war.
Der juingste der gedachte wol,
Der esel der wer spise vol
Von sinen brůdern vor gesin.
Das was nicht war; das wart wol schin.
Der esel starp; das tet im not,
Er muest von hunger ligen tot.
Ir einer sich uf den andern lie.
***
Gitekeit erstarp noch nie.
Alle suinde werdent alt,
Gitekeit junget* manigvalt;
So der gitig minr des weges hat,*
So er me gůtes uf sich lat.
Gitekeit die gruenet sich
An allen luiten steteklich.
Nicht wan von rechter gitekeit
Hant si den esel tot geleit.
Hetten si in gespiset wol,
Als man von recht ein esel sol,
So wer er lebent wol beliben,
Si werin sin doch nicht vertriben;
Do was ir kargkeit alse gros,
Das si des erbes wurden blos.
Wer den esel bruchen sol,
Der sol in spisen; das stat wol.
*jungent:
verjünget sich.
*Je
kürzer der Weg ist, den der Gierige auf der Lebensreise noch
vor sich hat, desto schwerer beladet er sich mit Geld und
Gut.
XC.
Von einem loewen
und von einer geisse
Von schedelichem rate
Ir weide sucht von hungers not
Ein geis, als ir natur gebot.
Si gieng vil hoch in einer flů,
Da ir kein tier mocht komen zů.
Dui geis ein grimen loewen ersach;
Vil senfteklich er zůzir sprach:
"Mich wundert, das du joch din leben
Um so kranke spis magst geben.
Dine weg sint freisses vol,
So ver sich nieman wagen sol
Um sin spis; es ist nicht gůt.
Misselung dem der also tůt,
Wen spreche, im gescheche recht.
Hie niden sint dui wege slecht;
Hie stant blůmen unde kle;
Loup und gras und den noch me
Stat hie, vil mange weide.
Ker hier ab uf dui heide;
Da vindest du gůt weide, bas
Den uf der wilde; geloub mir das."
Dui geis zum loewen wider sprach,
Do si sin akust ane sach:
"Ich weis wol, das du seist ist recht.
Din werk sind krumb; din wort sint slecht.
Din herz ist boes, din rat ist gůt.
Moecht ich als wol sin behůt
Als hie, ich kerte bald hin abe,
Moecht ich da han ein sicher habe.
Wan ich des nicht mag sicher sin,
So volge ich nicht dem rate din."
***
Ein wiser man an sechen sol,
Wer im rat uibel oder wol.
Wer wol rat und uibel tůt,
Des menschen rat ist selten gůt.
Du solt den schouwen harte wol,
Der um din leben raten sol.
Der mag ein ratgeb wesen gůt,
Der ratet das er selber tůt.
Du soll des rates end an sechen,
Was von dem rate muig geschechen.
Dur muit so volge dem ratgeben,
Der dir ratet an das leben.
Wer ab der flů dui geis her komen,
Ir leben het ir der loewe genomen.
XCI.
Von dem der kalt
und heis hat in dem munde
Von zwivaltigen zungen
Es gieng ein man us in der zit
Eis tages, do vil snewes lit.
Gar ver kam er in einen walt;
Sin erbeit wurden manigvalt.
Er leit von hunger grosse not,
Von froste wand er ligen tot.
Do er sich also ver vergieng.
Ein waltman in gůtlich enpfieng
In sin hus, und bots im wol,
Als ein wirt sim gaste sol.
Und do er in das hus hin kam,
Vil schier er atemen began
Von frostes wegen an sin hant.
Als bald dem wirt das wart erkant,
Er sprach, warumb ers het getan.
Do antwurt im der fremde man:
"Ich atmen an dui hende min,
Das si dester wermer muigin sin."
Do sprach der waltman: "Das ist gut,
Das dir der atem hitze tůt."
Er macht ein fuir, und sast in nider,
Von grossem frost half er im wider.
Dar nach und er also gesas,
Er wolds im bieten den noch bas,
Und tet im grosse liebi schin,
Und gap im ze essen und warmen win,
Und sprach, er wer im gar gesunt.
Er satzt den kopf* bald an den munt,
Und wolde trinken ane var.
Do wart er schier der hitz gewar
Des wines, und blies bald dar an.
Do sprach zůzim der waltman:
"Was meint das, das du nu hast getan;
Das solt du mich nu wissen lan."
Er sprach: "Ze heis ist mir der win,
Da von so mus ich blasen dar in,
Das er werd kalt ein wenig bas."
Do sprach der waltman: "Was ist das,
Das du treist beide heis und kalt
In einem munt? Und wurd ich alt,
Ich koend sin nicht vergessen.
Ouch han ich mich vermessen,
Der mues us minem huse gan,
Wen man sieht heis und kalt gehan
In sinem munt. So ker hin us!
Du belibest nicht in minem hus."
Er wart vertriben; das was wol.
*den
kopf: den Becher.
Zwo zungen menlich schuichen sol.
Wie mag ieman sicher sin
Vor dem, der ganzer truiwe schin
Vor in sinem munde treit,
Und binden nicht wan arges seit.
Zwar der ist ein unsteter man,
Wen man sieht zwo zungen han,
Manig hus muest oed beliben,
Soeld man alle die vertriben,
Die zweier zungen hant gewalt.
Er si rich, arm, jung oder alt,
Leigen oder pfaffen,
Kurz oder lang geschaffen
Es sin frouwen oder man,
Wer mag vor zweien zungen gestan?
Kum sich ieman gehueten mag.
Si slachent manchen hinderslag
Uf den selben da zehant,
Den si vor geleket hant.
Si tůn alsam der scorpio,
Der leket vor, und ist ouch fro
So er sich balde richet*
Und mit dem sweife stichet.
*richet:
rächet.
***
Erger ist zweier zungen munt
Und boeser den ein arger hunt
Vor im mag nieman sicher wesen,
Noch boeser noch gůter genesen.
Eis mals er dri ze tode slat,
Sich selb, und den, den er verrat
Mit worten, und den dritten man,
Der sin verraten horet an.
Slach us der zweiger zungen munt
Us dinem hus, wilt du gesunt
Und an betruebde wol beliben.
Du solt in gar bald vertriben;
Als ouch der waltman hat getan,
Des můs er lop und ere han.
XCII.
Von einer
nachtegal wart gevangen
Von weltlicher torheit
Ein weidman vieng ein vogellin,
Das was klein, stolz unde vin,
Ein nachtegal was es genant.
Als schier ers nam in sine hant,
Und er es wold ertoedet han,
Sprach das vogellin: "Las mich gan!
Du macht nicht sat werden von mir.
Dri leren wil ich geben dir,
Mit den du wirdest selden vol,
Ist das du si behaltest wol."
Er sprach: "Sag an! Was mag das sin?"
Do sprach das kleine vogellin:
"Du solt gelouben niemer das,
Das ungeloublich si. Durch was
Sol man des gelouben icht,
Das nie geschach noch niemer geschieht?
Das ander ist, das du kein leit
Solt haben, noch kein erebeit
In dinem herzen um die ding,
Die also hin vervaren sint,
Das si nicht wider muigen komen:
Das licht nieman kan gefromen.
So ist dui dritte lere min,
Das du nicht solt geflissen sin
Um das, das dir nicht werden mag,
Er tůt im selber grossen slag,
Der nicht behaltet dis gebot,
Und mag wol sin der luiten spot.
Dis lere solt du behalten wol;
So macht du wisheit werden vol."
Der man der wart der lere fro,
Den vogel lies er fliegen do
Uf einen boum. Do das geschach,
Der vogel zů dem manne sprach:
"Du hast unwislich gar getan,
Das du, tor, mich hast gelan
Fliegen. Das můs dir schade sin,
Wan ich trag in dem libe min
Ein stein, der ist edel unde gros.
Wer in hat wirt nicht sigelos.
Er zerstoeret allen gift.
Ein strussen-ei er uiber trift
An groesse. Den hast du verlorn."
Der tore hette wol gesworn,
Es, wer alles gewesen war.
Der ler hat er vergessen gar,
Die im der vogel hat gegeben.
Er wart betruebt als um sin leben.
Er geloubte das unmuiglich was,
Und wart geflissen ser um das,
Wie er den vogel moecht gevan.
Do sprach der vogel zů dem man:
"Iemer můst du ein narre sin!
Nu hast du doch der lere min
Nicht behebt, das du geloubst die ding,
Die gar ungeloublich sint,
Das ich hab einen grossen stein
In mir, dem ich doch bin zů klein,
Dar zů leit und smerzen
Hast du in dinem herzen,
Das du, tor, mich hast verlorn.
Ouch ist dinem herzen zorn,
Das du nicht macht vachen mich
Min weg und din sint ungelich.
Du haltest nicht der lere min,
Da von můst du ein tore sin."
***
Ein tor wirt dik geleret wol,
Doch ist sin herze goucheit vol.
Wer das geloubt das nicht mag sin,
Das ist nicht grosser witzen schin.
Was, an got, nieman wenden kan,
Das sol man hin ze gotte lan.
Wer gert das im nicht werden mag,
Das ist sinem herzen ein grosser slag.
Er ist nicht wise, der des begert,
Des er niemer wirt gewert.
Wie vil nu hocher lere hat
Dui weit, mang mensche dar us gat
Das er geloubt das nicht ist gůt,
Und siner sele schaden tůt,
Und vichtet nach den dingen,
Da im můs misselingen:
Als diser tore hat getan.
Sin herze mus in ruiwen stan,
Der rechter ler nicht volgen wil
Noch der selben toren vil
Ist, ich nu nicht nennen hie.
Der narre ein tore dannan gie.
XCIII.
Von wolfen,
hirten und hunden
Von nutze der lerer
Von einem urlig hoer ich sagen,
Das kan nieman uiber tragen.
Es ist stark und herte gar,
Und hat gewert vil manig jar,
Und wert noch, als ich mich versiche,
Zwischen den wolfen und dem viche;
Den hirten was es ouch gemein.
Dui wolfe kamen über ein,
Das si gern wolden haben fride
(Das swůrens alle bi der wido
Den hirten und dem vich) also,
Das man in solde geben do
Mit geding alle dui hunde,
Die man uf erden funde.
Si hettin das vil wol vernomen,
Ir unfrid wer von inen komen.
Si sprachen: "Was wir krieges han,
Das hant uns als dui hund getan.
Wurden dui hunde tot geleit,
So wer zergangen unser leit,
Und wuird gestillet unser můt,
Und wer ouch unser fruintschaft gut."
Dui hirten wurden so betrogen.
Dui hunde wurden hin gezogen,
Und wurden geben in den tot.
Das vich das kam in grosse not
Und dui hirten in erbeit gros.
Si wurden alle sigelos,
Beidi dui hirten und dui schaf.
***
Wenne den beruffet der slaf,
Der hůten unde wachen sol,
So schikt sin vigent sin ding wol.
Werin alle hunde tot,
Dui schafe můsten liden not.
Des hundes truiwe die ist gros,
An truiwe ist nieman sin genos.
Sin zunge wunden heilen kan;
Dui wolf sin kele billet an.
Er wachet vast und huetet wol,
Da von man in nicht geben sol
Den wolfen. Secht, das ist min rat.
Die selben truiw der lerer hat.
Der lerer zunge die ist gůt,
Si heilet lip, sel unde můt.
Er wachet dur den herren sin.
Ist er truiw, das ist wol schin,
Uib er der schafe huetet wol
Vor ketzer-wolfen, als er sol,
Wer mag gestan an lere gůt?
Wie mag ein mensche sin behůt,
Und vor den wolfen sicher wesen,
Vor den kum ieman mag genesen?
Wen den wolfen wirt der hunt
Gegeben, und der lerer munt
Beslossen, so sint dui schaf verlorn,
Got hat dui lerer us erkorn,
Das si der ketzer wulfin munt
An bellen sullen, sam der hunt
An billet den wolf und den diep.
D e r w o l l e r e t, d e r i s t g o t l i e p.
XCIV.
Von einem der
konde das swarze bůch
Von betrogener fruintschaft
Man list von einem pfaffen das,
Das er in siben kuinsten was
Geleret wol, und anders vil
Kond er wol, als ich uich sagen wil.
Die bůch sint swarz und freisses vol.
Nu hat er einen gesellen gůt,
Und wold erkennen sinen můt
Und sin fruintschaft, uib si ganz
Gegen im were und ane schranz.
Er fůrt in uf ein wise breit,
Und sprach zůzim: "Wuird dir geseit,
Das du soldest ane wan
Lant und luit besessen han,
Mocht mir kein gůt von dir geschechen?" —
"Ja, ir soelden wol gesechen,
Ich tet uich ganze truiwe schin.
Ir suilden her und meister sin
Alles des, des mich beriete got:
Das sag ich uich an allen spot."
Der meister bracht mit liste zů,
Das sin gesellen duchte dů,
Wie wol geritten drissig man
Zůzim kement uf den plan,
Und tetint alle dui gelich,
Wie er wer ein kuinig rich,
Und wer gewaltig in Kipper-lant.
Dannan fůrtens in zehant
Mit eren in sin kuinigrich,
Das er besas gewalteklich.
Zu im da sin geselle kan
Und sprach: "Gedenkent, her, dar an,
Das ir mir lobtent in der stunt,
Do uich dis kuingrich was unkunt,
Do wir lieb gesellen wan.
An gabe sunt ir mich nicht lan.
Als gůt sol uiwer gabe wesen,
Das ich ane armůt muig genesen."
Der kuing sprach: "Was ist das geseit?
Ich hab weder liep noch leit
Von uiwer fruintschaft nie vernomen.
Wannan sint ir nu har komen?
Kein gůt uich hie von mir beschicht.
Wer ir sint, das weis ich nicht."
Der meister antwurt unde sprach,
Do er des kuinges můt an sach:
"Ich bin der uich das hat geben.
Nu ist so arg uiwer leben,
Das ich uich genzlich rouben wil
Des gůtes; ir hant des ze vil.
Uiwer kuinigrich wil ich uich nemen;
Vil licht komen wir den ze semen
Und sint gesellen den als e."
Dui gespsnst zergie und wart nicht me.
Do vant sich der vertriben man
Stan bi sim gesellen uf der ban,
An kuinglich ere und ane gewalt.
Sin herzeleit was manigvalt.
Vil schier zůzim der meister sprach,
Do er in als betruebten sach:
"Wie do? Sag an, was wirret dir?
Das solt du balde sagen mir." —
"Ich weis nicht, was ich sagen sol.
Min herz ist grosses wunders vol.
Ich was gewaltig unde rich
Ein kuinig; nu sitz ich dem gelich
Als ich was e und och nu bin.
Des ist verirt mins herzen sin."
Der meister sprach: "Geselle min,
Alsus zergat der weite schin.
Dui welt hat keine stetekeit
Nach froeiden kan si geben leit.
Nach riche git si armůt.
Man sieht ouch wpl wie ere tůt.
Er gůt sitten wandlen kan;
Si ergouchet frouwen unde man.
***
Gewalt und er vergessen tůt
Vil dik des alten fruinden gůt;
Als hat getan dinr eren schin,
Das du vergessen hattest min.
Truiwe tůt den fruinden wol;
Dienst nieman vergessen sol.
Wer ganzer truiwen vergessen wil,
Den gelich ich dem vederspiel.
Di frouwen, als ich hoere sagen,
Muigent ir truiwe wol getragen.
Geloub mir, also tůt dui welt;
Si gelobet wol, und git boes gelt:
Als dir din kuingrich hat getan,
Des sieht man dich in ruiwen stan."
XCV.
Von zwein die
mit gaben wolden gesigen
Von enpfachunge der gaben
Vil krieges machet min und din,
Das wart an einem kriege schin,
Von dem ich gelesen han.
Es kriegeten zwen riche man
Mit einander umbe gůt.
Der krieg wert lange, und stůnt ir můt,
Das ieglicher wold haben recht.
Si machten ein gar gros gebrecht.
Des wart ir sache hin gezogen,
Dur das ir keiner wuird betrogen,
Vor den, der ir herre was
(Wer sold dui sache richten bas?),
Das kein unrecht soeld ergan.
Gůt recht solden si beide han.
Do dui sache gesetzet wart,
Dar nach nicht lange wart gespart,
Vil heimlich do der eine man.
Zů dem hern gegangen kan,
Und bracht im einen ochsen gros.
Der man sprach: "Lieber herre min,
Lat uich min sach bevolchen sin!
Min sach ist gůt, min wort sint slecht
Ich bit nicht anders den das recht"
Der herre sprach: "Das sol geschechen!
Din gaebe sol ich wol an sechen.
Des rechten ich mich wol verstan."
Dis red vernam der ander man;
Mit rate fůr er balde zů,
Und brachte heimlich eine ků
Des herren frouwe. Das geschach;
Vil fleisseklich er zůzir sprach:
"Genade, edle frouwe min,
Lat uich min sach bevolchen sin." —
"Swig stille, und hab gůten můt,
Din sache sol noch werden gůt."
Dii frouwe zu dem herren sprach,
Do si dui schonen ků ersach:
"Dur minen willen hilf dem man,
Das er sin sache muige behan,
Und gewin das gůt. Des bit ich dich!
Der belle nicht verziche mich!"
Der her gelobt der frouwen das
Als schier er zů gerichte sas,
Do kumen ouch dui zwene man
Und sold ir krieg ein ende han.
Si legten beide fuir ir klage.
Der richter, nach der frouwen sage,
Gestůnt dem, der do gap dui ků.
"Red ochs (sprach der ander dů)!
Wilt du nicht reden? Es ist zit.
Zů miner sach nicht lenger bit.
Red an, min ochs! Des bit ich dich!
Dur nuite solt du lassen mich!"
Der herre sprach: "Es mag nicht sin,
Das reden muig der ochse din."
Du ků den munt beslossen hat
Dem ochsen: ane stimme er stat.
Der frouwen runen und dui ků
Gesigten in der sache dů.
Der ochs verlor sin sache gar,
Des wart sin meister wol gewar.
***
Empfangne gabe binden kan;
Gab entrichtet manchen man.
Empfangne gabe selten tůt
An frouwen noch an mannen gůt.
Empfangne gabe das gebirt
Das dike recht zů unrecht wirt.
Wer das recht dur gabe lat,
Und dem rechten nicht gestat,
Der heisst ein zwivelhaftig man;
Wer mag sich an den gelan?
Ein richter, der recht richten wil,
Der bedarf dekeiner gabe vil.
Durch liebe noch durch fruintschaft,
Durch gabe noch durch sipschaft
Sol kein richter abe lan;
Das recht das sol er vaste han.
Wo dui fvouwe runet zů,
Und empfangen wirt dui ků,
Do mag der arme kum gesigen:
Dui ků hat recht, der ochs was geswigen.
Das schikte gar der frouwen rat,
Der dike schedlich geraten hat.
XCVI.
Von einer katzen die
wart besenget
Von kestung der frouwen
Stat macht diebe, das ist war.
Uibrig gezierde schadet gar;
Wer sich der masset, der tůt wol,
Als uns dis bischaft leren sol.
Ein burger hat in sinem hus
Ein katze, die vil mange mus
Vieng; die was stolz und wol gemeit,
Jr was alzit vil spis bereit.
Ir balg was schoen, wis unde glat.
Der man ein nachgeburen hat,
Dem geviel dui katze vaste wol.
Sin herze was begirde vol,
Wie er dui katze moecht gehan.
Den balg sach er begirlich an,
Der was wis alsam der sne.
Nach der katzen was im we,
Dur nuit wold er si lassen genesen.
Er sprach: "Der balg sol mine wesen!
Des mag ich geniessen wol,
Fuinf schilling er mir gelten sol."
Dar nach nicht lange wart gespart,
Der katzen-diep gemeldet wart,
Und wart dem burger kunt getan,
Wie er dui katzen woelde han
Getoedet, durch des balges schin.
Der burger sprach: " Es mag nicht sin!
Sit das der balg ir schaden tůt,
Ich schik wol, das si werd behůt,
Und min gevatter si las leben.
Ein arzenie wil ich ir geben."
Mit einem schoube fůr er zů,
Der katzen balg besengt er dů,
Das er wart rot und ungestalt;
Flekig wart er manigvalt.
Also behůt der burger do
Sin katze. Wer noch, tet also,
Des katze wurde wol behůt.
***
Wel frouwe hat uippigen můt,
Und stellet uf gezierde gros
(Des mange frouwe nie verdros),
Wer die wol behůten wil,
Der volg irs willens nicht ze vil.
Den balg er ir besengen sol,
Das si keim andern man ze wol
Gevalle durch des balges schin.
So stete mag kein frouwe sin,
Wil si sich der welte geben,
Gar schier geswechet wirt ir leben.
Welcher frouw ir man wol gevalt,
Die lebt in eren manigvalt.
Wiplich geberd und frouwen-zucht
Die sint fuir aller weit gerucht.*
Ein wip, schoen, kuisch und wol behůt,
Gehoechet manges mannes můt,
Nie nicht uf erden besser wart
Den ein frouw von gůter art.
Frummer frouwen lip und můt
Vor allem wandel ist behůt:
Die sol man unbesenget lan;
Der katzen-diep lat si wol gan.
*Die
gehen über alles dasjenige, was gewöhnlich den Menschen am
Herzen liegt.
XCVII.
Von einem kinde
hies Papirius
Von wiplichem rate
Man list von einem kind alsus,
Des namen hies Papirius;
Sin lip was jung, sin sin was alt,
Sin herz uf wisheit was gestalt.
Zů Rom er in das rat-hus kan
Mit sinem vatter und mangem man;
Wan er grosser witze enpflag.
Nu fůgt es sich uf einen tag,
Do geschach ein sunderliche tat,
Dar um gar heimlich was ir rat
Ouch kamen si des uiber ein,
Das nieman, weder gros noch klein,
Von dem rate solde sagen.
Do geriet des kindes můter fragen,
Wo er so lange wer gesin.
Er sprach: "Vil liebe můter min,
Ich gieng mit mime vatter us,
Und kam hin uf das rat-hus;
Da sach ich mangen wisen man
In einem grossen rate stan."
Dui můter sprach zůzim zehant:
"Was meinet, das si huite hant
So lange geraten?" — "Můter min,
Das ich das sage, das mag nicht sin.
Das ich offene der Roemer rat,
Das man huit vast verboten hat."
Do sine můter horet das,
Das der rat verboten was,
Do wart ir nach der sache not.
Si wold den knaben haben tot;
Si slůg in vast. Der knabe sprach,
Do er dui můter zornig sach:
"Ich wil dir sagen, was der rat
Ist, den man huite geraten hat.
Es ist, uib e i n frouw zwene man
Zů der e ze recht sol han,
Oder e i n man zweie wip."
Si sprach: "Samer sel und lip!
Vil besser ist, das zwene man
Ein frouwe zu der e gehan,
Denne e i n man zweie wip.
Da wirt niemer ganzer lip;
Si gewuinnen niemer gůten tag.
Zewar, uib ichs gefuegen mag,
Ich sol es frilich under stan."
Zů andren frouwen geriet si gan.
Si tet eine wipliche tat,
Und offnete der herren rat,
Als ir der knabe hat geseit.
Si sprachen alle: "Herze-leit
Und krieg muesten wir immer han,
Ist das zwo frouwen e i n e m man
Soelden undertenig sin." —
"Wol uf, liebe gespielen min,
(Sprach eine zů der andern dů)
Wir sullen alle, morgen frů,
In den rat mit einander gan,
Und sullen das bi nuite lan;
Unser not sun wir in klagen,
Unde horen was si sagen."
Do dise sache also geschach,
Und der rat dui frouwen sach,
Si wundert was das moechte sin.
Si enpfiengens wol, und liessens in.
Als si dui sache hatten vernomen,
Warumb dui frouwen weren komen,
Si richten si gůtlich wider hein,
Und sprachen: "Wir sun uiber ein
Des komen, das e i m manne wol
Mit e i n e m wibe genuegen sol."
Dui frouwen giengen hein.
Do sprach der ratshern ein:
"Wa mag dis spotliche mer
Den frouwen sin gekomen her?"
Do sprach der knab Papirius:
"Do ich gester kam in unser hus,
Do wold min můter wissen lan,
Wes man ze rate worden was.
Des wold ich si nicht wissen lan,
Do begunde si mich vaste slan.
Ein lugen erdacht ich uf der stunt,
Und sprach das wort, das uich ist kunt
Worden von den frouwen nu."
Si sprachen alle: "Dank hab du!"
Und verboten, das nicht me
Kein kint kem in den rat als e,
Wan diser knab, was acht jar alt;
Siner wisheit er nicht engalt.
***
Der da heimlich raten wil,
Der getruive kinden nicht ze vil.
Toub luit, und kint, und trunken man
Mugent kein heimlicheit behan.
Unstet ist ouch der frouwen můt,
Des sint ir wort nicht wol behůt.
Was eine weis, wie schad es si,
Das wissen schier zwo oder dri.
Wo von dir mag geschechen leit,
Das las den frouwen ungeseit.
Was du verholen wellest han,
Das solt du kein wip wissen lan.
Doch man si dar umb loben sol:
S i m u g e n d a s v e r h e l e n w o l,
D a s s i n i c h t w i s s e n. Unbehůt
Unde witzlos ist ir můt:
Das ist hie wol worden schin.
Dank hab, der ane si mag sin!
XCVIII.
Von einem
bischoffe und einem erzpriester
Von unwirdigem ampte
Von einem bischof list man das,
Das er in hochen eren sas.
Gelerter pfaffen hat er vil,
Sin wirdekeit was ane zil.
Nu hat er einen juingeling
Bi im, der was sis vettern kint.
Er hat ouch einen wisen man
Zu erzpriester gesetzt hin dan.
Nu fůgt es sich uf einen tag,
Das der erzpriester siech lag,
Und also siech was, das er starp.
Der juingling um das ampt warp.
Der bischof tat als er begert,
Doch des ampts was er unwert.
Dar nach nicht lange wart gespart,
Wan das dem bischof gesendet wart
Ein korp, was gůter biren vol.
Des danket er dem bolen wol.
Gar liep was im der prisant.
Ze sim gesind sprach er zehant:
"Wem mag ich getruiwen wol,
Der mir der biren hueten sol?
Wurd mir der biren eine verlorn,
Das wer mir nicht ein kleiner zorn."
Do sprach der juingling: "Herre, mir!
Ich hůt ir wol, nach uiwer gir,
Das keine wirt verlorn;
So wirt gestilt uiwer zorn."
Zem juingling sprach der hischof dů:
"Mich dunkt, du sist ze jung dar zů.
Ich getruiwe dir nicht der biren wol,
Eim andern ich si bevelchen sol.
Ich vorcht, geb ich si in dinen gewalt,
Si wurden gessen alze bald.
Ich wil bi nuit der biren dir
Getruiwen, das gelobe mir."
Dis rede hort ein wiser man.
Mit ernst sach er den bischof an.
Er sprach: "Nu můs erbarmen got
Das ir begangen hant den spot,
Das ir so manig sele hant
Dem bevolen, der uich ist bekant,
Sin kintheit und sin jugent.
Da von ir iemer mugeht
Ungemach haben unde leit.
Dem ir dui biren hant verseit,
Der sol der selen pfleger wesen!
Wie mag do das schaf genesen,
So der wolf zem hirten wirt?"
***
Uf der strasse wirt verirt
Der, den der blinde fueren sol;
Vallen si beide, das ist wol.
Dui schafe gar verirret sint,
Wen ze einem hirten wirt ein kint.
Wie berichtet der ein andern man,
Der sich berichten nicht enkan?
Wie mag der gespisen wol
Dui schaf, der niemer wirdet vol,
Und lebet stet in gitekeit.
Ze s c h e r e n sint sie alle bereit,
S p i s t e n si dui schaf als gern,
Als wol als si, si kunnen schern,
Dui schafe stůnden dester bas.
Nu gat ir arger list uf das,
Wie dui schafe werden geschorn.
Uib si iemer werden verlorn,
Dar uf hant si versorget gar:
Si enrůchen wie dui sele var.
Der wise bischof der beval
Dem jungen selen ane zal
Und wold im doch bevelchen nicht
Du biren. Das dike noch geschicht
Das der, der selen hueten sol
Dem man der birn nicht getruiwet wol.
XCIX.
Von einem
torechten schůlpfaffen
Von natuirlicher torheit
Von einem ritter list man das,
Das er in hochen eren sas,
In richtum und in wirdekeit.
Sinen sun hat er geleit
Ze schůl. Nu kam er af die trift,
Das er du bůche und dui schrift*
Gar kleinen geriet verstan.
Der ritter wold nicht abe lan,
Er het vil gern ein pfaffen gůt*
Us im gemacht; das was sin můt.
*Nun
trieb er seine Sache so, daß er weder lesen noch schreiben
lernte.
*Er
hätte gerne einen Gelehrten aus ihn gemacht.
Ze schůl sant er in gen Paris;
In kuinsten sold er werden wis.
Mit grosser koste er do was,
Doch er nicht vil der bůchen las.
Er vant da der gesellen vil,
Die alle uebten seiten-spil.
Ze Paris lebt er mangen tag,
Vil kleiner wisheit er enpflag.
Sin zerung was unmassen gros,
Des sinen vatter ser verdros.
Do er wider ze lande kan,
Und solde kunst gelernet han,
Sin vatter was unmassen fro.
Ein grosse Wirtschaft macht er do;
Sin fruinde lůt er al gemein,
Beide arme, riche, gross und klein.
Do si ze semen kamen dar,
Si namen des pfaffen eben war.
Sin geberde waren klůg,
Nach pfaffenlichen sitten, genůg,
Nu sach er an dui Stuben-tuir;
Do was ein loch geboret fuir,
Dar in was ein ků-zagel geslagen.
Do geriet der hoche pfaffe sagen:
"Min herze hat gross wunder genomen,
Wie dur das loch dui ků si komen,
Und in der tuir beliben ist
Der zagel." — Zů der selben frist
Gieng er von den luiten us,
Und stelt sich fuir sis vatter hus,
Und lůgte vast den himel an.
Der mont geriet gar schoen uf gan.
Der pfaffe sach vast um sich do
Sin fruinde waren alle fro;
Si wanden alle sicher wesen
Er het astronomiam gelesen,
Und wer ein her in hocher kunst.
Do was noch witze noch vernunst.
Do er den mont so ane sach,
Er gieng wider in, und sprach:
"Eis dinges mich gross wunder nint,
Das ich mit flisse hab besint,
Das der mont so gelich uf gat
Dem monde, den ich in der stat
Sach zů Paris; des wundert mich,
Si sint einander so gelich,
Er můs sin ein gar wiser man,
Der die zwen under scheiden kan."
Do der ritter das ersach,
Ze sinen fruinden er do sprach:
"Von schulden ist in im herzen zorn!
Kost und erbeit ist gar verlorn
Au mime sun, das dunkt mich wol,
Wan er ist aller torheit vol."
Der vatter und die fruinde sin
Můsten in ein toren lassen sin.
***
Wer von natur ist unbesint,
Und minder witz hat den ein kint,
Den mag dui schůle zů Paris
An sinnen niemer machen wis.
Ist er ein esel und ein gouch,
Das selb ist er zů Paris ouch.
Wa dui natur verirret ist,
Was schikt da hocher pfaffen list?
Was hilft, das einer ze schůle vert,
Und gros gelt ane nutz verzert,
Und hort vil hoche meister lesen?
Ein tor můs er doch iemer wesen.
Gůte bůch gewint er wol,
Gůt pfaffe er niemer werden sol:
Hie heim ein tor, ein narre dort,
Torecht sin werk, und tumb sin wort.
Er was ze schůle, als man las;
Er wurde kein pfaffe fuirbas.
C.
Von einem
kuinige und von einem scherer
Von einem gůten Ende
Ein margt hůp sich in einer stat.
Der margt vil grosser friheit hat:
Es weren frouwen oder man,
Wer da wold ze margte gan,
Der hat fride siben tage.
Nu horet was ich uich sage.
Der selbe margt was wol behůt,
Do was veil aller leige gůt
Swas ieman ze kouf begert,
Des wart er uf der stat gewert.
Ein hocher pfaffe, an kuinsten rich,
Kam uf den margt, und tet gelich,
Als er ein koufman wolde wesen.
Er sprach: "Wer iemer wil genesen,
Der kouf des er muig haben heil;
Grosse wisheit hab ich veil."
Fuir den kuing dui rede kan.
Sine knecht sant er hin dan,
Das si dur nicht vermitten,
Wan das si snelle ritten,
Und kouften im dui wisheit.
Er sprach, im were gar nicht leit,
Was si dar um můsten geben.
Dui knecht vernamen das gar eben.
Gross silber si do namen.
Do si zem meister kamen,
Si sprachen: "Wir sint ze uich gesant;
Min her, der kuing, hat uich ermant,
Das ir das silber sullet nemen,
Und sullet im der wisheit geben."
Er nam das silber, und sast sich nider,
Und schreib ein wort, und sant es wider
Dem kuinge bi den knechten sin.
Das Wort zu tuitsche von latin
Spricht: D u s o l l d a s e n d a n s e c h e n
D i n e r w e r k, u n d w a s g e s c h e c h e n
D i r d a r u m m u i g e k u n f t i g l i c h!
Der wisheit solt du flissen dich.—
Dem kuinge bringet dis gebot
Von mir." Das ducht si gar ein spot,
Si hetten alle des gesworn,
Das silber were ganz verlorn,
Dar um dui wisheit was gegeben;
Da mit der kuinig doch sin leben
Behůt. — Der kouf geviel im wol.
Das wort was grosser wisheit vol.
Er hies es schriben an dui tuir
Mit guldin bůchstaben. Wer da fuir
Gieng, der mocht es eben lesen.
Der kuing wer anders tot gewesen
Eis mals, als ich uich sagen wil.
Heimlicher vigende hat er vil,
Die stalten al uf sinen tot
Gar heimlichen, das si in not
Nicht kemen fuir dui missetat.
Nu giengens heimlichen ze rat
(Ir aller truiwe die was klein);
Gemeinlich kamens uiber ein,
Das si grofs gůt wolden geben
Eim scherer, der dem kuing sin leben,
Neme, so er in solde scheren.
Si wolden in des gůtes geweren,
Als bald als er es het getan.
Nu wold der scherer heimlich gan
Zů dem kuing in den palas,
Und wold ze stunde enden das,
Dar um er enpfangen hat das gůt.
In grosse vorchte kam sin můt,
Do er dui schrift zem ersten las,
Die an dem tor geschriben was:
D a s e n d d i n r w e r k s o l t d u a n s e c h e
n,
U n d w a s d i r d a r u m m u i g e g e s c h e c h
e n!
Gar vaste zittern er began,
Ein totlich varwe er gewan.
Der kuing erschrak, do er in sach
Als bleich. Vil bald er zůzim sprach:
"Sag an, was ist din not!
Oder du můst liden den tot."
Er bekant das mort, das er wold han
An dem kuinige getan,
Des in dui schrift erwendet hat,
Die an der tuir geschriben stat.
Also behielt der kuing sin leben.
Sin vigende můsten alle geben
Im das gůt; das was vil wol.
Das koufte wort was nutzes vol.
***
Wer das end an sechen kan
Sinr werk, der ist ein wiser man.
Wer das end an sechen wil,
Der kum nicht uf des ruiwen zil.
Das ende wol vertriben kan
Boese werk, wer das sicht an.
Ein gůt end machet alles gůt,
Ein gůt end niemer uibel tůt.
Der schif-man an dem ende stat,
Und richt das schif, das es eben gat.
Wer sich an das ende leit,
Der gewinnet selten grosses leit.
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