Wer on verdienst / will han den lon
Vnd vff eym schwachen ror will ston
Des anschlag / wurt vff krebsen gon
|
Wer unverdienten Lohn will sehn,
Auf einem schwachen Rohr bestehn,
Des Anschlag wird auf Krebsen gehn.
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LVII.
Furwissenheyt gottes
Man fyndt gar manchen narren ouch
Der ferbet vß der gschrifft den gouch
Vnd dunckt sich stryffecht vnd gelert
So er die bůcher hat vmb kert
Vnd hat den psaltter gessen schyer
Biß an den verß / Beatus vir /
Meynend / hab got eym gůts beschert
So werd jm das nyemer entwert /
Sol er dann faren zů der hell
So well er syn eyn gůt gesell
Vnd leben recht mit andern wol
Im werd doch / was jm werden sol /
Narr loß von sollcher fantesy
Du gsteckst sunst bald jm narrenbry /
Das gott on arbeit belonung gytt
Verloß dich druff / vnd bach du nytt
Vnd wart / wo dir von hymel kunt
Eyn brotten tub / jn dynen můndt
Dann solt es also schlecht zů gon
So würd eym yeden knecht syn lon
Gott geb / er arbeyt oder nit
Das doch nit ist vff erden sytt
War vmb wolt gott dann ewig lon
Eym geben / der wolt műssig gon
Geben eym knecht der schlaffen wolt
Syn rich / vnd eyn so grossen solt /
Ich sprich / das vff erd nyemans leb
Dem gott on gnaden ettwas geb
Oder dem er sy pflychtig üt
Dann er ist vns gantz schuldig nüt
Eyn fryer her / schenckt wem er wil
Vnd gibt vß wenig oder vil /
Wie jm gelyebt / wæn gat es an
Er weiß / war vmb ers hat gethan /
Eyn hafner vß eym erdklotz macht
Eyn erlich gschyrr / sunst vil veracht
Als kachlen / hæfen / wasserkrűg
Do man jn / bœß / vnd gůttes tűg
Die kachel spricht nit wyder jn
Ich solt eyn krůg / eyn hafen syn
Gott weiß (dem es alleyn zů stat)
War vmb er all ding geordnet hat /
War vmb er Jacob hat erwelt
Vnd nit Esau jm glich gezelt /
War vmb er Nabuchodonosor
Der vil gesündet hatt lang jor
Strofft / vnd zů ruw doch kumen lyeß
Vnd zů sym rich / noch dem er bűsßt /
Vnd Pharao mit Geyßlen hart
Strofft / der do von doch bœser wart /
Eyn artzeny macht eynen gsunt
Vnd macht den andern mer verwundt /
Dann eyner noch dem er entpfandt
Gotts stroff / vnd der gewaltigen handt
Bdocht er syn sünd / mit sufftzen vil /
Der ander brucht syn fryen will
Vnd merckend gotts gerechtikeyt
Myßbrücht er syn barmhertzigkeyt /
Dann gott nye keynen hatt verlon
Er wust / war vmb ers hatt gethon
Wann ers wolt als glych han eracht
Er hett wol nůt dann rosen gmacht
Aber er wolt ouch dystlen han
Do man syn gerechtikeyt sæh an
Der was ein nydisch schalckhafft knecht
Der meynt syn herr dæt jm vnrecht
Do er jm gab syn gdingten solt
Vnd gab eym andern was er wolt
Der wenig arbeyt hatt gethon
Dem gab er doch eyn glychen lon
Man fyndt gar vil gerechter lüt /
Die hye vff erd hant vbelzyt
Vnd loßt jn gott zů handeln gon
Als ob si vil sünd hetten gthon
Dar gegen fyndt man narren dick
Die zů all sachen hand vil glück
Vnd jnn jrn sünden syndt so fry
Als ob jr werck gantz heylig sy /
Das sint die vrteyl gotts heymlich
Der vrsach weiß nyeman gentzlich
Je me man die zů gründen gært
Je mynder man dar von erfært
Ob yeman schon wænt das ers wiß
So ist er syn doch vngewiß
Dann all ding werdent vns gespart
Inn kunfftig / vnsicher / hynfart /
Dar vmb loß gots fürwissenheyt
Vnd ordenung der fürsichtikeyt
Stan wie sie stat / thů recht vnd wol
Gott ist barmhertzig / gnaden vol
Loß wissen jnn / als das er weiß
Dů recht / den lon ich dir verheiß
Beharr / so gib ich dir myn sel
Zů pfand / du kumbst nit jnn die hell /
|
57.
Von Gottes Vorsehung
Man findet manchen Narren auch
Der aus der Schrift färbt seinen Gauch
Und dünkt sich vornehm und gelehrt,
Wenn er die Bücher umgekehrt
Und hat verzehrt den Psalter schier
Bis an den Vers: Beatus vir,
154
Und meint, hab' Gott ihm Gut beschert,
So werde ihm das nie versehrt.
Soll er dann fahren zu der Hölle,
So will er sein ein guter Geselle
Und leben recht mit andern wohl,
Ihm wird doch, was ihm werden soll.
Narr, laß von solcher Phantasei,
Du steckst sonst bald im Narrenbrei,
Daß Gott ohn' Arbeit Lohn verspricht -
Darauf verlaß dich! Brate nicht
Und wart, vom Himmel wird geraten
Dir in den Mund 'ne Taub' gebraten.
Denn sollt' es einfach so zugehn,
So würde jeder Knecht besehn -
Er arbeit' oder sei ein Gauch -
Denselben Lohn – das ist nicht Brauch!
Was sollte Gott mit ewigem Dank
Dir lohnen deinen Müßiggang,
Oder einem Knecht, der schlafen wollt',
Mit seinem Reich und großem Sold?
Ich wähn', auf Erden niemand lebe,
Dem Gott ohn' Gnade etwas gebe,
Oder dem er stehe in Pflicht,
Denn er ist uns verschuldet nicht.
Ein freier Herr schenkt, wem er will,
Und gibt uns wenig oder viel,
Wie ihm beliebt; wen geht es an?
Er weiß, warum er es getan.
Ein Hafner
155 aus dem Erdkloß macht
Geschirr, wie er sich hat erdacht,
Formt Kacheln, Häfen, Wasserkrüge,
Damit er jedem Wunsch genüge,
Die Kachel spricht ihm nicht darein:
»Ich sollt' ein Krug, ein Hafen sein!«
Gott weiß, dem es allein zukommt,
Wie jedes Ding dem Menschen frommt,
Warum er Jakob hat erwählt
Und Esau ihm nicht gleichgestellt,
Warum er Nebukadnezar,
Der viel gesündigt manches Jahr,
Gestraft und dann zur Reu' ließ kommen
Und in sein Reich hat aufgenommen,
Doch Pharao mit Geißeln
156 hart
Bestraft, der doch nur schlechter ward.
Dieselb' Arznei macht einen gesund
Und macht den andern noch mehr wund.
Denn jener, nachdem er empfand
Die Straf' aus Gottes starker Hand,
Gedachte der Sünden mit Seufzen im Stillen,
Der andre folgte dem freien Willen,
Und merkte Gottes Gerechtigkeit,
Weil er mißbraucht seine Barmherzigkeit.
Denn Gott hat immer an jeden gedacht,
Er weiß, warum er's also gemacht.
Wenn es als billig ihm gefallen,
Hätte er Rosen gemacht aus allen,
Aber auch Disteln haben er wollte,
Dran man Gerechtigkeit sehen sollte.
Der war ein neidisch-böser Knecht,
Der meinte, ihm täte sein Herr nicht recht,
Da er ihm gab den bedungenen Sold
Und einem andern, was er wollt';
Der wenig Arbeit hatte getan,
Den ließ er gleichen Lohn empfahn.
Man findet viel gerechte Leut',
Die haben auf Erden schlechte Zeit,
Gott läßt es ihnen also gehn,
Als wäre viel Sünd' durch sie geschehn.
Dagegen findet man Narren oft,
Die haben viel Glück und unverhofft
Und sind in ihren Sünden so frei,
Als ob ihr Werk ganz heilig sei.
Drum ist verborgen Gottes Gericht,
Seine letzten Gründe weiß man nicht,
Je mehr man die zu erforschen begehrt,
Je weniger man davon erfährt,
Und wer da wähnt, er hab' sie enthüllt,
Ist recht mit Finsternis erfüllt.
Denn alles wird uns aufgespart
Für künftige, unsichre Fahrt.
Drum lasse Gottes Allwissenheit,
Die Ordnung seiner Fürsichtigkeit
Stehn, wie sie steht! Tu recht und wohl!
Gott ist barmherzig, gnadenvoll!
Laß wissen ihn alles, was er weiß:
Tu recht! und Lohn ich dir verheiß';
Harr' aus! So geb' ich dir mein Wort,
Du kommst nicht in die Hölle dort!
|
|
Wer leschen will eyns andern für
Vnd brennen loßt syn eygen schür
Der ist gůt vff der narren lür
|
Wer löschen will eines andern Feuer
Und brennen läßt die eigne Scheuer,
Der ist gut auf der Narrenleier.
|
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LVIII.
Syn selbs vergessen
Wer groß arbeyt vnd vngemach
Hat / wie er fürdere frœmbde sach
Vnd wie eyns andern nutz er schaff
Der ist me dann eyn ander aff
So er nit jnn sinr eygnen sach
Lůgt das er flissig sy vnd wach
Der narren bűchlin billich lysßt
Wer wis ist / vnd syn selbs vergißt
Dann der geordente lieb will han
Der soll an jm selbst vohen an
Als ouch Terencius vermant
Ich bin mir aller næhst verwant
Eyn yeder lůg vor syner schantz
Ee er sorg / wie eyn ander dantz
Der will verderben ee dann zytt
Der jm nit segt / vnd andern schnyt
Vnd wer eyns andern kleydt mit flisß
Süfert / vnd er das syn beschisß
Wer leschen will eyns andern huß
So jm die flâm schleht oben vß
Vnd brennt das syn jn alle macht
Der hat vff syn nutz wenig acht
Wer fürdern will eyns andern karr
Vnd hyndern sich / der ist eyn narr
Wer sich mit frœmbder sach belad
Vnd selbst versumbt / der hab den schad
Wer sich des vber reden latt
Dar vß jm spott vnd schad entstat
Der mag die leng sich nit erwœren
Der narr erwysch jn by dem gœren
Mach wißheyt jnn mit schaden leren
Dem lydt syn dott am hertsten an
Den sunst erkennet yederman
Vnd er styrbt / vnd syn leben endt
Das er sich selbst nit hatt erkent
|
58.
Seiner selbst vergessen
Wer große Müh' und Ungemach
Erträgt und läuft dem Fremden nach,
Sucht, wie er andern Nutzen schaffe,
Der ist mehr als ein andrer – Affe,
Wenn er nicht in der eignen Sache
Schaut, daß er fleißig sei und wache.
Der Narren Büchlein billig liest,
Wer klug ist, doch sein selbst vergißt.
Wer rechte Liebe will gewinnen,
Der soll bei sich zuerst beginnen,
Wie auch Terentius ermahnt:
»Ich bin mir allernächst verwandt!«
Ein jeder schau auf seine Schanze,
157
Bevor er sorg', wie ein andrer tanze.
Der will verderben, sobald es geht,
Wer andern schneidet und sich nicht sät
Und wer eines andern Kleid in Eile
Fein säubert und sich beschmutzt die Weile.
Wer löschen will eines andern Haus,
Wenn ihm die Flamm' schlägt oben aus
Und seines brennt mit aller Macht,
Hat seines Nutzens wenig acht.
Wer eines andern Kahn zieht vor
Und hindert sich – der ist ein Tor.
Will einer fremde Sachen laden
Und sich versäumen, der hab' Schaden.
Wer darin Überredung leidet,
Was Schaden ihm und Spott bereitet,
Der kann die Länge sich nicht wehren:
Der Narr erwischt ihn bei den Geren,
158
Wird Weisheit ihn mit Schaden lehren.
Dem liegt der Tod am schwersten an,
Der sonst erkannte jedermann,
Doch wenn er nun sein Ende fand,
Sich selbst noch niemals hatt' erkannt.
|
|
Wer bgært / das man jm dyen all tag
Vnd er doch danck / vnd lon versag
Ist wol / das man jm die brütschen schlag
|
Wer Dienst begehret alle Tage,
Ob er auch Dank und Lohn versage,
Ist wert, daß ihn die Pritsche schlage.
|
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LIX.
Von vndanckberkeyt
Der ist eyn narr / der vil begært
Vnd er nüt důt der eren wert
Vnd gibt eym műg / vnd arbeit vil
Dem er doch wenig lonen wil
Wer von eyner sach will haben gwynn
Billich setzt der jnn synen synn
Das er ouch kosten leg dar an
Will anders er mit eren stan /
Gar seltten jn sym wesen blibt
Eyn műd roß / das man vber tribt
Eyn willig roß würt stettig baldt
Wann man daß fůtter jm vorhaldt
Wer eym vil ding zů můten gtar
Vnd lonen nitt / der ist eyn narr
Wer nit mag haben wol für gůt
Was man vmb zymlich lon jm důt
Der soll zů zytten sich nit klagen
Ob man jm arbeyt důt versagen
Io sol man jm die brittschen schlagen /
Wes eyner will das er genyeß
Der lůg das er ouch widerschyeß
Vndanckberkeyt nymbt bœsen lon
Sie macht den brunnen wassers on
Eyn altt Cystern nit wasser gytt
Wann man nit wasser ouch dryn schytt /
Eyn důren angel gar bald kyerrt
Wann man jn nit mit œl ouch schmyert
Der ist nit würdig grœsser schenck
Wer an die kleynen nit gedenck
Dem würt billich versagt all gob
Der vmb die kleyn nit saget lob
Der heisßt wol vnuernunfft / vnd grob /
All wysen ye gehasset hant
Den / der vndanckbar wart erkant
|
59.
Von Undankbarkeit
Der ist ein Narr, wer viel begehrt
Und nicht tut, was der Ehre wert,
Und macht dem Müh' und Arbeit viel,
Den er doch wenig lohnen will.
Wer einer Sach' will haben Gewinn,
Der setzt auch billig in seinen Sinn,
Daß er die Kosten lege an,
Will anders er mit Ehren stahn.
Ein müdes Roß, noch angetrieben,
Ist selten willig zur Arbeit geblieben.
Manch braves Roß die Lust verlor,
Enthielt man ihm das Futters vor.
Wer einem viel zumutet zwar,
Doch lohnt ihm nicht, der ist ein Narr.
Und wer nicht schätzen kann für gut,
Was man um billigen Lohn ihm tut,
Der darf sich dann auch nicht beklagen,
Will man die Arbeit ihm versagen;
Den soll man mit der Pritsche schlagen.
Was einer will, daß er genieße,
Der schau', daß er auch wiederschieße.159
Undankbarkeit nimmt bösen Lohn,
Sie macht den Brunnen Wassers ohn.
Aus alter Pump' kein Wasser fließt,
Wenn man nicht Wasser darein gießt.
Ein Türenangel balde quiert,
Wenn man ihn nicht mit Öle schmiert.
Unwürdig man dem Großes schenkt,
Wer an das Kleine nicht gedenkt;
Und dem versagt man alle Gabe,
Der für die kleine weiß kein Lob;
Denn der ist ohne Sinn und grob.
Drum nie der Weisen Lieb' empfand,
Wer undankbar je ward erkannt.
|
|
Des narren bry / ich nye vergaß
Do mit gefiel das spyegel glaß
Hans esels or / myn brůder was
|
Des Narrenbrei's ich nie vergaß,
Da mir gefiel das Spiegelglas;
Hans Eselsohr mein Bruder was.
|
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LX.
Vō im selbs wolgefallē
Der rűrt jm wol den narren bry
Wer wænet das er witzig sy
Vnd gfelt alleyn im selber wol
Inn spyegel sicht er yemertol
Vnd kan doch nit gemercken das
Das er eyn narren sicht jm glaß
Doch wann er schweren solt eyn eyt
Vnd man von wis vnd hübschen seyt
So meynt er doch er wers alleyn
Man fynd sins glich vff erden keyn
Vnd schwűr ouch jm gebrœst gantz nüt
Sin tůn vnd lon gfelt jm all zyt
Den spiegel er nit von jm latt
Er sytz / lyg / ritt / gang / wo er statt /
Glich als der keyser Otto dett
Der jn dem stritt eyn spyegel hett
Vnd schar all tag syn backen zwilch
Vnd wůsch sie dann mit esels milch
Das ist eyn wibertæding gůt
Keyn on den spyegel ettwas důt
Ee sie sich schleygeren recht dar vor
Vnd muttzen / gatt wol vß eyn jor
Wem so gefelt wis / gstalt / vnd werck
Das ist der aff von Heydelberck
Pygmalion gfiel syn eygen byld
Des wart er jnn narrheit gantz wild
Hett sich Narcissus gspyeglet nit
Er hett gelebt noch lange zyt
Manches sicht stæts den spyegel an
Sieht doch nüt hübsches dar jnn stan /
Wer also ist eyn narrecht schoff /
Der lidt ouch nit das man jn stroff
Io gatt er jnn sym wesen hyn
Vnd wil mit gwalt / nit witzig syn
|
60.
Von Selbstgefälligkeit
Der rühret wohl den Narrenbrei,
Wer wähnet, daß er weise sei
Und sich gefällt selbst immerdar.
Er sieht in den Spiegel hell und klar
Und kann doch nicht bemerken das:
Einen Narrn beschauet er im Glas.
Doch sollt' er schwören einen Eid,
Fragt man nach Weisen um Bescheid,
So meint er doch, er wär's allein,
– Wo sollte sonst noch einer sein? –
Und schwür' auch, daß ihm nichts gebreste,
Sein Tun und Lassen sei das beste.
Den Spiegel er nicht von sich legt,
Wo er auch liegt und sich bewegt,
Gleichwie der Kaiser Otho tat,
Der vor dem Kampf zum Spiegel trat
Und schor die Backen täglich zwilch
160
Und wusch sie dann mit Eselsmilch,
Solch Ding gefällt den Weibern gut,
Ohn' Spiegel keine etwas tut;
Bis das der Schleier sitzt im Haar
Und überm Putz vergeht ein Jahr.
Wem so gefällt Gestalt und Werk,
Das ist der Aff' von Heidelberg.
161
Pygmalion
162 gefiel sein Bild,
Er ward in Narrheit drob ganz wild;
Und blieb Narziß
163 vom Wasser weit,
Er hätt' gelebt noch lange Zeit.
Gar mancher blickt den Spiegel an,
Der doch nichts hübsches sieht drin stahn,
Und wer so ist ein närrisch Schaf,
Der will doch nicht, daß man ihn straf',164
So geht er seines Wesens hin,
Bleibt mit Gewalt ohn' Witz und Sinn.
|
|
Das best / am dantzen / ist das man
Nit yemerdar důt für sich gan
Vnd ouch by zyt vmb keren kan
|
Das Best' am Tanzen ist, daß man
Nicht immerdar nur geht voran,
Sondern bei Zeit umkehren kann.
|
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LXI.
Von dantzen
Ich hieltt nah die für narren gantz
Die freüd vnd lust hant jn dem dantz
Vnd louffen vmb als werens toub
Műd fűß zů machen jnn dem stoub
Aber so ich gedenck dar by
Wie dantz / mit sünd entsprungen sy
Vnd ich kan mercken / vnd betracht
Das es der tüfel hat vff bracht
Do er das gulden kalb erdaht
Vnd schůff das got wart gantz veraht /
Noch vil er mit zů wegen bringt
Vß dantzen vil vnratts entspringt
Do ist hochfart / vnd üppikeyt
Vnd für louff der vnlutterkeyt
Do schleyfft man Venus by der hend
Do hatt all erberkeyt eyn end /
So weys ich gantz vff erterich
Keyn schympf der sy eym ernst so glich
Als das man dantzen hat erdocht
Vff kilchwih / erste meß ouch brocht
Do dantzen pfaffen / mynch / vnd leyen
Die kutt můß sich do hynden reyen
Do loufft man / vnd würfft vmbher eyn
Das man hoch sieht die blosßen beyn
Ich will der ander schand geschwigen
Der dantz schmeckt bas dann essen fygē
Wann Kůntz mit Mætzen dantzen mag
Inn hungert nit eyn gantzen dag
So werden sie des kouffes eyns
Wie man eyn bock geb vmb eyn geiß
Soll das eyn kurtzwil syn genant
So hab ich narrheyt vil erkant
Vil wartten vff den dantz lang zytt
Die doch der dantz ersettigt nit
|
61.
Vom Tanzen
Die hielt ich fast für Narren ganz,
Denen Lust und Freude macht der Tanz,
Die im Kreise laufen und drehn sich toll
Um Füße müd' und staubesvoll;
Aber so ich bedenke dabei,
Wie Tanz mit Sünd' entsprungen sei,
So kann ich merken und betrachte,
Daß ihn der Teufel auf wohl brachte,
Als er das goldne Kalb erdachte.
Und schuf, daß man Gott ganz verachte,
Noch viel damit zu Weg' er bringt.
Aus Tanzen Unheil oft entspringt:
Da ist Hoffahrt und Üppigkeit
Und Vorlauf der Unlauterkeit,
Da schleift man Venus bei den Händen,
Da tut all Ehrbarkeit sich enden.
Drum weiß ich auf dem Erdenreich
Keinen Scherz, der so dem Ernst sei gleich,
Als daß man Tanzen hat erdacht,
Auf Kirchweih und Primiz
165 gebracht:
Da tanzen Pfaffen, Mönch' und Laien,
Die Kutte muß sich hinten reihen;
Da läuft man, wirft umher wohl eine,
Daß man hoch sieht die bloßen Beine;
Ich will der andern Schande schweigen.
Der Tanz schmeckt süßer da als Feigen.
Wenn Kunz mit Greten tanzen mag,
Ficht Hunger ihn sobald nicht an,
Dann werden sie des Kaufes eins,
Wie man den Bock geb' um die Geiß.
Soll das nun Kurzweil sein genannt,
So hab' ich Narrheit viel erkannt.
Viel warten lange auf den Tanz,
Die doch der Tanz nie sättigt ganz.
|
|
Wer vil lust hat wie er hofier
Nachts vff der gassen vor der thůr
Den glust / das er wachend erfrűr
|
Wer Lust verspürt, daß er hofiere
166
Nachts auf der Gasse vor der Türe,
Den lüstet auch, daß er erfriere.
|
|
LXII.
Von nachtes hofyeren
Ietz wer schyer vß der narren dantz
Aber das spiel wer nit all gantz
Wann nit hie weren ouch die lœffel
Die gassentretter / vnd die gœffel
Die durch die nacht keyn růw went han
Wann sie nit vff der gassen gan
Vnd schlagent luten vor der tűr
Ob gucken well die mætz har fűr
Vnd kumen vß der gassen nit
Biß man eyn kâmer loug jnn gytt
Oder sie würffet mit eym steyn
Es ist die freüd jn warheyt kleyn
Inn winters næcht also erfrűren
So sie der gœuchin důnt hofyeren
Mit seittenspyel / mit pfiffen / syngen
Am holtzmarckt vber die blœcher sprīgē
Das důnt studenten / pfaffen / leyen /
Die pfiffen zů dem narren reyen
Eyner schrygt / juchtzet / brœllt vnd blœrt
Als ob er yetzend würd ermœrt
Je eyn narr do dem andern seyt
Wo er můß wartten vff bescheyt
Do můß man jm dann hoffrecht machē
Als heymlich halttet er syn sachen
Das yederman do von můß sagen
Die vischers vff den küblen schlagen
Mancher syn frow loßt an dem bett
Die lieber kurtzwil mit jm hett
Vnd dantzt er an dem narrenseyl
Nymbt das gůt end / so darff es heyl
Ich schwig der / den das selb gyt freüd
Das sie louffen jm narren kleyd /
Wann man eyn narren gyene hieß
Mancher sich an den namen styeß
|
62.
Von nächtlichem
Hofieren
Jetzt wär' schier aus der Narrentanz,
Aber das Spiel doch noch nicht ganz,
Wenn nicht hier wären auch die Löffel,167
Die Gassentreter und die Göffel,
Die in der Nacht nicht ruhen können,
Wenn sie nicht auf der Gasse rennen
Und schlagen Laute vor der Tür,
Ob nicht die Metze schau' herfür.
Nichts andres von der Straß' sie bringt,
Bis man mit Kammerlaug' sie zwingt
Oder sie grüßt mit einem Stein.
Es ist die Freud' in Wahrheit klein:
In Winternächten zu erfrieren,
Wenn sie der Gäuchin so hofieren
Mit Saitenspiel, mit Pfeifen, Singen,
Am Holzmarkt über die Blöcke springen.
Das tun Studenten, Pfaffen, Laien,
Die pfeifen zu dem Narrenreihen,
Und jeder schreit, jauchzt, brüllt und plärrt,
Als würd' zur Schlachtbank er gezerrt.
Ein Narr es da dem andern kündet,
Wo man ihn hinbeschieden findet,
Dort muß man ihm ein Hofrecht machen.168
So heimlich hält er seine Sachen,
Daß jedermann davon muß sagen,
Die Fischer es auf Kübeln schlagen.
Gar mancher läßt die Frau im Bette,
Die lieber Kurzweil mit ihm hätte
Und tanzt dafür am Narrenseil.
Wenn das gut endet, braucht es Heil!
Ich schweige derer, die es freut,
Daß sie stolziern im Narrenkleid,
Doch wenn man Narren Maulaff' hieße,
Gar mancher sich am Namen stieße.
|
|
Ich vorcht mir ging an narren ab
Vnd han durch sůcht den bættel stab
Kleyn wißheyt ich do funden hab /
|
Voll Furcht, mir gingen Narren ab,
Hab' ich durchsucht den Bettelstab,
169
Wenig Weisheit ich gefunden hab'.
|
|
LXIII.
Von bettleren
Der bættel hat ouch narren vil
All welt die ryecht sich yetz vff gyl
Vnd will mit bættlen neren sich
Pfaffen / mynchs œrden sint vast rich
Vnd klagent sich / als werent sie arm
Hü bættel / das es gott erbarm
Du bist zů notturfft vff erdocht
Vnd hast groß huffen zamen brocht
Noch schrygt der prior trag her plus
Dem sack dem ist der boden vß /
Des glychen důnt die heyltům fűrer /
Stürnenstœsser / statzionyerer
Die nyenant keyn kirchwih verlygen
Vff der sie nit œfflich vß schrygen
Wie das sie fűren jn dem sack
Das hew / das tief vergraben lagk
Vnder der kryppf zů Bettleheyn
Das sy von Balams esels beyn /
Eyn fæder von sant Michels flügel
Ouch von sant jœrgen roß eyn zügel
Oder die buntschůh von sant Claren /
Mancher důt bættlen by den joren
So er wol wercken mœht vnd kundt
Vnd er / jung / starck ist / vnd gesundt
Wann das er sich nit wol mag bucken
Im stæckt eyn schelmen beyn jm rucken
Sin kynd die můssent jung dar an
On vnderloß zům bættel gan
Vnd leren wol das bættel gschrey
Er bræch jnn ee eyn arm entzwey
Oder etzt jnn vil blætzer / bülen
Do mit sie künden schrygen hülen /
Der sytzen vier vnd zwentzig noch
Zü Straspurg jn dem dummenloch
On die man setzt jnn weisen kasten
Aber bættler důnt seltten vasten
Zů Basel vff dem kolenbergk
Do triben sie vil bůbenwergk
Ir rottwelsch sie jm terich hand
Ir gfűge narung durch die land
Jeder Stabyl ein hœrnlüten hatt
Die voppen / ferben / ditzent / gat
Wie sie dem predger gelt gewynn
Der lug wo sy der joham grym
Durch alle schœchelboß er loufft
Mit rübling junen ist syn kouff
Biß er beseuelet hye vnd do
So schwantzt er sich dann anderswo
Veralchend vber den breithart
Styelt er all breitfůß / vnd flughart
Der sie flœsßlet / vnd lüßling ab schnytt
Grantner / klant / vetzer / fůren mit
Eyn wild begangenschafft der welt
Ist wie man stelt yetz vff das gelt
Herolden / sprecher / Partzifand /
Die strofften ettwann œfflich schand
Vnd hatten dar durch eren vil
Eyn yeder narr yetz sprechen wil
Vnd tragen stæblin ruch vnd glatt
Das er werd von dem bættel satt /
Eym wer leyd das gantz wer syn gwandt
Bætler beschyssen alle landt /
Eyner eyn sylberin kelch můß han
Do all tag syben moß jn gan
Der gat vff krucken so mans sicht
Wann er alleyn ist / darff ers nicht
Diser kan fallen vor den lüten
Das yederman tűg vff jn düten
Der lehnet andern jr kynder ab
Das er eyn grossen huffen hab
Mit kœrb eyn esel důt bewaren
Als wolt er zů sant Jacob faren /
Der gat hyncken / der gat bucken
Der byndet eyn beyn vff eyn krucken
Oder eyn gerner beyn jn die schlucken
Wann man jm recht lůgt zů der wundē
So sæh man / wie er wer gebunden /
Zům bættel loß ich mir der wile
Dann es sint leyder bættler vile
Vnd werden stæts ye me vnd me
Dann bættlen das důt nyeman we
On dem / der es zů nott můß triben
Sunst ist gar gůt eyn bættler bliben
Dann bættlen des verdürbt man nit
Vil bgont sich wol zů wißbrott mitt
Die dryncken nit den schlæhten wyn
Es můß Reynfal / Elsasser syn
Mancher verloßt vff bættlen sich
Der spielt / bůbt / halt sich üppeklich
Dann so er schon verschlembt syn hab
Schleht man jm bættlen doch nit ab
Im ist erloubt der bættelstab /
Vil neren vß dem bættel sich
Die me geltts hant / dann du vnd ich
|
63.
Von Bettlern
Der Bettel hat auch Narren viel,
Man schafft sich Geld durch Bettelspiel
Und will mit Betteln sich ernähren.
Mönchsorden, Pfaffen sich beschweren,
Daß sie, die Reichsten, wären arm.
Ach, Bettel, daß sich Gott erbarm!
Bist für die Armut auserdacht
Und hast viel Geld zusammenbracht.
Doch schreit der Prior: »Mehr ins Haus!«
Dem Sack, dem ist der Boden aus.
Desgleichen tun die Heilturmführer,
170
Die Stirnenstßer,
171 Stationierer,
172
Die keiner Kirms vorübergehn,
Wo sie nicht öffentlich ausstehn
Und schrein, sie führten in dem Sack
Das Heu, das tief vergraben lag
Unter der Krippe zu Bettelheim,
Oder von Bileams Esel ein Bein,
Eine Feder aus Sankt Michels Flügel
Und von Sankt Jörgens Roß den Zügel
Oder die Bundschuh' von Sankt Klaren.
Mancher treibt Bettel in solchen Jahren,
Wo jung er ist, stark und gesund
Und werken könnte jede Stund',
Nur daß er sich nicht gern mag bücken,
Ihm steckt ein Schelmenbein im Rücken.
Seine Kinder müssen's jung verstehn,
Ohn' Unterlaß zum Bettel gehen
Und lernen wohl den Bettelschrei,
Sonst bräch' er ihnen den Arm entzwei
Und ätzte ihnen Wunden und Beulen,
Damit sie könnten schrein und heulen.
Ihrer sitzen vierundzwanzig noch
Zu Straßburg in dem Dummenloch,
173
Ohne die, man setzt' in den Waisenkasten.
Aber Bettler pflegen selten zu fasten:
Zu Basel auf dem Kohlenberg
174
Da treiben sie ihr Bubenwerk.
Sie wälschen durch das Terich
175 rot
Und haben ihr bequemes Brot.
Jeder Stabil
176 ein Hornlüten
177 hat,
Die foppt, färbt, ditzet
178 durch die Stadt,
Dem Pred'ger
179 heischt Geld ihre
Stimme,
Der lugt, wo sei der Joham grimme,
180
Und läuft durch alle Schöchelboß,
181
Wo Rübling junen
182 ist recht los;
Hat er besevelt
183 hier und dort,
So schwänzt
184 er sich dann wieder
fort,
Veralchend
185 über den Breithart
186
Stiehlt er die Breitfüß'
187 und Flughart,
188
Damit er sie flößle
189 und Lüßling
190 abschneide;
Grantner, Klantvetzer
191 geben ihm Geleite.
Gar wunderlich geht's jetzt in der Welt:
Wie trachtet man doch so nach Geld!
Herolde, Sprecher, Parzivante,
192
Tadelten öffentlich sonst Schande
Und hatten dadurch Ehre viel;
Jetzt jeder Narr laut sprechen will
Und tragen Stäblein rauh und glatt,
193
Damit er wird' vom Bettel satt.
Einem wär's leid, wenn heil das Gewand;
Bettler beschissen jetzt alle Land'. -
Aber sein Kelch muß silbern sein,
Gehn täglich sieben Maß hinein;
Der geht auf Krücken im Tageslicht,
Wenn er allein ist, braucht er sie nicht.
Dieser kann fallen
194 vor den Leuten,
Daß jedermann möcht' auf ihn deuten;
Der borget andern die Kinder ab,
Daß er einen großen Haufen hab'.
Der einen Esel mit Körben beschwert,
Wie einer der nach Sankt Jakob
195 fährt.
Der eine hinkt, der muß sich bücken,
Der bindet sich ein Bein auf Krücken
Oder ein Totenbein unter's Wams.
Wenn man recht schaute nach der Wunden,
Säh' man, wie das wär' angebunden.
Noch bin ich nicht am Bettelziel,
Denn es sind leider Bettler viel
Und werden stets noch mehr und mehr,
Denn Betteln, – das schmerzt niemand sehr,
Nur den, der es aus Not muß treiben;
Sonst ist's gar gut ein Bettler bleiben:
Vom Bettelwerk verdirbt man nit,
Viel schaffen Weißbrot sich damit
Und trinken nicht den schlichten Wein:
Es muß Reinfall,
196 Elsässer sein.
Gar mancher verläßt auf Betteln sich,
Der spielt, buhlt, hält sich üppiglich;
Denn hat er verschlemmt sei Gut und Hab',
Schlägt man ihm Betteln doch nicht ab:
Ist ihm erlaubt der Bettelstab.
197
Mit Betteln nähren viele sich,
Die reicher sind als du und ich!
|
|
Mancher der ritt gern spat vnd frů
Künd er vor frowen kumen zů
Die lont dem esel seltten růw
|
Mancher, der ritt' gern spat und fruh,
Käm' er vor Frauen nur dazu:
Die lassen dem Esel selten Ruh'.
|
|
LXIV.
Von bosen wibern
Inn myner vorred hab ich gton
Eyn bzügniß / protestacion
Ich well der gůtten frowen nycht
Mit arg gedencken jn mym gdycht
Aber man würt bald von mir klagen
Solt ich nüt von den bœsen sagen
Eyn frow / die gern von wißheit hœrt
Die würt nit lycht jn schand verkœrt
Eyn gůt frow / senfft des mannes zorn
Assuerus hatt eyn eyd geschworn
Noch macht jn Hester weych vnd lynd
Abygayl senfft Dauid gschwynd
Aber bœß frowen / gænt bœß rædt
Als Ochosyas můter dett
Herodias jr dochter hyeß
Das man den tœuffer kœppfen lyeß
Salmon durch frowen rætt verkert
Wart / das er die abgœtter ert /
Eyn frow ist worden bald eyn hætz
Wann jnn sunst wol ist mit geschwætz
Vnd lyplep / schnædern / tag vnd nacht
Pyeris hat vil jungen gmaht
Den ist gelüpt die zung so wol
Das sie dick brennet wie eyn kol /
Diß klagt / die klappert / dise lügt
Die richt vß / als das stübt vnd flügt /
Die ander kyflet an dem bett
Der eeman seltten fryd do hett
Můß hœren predig ouch gar offt
So manch barfůsser lytt vnd schlofft
Es züht die stræbkatz mancher man
Der doch das merteyl noch můß lan /
Manch frow ist frum vnd bschyd genůg
Vnd ist dem man alleyn zů klůg
Das sie nit von jm lyden mag
Das er sie ettwas ler / vnd sag /
Gar dick eyn man jnn vnglück kunt
Alleyn durch siner frowen mundt
Als Amphyon zů Theba gschach
Do er syn kynd all sterben sach /
Wann frowen soltten reden vil
Calphurnia kem bald jns spil /
Eyn bœß frow stæts jr boßheyt eügt
Die frow der joseph dyent / das zeygt /
Keyn grœssern zorn man yenant spürt
Dann so eyn wibs bild zornig würt
Die wűttet / wie eyn lœwin stůdt
Der man die jungen næmen důt
Oder eyn bærin / die do seygt
Medea das / vnd Progne zeygt /
Wañ mâ die wißheyt gâtz durch gründt
Keyn bitterer krut vff erd man fyndt
Dann frowen der hertz ist eyn garn
Vnd strick / dar jn vil doren farn /
Durch dry ding würt die erd erschütt
Das vierd das mag sie tragen nitt /
Eyn knecht der worden ist eyn her /
Eyn narr der sich hat gfüllet ser /
Eyn nydesch bϧ vnd gifftig wib
Wer die vermæhlet synem lib /
Das vierd all früntschafft gantz verderbt
Eyn dienst magt die jr frowen erbt /
Dry ding man nit erfüllen mag
Das vierd schrygt stæts / har zů har trag
Eyn frow / die hell / das erterich
Das schluckt all wassers güsß jnn sich /
Das für spricht nyemer hœr vff nů
Ich hab genůg / trag nym har zů /
Dry ding ich nit erkennen kan
Des vierden weiß ich gantz nütz von /
Wann jn dem lufft eyn Adler flüht
Eyn schlang die vff eym velsen krücht
Eyn schiff das mitten gat jm mer /
Eyn man der noch hat kyndesch ler /
Des glych der weg eynr frowen ist
Die sich zům eebruch hat gerüst
Die schleckt / vnd wüscht den munt gar schō
Vnd spricht / ich hab nüt bœss getō
Eym rynnend tach zů wynters fryst
Ist glich eyn frow die zænckisch ist /
Hell / vnd vægtüfel hat genůg
Wer mit eynr solchen züht jm pflůg /
Vaschy hat vil nochkumen gelan
Die wenig achten vff jr man /
Des wibs will ich geschwigen gar
Die zů riehten / eyn süpplin gtar
Als Poncia vnd Agrippina /
Belides vnd Clytymnestra
Die jr mann stochen an dem bett
Als Phereo syn hußfrow dett /
Gar seltzen ist Lucrecia /
Oder Cathonis porcia
Vppiger frowen fyndt man vil
Dann Thays ist jn allem spil
|
64.
Von bösen Weibern
In meiner Vorred' hab' ich schon
Erklärt, getan Protestation,
198
Ich wollte der guten Frauen nicht
Mit Arg gedenken in meinem Gedicht;
Aber man würde bald über mich klagen,
Wollte ich nichts von den bösen sagen.
Eine Frau, die gern von Weisheit hört,
Die wird nicht leicht zur Schande betört;
Eine gute sänftigt des Mannes Zorn.
Ahasverus hatt' einen Eid geschworn,
Doch Esther macht' ihn weich und lind;
Abigail beschwichtigte David geschwind.
Eine böse Frau gibt bösen Rat,
Wie Ochosyas Mutter tat;
Herodias ihre Tochter hieß,
Daß man den Täufer köpfen ließ;
Durch Frauen Rat ward so verkehrt
Sal'mo, daß er Abgötter ehrt'.
Eine Frau wird bald zu einer Hätze,
199
Wenn ihr so wohl ist mit Geschwätze,
Sie schnattert »lip lep« Tag und Nacht.
Pieris
200 hat viel Junge
gebracht,
Deren Zunge ist sowohl vergiftet,
Daß sie wie Kohle Feuer stiftet;
Die klagt, die klatscht, die dritte lügt
Und hechelt durch, was kriecht und fliegt,
Die vierte zankt auf der Lagerstatt,
Der Ehmann selten Frieden hat,
Muß hören oft noch Predigt an,
Wenn ein Barfüßer
201 liegen und schlafen
kann.
Es zieht die Strebkatz
202 mancher Mann,
Der doch das Mehrteil nie gewann.
Manche Frau ist fromm und verständig genug
Sie ist ihrem Manne nur zu klug,
Weil sie es nicht leiden mag,
Daß er ihr etwas lehr' und sag'.
Es kommt ein Mann gar manche Stund'
Ins Unglück durch der Gattin Mund,
Amphion dies zu Theben geschah,
Als er die Kinder sterben sah.
Wenn Frauen sollten reden viel,
Dann käm' Calpurnia
203 bald ins Spiel.
Eine böse Frau zur Bosheit neigt,
Die Herrin Josephs uns dies zeigt.
Keinen größern Zorn man jemals spürt,
Als wenn ein Weibsbild zornig wird,
Die wütet, wie die Löwin schnaubt,
Der man die Jungen hat geraubt,
Wie eine Bärin, die da säugt:
Medea dies und Prokne zeigt.
Wenn man die Weisheit ganz ergründet,
Kein bittrer Erdenkraut man findet,
Als Frauen, deren Herz ein Garn
Und Strick, darein viel Toren fahrn.
Drei Dinge bringen die Erde zum beben,
Das vierte will sie aus den Angeln heben:
Ein Knecht, der worden ist ein Herr,
Ein Narr, der sich gefüllet
204 sehr,
Ein neidisch, bös und giftig Weib,
Wer die vermählet seinem Leib;
Das viert' all Freundschaft ganz verderbt:
Die Dienstmagd, so die Frau beerbt.
Drei Dinge man nicht sättigen kann,
Das vierte schreit: »Trag nur heran!«
Eine Frau, die Hölle, der Erdenball,
Die schlucken des Wassers Güsse all,
Nie sagt das Feuer: »Nun höre auf!
Es ist genug; trag nimmer zu Hauf!«
Drei Ding' ich nicht erfassen kann,
Ins vierte Einsicht ich nicht gewann:
Wie in der Luft ein Adler fliegt,
Auf glattem Fels die Schlange kriecht,
Ein Schiff einherfährt auf dem Meere,
Und wie ein Mann gehorcht kindischer Lehre.
Der Weg einer Frau dem ähnlich ist,
Die zum Ehebruch trägt ein Gelüst,
Die schleckt und leckt sich ihren Mund
Und spricht: »Nichts Böses ward mir kund!«
Ein rinnend Dach zu Winters Frist
Gleicht einer Frau, die zänkisch ist;
Es hat an Höll' und Teufel genug,
Wer mit einer solchen zieht am Pflug.
Vasthi der Nachkommen viel gewann,
Die wenig achten ihren Mann.
Von solchem Weib sei nichts gesagt,
Das anzurichten ein Süpplein wagt,
Wie Agrippina
205 und Pontia,
Die Beliden und Klytämnestra,
206
Die ihren Mann erstach im Bett,
Wie mit Pheräus die Hausfrau tät.
Gar selten ist eine Lukrezia
Oder des Kato Porzia;
Üppiger Frauen gibt es viel,
Denn Thais
207 treibt gar oft ihr
Spiel.
|
|
Vil abergloub man yetz erdicht
Was kunfftig man an sternen sycht
Eyn yeder narr sich dar vff rycht
|
Viel Aberglauben man jetzt braut;
Aus Sternen man die Zukunft schaut;
Ein jeder Narr fest darauf baut.
|
|
LXV.
Vō achtung des gstirns
Der ist eyn narr der me verheißt
Dann er jn sym vermœgen weisßt
Oder dann er zů tůn hat můt
Verheissen ist den ærtzten gůt
Aber eyn narr verheisßt eyn tag
Me dann all welt geleysten mag /
Vff kunfftig ding man yetz vast lendt
Was das gestyrn vnd firmament
Vnd der planeten louff vns sag
Oder gott jnn sym rott anschlag
Vnd meynent das man wissen sœll
Alls das got mit vns würcken wœll
Als ob das gstirn eyn notturfft bring
Vnd jm noch műsten gan all ding
Vnd gott nit herr vnd meyster wer
Der eyns lycht macht / das ander swær
Vnd laßt das vil Saturnus kyndt
Dannacht gerecht / frumm / heylig synd
Dar gegen Sunn / vnd Jupiter
Hant kyndt die nit syndt boßheyt lær
Eym kristen menschen nit zů stat
Das er mit heyden künst vmb gat
Vnd merck vff der planeten louff
Ob dyser tag sy gůt zům kouff /
Zů buwen / krieg / machung der ee /
Zů früntschafft / vnd des glychen me
All vnser wort / werck / tůn vnd lon
Vß gott / jnn gott / alleyn sol gon
Dar vmb gloubt der nit recht jnn got /
Der vff das gstirn sollch glouben hat
Das eyn stund / monet / tag vnd jor
So glücklich sy / das man dar vor
Vnd nach / sol grosßs anfohen nüt
Wann es nit gschicht die selbe zyt
Das es dann nym geschehen mag
Dann es sy eyn verworffen tag /
Vnd wer nit ettwas nuwes hat
Vnd vmb das nuw jor syngen gat /
Vnd gryen tann riß steckt jn syn huß
Der meynt er leb das jor nit vß
Als die Egyptier hieltten vor /
Des glichen zů dem nuwen jor
Wem man nit ettwas schencken důt
Der meynt das gantz jor werd nit gůt /
Vnd des glych vngloub allerley
Mit worsagen / vnd vogelgschrey
Mitt caracter / sægen / treümerbůch /
Vnd das man by dem monschyn sůch
Oder der schwartzen kunst noch stell
Nüt ist das man nit wissen well
So yeder schwűr / es fællt jm nit /
So fælt es vmb cyn burenschritt
Nitt das der sternen louff alleyn
Sie sagen / jo eyn yedes kleyn
Vnd aller mynst jm flyegen hirn
Will man yetz sagen vsß dem gestirn
Vnd was man reden / rotten werd /
Wie der werd glück han / was geberd /
Was willen / zůfall der kranckheit
Fræuelich man vß dem gstirn yetz seit /
Inn narrheyt ist all welt ertoubt
Eym yeden narren man yetz gloubt /
Vil practick vnd wissagend kunst
Gatt yetz vast vß der drucker gunst /
Die drucken alles das man bringt
Was man von schanden sagt vnd singt
Das gott nůn als on straf do hyn
Die weltt die will betrogen syn /
Wann man solch kunst yetz trib vnd lert
Vnd das nit jnn vil boßheyt kert
Oder das sunst bræcht schad der sel /
Als Moyses kund vnd Daniel /
So wer es nit eyn bœse kunst
Io wer sie würdig růms vnd gunst /
Aber man wissagt mir / das vieh sterb
Oder wie / korn vnd wyn verderb
Oder wann es schnyg oder reg
Wann es schœn sy / der wynt weg
Buren fragen noch solcher gschryfft
Dann es jn zů gewynn antrifft
Das sie korn / hyndersich vnd wyn
Haltten / biß es werd dürer syn /
Do Abraham laß solche bůch
Vnd jnn Chaldea sternen sůcht
Was er der gsieht vnd trostes an
Die jm gott sandt jnn Chanaan /
Dann es ist eyn lychtferikeyt
Wo man von solchen dingen seitt
Als ob man gott wolt zwingen mitt
Das es můst syn / vnd anders nitt
Gotts lieb verloschen ist vnd gunst
Des sůcht man yetz des tüfels kunst
Do Saul der kunig was verlan
Von gott / rűfft er den tüfel an
|
65.
Von Beobachtung
des Gestirns
Der ist ein Narr, der mehr verheißt,
Als er in seinen Kräften weiß
Oder je vollbringen kann.
Verheißen steht den Ärzten an,
Ein Narr verspricht an einem Tag
Mehr, als die Welt je leisten mag.
208
Das Künft'ge füllt jetzt jedes Hirn,
Was Firmament sowie Gestirn
Und der Planeten Lauf uns sage
Oder Gott in seinem Rat anschlage.
Man meinet, daß man wissen solle,
Was Gott all mit uns wirken wolle,
Als ob Gestirn Notwendiges bringe
Und ihm nachgingen alle Dinge
Und Gott nicht Herr und Meister wär',
Der eines leicht macht, andres schwer,
Und schafft, daß manch Saturnuskind
209
Doch Tüchtigkeit und Heil gewinnt,
Dagegen Jupiter und Sol
210
Oft Kinder haben, des Schlechten voll.
Einem Christenmenschen nicht zusteht,
Daß er mit Heidenkunst umgeht
Und merkt auf der Planeten Lauf,
Ob dieser Tag sei gut zum Kauf,
Zum Bauen, Kriegen, Eheschließen,
Zur Freundschaft und was ähnlich diesen.
All unser Wort, Werk, Tun und Lassen
Soll sein aus Gott und Gott umfassen.
Darum auch der Gott nicht vertraut,
Wer so auf die Gestirne baut,
Daß Stunden, Monde, Tag' und Jahre
So glücklich seien, daß man wahre
Sich vor und nach und läßt das sein,
Was nicht zu dieser Zeit soll sein,
Daß es nur nicht geschehen mag
An einem unglücksvollen Tag.
Denn wer nicht etwas Neues bringt
Und um Neujahr nicht geht und singt
Und Tannenreisig steckt ans Haus,
Der meint, er leb' das Jahr nicht aus;
Das hielt Ägypten
211 schon für wahr!
Desgleichen, wem zum neuen Jahr
Von anderen nichts wird geschenkt,
Der meint, daß schlecht das Jahr anfängt.
So gibt's Unglauben allerlei
Mit Wahrsagung und Vogelschrei,
Mit Formeln, Segen, Träumenbuche,
Und daß man bei dem Mondschein suche
Oder der schwarzen Kunst nachjage;
Nichts gibt es, dem man nicht nachfrage.
Ein jeder schwört, es fehl' ihm nit,
Doch fehlt's um einen Bauernschritt.
Nicht daß der Sterne Lauf allein
Sie deuten – jedes Ding so klein,
Das Allerkleinst' im Fliegenhirn
Will man wissen aus dem Gestirn,
Und was man reden, raten werde,
Wie einer Glück hab' – die Gebärde
Und Absicht, Unfall, Kränklichkeit
Wird frevelnd aus Gestirn prophezeit.
Von Narrheit ist die Welt betäubt
Und jedem Narrn man jetzo gläubt.
Viel Praktik
212 und Weissagekunst
Verbreitet jetzt der Drucker Gunst;
Die drucken alles, was man bringt
Und was man schändlich sagt und singt.
Da schaut nun niemand strafend drein,
Die Welt, die will betrogen sein!
Wenn man die Kunst jetzt trieb und lehrte
Und nicht so sehr zur Bosheit kehrte
Und was sonst Schaden bringt der Seel',
Die Moses trieb und Daniel,
So wär's nicht eine schlechte Kunst,
Sie wäre Ruhmes wert und Gunst.
Jetzt weissagt man, das Vieh werd' sterben,
Oder wie Korn und Wein verderben,
Wenn es geb' Regen oder Schnee,
Wann schön es sei, und wann es weh'.
Die Bauern fragen nach solcher Schrift,
Dieweil es ihren Gewinn betrifft,
Daß sie Korn hinter sich und Wein
Behalten, bis die teurer sei'n.
Als Abraham las in solchem Buche
In Chaldäa auf der Sternensuche,
Entbehrte Licht und Trost er sehr,
Die sandt' in Kanaan ihm der Herr.
Mit ernstem Sinn verträgt sich's nicht,
Wenn man von solchen Dingen spricht,
Als wollte man Gott damit zwingen,
Sie so, nicht anders zu vollbringen.
Erloschen ist Gottes Lieb' und Gunst,
Drum sucht man jetzt des Teufels Kunst.
Des Teufels Werk ihm wohlgefiel,
Als König Saul von Gott abfiel.
|
|
Wer vß misßt hymel / erd / vnd mer
Vnd dar jnn sůcht lust / freüd / vnd ler
Der lůg / das er dem narren wer
|
Wer ausmißt Himmel, Erd' und Meere
Und darin sucht Lust, Freud' und Lehre,
Der schau', daß er dem Narren wehre.
|
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LXVI.
Von erfarung aller land
Ich halt den ouch nit jtel wiß
Der all syn synn leidt / vnd syn fliß
Wie er erkund all stett / vnd landt
Vnd nymbt den zyrckel jn die hant
Das er dar durch berichtet werd
Wie breit / wie lang / wie witt die erd
Wie dieff / vnd verr sich zieh das mer
Vnd was enthalt den letsten spœr /
Wie sich das mer zů end der welt
Haltt / das es nit zů tal ab felt
Ob man hab vmb die gantz welt fůr
Was volcks wone vnder yeder schnůr /
Ob vnder vnsern fűssen lüt
Ouch sygen / oder do sy nüt
Vnd wie sie sich enthaltten vff
Das sie nit fallen jnn den lufft /
Wie man vß mit eym stæcklin ræch
Das man die gantze welt durch sæch
Archymenides der wust des vil
Der macht jm puluer / kreiß vnd zyl
Do mit er vil vßræchen kundt
Vnd wolt nit vff tůn synen mundt
Er vorcht es ging eyn plast dar von
Das jm an kreyssen ab wurd gon
Vnd ee er reden wolt eyn wort
Lyeß er ee das er wurd ermort /
Der messen kunst was er behend
Kund doch vß ecken nit syn end /
Dycearchus der fleiß sich des
Das er die hœh der berg vß meß
Vnd fandt das Pelyon hœher waß
Dann alle berg die er ye mæß
Doch maß er nit mit syner handt
Die Alppen hoch jm Schwitzer landt
Masß ouch nit wie tieff wer das loch
Do hyn er műst / vnd sitzet noch /
Ptolomeus rechnet vß mit gradt
Was leng vnd breyt das ertrich hatt /
Die leng zücht er von oryent
Vnd endt die selb jnn occident /
Das hundert / achtzig grad er acht /
Sechtzig vnd dryg / gen mitternacht
Die breyt vom equinoccial
Gen mittemtag / ist sie me schmal
Zwentzig vnd funf er fyndet gradt
Des lands so man erkundet hat
Plynius ræcht das mit schritten vß
So machet Strabo mylen druß
Noch hat man sythar funden vile
Landt / hynder Norwegen vnd Thyle /
Als jßlant vnd pylappenlandt
Das vorhyn alls nit was erkandt /
Ouch hatt man sydt jnn Portigal
Vnd jnn hispanyen vberall
Golt / jnslen funden / vnd nacket lüt
Von den man vor wust sagen nüt /
Marinus / noch dem mer / die welt
Ræchnt / vnd hat drann gar wűst gefælt /
Plinius der meyster seitt
Das es sy eyn vnsynnikeit
Wellen die grϧ der welt verston
Vnd vsser der / by wilen gon
Vnd ræchnen biß hynder das mer
Dar jnn menschlich vernunfft jrrt ser
Das sy solchem noch ræchen allzyt
Vnd kan sich selb vß ræchen nitt /
Vnd meynt das er die ding verstat
Das die welt selbs nit jn jr hat /
Hercules setzt jnn das mer
Zwo sülen (als man seit) von ere /
Die eyn die endet Affricam
Die ander vocht an Europam /
Vnd hatt groß acht vff end der erdt
Wust nit / was end jm was beschert
Dann der all wunderwerck veracht /
Der wart durch frowen list vmbbracht /
Bacchus zoch vmb mit grossem her
Durch alle landt der welt / vnd mer
Vnd was alleyn der anschlag syn
Das yederman lert drincken wyn
Wo man nit wyn vnd reben hett
Do lert er machen byer vnd mett /
Sylenus der verlag sich nit
Im narrenschyff fůr er ouch mit
Vnd sunst juffkynd vnd metzen vil
Mit grosser freüd vnd seitten spyl /
Er ist eyn drunckner schelm gesyn
Das jm so wol was mit dem wyn /
Er dürfft nit arbeit han ankert
Man hett sunst drincken wol gelert
Man tribt mit prassen noch vil schand
Ietz fært er erst recht vmb jm land
Vnd macht manchē jm prasß verrůcht
Des vatter nye kein wyn versůcht
Aber was wart Baccho dar von
Er műst zů letst von gsellen gon
Vnd faren hyen do er yetz dringkt
Das jm me durst / dann wollust bringt
Wie wol die heyden jn dar noch
Ertten als gott / vnd hyeltten hoch /
Von denen kumen ist sytthar
Das man jm landt vmb bæchten far
Vnd důt dem ere noch synem dott
Der vns vil übels hat vff brocht
Dye bœß gwonheyten wærent lang
Was vnrecht ist nymbt vberhang
Dann dar zů stæts der tüfel bloßt
Das man syn dienstbarkeit nit losßt /
Do mit ich ouch yetz wider vmb
Vff myn matery vnd fürnem kumb
Was nott wont doch eym menschen by
Das er sůch grœssers dann er sy
Vnd weißt nit was jm nutz entspring
Wann er erfart schon hohe ding
Vnd nit die zyt syns todes kennt
Die wie eyn schætt von hynnan rennt
Ob schon dis kunst ist gwyß vnd wor
So ist doch das eyn grosser tor
Der jn sym synn wygt so gering
Das er well wissen frœmde ding
Vnd die erkennen eygentlich
Vnd kan doch nit erkennen sich
Ouch gdenckt nit wie er das erler
Er sůcht alleyn rům / weltlich ere /
Vnd gdenckt nit an das ewig rich
Wie das witt ist / schœn / wunderlich /
Dar jnn dann ouch vil wonung sint
Vff jrdeschs yeder narr erblyndt
Vnd sůcht syn freüd / vnd lust dar jnn
Des er me schad hatt dann gewynn
Vil handt erkundt / verr / frœmbde lant
Do keyner nye sich selbs erkant /
Wer wis würd als Vlysses wart
Do er lang zyt fůr vff der fart
Vnd sach vil land / lüt / stett / vnd mer
Vnd mert sich stæt jn gůtter ler /
Oder als dett Pythagoras
Der vß Memphis geboren was /
Ouch Plato durch Egypten zoch
Kam / jn Italiam dar noch
Do mit er ye mer tæglich lert
Das syn kunst / wißheit / würd gemert /
Appollonius durch zoch all ort
Wo er von gelertten sagen hort
Den steltt vnd zoch er tæglich noch
Das er jn künsten würd me hoch
Fandt allenthalb das er me lert
Vnd das er vor nit hatt gehœrt /
Wer yetz solch reyß vnd lantfar dæt
Das er zů nem jnn wißheit stæt
Dem wer zů vber sehen baß
Wie wol doch nit genůg wer das /
Dann wem syn synn zů wandeln stot
Der mag nit gentzlich dienen got
|
66.
Alle Länder
erforschen wollen
Ich halt' auch den nicht für ganz weis,
Der allen Sinn braucht, allen Fleiß,
Wie er erkunde Städt' und Land,
Und nimmt den Zirkel in die Hand,
Daß er dadurch berichtet werde,
Wie breit, wie lang, wie weit die Erde,
Wie tief und fern sich zieh' das Meer,
Was festhalte die letzte Sphär';
213
Wie sich das Meer am End' der Welt
Hält, daß es nicht zu Tal abfällt;
Ob um die Welt man fahren kann;
Welch Volk man treffe gradweis
214 an;
Ob's unter unsern Füßen gebe
Auch Leut', ob dorten nichts mehr lebe,
Und wie sie sich dort halten fest,
Daß sie die Erd' nicht luftwärts läßt;
Wie man mit einem Stab schlägt an,
215
Daß man die Welt durchmessen kann.
Archimenides,
216 der wußte viel,
Der macht' im Sande Kreis und Ziel,
Daß ihm durch Rechnen würd' viel kund,
Und wollt' nicht auftun seinen Mund;
Er fürchtete, es könnt' sein Hauch
Verwehen seine Kreise auch,
Und eh' er reden wollt' ein Wort,
Ertrug er lieber selbst den Mord.
In Meßkunst war er sehr behende
Und konnt' ausecken nicht sein Ende.
Dikäarchus
217 befließ sich dessen,
Die Höh' der Berge auszumessen
Und fand, daß Pelion höher was
Denn alle Berge, die er maß;
Doch maß er nicht mit seiner Hand
Die Alpen hoch im Schweizerland
Und maß auch nicht, wie tief das Loch,
Da er hin mußt' und sitzet noch.
Ptolemäus
218 wußte auf den Grad,
Welch Läng' und Breit' das Erdreich hat;
Die Läng' zieht er vom Orient
Und endet sie im Okzident,
Draus hundertachtzig Grad er macht,
Sechzig und drei gen Mitternacht
Die Breite vom Äquinoktial;
219
Nach Mittag hin ist sie mehr schmal:
Er findet fünfundzwanzig Grad
Des Lands, so man erkundet hat.
Das rechnet Plinius
220 schrittweis aus,
Und Strabo
221 machte Meilen draus.
Doch hat man noch gefunden viele
Der Länder hinter Norwegen und Thyle:
222
Wie Island und Pylappenland,
223
Die vordem man noch nicht gekannt.
Man hat seitdem von Portugal
Und von Hispanien überall
Goldinseln gefunden und nackte Leut',
Von denen gewußt man keinen Deut.
Marinus
224 hat nach dem Meer die
Welt
Berechnet und drin sehr gefehlt;
Plinius, der weise Meister, spricht,
Es zeuge von Verständnis nicht,
Wolle man die Größe der Welt verstehn
Und drüber hinaus vorzeitig gehn
Und rechnen weit bis hinters Meer.
Denn Menschengeist irrt darin sehr,
Daß er solches berechnet alle Zeit
Und weiß mit eignem Maß nicht Bescheid
Und meint, die Dinge zu verstehn,
Welche die Welt nie in sich gesehn.
Herkules soll haben ins Meer
Gesetzt zwei eherne Säulen schwer,
Die eine, wo Afrika begann,
Die andre fängt Europa an;
Er hatte wohl acht auf das Ende der Erd',
Und wußte nicht, was ihm für ein Ende beschert,
Denn der all Wunderwerk veracht',
Ward durch Frauenlist umgebracht.
Bacchus zog um mit großem Heer
Durch die Lande der Welt und durch das Meer;
Es war sein Vorsatz ganz allein,
Daß jeder lernte trinken Wein,
Und wo's nicht Wein gab oder Reben,
Lehr't er bei Bier und Met zu leben.
Silenus
225 blieb auch nicht zu
Haus,
Fuhr mit im Narrenschiffe aus
Und sonst Gesindel und Metzen viel
Mit großer Freud' und Saitenspiel.
Er mußt' ein Trunkenbold wohl sein,
Daß ihm so wohl war bei dem Wein.
Er brauchte sich nicht bemühn,
Man lernt' das Trinken auch ohne ihn.
Man treibt mit Prassen noch viel Schande;
Jetzt fährt er erst recht um im Lande
Und macht gar manchen im Praß verrucht,
Des Vater nie den Wein versucht.
Aber was ist dem Bacchus geschehn?
Er mußte zuletzt von den Seinen gehen
Und fahren hin, wo er jetzt trinkt,
Was ihm mehr Durst als Freude bringt,
Wiewohl die Heiden ihn dennoch
Verehrten als Gott und hielten hoch,
Von denen gekommen ist hernach,
Daß man feiert im Land den Bacchustag,
226
Und hat nach dem Tode dem Ehre erdacht,
Der uns viel Übles nur gebracht.
Die schlechten Gewohnheiten währen lang,
Was Unrecht ist, nimmt Überhang,
Denn stets der Teufel dazu treibt,
Daß man in seinem Dienste bleibt. –
Doch will ich jetzo wiederum kommen
Auf das, was ich mir vorgenommen;
Welche Not wohnt einem Menschen bei,
Daß er Größres suche, als er sei?
Er weiß nicht, was ihm Guts entspringe,
Wenn er erfährt so hohe Dinge
Und seines Todes Zeit nicht kennt,
Die wie ein Schatten von hinnen rennt.
Ist auch die Kunst
227 gewiß und wahr,
So ist das doch ein großer Narr,
Der es im Sinn wägt so geringe,
Daß er will wissen fremde Dinge
Und die erkennen eigentlich
228
Und kann doch nicht erkennen sich,
Denkt auch nicht, wie er sich belehre.
Er sucht nur Erdenruhm und Ehre
Und denkt nicht an das ewige Reich,
Wie weit das ist und wundergleich,
Drin Wohnungen so viele sind.
Das Irdische macht Narren blind,
Die suchen Freud' und Lust darin,
Zum Schaden mehr als zum Gewinn.
Viel haben erkundet fremdes Land,
Von denen keiner sich selbst erkannt.
Wer klug wird, wie Ulysses ward,
Der lange fuhr auf seiner Fahrt
Und sah viel Land, Leut', Städt' und Meere
Und mehrte in sich gute Lehre;
Oder wie tat Pythagoras,
229
Der auf Memphis geboren was,
Oder wie Plato durch Ägypten kam,
Den Lauf dann nach Italien nahm,
Damit er täglich sich belehrte
Und seine Kunst und Weisheit mehrte;
Wie Apollonius durchfuhr die Land',
Wo ihm Gelehrte waren bekannt
Und suchte sie auf und stellt' ihnen nach,
Daß er würd' weiser jeden Tag,
Und überall fand, was ihn belehrte,
Womit er seine Kunst vermehrte, –
Die solche Reisen unternommen,
Die ihrer Weisheit zugute gekommen,
Denen wäre zu übersehen dies,
Wiewohl ich es nicht gänzlich pries,
Denn wer den Sinn aufs Reisen stellt,
Dient nicht nur Gott – dient auch der Welt.
|
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Der narr Marsyas der verlor
Das man jm abzoch hut vnd hor
Hielt doch die sackpfiff / noch als vor
|
Die Haut mitsamt dem Haar verlor
Besiegt Marsyas
230 einst, der Tor,
Und blies die Sackpfeif' nach wie vor.
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LXVII.
Nitt wellen eyn nar syn
Die eygenschafft hat yeder narr
Das er nit kan genemen war
Das man syn spott / dar vmb verlor
Der narr Marsyas hut vnd hor
Aber narrheit ist so verblænt
Eyn narr zů allen zytten wænt
Er sy witzig / so man sin lach
Vnd eyn jufftæding vß jm mach
Stelt er sich ernstlich zů der sach /
Das man jn ouch für witzig halt
Biß jm die pfif vß dem ermel fallt /
Wer vil gůt hat / der hat vil fründ
Dem hilfft man redlich ouch zů sünd
Eyn yeder lůgt wie er jn schynd
So lang das wært / biß er würt arm
So spricht er / heu das gott erbarm
Wie hat ich vor / nochlouff so vil
Keyn fründ ist der mich trœsten wil /
Hett ich das vor by zyt betraht
Ich wer noch rich vnd nit veraht /
Eyn groß torheyt ist das für wor
Welcher verdůt jn eynem jor
Do er syn tag solt leben mitt
Das er das üppecklich vß gyt
Vnd meynt zyttlich füroben han
Das er mœg noch dem bættel gan
So jm dann stoßt vnder syn hend
Armůt / verachtung / spott / ellend /
Vnd er zerryssen loufft / vnd bloß
So kumbt jm dann der ruwen stoß /
Wol dem der jm fründ machen kan
Vß gůt / das er doch hye můß lan
Die jn trœsten vnd by jm ston /
So er ist allenthalb verlon
Dar gegen ist manch narr vff erd
Der sich annymbt nærrscher geberd
Vnd wann man jnn joch schünd vnd süt
So kund er doch gantz nütz dar mitt
Dann das er ettwan die oren schütt /
Will nærrisch syn mit allem fliß
Doch nyemans gfeltt syn narren wiß /
Wie wol er glich eym narren důt
Nimbt doch syn schympf niemâs für gůt
Ouch sprechen von jm ettlich gsellen
Der nar woltt sich gern nærrisch stellen
So kan er weder wiß noch gberd
Er ist eyn narr / vnd nyemans werd /
Vnd ist eyn seltzen ding vff erd
Mancher will syn ein witzig man
Der sich doch nymbt der dorheit an
Vnd meynt das man jn rűmen sol
Wañ man spricht / der kan narrheit wol
Dar gegen sint vil narren ouch
Die vß gebrűtet hat eyn gouch
Die wellen von der wißheyt sagen
Es sy gehowen oder gschlagen
So went sie witzig syn gezelt
So man sie doch für narren heltt /
Wann man eyn narren knützschet kleyn
Als man den pfeffer důt jm steyn
Vnd stieß jn dar jnn joch lang jor
So blib er doch eyn narr als vor /
Dann yedem narren das gebrist /
Das wonolff / btriegolfs brůder ist
Mancher der ließ sich halber schynden
Vnd jm alle viere mit seylen bynden
Das jm alleyn ging gelt dar vß
Vnd er vil golds hett jnn sym huß
Der lytt ouch das er læg zů bett
Vnd er der richen siechtag hett
Vnd man jn wie eyn bůben schiltt
Echt er dar von hett zyns vnd gültt
Mit zymlich nyeman bnügen will
Wer vil hat / der will han zů vil
Vß richtum vbermůt entspringt
Richtum gar seltten demůt bringt
Was soll eyn dreck wann er nit stinckt /
Vil sint alleyn / die hant keyn kynd
Keyn brůder noch sunst nohe fründ
Vnd hœren nit vff arbeitten doch
Ir ougen fültt keyn richtum ouch
Noch gdenckē nit / wem werck ich vor
Hab übelzyt ich gouch vnd tor
Gott gibt manchem richtum vnd ere
Vnd gbrist synr sel / nüt anders mer
Dann das jm gott nit dar zů gitt
Das er das bruch zů rechter zitt
Ouch das nit nyessen zymlich gtar
Io es eym frœmbden füller spar /
Tantalus sitzt jnn wassers lust /
Vnd hatt an wasser doch gebrust
Wie wol er sicht die œppfel an
Hat er doch wenig freüd dar von
Das schafft / das er jm selbs nit gan
|
67.
Kein Narr sein wollen
Die Eigenschaft hat jeder Narr,
Daß er es nicht kann nehmen wahr,
Wie man sein spottet; drum verlor
Marsyas Haut und Haar, der Tor.
Denn Narrheit ist oft also blind,
Daß Narren stets der Meinung sind,
Sie seien weise, wenn man lache
Und Possenspiel mit ihnen mache;
Stellt er sich ernstlich zu der Sache,
Man ihn so lang für weise hält,
Bis ihm die Pfeif' aus dem Ärmel fällt.
Viel Freunde hat, wer reich an Gut,
Dem hilft man, daß er Sünde tut,
Und jeder lugt, wie er ihn schinde;
Dies währt so lang, bis er wird arm,
Dann spricht er: »Ach, daß Gott erbarm!
Wie hatt' ich vordem Nachlauf viel,
Und jetzt – kein Freund mich trösten will!
Hätt' ich das vor der Zeit betrachtet,
Ich wär' noch reich und nicht verachtet!«
Die größte Torheit ist fürwahr,
Wenn man verschlemmt in einem Jahr,
Womit man seine Zeit soll leben;
Wenn man durch Üppigkeit im Geben
Strebt Feierabend bald zu sehn
Um dann – dem Bettel nachzugehn.
Wenn ihm dann stößt in seine Händ'
Verachtung, Armut, Spott, Elend
Und er zerrissen läuft und bloß,
So kommt ihm wohl der Reue Stoß;
Wohl dem, der Freunde sich erwirbt
Mit Gütern, die er, wenn er stirbt,
Muß lassen; jene stehn ihm bei,
Wie er auch sonst verlassen sei.
Dagegen ist manch Narr auf Erden,
Der annimmt törichte Gebärden,
Und zöge man ihm ab das Fell,
Blieb doch der frühere Gesell,
Der etwa nur die Ohren schüttelt.
Er ist ein Narr mit allem Fleiß
Und doch lobt niemand seine Weis'!
Wiewohl er gleich dem Narren tut,
Scheint doch sein Scherz niemandem gut.
Drum sprechen etliche Gesellen:
»Der Narr will sich gern närrisch stellen
Und kann nicht Weise noch Gebärd'!
Er ist ein Narr und gar nichts wert!«
Das ist ein seltsam Ding auf Erden:
Mancher will sein ein witz'ger Mann
Und nimmt allerlei Torheit an,
Und meint, daß man ihn rühmen soll,
Sagt man: »Der kann die Narrheit wohl!«
Dagegen sind viel Narren auch,
Die ausgebrütet hat ein Gauch;
Die wähnen, daß sie klug gesprochen,
Es sei gehauen oder gestochen;
Sie dünken sich für weis gezählt,
So man sie doch für Narren hält.
Stößt man auch einen Narren klein,
Wie man dem Pfeffer tut im Stein,
231
Und stößt ihn noch so lange Jahr, –
Er bleibt ein Narr doch, wie er war.
Denn jedem Narren das gebriest,
Daß Wahnolf Trugolfs Bruder
232 ist.
Es ließ sich mancher gern halb schinden,
An allen Vieren mit Seilen binden,
Erwüchse ihm nur Geld daraus
Und hätt' er Goldes viel im Haus;
Er litt' auch, daß er läg' zu Bett,
Wenn er der Reichen Siechtum hätt';
Er ließ' sich einen Buben schelten,
Wollt' man's mit Zins und Gab' entgelten.
Mit wenigem niemand sich begnügt,
Wer viel hat, mehr dazu noch fügt.
Aus Reichtum Übermut entspringt,
Denn Reichtum selten Demut bringt.
(Was soll ein Dreck, wenn er nicht stinkt?)
Viel sind allein und ohne Kind;
Ohn' Bruder, ohne Freund sie sind,
Die werden nicht von Arbeit matt,
Ihr Auge macht kein Reichtum satt,
Sie denken nicht: »Wem wirk' ich vor;
Wem spare ich, ich Gauch und Tor?«
Gott gibt gar manchem Gut und Ehr',
Und seiner Seele fehlt nichts mehr,
Als daß ihm Gott nicht auch verleiht,
Daß er es brauch' zur rechten Zeit.
Und hab' mit Maß von dem Genuß
Was er einst Völlern lassen muß.
Das macht, weil er sich selbst nichts gönnt!
Denn Tantalus
233 sitzt in Wassersflut
Und löscht doch nicht des Durstes Glut,
Und sieht er gleich die Äpfel an,
Hat er doch wenig Freude dran!
|
|
Wer kynd vnd narren sich nymbt an
Der soll jr schympf für gůt ouch han
Er můß sunst mit den narren gan
|
Wer mit Kindern und Narren sich befaßt,
Dem sei ihr Scherz auch nicht verhaßt,
Weil er sonst zu den Narren paßt.
|
|
LXVIII.
Schympf nit verston
Der ist eyn narr der nit verstœt
Wann er mit eynem narren redt
Der ist eyn narr der widerbillt
Vnd sich mit eynem truncknen schillt
Mit kynd / vnd narren schympfen wil
Vnd nit vff næmen narren spil
Wer wil mit jægern gon der hetz
Wer keyglen will / der selb vff setz /
Der hül / der by den wolffen ist /
Der sprech ich lieg / dem nützt gebrist
Wort gændt vmb wort / ist narren wiß
Gůts gænt vmb bœß / hatt hohen priß
Wer gibt das bœs vmb gůtes vß
Dem kumbt bœs / nyemer vß sym huß /
Wer lachet des eyn ander weynt
Dem kumbt des glich / so ers nit meynt
Eyn wiser gern byn wisen stat
Eyn narr mit narren gern vmb gat /
Das nyemans lyden mag eyn narr
Das kumbt vß synem hochmůt dar
Me leid geschicht eym narren dran
Das er sicht ettlich vor jm gan
Dann er hab freüd / das jm sunst all
Nochgangen / vnd zůn fűssen fall /
Vnd das du merckst / wie ich es meyn
Eyn stoltzer wer gern herr alleyn /
Aman hatt nit so grossen glust
Das yederman jn anbett sust
Alls er hatt leyd / das jn eyn man
Nitt bettet Mardocheus an /
Nit nott das man narren vff merck
Man spűrt eyn narren an sym werck /
Wer wis wolt syn (als yeder sol)
Der ging der narren műssig wol
|
68.
Keinen Spaß verstehn
Ein Narr bemerkt allein wohl nicht,
Wenn er mit einem Narren spricht;
Ein Narr ist auch, wer widerbillt
Und sich mit einem Trunknen schilt,
Mit Narrn und Kindern scherzen will
Und übelnehmen Narrenspiel.
Wer will mit Jägern gehn, der hetze,
Wer kegeln will, derselb' aufsetze;
Der heule, wer bei Wölfen ist,
Es liege still, wem nichts gebrist.
Denn Wort auf Wort ist Narrenweise,
Doch gut für böse hoch ich preise.
Wer Böses gibt für Gutes aus,
Dem kommt das Böse nicht vom Haus;
Wer lacht, damit ein andrer weint,
Den trifft das gleiche, eh er's meint.
Ein Weiser gern bei Weisen steht,
Ein Narr mit Narren gern umgeht;
Daß keinen leiden mag ein Narr,
Macht seinen Hochmut offenbar.
Dadurch dem Narr'n mehr Leid geschieht,
Daß er noch etliche vor sich sieht,
Als Freud' er hat, daß ihm die andern
Zu Füßen fallen und nachwandern.
Und daß du merkst, wie ich es meine:
Ein Stolzer ist gern Herr alleine.
Haman fand nicht Gefallen dran,
Daß ihn verehrte jedermann,
Vielmehr der Kummer ihn beschwerte,
Daß Mardochai ihn nicht ehrte.
Man braucht auf Narren nicht zu merken,
Man kennt sie wohl an ihren Werken;
Wer weise ist, wie jeder soll,
Der bleibt von Narren verschonet wohl.
|
|
Der würffet jnn die hœh den ball
Vnd warttet nit des widerfall
Wer will die lüt erzürnen all
|
Wer in die Höhe wirft den Ball
Und glaubt nicht, dass er wieder fall',
Der will die Leut' erzürnen all.
|
|
LXIX.
Bos dun vnd nit wartē
Der ist eyn narr der andern důt
Das er von keym mag han für gůt
Lůg yeder / was er andern tűg
Das jn do mit ouch wol benűg
Wie yeder vor dem wald jn byltt
Des glich jm allzyt widerhyltt
Wer andere stossen wil jnn sack
Der wart ouch selbs des backenschlack /
Wer vilen seyt / was yedem gbrist
Der hœrt gar offt ouch / wer er ist
Wie Adonisedech hatt gton
Vil andern / als wart jm der lon /
Beryllus sang selb jn der ků
Die er het andern gerüstet zů /
Des glich geschach ouch Busyris
Diomedi vnd Phalaris /
Mancher eym andern macht eyn loch
Dar jn er selber fallet doch /
Eyn galg eym andern macht Aman
Do er wart selbst gehencket an /
Truw yedem wol / lůg doch für dich
Dann worlich / truw ist yetz mysßlich
Lůg vor / was hynder yedem stæck
Wol truwen / rytt vil pferd hyn wægk /
Nyt yß mit eym nydischen man
Noch wellst mit jm zů dische gan
Dann er von stund an vberschlacht
Das du nye hast jnn dir gedacht
Er spricht zů dir / fründt ysß / vnd trinck
Doch ist syn hertz an dir gantz linck
Als ob er sprech / wol günd ichs dir
Als hetts eyn diep gestolen mir /
Mancher der lacht dich an jn schertz
Der dir doch heymlich æß din hertz
|
69.
Ungestraft Böses
tun wollen
Der ist ein Narr, wer andern tut,
Was ihm von keinem scheint als gut.
Schau jeder, was er andern tu',
Damit man es auch ihm füg' zu.
Was einer rufet in den Wald,
Dasselb' ihm allzeit widerhallt;
Wer andre stößet in den Sack,
Wart selbst auch auf den Backenschlag.
Wer vielen sagt, was jedem gebrist,
Der hört gar oft auch, wer er ist.
Was Adonisedech war gewohnt
An andern, so ward ihm gelohnt;
Berillus sang selbst in der Kuh,
Die er gerüstet andern zu
234
Das gleiche geschah auch Busiris,
235
Dem Diomed
236 und Phalaris,
237
Man gräbet andern wohl ein Loch,
Darein man dann fällt selber doch.
Einen Galgen Haman andern baute,
Daran man ihn bald selber schaute.
Trau jedem wohl, doch für dich lug!
Denn wahrlich! Treu' ist jetzt oft Trug,
Schau erst, was hinter jedem steck':
Denn Trauwohl ritt viel Pferde weg!
Iß nicht mit einem neidischen Mann;
Geh nicht zu Tisch mit ihm heran,
Denn er von Stund' an Pläne macht,
An die du nie bei dir gedacht.
Er sagt: »Freund, iß und trink mit mir!«
Doch ist sein Herz weit weg von dir,
Als ob er spräch: »Wohl gönn' ich's dir,
Als hätt's ein Dieb gestohlen mir!«
Es lacht dich mancher an im Scherz,
Der insgeheim gern äß dein Herz.
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